Der Denon X2800H ist ein beliebter AV-Receiver, der für seine beeindruckende Leistung und seine umfassenden Funktionen gelobt wird. Ein Schlüsselfeature ist die Audyssey MultEQ XT Raumkorrektur, die verspricht, den Klang optimal an die Akustik des Raumes anzupassen. Viele Nutzer sind jedoch überrascht, dass die Presets „Reference” und „Flat” nach der Kalibrierung schlechter klingen können als ohne Audyssey, also im „Aus”-Modus. Dieser Artikel untersucht die Gründe für dieses Phänomen und bietet Lösungsansätze, um das Beste aus Ihrem Denon X2800H herauszuholen.
Was ist Audyssey MultEQ XT und wie funktioniert es?
Bevor wir uns mit den Problemen befassen, ist es wichtig zu verstehen, was Audyssey MultEQ XT eigentlich macht. Es handelt sich um ein ausgeklügeltes System zur Raumkorrektur, das versucht, akustische Unzulänglichkeiten Ihres Hörraums auszugleichen. Der Prozess umfasst:
- Messung: Mit dem mitgelieferten Mikrofon werden an verschiedenen Positionen im Raum Messungen durchgeführt. Dabei werden Testtöne abgespielt und die resultierenden Schallwellen erfasst.
- Analyse: Audyssey analysiert die gesammelten Daten, um Frequenzgangfehler, Reflexionen, Nachhallzeiten und andere akustische Probleme zu identifizieren.
- Korrektur: Basierend auf der Analyse erstellt Audyssey Filter, die diese Fehler ausgleichen sollen. Diese Filter werden dann auf die Audiosignale angewendet, bevor sie an die Lautsprecher weitergeleitet werden.
Die Audyssey MultEQ XT-Variante im Denon X2800H ist eine gute, aber nicht die höchstwertige Version der Audyssey-Technologie. Höherwertige Versionen bieten eine höhere Filterauflösung und können somit feinere Korrekturen vornehmen.
Warum klingen „Reference” und „Flat” schlechter als „Aus”?
Hier kommen wir zum Kern des Problems. Trotz der komplexen Technologie hinter Audyssey MultEQ XT kann das Ergebnis in einigen Fällen enttäuschend sein. Die Hauptgründe dafür sind:
- Falsche Messungen: Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Audyssey-Kalibrierung liegt in korrekten Messungen. Fehler können sich einschleichen, wenn:
- Das Mikrofon nicht richtig positioniert ist (Höhe, Winkel).
- Umgebungsgeräusche die Messungen stören.
- Zu wenige Messpunkte verwendet werden (Audyssey empfiehlt mindestens 6, idealerweise 8).
- Die Abstände zwischen den Messpunkten zu gering sind.
Falsche Messungen führen zu falschen Korrekturen, die den Klang noch verschlimmern können.
- Überkorrektur: Audyssey neigt dazu, im Hochtonbereich zu stark zu korrigieren. Das Ergebnis kann ein dumpfer, lebloser Klang sein, der Details verschluckt. Der „Reference”-Modus ist besonders anfällig für diese Überkorrektur, da er eine lineare Wiedergabe anstrebt, die in der Praxis oft unrealistisch ist und subjektiv als unangenehm empfunden wird.
- Unzureichende Lautsprecherqualität: Audyssey kann keine Wunder vollbringen. Wenn Ihre Lautsprecher von Natur aus schlecht klingen oder schlecht platziert sind, kann Audyssey die Probleme zwar mildern, aber nicht vollständig beheben. In solchen Fällen kann der „Aus”-Modus, der den natürlichen Klang der Lautsprecher unverfälscht wiedergibt, subjektiv besser erscheinen.
- Raumakustik: Auch wenn Audyssey versucht, die Raumakustik zu verbessern, kann es bei extrem schlechter Akustik (z.B. hallige Räume mit wenig Dämpfung) an seine Grenzen stoßen. In solchen Fällen kann der „Aus”-Modus, der den Raum so wiedergibt, wie er ist, weniger „künstlich” klingen als die korrigierten Modi.
- Subjektive Präferenz: Klang ist subjektiv. Manche Menschen bevorzugen einen „natürlicheren” Klang, der weniger stark korrigiert ist. Die Audyssey-Korrekturen können für diese Hörer zu stark und „verfälschend” wirken.
