Entfesseln Sie Ihre AMD-Karte: Der ultimative Guide zum More Power Tool für maximale Leistung

Besitzen Sie eine AMD-Grafikkarte und das Gefühl, dass sie noch mehr leisten könnte? Oftmals schöpfen Grafikkarten ab Werk ihr volles Potenzial nicht aus. Hersteller setzen aus Gründen der Stabilität, Wärmeentwicklung oder Marketingstrategie konservative Leistungsgrenzen. Doch für Enthusiasten und Power-User, die das Maximum aus ihrer Hardware herausholen wollen, gibt es eine Geheimwaffe: das More Power Tool (MPT). Dieser ultimative Guide führt Sie Schritt für Schritt durch die Nutzung des MPT, um Ihre AMD-Grafikkarte zu entfesseln und ein beispielloses Leistungsniveau zu erreichen.

Was ist das More Power Tool (MPT) und warum ist es so mächtig?

Das More Power Tool ist kein gewöhnliches Overclocking-Utility wie AMDs eigene Adrenalin-Software oder Drittanbieter-Tools wie MSI Afterburner. Es ist ein tiefergehender Eingriff, der die Grenzen überwindet, die von diesen Tools respektiert werden. Entwickelt von den Hardware-Experten von Igor’s Lab, ermöglicht das MPT die Modifikation der sogenannten SoftPowerPlayTables (SPPT). Diese Tabellen sind im System-Registry gespeichert und werden vom Treiber ausgelesen, um die Betriebsparameter der GPU – wie Power Limits (Stromverbrauchsgrenzen), Spannungsgrenzen und Taktraten – festzulegen.

Der entscheidende Unterschied: Während herkömmliche Tools innerhalb dieser vom Treiber vorgegebenen Grenzen agieren, schreibt das MPT diese Grenzen selbst um. Es manipuliert sozusagen das Regelwerk, nach dem der Treiber arbeitet, bevor der Treiber überhaupt geladen wird. Das bedeutet, Sie können die Obergrenzen für den Stromverbrauch (TDP, TDC, PPT), die maximalen Taktraten und sogar die Spannung deutlich über die vom Hersteller vorgesehenen Werte hinaus erhöhen. Dies ist der Schlüssel, um das volle Leistungspotenzial Ihrer AMD-GPU freizuschalten.

Die Vorteile der MPT-Nutzung: Mehr als nur Übertakten

Der Hauptgrund für die Verwendung des More Power Tools ist natürlich die Steigerung der Leistung. Indem Sie die Power Limits anheben, ermöglichen Sie Ihrer Grafikkarte, höhere und stabilere Taktraten über längere Zeiträume zu halten, was zu einer deutlichen Verbesserung der Frameraten in Spielen und der Rechenleistung in Anwendungen führen kann.

• Maximale Taktraten freischalten: Überschreiten Sie die werksseitigen Taktgrenzen und lassen Sie Ihre GPU so hoch boosten, wie es die Siliziumqualität und Kühlung zulassen.
• Erhöhte Power Budgets: Geben Sie Ihrer Karte mehr „Saft”, damit sie auch unter hoher Last ihre Taktraten halten kann, ohne in ein Power-Limit zu laufen.
• Effektiveres Undervolting: Paradoxerweise kann das MPT auch für besseres Undervolting genutzt werden. Indem Sie die maximalen Power Limits erhöhen, geben Sie der Karte mehr Spielraum bei der Taktstabilität. Anschließend können Sie über die Adrenalin-Software die Spannung bei hohen Taktraten absenken und so eine höhere Effizienz erreichen, was zu geringerer Wärmeentwicklung und oft auch zu höherer Leistung führt.
• Feingranulare Kontrolle: Das MPT bietet einen Detaillierungsgrad, den Sie mit keiner anderen Software erreichen können.
• Herstellerbeschränkungen umgehen: Viele Grafikkartenmodelle, insbesondere die günstigeren Varianten, werden oft künstlich gedrosselt. MPT kann diese Drosselungen aufheben.

