Meine Rx 6600 schaltet sich ab, der Bildschirm wird schwarz, aber der PC ist noch an – wer kennt dieses Problem?

Es ist ein Szenario, das wohl jedem PC-Nutzer den Angstschweiß auf die Stirn treibt: Man ist mitten im Spiel, arbeitet an einem wichtigen Projekt oder schaut einfach nur ein Video, und plötzlich – POOF! – der Bildschirm wird pechschwarz. Doch der PC selbst scheint noch zu laufen, Lüfter drehen sich, Lichter leuchten, der Sound könnte sogar noch weiterlaufen. Du versuchst, das System über die Tastatur neu zu starten, aber nichts passiert. Ein erzwungener Neustart über den Power-Button ist die einzige Option. Wenn dir dieses Problem bekannt vorkommt und deine Grafikkarte eine AMD Radeon RX 6600 (oder eine ihrer Varianten wie die RX 6600 XT oder RX 6650 XT) ist, dann bist du hier genau richtig. Dieses frustrierende Phänomen ist leider kein Einzelfall, und in diesem umfassenden Artikel gehen wir den möglichen Ursachen auf den Grund und zeigen dir, wie du dieses nervenaufreibende Problem beheben kannst.

Das Phänomen verstehen: Was passiert wirklich?

Wenn dein Bildschirm schwarz wird, aber der PC weiterläuft, bedeutet das im Grunde, dass deine Grafikkarte plötzlich aufhört, ein Signal an den Monitor zu senden. Der Rest deines Systems – CPU, Arbeitsspeicher, Motherboard und oft auch die Lüfter der Grafikkarte selbst – funktionieren scheinbar noch. Dies ist besonders tückisch, da es auf eine Vielzahl von Problemen hindeuten kann: von harmlosen Software-Bugs über Treiberkonflikte bis hin zu Hardware-Mängeln. Die RX 6600-Serie ist zwar generell eine beliebte und leistungsstarke Mittelklasse-GPU, aber bestimmte Konfigurationen oder Software-Interaktionen können zu dieser spezifischen Art von Absturz führen.

Mögliche Ursachen und detaillierte Lösungsansätze

Die Fehlersuche kann zeitaufwendig sein, erfordert Geduld und ein methodisches Vorgehen. Wir werden die häufigsten Ursachen von den einfachsten bis zu den komplexesten durchgehen.

1. Treiberprobleme: Der häufigste Übeltäter

Treiber sind die Kommunikationsbrücke zwischen deiner Hardware und deinem Betriebssystem. Ein defekter, veralteter, fehlerhafter oder sogar ein zu neuer Treiber kann zu Instabilitäten führen. Besonders die AMD Adrenalin Software, die die Treiberverwaltung und zusätzliche Funktionen beinhaltet, kann manchmal Probleme verursachen.

Lösungsansätze für Treiberprobleme:

• Saubere Neuinstallation der Grafiktreiber (DDU): Dies ist der wichtigste erste Schritt. Eine einfache Deinstallation über die Systemsteuerung reicht oft nicht aus, da Restdateien bestehen bleiben können.
1. Lade den Display Driver Uninstaller (DDU) herunter.
2. Lade den aktuellsten WHQL-zertifizierten Treiber (nicht unbedingt den allerneuesten „optionalen” Treiber) für deine RX 6600 direkt von der offiziellen AMD-Website herunter.
3. Trenne die Internetverbindung deines PCs, um zu verhindern, dass Windows automatisch alte oder unpassende Treiber installiert.
4. Starte deinen PC im abgesicherten Modus (Safe Mode). Gehe dazu zu Einstellungen > Update & Sicherheit > Wiederherstellung > Erweiterter Start > Jetzt neu starten. Wähle dann Problembehandlung > Erweiterte Optionen > Starteinstellungen > Neu starten und drücke die Taste für den abgesicherten Modus.
5. Führe DDU im abgesicherten Modus aus. Wähle als Gerätetyp „GPU” und als Hersteller „AMD”. Klicke auf „Reinigen und neu starten”.
6. Nach dem Neustart installiere den zuvor heruntergeladenen, offiziellen AMD-Treiber. Folge den Anweisungen auf dem Bildschirm.
7. Verbinde dein Internet wieder.
• Ältere Treiberversionen testen: Manchmal verursachen die neuesten Treiber Probleme, die in früheren Versionen nicht existierten. Versuche, ein bis zwei ältere, aber stabile WHQL-zertifizierte Treiberversionen zu finden und diese mittels DDU zu installieren. AMD bietet auf seiner Support-Seite oft Archive älterer Treiber an.
• Adrenalin-Einstellungen optimieren: Die AMD Adrenalin Software bietet viele leistungssteigernde Funktionen, die jedoch bei manchen Systemen zu Instabilität führen können.
• Deaktiviere testweise Funktionen wie Radeon Anti-Lag, Radeon Boost, Enhanced Sync und Radeon Chill.
• Setze alle Grafikprofile auf Standard zurück.
• Wenn du FreeSync verwendest, deaktiviere es testweise im Adrenalin-Treiber und/oder am Monitor.
• Versuche, die GPU-Skalierung (Integer Scaling) zu deaktivieren, falls aktiviert.
• Minimale Installation: Bei der Treiberinstallation kannst du oft eine „Minimalinstallation” wählen. Diese installiert nur die nötigsten Komponenten und lässt optionalen Schnickschnack weg, was die Stabilität erhöhen kann.

