Stellen Sie sich vor: Monatelang haben Sie gespart, recherchiert und sich auf diesen Moment gefreut. Endlich steht er da, der brandneue, leistungsstarke Gaming-PC oder die Workstation, die all Ihre Träume erfüllen soll. Sie drücken den Einschaltknopf, das System fährt hoch – und dann der Schock: Das Hochfahren dauert ewig, und der Gerätemanager meldet einen ominösen „Fehler Code 43” für Ihre brandneue Radeon RX 6800 XT. Der Frust ist vorprogrammiert, die Enttäuschung sitzt tief. Ein Problemstart für den neuen Computer ist das Letzte, was man sich wünscht. Keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und in den meisten Fällen lässt es sich beheben. Dieser umfassende Artikel führt Sie durch die Diagnose und Lösung dieser ärgerlichen Startschwierigkeiten.
### Wenn der Traum-PC zum Geduldspiel wird: Die Symptome verstehen
Ein neuer Computer sollte pfeilschnell starten, Programme mühelos laden und eine butterweiche Performance bieten. Wenn stattdessen das System quälend langsam hochfährt und Sie im Gerätemanager feststellen, dass Ihre teure AMD Radeon RX 6800 XT Grafikkarte mit einem gelben Ausrufezeichen versehen ist und den „Fehler Code 43” anzeigt, ist klar: Hier stimmt etwas nicht.
Das lange Hochfahren kann viele Ursachen haben, von suboptimalen BIOS-Einstellungen über fehlerhafte Treiber bis hin zu Problemen mit dem Speichermedium. Der Fehler Code 43 hingegen ist spezifischer und deutet in der Regel auf ein Problem hin, das Windows daran hindert, das Gerät – in diesem Fall Ihre Grafikkarte – ordnungsgemäß zu nutzen. Es kann ein Hardware-Problem sein, aber sehr oft liegt es an der Software, insbesondere an den Treibern.
### Was steckt hinter dem Fehler Code 43?
Der Fehler Code 43 ist ein generischer Windows-Fehlercode, der im Gerätemanager erscheint, wenn ein Gerät vom Betriebssystem angehalten wurde, weil es Probleme gemeldet hat. Die genaue Ursache wird nicht direkt benannt, aber es bedeutet, dass Windows nicht in der Lage ist, mit der Hardware zu kommunizieren oder sie korrekt zu initialisieren. Bei einer Grafikkarte wie der Radeon RX 6800 XT können die Gründe vielfältig sein: beschädigte oder inkompatible Treiber, Probleme mit der Stromversorgung, ein defekter PCIe-Steckplatz, eine fehlerhafte Grafikkarte selbst oder sogar BIOS/UEFI-Einstellungen, die die Kommunikation stören.
### Erste Hilfe beim Problemstart: Allgemeine Checks
Bevor wir uns auf die Grafikkarte konzentrieren, sollten wir einige grundlegende Dinge überprüfen, die sowohl das lange Hochfahren als auch den Fehler Code 43 beeinflussen könnten:
1. **BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen:**
* **Bootreihenfolge:** Stellen Sie sicher, dass Ihre Systemfestplatte (SSD/NVMe) an erster Stelle der Bootreihenfolge steht.
* **Fast Boot:** Deaktivieren Sie „Fast Boot” im BIOS/UEFI vorübergehend. Obwohl es die Startzeit verkürzen soll, kann es manchmal mit neuen Hardwarekomponenten kollidieren und zu Problemen führen.
* **BIOS/UEFI-Update:** Überprüfen Sie, ob für Ihr Mainboard eine neuere BIOS/UEFI-Version verfügbar ist. Ein veraltetes BIOS kann Kompatibilitätsprobleme mit neuer Hardware, insbesondere GPUs, verursachen. Folgen Sie den Anweisungen des Mainboard-Herstellers sehr genau.
2. **Kabelverbindungen prüfen:**
* Öffnen Sie das Gehäuse und überprüfen Sie alle Strom- und Datenkabel. Sitzen alle PCIe-Stromkabel fest in der Grafikkarte? Ist das Mainboard-Stromkabel (24-Pin und 8-Pin CPU) korrekt angeschlossen? Sitzen die SATA-Kabel (falls vorhanden) und NVMe-Laufwerke fest in ihren Steckplätzen? Eine lose Verbindung kann zu instabilem Verhalten führen.
