So nutzen Sie Ihre RX 7800 XT zusammen mit der Onboard GPU für maximale Leistung

In der heutigen schnelllebigen digitalen Welt suchen wir ständig nach Wegen, um das Maximum aus unserer Hardware herauszuholen. Wer eine leistungsstarke Grafikkarte wie die AMD Radeon RX 7800 XT besitzt und zusätzlich über eine integrierte Grafikeinheit (iGPU) im Prozessor verfügt, steht vor einer interessanten Frage: Kann man diese beiden Komponenten nicht irgendwie zusammen nutzen, um die Gesamtleistung des Systems zu optimieren? Die kurze Antwort lautet: Ja, absolut! Es geht dabei weniger um ein direktes „Zusammenschalten” der Rohleistung für ein einzelnes Spiel, sondern vielmehr um eine intelligente Aufgabenverteilung, die Ihr System effizienter, vielseitiger und leistungsfähiger macht. Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein und zeigt Ihnen, wie Sie Ihre RX 7800 XT und Ihre Onboard GPU Hand in Hand arbeiten lassen, um ein Maximum an Leistung und Flexibilität zu erzielen.

Warum zwei Grafikeinheiten nutzen? Das Prinzip der intelligenten Aufgabenverteilung

Bevor wir uns den technischen Details widmen, ist es wichtig, das grundlegende Konzept zu verstehen. Eine dedizierte Grafikkarte wie die RX 7800 XT ist ein Kraftpaket, das speziell für anspruchsvolle Aufgaben wie Gaming in hohen Auflösungen, 3D-Rendering oder intensive Videobearbeitung entwickelt wurde. Ihre Onboard GPU (oft als iGPU bezeichnet, sei es eine Intel UHD Graphics oder eine AMD Radeon Graphics in einem APU-Prozessor) ist hingegen für weniger fordernde Aufgaben konzipiert, wie die Darstellung des Desktops, die Wiedergabe von Videos oder leichte Produktivitätsanwendungen. Der Trick besteht darin, die Stärken beider Einheiten zu nutzen, indem Sie der iGPU Aufgaben zuweisen, die sie effizienter oder parallel zur RX 7800 XT bewältigen kann.

Das Ziel ist nicht, die Framerate in einem einzigen Spiel durch die Addition beider Leistungen zu verdoppeln – moderne Multi-GPU-Technologien wie AMD CrossFire oder Nvidias SLI sind ohnehin weitgehend aus dem Mainstream-Gaming verschwunden, und eine iGPU kann hier nicht mit einer dedizierten Karte mithalten. Stattdessen geht es darum, Ressourcen freizuspielen, spezielle Hardware-Beschleunigungsfunktionen zu nutzen und eine höhere Flexibilität bei der Konfiguration Ihres Systems zu erreichen.

Szenarien für die gemeinsame Nutzung von RX 7800 XT und Onboard GPU

Die Synergien zwischen Ihrer dedizierten Grafikkarte und der iGPU entfalten sich in verschiedenen Anwendungsbereichen. Hier sind die wichtigsten:

1. Multi-Monitor-Setups der nächsten Generation

Sie möchten mehr als die vier von der RX 7800 XT unterstützten Monitore anschließen? Oder möchten Sie, dass bestimmte Monitore für spezielle Aufgaben von einer anderen GPU angetrieben werden? Hier kommt die Onboard GPU ins Spiel. Viele CPUs mit integrierter Grafik können zusätzliche Displays ansteuern. Sie könnten beispielsweise:

• Ihre Haupt-Gaming-Monitore an die RX 7800 XT anschließen.
• Zusätzliche Monitore für Chat-Fenster, Discord, Streaming-Software oder Produktivitätsanwendungen an die Onboard GPU anschließen.
• Dies entlastet die dedizierte GPU, da sie sich ausschließlich auf die Rendering-Last der Hauptdisplays konzentrieren kann, während die iGPU die „Peripherie”-Displays verwaltet.

2. Optimierung für Content Creation & Streaming

Hier liegt ein riesiges Potenzial. Moderne iGPUs, insbesondere Intels Quick Sync Video und AMDs Video Core Next (VCN), verfügen über dedizierte Hardware-Encoder und -Decoder, die extrem effizient sind. Diese können oft Aufgaben wie das Videocodieren und -decodieren schneller und mit geringerem Stromverbrauch erledigen als die dedizierte GPU oder sogar die CPU allein.