2. Stromversorgung: Das Fundament deines Systems

Eine unzureichende oder instabile Stromversorgung ist eine häufige Ursache für Abstürze unter Last, bei denen der Bildschirm schwarz wird. Moderne Grafikkarten wie die RX 6600 haben zwar einen relativ geringen Stromverbrauch, aber Lastspitzen oder ein alterndes Netzteil können dennoch Probleme verursachen.

Lösungsansätze für Stromversorgungsprobleme:

• Überprüfung der Netzteil-Leistung (PSU): Deine RX 6600 benötigt mindestens ein 450-Watt-Netzteil, AMD empfiehlt oft 500 Watt für das gesamte System, um genügend Puffer zu haben. Ist dein Netzteil alt oder hat es generell eine geringere Wattzahl? Ein zu schwaches oder qualitativ minderwertiges Netzteil kann die erforderlichen 12V-Schienen nicht stabil liefern.
• Kabelverbindungen überprüfen: Stelle sicher, dass das 8-Pin-PCIe-Stromkabel fest in deiner Grafikkarte und im Netzteil (falls modular) sitzt. Lockere Verbindungen können zu Spannungsabfällen führen. Versuche, ein anderes PCIe-Stromkabel (falls vorhanden und kompatibel) zu verwenden, um einen Kabeldefekt auszuschließen.
• Separate PCIe-Kabel verwenden: Wenn dein Netzteil über mehrere PCIe-Stromanschlüsse verfügt, verwende für die RX 6600 (die meist nur einen 8-Pin-Anschluss hat) ein dediziertes Kabel und nicht einen Daisy-Chain-Anschluss, der von einem einzigen Kabel abgeht und sich in zwei Stecker teilt. Das sorgt für eine stabilere Stromzufuhr.
• Netzteil testen: Wenn du Zugriff auf ein anderes, bekanntlich funktionierendes und ausreichend dimensioniertes Netzteil hast, wäre ein Test damit die beste Methode, um das Netzteil als Ursache auszuschließen. Dies ist oft der schwierigste Schritt, da die wenigsten Ersatz-Netzteile zur Hand haben.
• Überwachung der 12V-Schiene: Tools wie HWInfo64 können dir während des Betriebs die Spannungen deiner PSU anzeigen. Achte besonders auf die 12V-Schiene. Starke Schwankungen oder Abfälle unter Last können auf ein Problem mit dem Netzteil hindeuten.

3. Überhitzung: Wenn die Hitze zu viel wird

Obwohl ein Black Screen ohne System-Shutdown seltener direkt durch Überhitzung des GPU-Kerns verursacht wird (dies führt meist zu Throttling oder einem vollständigen Systemabsturz), kann eine Überhitzung des VRAM (Grafikspeicher) oder der Hotspot-Temperatur zu solchen Symptomen führen. Die RX 6600 ist in der Regel kühl, aber in schlecht belüfteten Gehäusen oder mit defekten Lüftern kann es doch zu Problemen kommen.

Lösungsansätze für Überhitzung:

• Temperaturüberwachung: Nutze Software wie HWInfo64 oder die Adrenalin Software, um die Temperaturen deiner GPU (Core, Junction, VRAM) unter Last zu überwachen. Achte auf ungewöhnlich hohe Werte (>80-90°C für den Core, >95-100°C für Junction/VRAM).
• Gehäuselüftung überprüfen: Stelle sicher, dass dein PC-Gehäuse eine gute Luftzirkulation hat. Sind alle Gehäuselüfter funktionstüchtig und richtig ausgerichtet (einblasend/ausblasend)? Sind die Lüftungsschlitze frei von Staub?
• GPU-Lüfter: Sind die Lüfter deiner RX 6600 sauber und drehen sich unter Last? Entferne vorsichtig Staub aus den Kühlkörpern.
• Wärmeleitpaste/-pads: Als letzte Maßnahme, wenn alle anderen Schritte fehlschlagen und hohe Temperaturen gemessen werden, könnte das Erneuern der Wärmeleitpaste auf dem GPU-Chip und der Wärmeleitpads für den VRAM helfen. Dies ist jedoch ein fortgeschrittener Schritt, der die Garantie erlöschen lassen kann.

4. Hardware-Defekte: Der worst case

Manchmal liegt das Problem nicht an der Software oder der Stromversorgung, sondern an der Hardware selbst. Dies kann die Grafikkarte, das Motherboard oder sogar der Monitor sein.