3. **Windows- und Chipsatztreiber-Updates:**
* Stellen Sie sicher, dass Windows vollständig aktualisiert ist (Einstellungen > Update & Sicherheit > Windows Update).
* Laden Sie die neuesten Chipsatztreiber direkt von der Website Ihres Mainboard-Herstellers herunter und installieren Sie diese. Chipsatztreiber sind entscheidend für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Komponenten Ihres Systems.
4. **Datenträgergesundheit checken:**
* Verwenden Sie Tools wie CrystalDiskInfo, um den Status Ihrer SSD/NVMe-Laufwerke zu überprüfen. Ein langsamer oder fehlerhafter Datenträger kann maßgeblich zum langen Hochfahren beitragen.
### Tiefenbohrung: Der Radeon RX 6800 XT Fehler Code 43 im Fokus
Nun wenden wir uns gezielt der Problembehandlung Ihrer Grafikkarte zu.
#### 1. Treiber sind König – oder Schurke: Die Rolle der Grafikkartentreiber
Der häufigste Verursacher des Fehler Code 43 ist ein Problem mit den Treibern. Das können beschädigte, inkompatible oder nicht vollständig installierte Treiber sein.
* **Saubere Deinstallation mit DDU (Display Driver Uninstaller):** Dies ist der absolut wichtigste Schritt. Windows-Standardtreiber oder Überreste alter Treiber können Konflikte verursachen.
1. Laden Sie DDU von der offiziellen Guru3D-Website herunter.
2. Starten Sie Windows im abgesicherten Modus (Anleitung finden Sie online für Ihre Windows-Version).
3. Führen Sie DDU aus und wählen Sie „GPU” und „AMD” aus. Klicken Sie dann auf „Clean and restart (Recommended)”. DDU entfernt alle Spuren alter Treiber.
4. Lassen Sie das System neu starten, um in den normalen Modus zurückzukehren.
* **Neuinstallation der Treiber:**
1. Laden Sie die *neuesten stabilen* AMD Radeon-Treiber direkt von der offiziellen AMD-Website herunter (support.amd.com). Achten Sie darauf, dass Sie die richtige Serie und Version für Ihre RX 6800 XT auswählen. Vermeiden Sie vorerst optionale oder Beta-Treiber.
2. Führen Sie die Installation als Administrator aus und wählen Sie eine „saubere Installation”, falls die Option angeboten wird.
3. Starten Sie den PC nach der Installation neu.
* **Ältere Treiberversionen testen:** Sollten die neuesten Treiber nicht funktionieren, kann es manchmal helfen, eine oder zwei ältere, aber stabile Treiberversionen von der AMD-Website herunterzuladen und diese nach einer erneuten DDU-Reinigung zu testen. Manchmal gibt es spezifische Probleme mit den allerneuesten Treibern für bestimmte Hardwarekonfigurationen.
* **Windows Update Treiberauswahl:** Stellen Sie sicher, dass Windows nicht automatisch wieder einen generischen oder fehlerhaften Treiber installiert. Dies kann in den Systemeinstellungen für Updates oft unterbunden werden, indem Sie die Option zur Installation von Treiberupdates von Microsoft deaktivieren.
#### 2. Hardware-Checks: Ist die Karte physisch in Ordnung?
Nach den Treibern sind physische Hardwareprobleme die nächsthäufigste Ursache.
* **Grafikkarte neu einsetzen (Reseat):**
1. Schalten Sie den PC vollständig aus, ziehen Sie das Netzkabel.
2. Öffnen Sie das Gehäuse.
3. Lösen Sie die Schraube oder den Hebel, der die Grafikkarte im PCIe-Steckplatz sichert.
4. Entriegeln Sie den PCIe-Haltemechanismus am Mainboard.
5. Nehmen Sie die Radeon RX 6800 XT vorsichtig heraus.
6. Setzen Sie die Grafikkarte wieder fest und gerade in den PCIe-Steckplatz ein, bis der Haltemechanismus hörbar einrastet.
7. Befestigen Sie die Karte wieder mit der Schraube/dem Hebel.
8. Verbinden Sie *alle* notwendigen PCIe-Stromkabel wieder fest mit der Grafikkarte. Achten Sie darauf, dass Sie separate Kabel vom Netzteil verwenden, falls Ihre Grafikkarte zwei 8-Pin-Anschlüsse benötigt, und nicht nur einen mit Splitter.