• Live-Streaming: Nutzen Sie die Onboard GPU für die Echtzeit-Kodierung Ihres Streams (z.B. mit OBS Studio), während die RX 7800 XT sich voll auf das Rendering Ihres Spiels oder Ihrer Anwendung konzentriert. Dies kann zu einer stabileren Framerate im Spiel und einem qualitativ hochwertigen Stream führen, da keine der beiden GPUs überlastet wird.
• Videobearbeitung: Software wie DaVinci Resolve, Adobe Premiere Pro oder HandBrake kann häufig von der Hardware-Beschleunigung der iGPU profitieren. Für das schnelle Rendern von Proxys oder das Exportieren von Videos in bestimmten Formaten kann die iGPU eine enorme Zeitersparnis bedeuten, während die RX 7800 XT für rechenintensive Effekte oder die Hauptwiedergabe bereitsteht.
• Medienwiedergabe: Die iGPU ist perfekt geeignet, um hochauflösende Videos (4K, 8K) zu decodieren, ohne die RX 7800 XT zu belasten.

3. Energieeffizienz im Leerlauf oder bei geringer Last

Für alltägliche Aufgaben wie Web-Browsing, E-Mails oder Office-Anwendungen ist die Leistung der RX 7800 XT massiv überdimensioniert. In vielen Systemen können Sie im BIOS/UEFI einstellen, dass die Onboard GPU als primäre Grafikkarte für den Desktop-Betrieb fungiert, während die dedizierte Karte in einen sehr energiearmen Zustand versetzt wird oder sogar ganz ausgeschaltet wird (falls vom Mainboard unterstützt). Dies reduziert den Stromverbrauch, die Wärmeentwicklung und die Lüftergeräusche Ihres Systems erheblich, wenn keine anspruchsvollen Aufgaben anstehen.

Technische Umsetzung: So aktivieren und konfigurieren Sie beide GPUs

Schritt 1: BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen

Dies ist der erste und wichtigste Schritt. Sie müssen sicherstellen, dass Ihre Onboard GPU im System-BIOS (Basic Input/Output System) oder UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) aktiviert ist. Gehen Sie dazu wie folgt vor:

1. Starten Sie Ihren PC neu und drücken Sie die entsprechende Taste (oft Entf, F2, F10 oder F12), um ins BIOS/UEFI zu gelangen.
2. Suchen Sie nach Menüpunkten wie „Advanced”, „Chipset”, „Integrated Peripherals” oder „Graphics Configuration”.
3. Suchen Sie nach einer Option wie „Integrated Graphics”, „Onboard Graphics”, „iGPU Multi-Monitor” oder „Primary Display Adapter”.
4. Stellen Sie sicher, dass die Onboard GPU auf „Enabled” oder „Auto” steht. Manchmal gibt es auch eine Option wie „Multi-Monitor” oder „iGPU Multi-Monitor Support”, die ebenfalls aktiviert werden muss, damit die iGPU zusammen mit der dedizierten Karte funktionieren kann.
5. Speichern Sie die Änderungen und verlassen Sie das BIOS/UEFI.

Wichtiger Hinweis: Achten Sie darauf, dass der „Primary Display Adapter” oft auf „PCIe” (für Ihre RX 7800 XT) eingestellt ist, um sicherzustellen, dass Ihr System standardmäßig mit der dedizierten Grafikkarte startet, was für Gaming und anspruchsvolle Anwendungen wichtig ist.

Schritt 2: Treiberinstallation

Damit beide GPUs reibungslos zusammenarbeiten, benötigen sie die richtigen und aktuellsten Treiber.

1. AMD Adrenalin Treiber für RX 7800 XT: Laden Sie die neuesten Treiber von der offiziellen AMD-Website herunter und installieren Sie sie.
2. Treiber für die Onboard GPU:
   • Für Intel iGPU: Laden Sie die neuesten „Intel Graphics Driver” von der offiziellen Intel-Website (oder der Website Ihres Mainboard-Herstellers) herunter und installieren Sie sie.
   • Für AMD APU iGPU: Wenn Sie einen AMD Ryzen-Prozessor mit integrierter Grafik haben, sind die Treiber normalerweise Teil des AMD Adrenalin Pakets. Stellen Sie sicher, dass das Paket korrekt installiert wurde und die iGPU erkannt wird.

Ein Neustart nach der Installation beider Treibersätze ist empfehlenswert.

Schritt 3: Kabelverbindungen herstellen

Verbinden Sie die Monitore, die von der RX 7800 XT angesteuert werden sollen, mit deren Videoausgängen (HDMI, DisplayPort). Für die Monitore, die von der Onboard GPU angesteuert werden sollen, verbinden Sie diese mit den Videoausgängen Ihres Mainboards (HDMI, DisplayPort).

Nach dem Start des Systems sollte Windows (oder Ihr Betriebssystem) beide GPUs und die angeschlossenen Monitore erkennen.