Lösungsansätze für Hardware-Defekte:

• Anderer PCIe-Slot: Wenn dein Motherboard über einen zweiten PCIe x16-Slot verfügt, versuche, die RX 6600 dort zu installieren. Ein defekter Slot kann ähnliche Probleme verursachen.
• Andere Grafikkarte testen: Wenn du Zugang zu einer anderen Grafikkarte hast (egal ob AMD oder Nvidia), installiere diese in deinem System. Wenn das Problem damit nicht auftritt, deutet dies stark auf einen Defekt deiner RX 6600 hin.
• Deine RX 6600 in anderem PC testen: Das ist der beste Test, um zu sehen, ob die Karte selbst defekt ist. Wenn sie auch in einem anderen PC den Black Screen verursacht, ist die Karte mit hoher Wahrscheinlichkeit defekt.
• Monitor und Kabel überprüfen: Probiere einen anderen Monitor und/oder ein anderes DisplayPort-/HDMI-Kabel aus. Ein defektes Kabel oder ein Problem mit dem Monitor kann ebenfalls zu Signalverlusten führen.
• BIOS/UEFI-Update: Stelle sicher, dass das BIOS/UEFI deines Motherboards auf dem neuesten Stand ist. Manchmal verbessern Updates die Kompatibilität mit neuerer Hardware oder beheben Probleme mit dem PCIe-Bus.
• RAM-Test: Obwohl selten, können fehlerhafte RAM-Module zu allgemeiner Systeminstabilität führen, die sich auch in Grafikabstürzen äußern kann. Führe einen Speichertest (z.B. mit MemTest86) durch.

5. Software-Konflikte & Systemstabilität

Andere Software, Übertaktung oder sogar Windows selbst können indirekt zum Problem beitragen.

Lösungsansätze für Software-Konflikte:

• Windows-Update: Stelle sicher, dass dein Windows-Betriebssystem vollständig aktualisiert ist. Manchmal beheben OS-Updates Kompatibilitätsprobleme.
• Hintergrundprogramme: Schließe alle unnötigen Hintergrundprogramme, die während des Spiels oder unter Last laufen. Einige Overlay-Software (z.B. Discord Overlay, Nvidia ShadowPlay/AMD ReLive) kann Konflikte verursachen.
• Übertaktung rückgängig machen: Wenn du deine CPU, RAM oder die RX 6600 selbst übertaktet hast, setze alle Einstellungen auf die Standardwerte zurück. Eine instabile Übertaktung ist eine häufige Ursache für Abstürze.
• GPU-Undervolting/Underclocking: Manchmal kann es helfen, die GPU über die Adrenalin Software leicht zu undervolten (Spannung senken) oder den Boost-Takt minimal zu reduzieren. Dies kann die Stabilität einer ansonsten marginal instabilen Karte verbessern, ohne die Leistung spürbar zu mindern. Gehe hier aber vorsichtig vor und mache nur kleine Anpassungen.
• Spielspezifische Probleme: Tritt das Problem nur in bestimmten Spielen auf? Überprüfe die Foren des Spiels auf ähnliche Berichte und mögliche Workarounds.

Die systematische Fehlersuche: Dein Masterplan

Um die Ursache des Problems effektiv zu finden, gehe systematisch vor:

1. Starte mit dem Einfachsten: Beginne mit den Treibern und den grundlegenden Verbindungen (Kabel).
2. Isoliere die Variable: Ändere immer nur eine Sache auf einmal. Wenn du zum Beispiel den Treiber neu installierst und dann die Adrenalin-Einstellungen änderst, weißt du nicht, welche Änderung die Besserung (oder Verschlechterung) gebracht hat.
3. Teste nach jeder Änderung: Führe nach jeder potenziellen Lösung einen Stresstest durch (z.B. mit FurMark, 3DMark, oder einem anspruchsvollen Spiel), um zu sehen, ob das Problem behoben ist.
4. Dokumentiere deine Schritte: Notiere, was du versucht hast und welche Auswirkungen es hatte. Das hilft dir, den Überblick zu behalten und bereits ausgeschlossene Ursachen nicht erneut zu prüfen.

Wann ist es Zeit für professionelle Hilfe oder RMA?

Wenn du alle oben genannten Schritte sorgfältig durchgeführt hast und das Problem weiterhin besteht, deutet dies stark auf einen Hardware-Defekt hin, wahrscheinlich an deiner RX 6600 selbst oder dem Netzteil. In diesem Fall gibt es folgende Optionen:

• Garantie/RMA: Wenn deine Grafikkarte noch Garantie hat, kontaktiere den Händler oder den Hersteller (AMD oder den Boardpartner wie Sapphire, PowerColor, ASUS etc.) für eine Reparatur oder einen Austausch.
• Fachwerkstatt: Wenn die Garantie abgelaufen ist oder du dir bei der Diagnose unsicher bist, kann eine professionelle PC-Werkstatt weiterhelfen.

Fazit

Das Problem, dass die RX 6600 den Bildschirm schwarz schaltet, aber der PC weiterläuft, ist zwar äußerst frustrierend, aber in vielen Fällen lösbar. Die meisten Nutzer finden die Ursache in Treiberproblemen oder der Stromversorgung. Mit Geduld und einer systematischen Herangehensweise kannst du die Wurzel des Problems finden und hoffentlich wieder ein stabiles und ungestörtes Gaming- oder Arbeitserlebnis genießen. Bleib dran, gib nicht auf, und dein PC wird es dir danken!