Enttäuschung pur: Meine RTX 4090 mit DLSS liefert kaum ein Mehr an FPS – wie kann ich das lösen?

Die RTX 4090 ist der unangefochtene König der Grafikkarten, ein wahres Kraftpaket, das für kompromisslose Leistung in den anspruchsvollsten Spielen konzipiert wurde. Gepaart mit NVIDIAs revolutionärer DLSS-Technologie (Deep Learning Super Sampling) verspricht sie atemberaubende Bilder und flüssige Bildraten, selbst bei 4K und aktiviertem Raytracing. Stellen Sie sich also Ihre Enttäuschung vor, wenn Sie nach dem Upgrade auf dieses High-End-Monster feststellen, dass die versprochenen FPS-Sprünge ausbleiben und Sie immer noch mit suboptimale Frameraten kämpfen. Diese Frustration ist absolut verständlich. Man hat viel Geld investiert, die Erwartungen sind hoch, und das Ergebnis ist… ernüchternd.

Sie sind nicht allein mit diesem Gefühl. Viele Gamer, die in Top-Hardware investieren, übersehen oft, dass die Leistung eines Gaming-PCs ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Komponenten ist. Eine einzelne, noch so mächtige Grafikkarte kann nicht zaubern, wenn andere Teile des Systems sie ausbremsen. In diesem umfassenden Artikel gehen wir den Ursachen auf den Grund, warum Ihre RTX 4090 mit DLSS möglicherweise nicht die erwarteten FPS liefert, und zeigen Ihnen detaillierte Lösungsansätze, um das volle Potenzial Ihrer Hardware auszuschöpfen.

Das Versprechen von DLSS und die Realität des PC-Gamings

Bevor wir uns den Problemen zuwenden, lassen Sie uns kurz rekapitulieren, was DLSS eigentlich ist und wie es funktioniert. DLSS ist eine KI-gestützte Upscaling-Technologie von NVIDIA. Sie ermöglicht es der Grafikkarte, ein Spiel in einer niedrigeren Auflösung zu rendern (z.B. 1080p oder 1440p) und das Bild dann mithilfe von künstlicher Intelligenz in eine höhere Zielauflösung (z.B. 4K) hochzuskalieren. Das Ergebnis ist ein Bild, das visuell kaum von einer nativen hohen Auflösung zu unterscheiden ist, aber mit deutlich weniger Rechenleistung erstellt wurde. Dies sollte theoretisch zu einem massiven FPS-Boost führen, insbesondere in GPU-limitierten Szenarien wie bei hohen Auflösungen und aktivierten Raytracing-Effekten.

Die Realität des PC-Gamings ist jedoch, dass selbst die stärkste GPU an ihre Grenzen stoßen kann, wenn andere Faktoren im Spiel sind. Hier sind die häufigsten Gründe, warum Ihre RTX 4090 möglicherweise nicht die erwartete Leistung abliefert:

Der Klassiker: Der CPU-Bottleneck (Prozessor-Engpass)

Dies ist mit Abstand der häufigste und oft übersehene Übeltäter, wenn es um unerwartet niedrige FPS bei High-End-Grafikkarten geht. Ihre RTX 4090 ist unglaublich schnell darin, Grafikdaten zu verarbeiten und Bilder zu rendern. Wenn Ihr Prozessor (CPU) jedoch nicht schnell genug ist, die notwendigen Daten für die Grafikkarte bereitzustellen – zum Beispiel Berechnungen für Spielphysik, KI, Draw Calls oder Charakterbewegungen – dann wartet die Grafikkarte im Grunde auf die CPU. Sie ist unterfordert, obwohl die FPS niedrig sind. Die RTX 4090 läuft nicht am Limit, aber auch Ihr Spiel nicht mit optimaler Bildrate.

Ein CPU-Bottleneck tritt besonders häufig bei Spielen auf, die stark auf die CPU angewiesen sind (z.B. Open-World-Spiele mit vielen NPCs, Strategiespiele) und bei niedrigeren Auflösungen (Full HD, WQHD), wo die GPU weniger Arbeit hat und somit eher auf die CPU warten muss. Bei 4K-Auflösung und Raytracing ist die GPU meistens die limitierende Komponente, aber selbst hier kann eine schwache CPU immer noch bremsen.