Wichtige Vorbereitung und Risikohinweise

Bevor Sie mit dem More Power Tool loslegen, ist es unerlässlich, die potenziellen Risiken zu verstehen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Das MPT ist ein mächtiges Werkzeug, das bei unsachgemäßer Anwendung zu Instabilität oder im schlimmsten Fall zu Hardwareschäden führen kann. Es liegt in Ihrer eigenen Verantwortung, das Tool korrekt und mit Bedacht zu verwenden. Die Garantie Ihrer Grafikkarte kann durch die Verwendung des MPT erlöschen.

Voraussetzungen:

• Kompatible AMD-Grafikkarte: MPT funktioniert hauptsächlich mit neueren AMD-GPUs der RDNA2- (RX 6000 Serie) und RDNA3-Architektur (RX 7000 Serie). Auch ältere Vega- und Navi10/12/14-Karten werden unterstützt.
• Aktueller AMD-Treiber: Stellen Sie sicher, dass Ihr Adrenalin-Treiber auf dem neuesten Stand ist.
• Monitoring-Software: Unverzichtbar! Verwenden Sie Tools wie HWInfo64 für detaillierte Sensorwerte (Spannung, Taktraten, Temperaturen, Hot Spot Temperatur, Power Draw) und GPU-Z zum Auslesen des VBIOS.
• Stresstest-Software: Zum Testen der Stabilität. Empfohlen sind 3DMark (Time Spy, Port Royal), FurMark (vorsichtig verwenden, da extrem lastintensiv) und natürlich Ihre Lieblingsspiele.
• Ausreichende Kühlung: Wenn Sie die Power Limits erhöhen, steigt auch die Abwärme. Eine gute Gehäusebelüftung und ein leistungsstarker GPU-Kühler sind essenziell.
• Starkes Netzteil: Ihr Netzteil muss in der Lage sein, die erhöhte Leistungsaufnahme der Grafikkarte stabil zu liefern. Planen Sie einen Puffer ein.

Risikohinweise:

• Instabilität und Abstürze: Zu hohe Werte können zu Systemabstürzen, Bluescreens oder Blackscreens führen.
• Hardware-Beschädigung: Extreme Spannungs- oder Power-Erhöhungen können die Lebensdauer Ihrer GPU verkürzen oder im schlimmsten Fall zu einem Defekt führen. Gehen Sie schrittweise vor!
• Garantieverlust: Die Verwendung des MPT kann zum Erlöschen Ihrer Herstellergarantie führen.

Wichtiger Tipp: Führen Sie Änderungen immer nur in kleinen Schritten durch und testen Sie die Stabilität nach jeder Anpassung gründlich! Seien Sie geduldig.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Nutzung des More Power Tools

1. Das MPT herunterladen

Besuchen Sie die Download-Seite auf Igor’s Lab. Scrollen Sie nach unten zum Download-Bereich und laden Sie die neueste Version des More Power Tools herunter. Es ist meist eine .zip-Datei, die keine Installation erfordert – einfach entpacken und die .exe-Datei starten.

2. VBIOS sichern (sehr wichtig!)

Bevor Sie Änderungen vornehmen, sichern Sie Ihr VBIOS. Starten Sie GPU-Z, klicken Sie auf das kleine Pfeil-Symbol neben dem „BIOS Version”-Feld und speichern Sie die .ROM-Datei an einem sicheren Ort. Im Falle eines Fehlers kann dies Ihre Rettung sein.

3. MPT starten und Profil laden

1. Starten Sie die MorePowerTool.exe.
2. Klicken Sie im MPT auf „Load SPPT”.
3. Wählen Sie „Load SPPT from Registry”. Dies lädt die aktuell vom Treiber verwendeten PowerPlayTables. Stellen Sie sicher, dass im Dropdown-Menü „Select active GPU” die richtige AMD-Grafikkarte ausgewählt ist.