* **PCIe-Stromversorgung prüfen:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil genügend Leistung für die RX 6800 XT bereitstellt (AMD empfiehlt für die 6800 XT mindestens 750W). Ein unterdimensioniertes oder fehlerhaftes Netzteil kann unter Last oder sogar beim Start Probleme verursachen. Testen Sie, ob Sie separate PCIe-Stromkabel für jeden Anschluss der Grafikkarte verwenden – oft können Splitter oder Daisy-Chain-Kabel zu Instabilität führen, da sie die Last nicht gleichmäßig verteilen.
* **Anderer PCIe-Slot:** Falls Ihr Mainboard über mehrere PCIe x16-Steckplätze verfügt, versuchen Sie, die Grafikkarte in einen anderen Slot zu stecken. Manchmal kann ein Slot defekt sein oder eine andere Konfiguration erfordern.
* **Cross-Testing der Grafikkarte:** Dies ist die ultimative Hardware-Diagnose.
* **In einem anderen PC testen:** Wenn möglich, bauen Sie Ihre Radeon RX 6800 XT in einen anderen funktionierenden PC ein, um zu sehen, ob der Fehler dort auch auftritt. Wenn ja, ist die Karte wahrscheinlich defekt und ein Garantiefall.
* **Andere Grafikkarte in Ihrem PC testen:** Wenn Sie eine alte oder geliehene Grafikkarte haben, installieren Sie diese in Ihrem neuen PC. Wenn dieser PC dann normal startet und die andere Karte funktioniert, deutet dies stark auf einen Defekt Ihrer RX 6800 XT hin.
#### 3. BIOS/UEFI-Einstellungen für die Grafikkarte
Manche BIOS/UEFI-Einstellungen können spezifische Probleme mit der Grafikkarte verursachen:
* **PCIe Generation:** Suchen Sie im BIOS nach Einstellungen für die PCIe-Busgeschwindigkeit. Oft steht diese auf „Auto”. Versuchen Sie, sie manuell auf „Gen3” oder „Gen4” einzustellen (Ihre RX 6800 XT ist Gen4-fähig, aber manchmal kann Gen3 stabiler sein, wenn es Kompatibilitätsprobleme gibt).
* **Resizable BAR (ReBAR) / Smart Access Memory (SAM):** Diese Technologien ermöglichen der CPU, direkten Zugriff auf den gesamten Grafikspeicher zu erhalten, was die Leistung steigern kann. Allerdings können sie in seltenen Fällen auch zu Instabilität oder Boot-Problemen führen, besonders wenn das BIOS nicht aktuell ist. Versuchen Sie, Resizable BAR (manchmal auch als Above 4G Decoding bezeichnet) im BIOS zu deaktivieren und dann erneut zu testen. Wenn es ohne Probleme läuft, können Sie es später wieder aktivieren, nachdem andere Probleme behoben sind.
* **CSM-Modus / UEFI-Boot:** Stellen Sie sicher, dass Ihr System im UEFI-Modus startet und CSM (Compatibility Support Module) deaktiviert ist, besonders wenn Sie Windows 10/11 verwenden und die Grafikkarte auch im UEFI-Modus betrieben werden soll.
#### 4. Software-Konflikte und Windows-System
* **Hintergrundprogramme:** Manchmal können installierte Hintergrundprogramme, Overlays (Discord, Xbox Game Bar) oder sogar Antivirensoftware mit den Grafikkartentreibern in Konflikt geraten. Deaktivieren Sie diese vorübergehend, um dies auszuschließen.
* **Corrupt Windows Installation:** Als letzter Ausweg, wenn nichts anderes hilft, kann eine saubere Neuinstallation von Windows notwendig sein. Eine beschädigte Systeminstallation kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, einschließlich Hardware-Erkennungsfehlern. Sichern Sie vorher alle wichtigen Daten!
* **Event Viewer:** Windows protokolliert viele Ereignisse. Suchen Sie nach Fehlern oder Warnungen im Event Viewer (Windows-Taste + R, `eventvwr.msc` eingeben), die zeitlich mit dem Hochfahren oder dem Erscheinen des Fehler Code 43 übereinstimmen. Manchmal finden sich dort konkretere Hinweise.