Software-Barrieren: Treiber, Betriebssystem und Hintergrundprozesse

Selbst die beste Hardware ist nur so gut wie ihre Software-Grundlage. Veraltete oder korrupte Treiber, ein überladenes Betriebssystem oder unnötige Hintergrundprozesse können die Leistung Ihrer RTX 4090 erheblich beeinträchtigen.

• Grafikkarten-Treiber: NVIDIA veröffentlicht regelmäßig neue Game-Ready-Treiber, die speziell für aktuelle Spiele optimiert sind. Veraltete Treiber können zu Performance-Problemen führen.
• Windows-Version & Updates: Ein nicht aktualisiertes Windows kann ebenfalls zu Inkompatibilitäten oder Leistungsverlusten führen.
• Hintergrundanwendungen: Discord, Browser mit vielen Tabs, Streaming-Software, Antivirenprogramme oder Overlay-Tools (z.B. GeForce Experience Overlay, Steam Overlay) können Systemressourcen belegen und die CPU oder den Arbeitsspeicher zusätzlich belasten.

Fehlkonfigurationen im Spiel und mit DLSS

Manchmal liegt das Problem direkt in den Spieleinstellungen oder der Konfiguration von DLSS selbst:

• DLSS-Modus: DLSS bietet verschiedene Modi (Qualität, Ausbalanciert, Leistung, Ultra Leistung). Je aggressiver der Modus (z.B. Ultra Leistung), desto niedriger die interne Renderauflösung und desto höher der potenzielle FPS-Gewinn. Allerdings kann ein zu aggressiver Modus auch zu Artefakten führen oder bei einer bereits CPU-limitierten Situation kaum einen Unterschied machen, da die GPU ja nicht der limitierende Faktor ist.
• Grafikeinstellungen: Einige Grafikeinstellungen im Spiel belasten primär die CPU, andere die GPU. Einstellungen wie „Sichtweite”, „Anzahl der NPCs”, „Physikberechnungen” sind oft CPU-intensiv. Werden diese auf Maximum gestellt, kann selbst eine RTX 4090 keine Wunder wirken, wenn die CPU überfordert ist.
• V-Sync/G-Sync/FreeSync: Wenn V-Sync aktiviert ist und Ihre FPS die maximale Bildwiederholrate Ihres Monitors erreichen (z.B. 60 FPS bei einem 60-Hz-Monitor), wird die GPU nicht weiter rendern, selbst wenn sie dazu in der Lage wäre. Dies kann den Eindruck erwecken, dass die RTX 4090 nicht die volle Leistung erbringt. G-Sync oder FreeSync hingegen synchronisieren die FPS mit der Monitorfrequenz, was Tearing verhindert, aber die maximale FPS-Anzeige nicht begrenzt, solange sie unter der Monitor-Refresh-Rate liegt.

Hardware- und Systemfaktoren

Auch wenn weniger wahrscheinlich bei einer neuen RTX 4090, können andere Hardware-Komponenten oder deren Konfiguration die Leistung beeinflussen:

• Arbeitsspeicher (RAM): Nicht nur die Menge, sondern auch die Geschwindigkeit und Latenz des RAMs spielen eine Rolle. Langsamer RAM oder eine fehlende Aktivierung des XMP/DOCP-Profils im BIOS kann zu Mikrostottern oder einem leichten CPU-Bottleneck führen.
• Speicherlaufwerk: Auch wenn es keinen direkten Einfluss auf die FPS hat, kann ein langsames Laufwerk (HDD statt SSD/NVMe) zu längeren Ladezeiten und manchmal zu Nachladerucklern im Spiel führen, was das Spielerlebnis trübt.
• Temperaturen und Throttling: Überhitzung der CPU oder GPU kann dazu führen, dass die Komponenten ihre Taktraten reduzieren (Throttling), um Schäden zu vermeiden. Dies führt direkt zu einem Leistungsabfall.
• Netzteil: Eine unzureichende oder instabile Stromversorgung kann zu Leistungsschwankungen oder Abstürzen führen. Bei einer RTX 4090 ist ein hochwertiges Netzteil mit ausreichend Leistung (mindestens 850W, besser 1000W+) unerlässlich.

