Von wegen Highspeed: Wenn bei der Telekom nur 5 MB/s statt 100 MB/s ankommen, liegt es daran

Die Ernüchterung ist oft groß: Man hat einen scheinbar blitzschnellen Internetvertrag bei der Telekom abgeschlossen, freut sich auf rasante Downloads und flüssiges Streaming, doch im Alltag kratzt die Geschwindigkeit eher an der unteren Grenze. Statt der versprochenen 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) – oder fälschlicherweise erhofften 100 Megabyte pro Sekunde (MB/s) – trudeln nur magere 5 MB/s auf dem Rechner ein. Eine solche Diskrepanz kann frustrierend sein und wirft die Frage auf: Woran liegt das? Ist die Telekom schuld, oder gibt es andere Faktoren, die unsere Internetverbindung ausbremsen? Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein und beleuchtet die häufigsten Ursachen für eine enttäuschende Internetgeschwindigkeit, von technischen Feinheiten bis hin zu oft übersehenen Problemen im eigenen Heimnetzwerk.

### Die große Verwechslung: Mbit/s vs. MB/s – Eine entscheidende Klärung

Bevor wir uns den technischen Ursachen widmen, müssen wir eine der größten Missverständnisse im Zusammenhang mit Internetgeschwindigkeiten ausräumen: die Verwechslung von Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und Megabyte pro Sekunde (MB/s). Die Telekom und andere Internetanbieter werben stets mit Mbit/s, da diese Zahl höher klingt und der international übliche Standard ist. Ein Blick auf die Einheiten offenbart jedoch einen fundamentalen Unterschied:

* **1 Byte = 8 Bit**

Das bedeutet, um von Mbit/s auf MB/s umzurechnen, muss man die Megabit-Zahl durch 8 teilen. Wenn Ihr Vertrag also „bis zu 100 Mbit/s“ verspricht, bedeutet das in der Praxis eine maximale Downloadrate von theoretisch 12,5 MB/s.

Wenn Sie nun also 5 MB/s erreichen, entspricht dies einer realen Geschwindigkeit von etwa 40 Mbit/s. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als die versprochenen 100 Mbit/s, aber eben auch nicht nur 5 % der theoretisch *möglichen* 100 MB/s (was 800 Mbit/s wären!). Diese Unterscheidung ist wichtig, um die Erwartungshaltung korrekt zu justieren und das Problem einzugrenzen. Auch wenn 40 Mbit/s für viele Anwendungen ausreichend sein mögen, ist es verständlich, dass man die bezahlte Leistung auch erhalten möchte. Die Gründe für die Differenz zwischen 100 Mbit/s und den ankommenden 40 Mbit/s sind vielfältig.

### Die „Letzte Meile“: Wenn Kupfer bremst, wo Glasfaser versprochen wurde

Die wohl häufigste Ursache für abweichende DSL Geschwindigkeit Probleme liegt in der Infrastruktur, insbesondere auf der sogenannten „letzten Meile” – dem Abschnitt von der Verteilerzentrale bis zu Ihrem Hausanschluss.

1. **Die Kupferleitung als Flaschenhals:** Obwohl die Telekom massiv in den Ausbau von Glasfaser investiert, endet die Glasfaserleitung oft nicht direkt in Ihrer Wohnung (Fiber to the Home, FTTH), sondern lediglich an einem Verteilerkasten in Ihrer Nähe (Fiber to the Curb, FTTC). Von diesem Verteilerkasten aus wird das Signal dann über die bestehenden, oft viele Jahrzehnte alten Kupferleitungen bis in Ihr Haus transportiert. Diese Kupferkabel sind anfällig für:
* **Dämpfung:** Je länger und älter die Kupferleitung ist, desto mehr Signalstärke geht verloren. Dies ist die physikalische Hauptursache für Geschwindigkeitsverluste.
* **Störanfälligkeit (Crosstalk):** In einem Kabelbündel können sich die Signale benachbarter Leitungen gegenseitig stören. Technologien wie **Vectoring** und Super Vectoring minimieren diese Störungen zwar, können sie aber nicht vollständig eliminieren.
2. **Entfernung zum Verteilerkasten:** Die Leistung von VDSL- und Super Vectoring-Anschlüssen nimmt mit jedem Meter Entfernung zum DSLAM (dem Verteilerkasten mit der aktiven Technik) ab. Sind Sie weit vom nächsten Verteiler entfernt, kann die garantierte Mindestgeschwindigkeit (die im Vertrag stehen muss) deutlich unter der beworbenen „bis zu”-Rate liegen.
3. **Netzauslastung:** Gerade in Stoßzeiten am Abend, wenn viele Menschen gleichzeitig Filme streamen, Online-Spiele spielen oder große Datenmengen herunterladen, kann es zu Engpässen in der lokalen Netzinfrastruktur kommen. Auch wenn die Kernnetze der Telekom sehr leistungsfähig sind, können die Anbindungen der lokalen Verteiler bisweilen an ihre Grenzen stoßen. Dies führt zu einer temporären Reduzierung der verfügbaren Bandbreite.