Nun sehen Sie eine Vielzahl von Parametern. Das MPT liest diese Werte aus und präsentiert sie in einer übersichtlichen Oberfläche.

4. Die wichtigsten Registerkarten und Parameter verstehen

Registerkarte „Power and Voltage” (Leistung und Spannung)

Dies ist die wichtigste Registerkarte für Leistungssteigerungen. Hier finden Sie die Grenzen, die Ihre Karte in ihrer Leistung limitieren:

• Power Limit (W) / PPT Limit (W): Dies ist das absolute Leistungsbudget Ihrer Karte. Es bestimmt, wie viel Watt die GPU maximal aufnehmen darf. Eine Erhöhung hier ermöglicht höhere Taktraten. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, z.B. 10-20% Erhöhung.
• TDC Limit (A) / EDC Limit (A): Diese Werte beziehen sich auf die Stromstärke (Amper) der einzelnen Stromphasen der GPU und des Speichers. Erhöhen Sie diese proportional zum PPT Limit.
• VDDC Limit (mV) / Voltage Limit (mV): Die maximale Spannung, die an die GPU angelegt werden darf. Höhere Taktraten erfordern in der Regel höhere Spannungen, aber auch hier ist Vorsicht geboten. Eine leichte Erhöhung kann die Stabilität verbessern, aber zu viel kann zu Überhitzung oder Schaden führen. Oftmals ist es effektiver, die Spannung später in Adrenalin für hohe Taktraten zu reduzieren (Undervolting), während das MPT die Obergrenze festlegt.
• MVDDC Limit (mV) (Memory Voltage): Die Spannung des Grafikspeichers. Dieser Wert sollte normalerweise unangetastet bleiben, es sei denn, Sie sind ein sehr erfahrener Overclocker.

Registerkarte „Frequency” (Frequenz)

• Max Freq (MHz): Legt die maximale Taktrate fest, die Ihre GPU erreichen darf. Erhöhen Sie diesen Wert, um dem Boost-Algorithmus mehr Spielraum zu geben.
• Min Freq (MHz): Die minimale Taktrate. Weniger relevant für die maximale Leistung, kann aber für Idle-Verbrauch optimiert werden.

Registerkarte „Thermal” (Thermisch)

• Max Temp (C): Die maximale Temperatur, bei der die Karte drosselt. Eine leichte Erhöhung kann bei guter Kühlung mehr Spielraum geben, aber höhere Temperaturen reduzieren die Lebensdauer der Hardware.
• Hot Spot Temp (C): Die Temperatur des heißesten Punktes auf dem GPU-Die. Dies ist ein kritischer Wert, der niemals zu hoch werden sollte (unter 100°C bis 105°C ist meist noch akzeptabel, aber niedriger ist immer besser).

5. Änderungen anwenden und testen

1. Nehmen Sie Ihre ersten Anpassungen vor (z.B. Erhöhung des PPT Limit um 10% und des Max Freq um 100-200 MHz).
2. Klicken Sie auf den Button „Write SPPT”.
3. STARTEN SIE IHREN COMPUTER NEU! Die Änderungen im Registry werden erst nach einem Neustart wirksam.
4. Nach dem Neustart: Öffnen Sie HWInfo64 und Ihre Stresstest-Software (z.B. 3DMark oder ein anspruchsvolles Spiel).
5. Überwachen Sie während des Stresstests genau die Werte in HWInfo64:
   • GPU Clock Speed: Steigt sie an und bleibt stabil?
   • Power Draw: Wird das erhöhte Power Limit tatsächlich genutzt?
   • GPU Temperatur und Hot Spot Temperatur: Bleiben diese in einem sicheren Bereich?
   • VDDC / GPU Core Voltage: Welche Spannungen werden erreicht?
6. Achten Sie auf Artefakte, Abstürze oder ungewöhnliches Verhalten. Wenn alles stabil läuft, können Sie in kleinen Schritten weitere Anpassungen vornehmen. Wenn es zu Instabilität kommt, reduzieren Sie die zuletzt geänderten Werte.