Die Lösungen: So holen Sie das Maximum aus Ihrer RTX 4090 und DLSS heraus

Nachdem wir die potenziellen Ursachen identifiziert haben, ist es Zeit für die Lösungsansätze. Gehen Sie systematisch vor, um die genaue Ursache in Ihrem System zu finden und zu beheben.

Schritt 1: Das Bottleneck identifizieren – Monitoring-Tools nutzen

Der erste und wichtigste Schritt ist herauszufinden, ob Sie tatsächlich ein CPU-Bottleneck oder ein GPU-Bottleneck haben. Nutzen Sie dafür Monitoring-Tools wie MSI Afterburner (mit RivaTuner Statistics Server), HWiNFO64 oder den Windows Task-Manager (Leistungstab).

• Während des Spielens: Beobachten Sie die Auslastung Ihrer CPU und GPU.
  • GPU-Auslastung bei ~95-100% und niedrige FPS: Sie sind wahrscheinlich GPU-limitiert. Das ist bei einer RTX 4090 in 4K mit Raytracing oft der gewünschte Zustand, da die Karte dann ihr volles Potenzial ausschöpft. Hier kann DLSS einen deutlichen FPS-Boost bringen.
  • CPU-Auslastung bei ~95-100% (oder einzelne Kerne voll ausgelastet) und GPU-Auslastung deutlich unter 90% (z.B. 60-80%) bei niedrigen FPS: Sie haben ein klares CPU-Bottleneck. Die GPU wartet auf die CPU. In diesem Fall wird DLSS kaum einen FPS-Gewinn bringen, da die GPU bereits unterfordert ist.

Schritt 2: System und Treiber optimieren

• Grafikkarten-Treiber aktualisieren: Besuchen Sie die offizielle NVIDIA-Website und laden Sie den neuesten Game-Ready-Treiber für Ihre RTX 4090 herunter. Führen Sie eine „Benutzerdefinierte Installation” durch und wählen Sie die Option „Neuinstallation durchführen”, um alle alten Treiber-Dateien zu entfernen. Im Extremfall können Sie auch Display Driver Uninstaller (DDU) im abgesicherten Modus verwenden, um Treiber-Reste vollständig zu entfernen, bevor Sie den neuen Treiber installieren.
• Windows Update: Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows 10 oder 11 vollständig aktualisiert ist.
• Hintergrundanwendungen schließen: Beenden Sie alle unnötigen Programme, die im Hintergrund laufen, während Sie spielen. Prüfen Sie den Task-Manager auf ressourcenhungrige Prozesse.
• Energieoptionen prüfen: Stellen Sie in den Windows-Energieoptionen das Profil „Höchstleistung” oder „Ultimative Leistung” ein.
• NVIDIA Systemsteuerung: Prüfen Sie unter „3D-Einstellungen verwalten”, ob die „Energieverwaltungsmodus” auf „Maximale Leistung bevorzugen” eingestellt ist.

Schritt 3: Spielinterne Einstellungen anpassen

• DLSS-Modus experimentieren: Wenn Sie GPU-limitiert sind, probieren Sie verschiedene DLSS-Modi aus. Starten Sie mit „Qualität”, gehen Sie dann zu „Ausbalanciert” und „Leistung”, um den besten Kompromiss aus Bildqualität und FPS zu finden.
• CPU-intensive Einstellungen reduzieren: Wenn Sie ein CPU-Bottleneck haben, konzentrieren Sie sich auf Einstellungen, die die CPU stark belasten. Dazu gehören:
  • Sichtweite / Draw Distance
  • Anzahl der NPCs oder Charaktere
  • Physikberechnungen
  • Schattenqualität (manchmal auch CPU-lastig)
  • Details von Objekten oder Terrain

  Das Reduzieren dieser Einstellungen kann oft einen größeren FPS-Gewinn bringen als das Herunterschrauben von GPU-intensiven Einstellungen wie Texturqualität (wenn genug VRAM vorhanden ist) oder Anti-Aliasing (wenn DLSS aktiv ist).