### Ursachen für das lange Hochfahren im Detail
Abseits des Fehler Code 43 kann das **lange Hochfahren** eigene Ursachen haben:
* **Bootreihenfolge und BIOS/UEFI-Einstellungen:** Wie bereits erwähnt, ist eine korrekte Bootreihenfolge essenziell. Auch „Fast Boot” oder „Ultra Fast Boot” können bei bestimmten Konfigurationen paradoxerweise zu längeren Startzeiten führen oder Probleme verursachen. Testen Sie verschiedene Einstellungen.
* **Startprogramme:** Zu viele Programme, die beim Systemstart automatisch geladen werden, verlangsamen den Prozess erheblich. Deaktivieren Sie nicht benötigte Startprogramme über den Task-Manager (Strg+Umschalt+Esc > Reiter „Autostart”).
* **SSD/NVMe-Geschwindigkeit und Gesundheit:** Obwohl neu, kann ein Datenträger fehlerhaft sein. Überprüfen Sie mit Software wie CrystalDiskInfo die S.M.A.R.T.-Werte Ihrer SSD/NVMe. Stellen Sie sicher, dass der NVMe-Treiber korrekt installiert ist (oft sind es generische Windows-Treiber, aber einige Hersteller bieten eigene an, die besser performen).
* **Windows-Dienste:** Einige Windows-Dienste sind nicht unbedingt notwendig. Im Services-Fenster (`services.msc`) können Sie unnötige Dienste auf „Manuell” setzen, aber seien Sie hier vorsichtig, da dies das System instabil machen kann, wenn Sie einen wichtigen Dienst deaktivieren.
* **Treiberkonflikte:** Nicht nur die Grafiktreiber, sondern auch andere Treiber (Chipsatz, Netzwerkkarte, USB-Controller) können Konflikte verursachen, die den Bootvorgang verzögern. Überprüfen Sie den Gerätemanager auf weitere Ausrufezeichen.
### Wann ist professionelle Hilfe gefragt?
Wenn Sie alle hier genannten Schritte sorgfältig durchgeführt haben und der Fehler Code 43 für Ihre Radeon RX 6800 XT weiterhin besteht oder das lange Hochfahren nicht behoben werden kann, ist es an der Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
* **Garantieanspruch:** Wenn der Cross-Test Ihrer Grafikkarte in einem anderen PC den Fehler bestätigt, ist die Karte wahrscheinlich defekt. Kontaktieren Sie den Hersteller oder Händler für einen Garantieaustausch.
* **Fachgeschäft/Techniker:** Ein erfahrener Techniker kann tiefergehende Diagnosetools einsetzen, andere Hardwarekomponenten zum Testen verwenden und so die Fehlerursache präziser eingrenzen.
### Prävention ist der beste Schutz
Auch wenn der Zug für Ihren aktuellen Problemstart bereits abgefahren ist, können diese Tipps helfen, zukünftige Probleme zu vermeiden:
* **Sorgfältiger Aufbau:** Achten Sie beim Zusammenbau darauf, dass alle Komponenten fest sitzen und richtig verkabelt sind.
* **Nur benötigte Treiber:** Installieren Sie nur die notwendigen Treiber von den offiziellen Herstellerseiten. Vermeiden Sie überflüssige Software, die oft mit Treibern gebündelt wird.
* **Regelmäßige Wartung:** Halten Sie Ihr System und Ihre Treiber auf dem neuesten Stand (aber mit Bedacht, nicht blindlings jedes Update installieren).
* **Monitoring:** Nutzen Sie Tools wie HWInfo oder MSI Afterburner, um Temperaturen und Systemauslastung im Auge zu behalten.
### Fazit
Ein Problemstart für den neuen Computer mit langem Hochfahren und dem Radeon RX 6800 XT Fehler Code 43 ist zweifellos frustrierend. Doch wie dieser Artikel zeigt, gibt es eine Vielzahl von systematischen Schritten, die Sie unternehmen können, um das Problem zu diagnostizieren und zu beheben. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Lösungen wie Treiber-Reinstallation und Kabelchecks, bevor Sie zu komplexeren Hardware-Tests übergehen. Geduld und eine methodische Herangehensweise sind Ihre besten Verbündeten. In den meisten Fällen wird Ihr brandneuer PC bald so funktionieren, wie Sie es sich vorgestellt haben – schnell, stabil und ohne ärgerliche Fehlermeldungen.