### Ihre Hardware: Die oft unterschätzte Baustelle im Eigenheim

Selbst wenn das Signal mit voller Leistung bei Ihnen im Haus ankommt, kann die eigene Ausrüstung der limitierende Faktor sein. Hier sind die gängigsten Problemquellen:

1. **Der Router – Herzstück des Heimnetzes:**
* **Alter und Leistungsfähigkeit:** Ein älterer Router mag noch funktionieren, kann aber mit den Anforderungen moderner Highspeed-Anschlüsse überfordert sein. Er unterstützt möglicherweise keine Gigabit-Ethernet-Ports oder nur ältere WLAN-Standards (z.B. Wi-Fi 4 / 802.11n statt Wi-Fi 5 / 802.11ac oder Wi-Fi 6 / 802.11ax).
* **Firmware:** Veraltete Router-Firmware kann Bugs enthalten oder Leistungsengpässe verursachen. Regelmäßige Updates sind hier Pflicht.
* **Fehlkonfiguration:** Unsachgemäße Einstellungen, etwa bei der Kanalwahl des WLANs, können die Geschwindigkeit beeinträchtigen.
2. **Die Endgeräte – PC, Laptop, Smartphone:**
* **Netzwerkkarte:** Überprüfen Sie, ob die Netzwerkkarte Ihres Computers Gigabit-Ethernet (1000 Mbit/s) unterstützt. Viele ältere PCs oder Laptops haben nur 100 Mbit/s Karten, was die Geschwindigkeit auf maximal 12,5 MB/s (bei idealen Bedingungen) begrenzt.
* **WLAN-Adapter:** Auch der WLAN-Adapter in Ihrem Gerät muss den aktuellen Standards entsprechen. Ein alter Adapter kann die volle Geschwindigkeit des Routers nicht nutzen.
* **Treiber:** Veraltete oder fehlerhafte Treiber für Netzwerkkarte oder WLAN-Adapter können ebenfalls die Leistung drosseln.
* **Hintergrundprozesse und Virenscanner:** Laufende Downloads, Cloud-Synchronisationen oder ein aggressiver Virenscanner können Ressourcen beanspruchen und die gemessene Geschwindigkeit senken.
3. **Die Verkabelung im Haus – Der unsichtbare Engpass:**
* **Ethernet-Kabel:** Nicht alle Ethernet-Kabel sind gleich. Ein altes CAT5-Kabel kann die Gigabit-Geschwindigkeit nicht übertragen. Verwenden Sie mindestens CAT5e- oder besser noch CAT6-Kabel für die Verbindung zwischen Router und PC. Auch defekte oder geknickte Kabel können die Übertragung massiv stören.
* **TAE-Dose und interne Telefonverkabelung:** Alte, schlecht geschirmte oder überlange Telefonleitungen innerhalb Ihres Hauses von der TAE-Dose zum Router können das Signal stark schwächen. Manchmal sind mehrere Dosen hintereinander geschaltet, was ebenfalls suboptimal ist. Der Router sollte idealerweise an der ersten TAE-Dose angeschlossen werden.
* **Powerline-Adapter:** Diese Adapter, die Internet über das Stromnetz verteilen, sind bequem, aber oft ein massiver Geschwindigkeitskiller. Ihre Leistung hängt stark von der Qualität der Stromleitungen ab und kann selten die volle Bandbreite durchschleusen.

### Unsichtbare Störfaktoren: WLAN-Interferenzen und mehr

WLAN ist bequem, aber auch anfällig für externe Einflüsse. Die beworbene Telekom Geschwindigkeit kommt oft nur am Router selbst an; im WLAN sind die Bedingungen selten ideal.

1. **WLAN-Frequenzen und Kanäle:**
* **2.4 GHz vs. 5 GHz:** Das 2.4 GHz-Band hat eine größere Reichweite und dringt besser durch Wände, ist aber oft überfüllt und langsamer. Das 5 GHz-Band ist schneller, hat aber eine geringere Reichweite und ist anfälliger für Hindernisse. Moderne Router nutzen oft beide Bänder (Dual-Band). Stellen Sie sicher, dass Ihre Geräte, wenn möglich, das 5 GHz-Band nutzen.
* **Interferenzen durch Nachbarn:** Besonders in Mehrfamilienhäusern überlagern sich die WLAN-Netze der Nachbarn. Eine manuelle Kanalwahl im Router kann hier Abhilfe schaffen, um einen weniger frequentierten Kanal zu finden.
* **Andere Störquellen:** Geräte wie Mikrowellen, DECT-Telefone oder Bluetooth-Geräte können das 2.4 GHz-Band stören.
2. **Platzierung des Routers:** Ein Router sollte zentral, erhöht und frei stehen – nicht in einem Schrank oder hinter großen Möbelstücken. Je mehr Wände, Decken oder Metallobjekte das Signal durchdringen muss, desto schwächer wird es.

### Die Quelle zählt: Nicht immer ist die Telekom schuld

Manchmal liegt das Problem weder bei Ihnen noch bei der Telekom, sondern an der Quelle, von der Sie Daten herunterladen.