• V-Sync/G-Sync/FreeSync überprüfen: Deaktivieren Sie V-Sync im Spiel, wenn Sie einen G-Sync/FreeSync-Monitor besitzen, und aktivieren Sie stattdessen G-Sync in der NVIDIA Systemsteuerung. Stellen Sie sicher, dass Ihre Monitor-Bildwiederholrate in den Windows-Anzeigeeinstellungen korrekt eingestellt ist (z.B. 144 Hz).

Schritt 4: Hardware-Upgrade oder Optimierung (bei CPU-Bottleneck)

Wenn die CPU der klare limitierende Faktor ist und die oben genannten Software-Optimierungen nicht ausreichen, müssen Sie über ein Hardware-Upgrade nachdenken. Eine RTX 4090 paart man idealerweise mit einer modernen High-End-CPU wie einem Intel Core i7/i9 der 12., 13. oder 14. Generation oder einem AMD Ryzen 7/9 7000er/8000er Serie. Beachten Sie, dass ein CPU-Upgrade oft auch ein neues Mainboard und neuen RAM (DDR5 für die neuesten Plattformen) erfordert.

Auch eine Optimierung Ihres vorhandenen RAMs kann helfen: Stellen Sie sicher, dass das XMP- oder DOCP-Profil für Ihren Arbeitsspeicher im BIOS aktiviert ist, damit er mit der beworbenen Geschwindigkeit läuft.

Schritt 5: Kühlung und Stromversorgung sicherstellen

• Temperaturen überwachen: Nutzen Sie Monitoring-Tools, um die Temperaturen Ihrer CPU und GPU unter Last zu überwachen. Typische Maximaltemperaturen für Gaming liegen bei der CPU unter 85-90°C und bei der GPU unter 80-85°C. Bei höheren Temperaturen kann Throttling einsetzen. Stellen Sie eine gute Belüftung Ihres Gehäuses sicher.
• Netzteil überprüfen: Vergewissern Sie sich, dass Ihr Netzteil genug Leistung für die RTX 4090 und Ihre restlichen Komponenten liefert und dass alle Stromkabel korrekt angeschlossen sind. Die RTX 4090 kann kurzzeitig hohe Leistungsspitzen ziehen.

Schritt 6: Realistische Erwartungen und Benchmarks

Vergleichen Sie Ihre FPS-Werte mit Benchmarks von anderen Nutzern oder Tech-Kanälen, die dieselbe RTX 4090 und eine ähnliche CPU/RAM-Kombination in den gleichen Spielen und Auflösungen testen. Dies gibt Ihnen einen realistischen Eindruck, welche Leistung Sie erwarten können. Manchmal sind die Erwartungen einfach zu hoch gesteckt, besonders wenn man übersehene CPU-Bottlenecks hat.

Fazit: Geduld und systematisches Vorgehen zahlen sich aus

Ihre RTX 4090 ist ein Biest von einer Grafikkarte, und die DLSS-Technologie ist ein Game-Changer. Wenn Sie die erwarteten FPS-Werte nicht erreichen, ist das meist kein Defekt, sondern eine Frage der Optimierung und des Ausgleichs zwischen den Systemkomponenten. Der Schlüssel liegt darin, systematisch vorzugehen, das eigentliche Bottleneck zu identifizieren und die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen.

Nehmen Sie sich die Zeit, die verschiedenen Monitoring-Tools zu nutzen, die Einstellungen im Spiel und im System zu optimieren und gegebenenfalls über ein CPU-Upgrade nachzudenken. Mit den richtigen Anpassungen wird Ihre RTX 4090 mit DLSS zweifellos die beeindruckende Leistung liefern, die Sie sich erhoffen, und Ihnen ein Gaming-Erlebnis der Spitzenklasse ermöglichen. Die anfängliche „Enttäuschung pur” wird sich dann in pure Gaming-Freude verwandeln.