Schritt 4: Windows- und Anwendungs-Einstellungen konfigurieren

1. Windows Anzeigeeinstellungen:
   • Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Desktop und wählen Sie „Anzeigeeinstellungen”.
   • Hier können Sie die Positionen Ihrer Monitore anordnen, die Skalierung anpassen und festlegen, welche Monitore den Desktop erweitern oder duplizieren sollen. Windows sollte anzeigen, welche Monitore an welcher GPU angeschlossen sind.
2. Grafikeinstellungen für Anwendungen (Windows 10/11):
   • Gehen Sie zu „Einstellungen” > „System” > „Anzeige” > „Grafikeinstellungen” (oder suchen Sie direkt nach „Grafikeinstellungen”).
   • Hier können Sie für einzelne Anwendungen oder Spiele festlegen, welche GPU primär verwendet werden soll.
   • Fügen Sie eine Anwendung hinzu (z.B. OBS Studio, Ihr Videobearbeitungsprogramm oder ein Spiel).
   • Klicken Sie auf „Optionen” und wählen Sie:
     • „Hochleistung” (High Performance) für die RX 7800 XT (wenn die Anwendung von der dGPU gerendert werden soll).
     • „Energiesparmodus” (Power Saving) für die Onboard GPU (wenn die iGPU Aufgaben wie Videokodierung übernehmen soll).
   • Dies ist entscheidend, um Anwendungen die richtige Hardware zur Beschleunigung zuzuweisen.
3. Anwendungsspezifische Einstellungen:
   • OBS Studio: Gehen Sie in den Einstellungen zu „Ausgabe” und „Encoder”. Wählen Sie hier den „Intel QSV” (für Intel iGPU) oder „AMD H.264/HEVC (VCN)” (für AMD APU iGPU) Encoder aus, um die iGPU für das Streaming zu nutzen.
   • Videobearbeitungsprogramme: In den Einstellungen von Programmen wie DaVinci Resolve, Adobe Premiere Pro oder HandBrake finden Sie oft Optionen zur Hardware-Beschleunigung oder zur Auswahl der bevorzugten GPU für bestimmte Aufgaben (z.B. Rendering-Engine, Decoder). Experimentieren Sie hier, um die beste Konfiguration zu finden.

Best Practices und Tipps für maximale Leistung

• Treiber aktuell halten: Sowohl AMD als auch Intel (oder AMD für APUs) veröffentlichen regelmäßig Treiber-Updates, die Leistungsverbesserungen und Fehlerbehebungen enthalten können. Halten Sie beide Treiber stets auf dem neuesten Stand.
• Monitoring-Tools nutzen: Verwenden Sie Tools wie den AMD Adrenalin Performance Monitor, HWMonitor oder MSI Afterburner, um die Auslastung und Temperaturen beider GPUs zu überwachen. So können Sie Engpässe erkennen und sicherstellen, dass die Aufgabenverteilung optimal ist.
• Experimentieren Sie: Jedes System und jeder Anwendungsfall ist einzigartig. Experimentieren Sie mit den Einstellungen in Windows und den Anwendungen, um herauszufinden, welche Konfiguration für Ihre Bedürfnisse die beste Leistung liefert.
• Qualität der Kabel: Bei Multi-Monitor-Setups, insbesondere mit hohen Auflösungen und Bildwiederholraten, kann die Qualität Ihrer DisplayPort- oder HDMI-Kabel einen Unterschied machen.
• Vorsicht bei Konflikten: In seltenen Fällen können Treiberkonflikte auftreten. Sollten Sie unerklärliche Abstürze oder Fehlermeldungen haben, versuchen Sie, einen der Treiber neu zu installieren oder auf eine ältere, stabile Version zurückzugreifen.

Fazit: Die Power der Zusammenarbeit

Die Kombination Ihrer RX 7800 XT mit der Onboard GPU ist kein magischer Trick, der Ihre Gaming-Leistung verdoppelt, sondern eine intelligente Strategie, um die Gesamtleistung und Effizienz Ihres Systems zu maximieren. Indem Sie die Stärken jeder Grafikeinheit gezielt nutzen – die RX 7800 XT für absolute Rohleistung und die iGPU für effiziente Kodierung, zusätzliche Display-Ausgabe oder energieeffizienten Leerlauf – schaffen Sie ein vielseitiges und hochoptimiertes Arbeits- und Gaming-Setup. Egal, ob Sie professionell streamen, Videos bearbeiten oder einfach nur das flüssigste Multi-Monitor-Erlebnis wünschen, die intelligente Nutzung beider GPUs wird Ihr digitales Erlebnis auf die nächste Stufe heben. Nehmen Sie sich die Zeit für die Konfiguration, und Sie werden mit einem deutlich leistungsfähigeren und flexibleren PC belohnt!