Wichtiger Hinweis: Sobald Sie die Power Limits erhöhen, passen Sie die Lüfterkurven in der AMD Adrenalin Software an, um eine optimale Kühlung zu gewährleisten. Aggressivere Lüfterkurven können höhere Taktraten und niedrigere Temperaturen ermöglichen.

Fortgeschrittene Tipps und Tricks

• Das „Sweet Spot”-Prinzip: Oft liegt das beste Leistungs-/Effizienzverhältnis nicht bei den absolut höchsten Taktraten, sondern bei stabil hohen Taktraten in Kombination mit der niedrigstmöglichen Spannung (Undervolting). Nutzen Sie MPT, um die Obergrenzen zu erweitern, und dann die Adrenalin Software, um die Spannung für bestimmte Taktraten feinzujustieren.
• Profile speichern: Sobald Sie stabile und performante Einstellungen gefunden haben, können Sie diese im MPT als Profil speichern („Save SPPT”).
• Experimentieren: Jede GPU ist ein Unikat. Was bei der einen Karte gut funktioniert, muss bei der anderen nicht zutreffen. Geduldiges Experimentieren ist der Schlüssel zur optimalen Optimierung.
• Community-Ressourcen: Die Igor’s Lab Community und spezialisierte Foren sind großartige Orte, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu finden.

Häufige Probleme und Fehlerbehebung

• Systeminstabilität / Abstürze: Reduzieren Sie die zuletzt geänderten Werte, insbesondere das PPT Limit oder die Spannung (VDDC Limit). Wenn Sie sich nicht sicher sind, setzen Sie die Werte auf die Standardeinstellungen zurück und beginnen Sie erneut.
• Blackscreen beim Booten: Dies tritt selten auf, wenn man schrittweise vorgeht. Sollte es passieren, versuchen Sie, im abgesicherten Modus zu starten und die MPT-Änderungen über die Registrierung rückgängig zu machen (oder eine Systemwiederherstellung zu verwenden, falls erstellt).
• Änderungen werden nicht übernommen: Haben Sie „Write SPPT” gedrückt? Haben Sie den Computer neu gestartet? Diese Schritte sind zwingend erforderlich.
• Hohe Hot Spot Temperatur: Dies ist oft ein Zeichen für unzureichende Kühlung oder eine schlechte Anpressung des Kühlers. Verbessern Sie die Gehäusebelüftung, reinigen Sie den Kühler oder erwägen Sie einen erneuten Anbau des Kühlers mit frischer Wärmeleitpaste.

Fazit: Die Kraft der Kontrolle

Das More Power Tool ist ein unverzichtbares Werkzeug für jeden ernsthaften AMD-Grafikkarten-Enthusiasten, der das volle Potenzial seiner Hardware ausschöpfen möchte. Es bietet eine einzigartige Möglichkeit, über die vom Hersteller und Treiber vorgegebenen Grenzen hinauszugehen und eine bisher unerreichte Kontrolle über die Leistung Ihrer Grafikkarte zu erlangen.

Denken Sie daran: Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Gehen Sie sorgfältig, schrittweise und verantwortungsbewusst vor. Überwachen Sie stets Ihre Temperaturen und Spannungen und scheuen Sie sich nicht, Werte zu reduzieren, wenn Ihr System instabil wird. Wenn Sie diese Richtlinien befolgen, werden Sie Ihre AMD-Karte erfolgreich entfesseln und ein völlig neues Maß an Leistung und Gaming-Erlebnis genießen können.

Tauchen Sie ein in die Welt der feingranularen GPU-Optimierung und erleben Sie, wie viel mehr Ihre AMD-Grafikkarte wirklich leisten kann!