1. **Der Download-Server:** Wenn Sie eine Datei von einem Server herunterladen, ist dessen Leistung entscheidend. Ein überlasteter oder schlecht angebundener Server kann die Daten nur langsam bereitstellen, selbst wenn Ihre eigene Leitung Kapazität hätte. Dies ist besonders bei beliebten Downloads direkt nach Veröffentlichung oder bei kostenlosen Cloud-Diensten oft der Fall.
2. **VPN-Nutzung:** Ein Virtual Private Network (VPN) leitet Ihren Datenverkehr über einen externen Server um. Dies erhöht die Sicherheit und Anonymität, kann aber die Geschwindigkeit, je nach VPN-Anbieter und Serverstandort, erheblich reduzieren.
3. **Browser und Software:** Veraltete Browser, aggressive Add-ons oder Hintergrund-Software, die Daten synchronisiert, können ebenfalls die wahrgenommene Geschwindigkeit beeinflussen.

### Die Messung der Wahrheit: Wie man die Geschwindigkeit richtig prüft

Um der Ursache auf den Grund zu gehen, ist eine präzise Messung der Internetgeschwindigkeit unerlässlich.

1. **LAN-Kabel ist Pflicht:** Für eine aussagekräftige Messung verbinden Sie Ihren Computer **direkt mit dem Router per Ethernet-Kabel**. WLAN-Messungen sind wegen der vielen Störfaktoren unzuverlässig und spiegeln nicht die tatsächliche Leistung Ihres Anschlusses wider.
2. **Direkt am Router:** Idealerweise schließen Sie den Computer direkt an den Router an, nicht über Powerline-Adapter oder WLAN-Repeater.
3. **Alle anderen Geräte trennen:** Stellen Sie sicher, dass während der Messung keine anderen Geräte im Netzwerk aktiv sind (kein Streaming, keine Downloads, keine anderen PCs oder Smartphones im WLAN).
4. **Mehrere Messungen zu verschiedenen Zeiten:** Führen Sie Messungen an verschiedenen Wochentagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten durch (z.B. tagsüber und in der Hauptnutzungszeit am Abend), um Schwankungen durch Netzauslastung zu erkennen.
5. **Verwenden Sie offizielle Speedtests:** Nutzen Sie den Speedtest der Bundesnetzagentur (Breitbandmessung.de) oder vertrauenswürdige Anbieter wie Ookla (speedtest.net), die gute Infrastruktur haben. Achten Sie darauf, einen Server in Ihrer Nähe auszuwählen.

### Was tun, wenn die Geschwindigkeit trotz allem nicht stimmt?

Nachdem Sie alle potenziellen Fehlerquellen im eigenen Heimnetzwerk überprüft und die Geschwindigkeit korrekt gemessen haben, und feststellen, dass immer noch deutlich weniger als die vertraglich vereinbarte Leistung ankommt (beachten Sie die Toleranzbereiche, die Anbieter einräumen dürfen, aber auch die in Ihrem Vertrag genannte *Mindestgeschwindigkeit*):

1. **Dokumentieren Sie Ihre Messungen:** Die Bundesnetzagentur bietet eine App an, mit der Sie über einen bestimmten Zeitraum mehrere Messungen durchführen können, die dann als Beweismittel dienen können.
2. **Kontaktieren Sie den Telekom Support:** Schildern Sie das Problem präzise und teilen Sie Ihre Messergebnisse mit. Die Telekom kann eine Leitungsprüfung durchführen und gegebenenfalls einen Techniker schicken.
3. **Berufung auf das Telekommunikationsgesetz (TKG):** Seit Dezember 2021 haben Verbraucher in Deutschland verbesserte Rechte. Wenn die tatsächliche Geschwindigkeit regelmäßig und erheblich unter der vertraglich vereinbarten und der im Vertrag genannten *Mindestgeschwindigkeit* liegt, haben Sie unter Umständen das Recht auf eine Preisminderung oder sogar eine fristlose Kündigung. Die Bundesnetzagentur bietet hierfür ein Schlichtungsverfahren an.

### Fazit: Wer Highspeed will, muss genau hinschauen

Die Enttäuschung über eine langsame Internetverbindung trotz Highspeed-Versprechen ist nachvollziehbar. Doch wie dieser Artikel zeigt, sind die Ursachen selten eindimensional. Oft ist es eine Kombination aus Faktoren – der „letzten Meile” des Anbieters, der eigenen Hardware und Verkabelung sowie externen Störquellen. Die Verwechslung von Mbit/s und MB/s spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Erwartungshaltung.

Nehmen Sie sich die Zeit, die potenziellen Fehlerquellen systematisch zu prüfen. Beginnen Sie mit der Klärung der Einheiten, überprüfen Sie Ihre Heiminstallation und messen Sie die Geschwindigkeit korrekt. Erst dann können Sie fundiert entscheiden, ob der Ball im Spielfeld der Telekom liegt oder ob Optimierungen im eigenen Bereich nötig sind. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie am Ende auch die Internetleistung erhalten, für die Sie bezahlen – und endlich das Highspeed-Erlebnis genießen, das Ihnen versprochen wurde.