- Fehlerhafte Filter: Obwohl selten, können auch Fehler in den von Audyssey erstellten Filtern auftreten. Dies kann zu unerwarteten Klangveränderungen führen.
- „Flat” Modus: Der „Flat” Modus versucht, einen völlig flachen Frequenzgang zu erreichen. Dies mag in der Theorie ideal erscheinen, klingt aber in der Praxis oft unnatürlich und steril. Musik und Filme sind selten für einen perfekt flachen Frequenzgang abgemischt, daher kann der „Flat” Modus zu einem unangenehmen Klangerlebnis führen.
Lösungsansätze: Wie Sie Audyssey MultEQ XT optimal nutzen
Glücklicherweise gibt es verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Klangqualität von Audyssey MultEQ XT zu verbessern:
- Sorgfältige Messungen:
- Verwenden Sie ein Stativ, um das Mikrofon auf Ohrhöhe zu positionieren.
- Achten Sie darauf, dass das Mikrofon korrekt ausgerichtet ist (in der Regel nach oben zeigend).
- Minimieren Sie Umgebungsgeräusche während der Messungen.
- Verwenden Sie mindestens 6, idealerweise 8 Messpunkte, die im Hörbereich verteilt sind.
- Stellen Sie sicher, dass die Abstände zwischen den Messpunkten ausreichend sind (mindestens 60 cm).
- Audyssey App nutzen: Die kostenpflichtige Audyssey MultEQ Editor App (für iOS und Android) bietet deutlich mehr Kontrolle über den Kalibrierungsprozess. Mit der App können Sie:
- Die Zielkurve manuell anpassen.
- Den Frequenzbereich der Korrektur begrenzen (z.B. nur bis 500 Hz korrigieren, um den Hochtonbereich unverändert zu lassen).
- Die Filterauflösung anpassen.
- Individuelle Filter für verschiedene Hörpositionen speichern.
Die App ist eine lohnende Investition für alle, die das Maximum aus Audyssey herausholen möchten.
- Manuelle Anpassungen: Nach der Audyssey-Kalibrierung können Sie im Receiver-Menü manuelle Anpassungen vornehmen:
- Passen Sie die Höhen und Tiefen leicht an.
- Erhöhen Sie den Pegel des Centerspeakers, um Dialoge deutlicher zu machen.
- Justieren Sie die Subwoofer-Lautstärke nach Bedarf.
- Dynamische EQ und Lautstärke: Die Dynamic EQ-Funktion von Audyssey passt den Frequenzgang dynamisch an die Lautstärke an. Bei niedrigen Lautstärken werden Bässe und Höhen angehoben, um einen ausgewogeneren Klang zu gewährleisten. Die Dynamic Volume-Funktion reduziert Lautstärkeunterschiede zwischen verschiedenen Inhalten. Experimentieren Sie mit diesen Einstellungen, um herauszufinden, was Ihnen am besten gefällt.
- Lautsprecherplatzierung optimieren: Eine gute Lautsprecherplatzierung ist entscheidend für einen guten Klang. Stellen Sie sicher, dass Ihre Lautsprecher richtig positioniert und ausgerichtet sind.
- Raumakustik verbessern: Durch den Einsatz von Absorbern, Diffusoren und Basstraps können Sie die Raumakustik erheblich verbessern und Audyssey dabei helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen.
- Verschiedene Modi testen: Experimentieren Sie mit den verschiedenen Audyssey-Modi („Reference”, „Flat”, „L/R Bypass”). Manchmal kann der „L/R Bypass”-Modus (bei dem nur die Frontlautsprecher korrigiert werden) eine gute Alternative sein.
- Subwoofer-Integration: Achten Sie auf eine korrekte Integration des Subwoofers. Der Subwoofer sollte richtig aufgestellt und eingepegelt sein.
Fazit
Obwohl Audyssey MultEQ XT im Denon X2800H eine leistungsstarke Raumkorrektur bietet, ist es kein Allheilmittel. Eine sorgfältige Kalibrierung, die Nutzung der Audyssey App und manuelle Anpassungen sind oft notwendig, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Wenn „Reference” und „Flat” nicht Ihren Erwartungen entsprechen, experimentieren Sie mit den oben genannten Lösungsansätzen und finden Sie die Einstellungen, die für Ihren Raum und Ihre Ohren am besten klingen. Denken Sie daran: Klang ist subjektiv, und das Ziel ist es, ein Klangerlebnis zu schaffen, das Ihnen Freude bereitet.