Der E3D Toolchanger ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und hat die Art und Weise, wie wir über Multimaterial-3D-Druck denken, revolutioniert. Als stolzer Besitzer eines solchen Systems wissen Sie die Flexibilität und Leistung zu schätzen, die er bietet. Doch wie bei jeder Spitzentechnologie entwickeln sich die Dinge weiter. E3D ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern bringt regelmäßig innovative Verbesserungen heraus, die Ihren Toolchanger noch besser, zuverlässiger und benutzerfreundlicher machen können. Dieser Artikel ist Ihr umfassender Leitfaden, um Ihren treuen E3D Toolchanger auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und ihm ein zweites Leben mit verbesserter Leistung und neuen Funktionen zu schenken. Machen Sie sich bereit, die nächste Stufe des 3D-Drucks zu erreichen!
Warum jetzt das Upgrade? Die Vorteile im Überblick
Vielleicht fragen Sie sich, ob ein Upgrade wirklich notwendig ist, wenn Ihr Toolchanger noch einwandfrei funktioniert. Die Antwort ist ein klares Ja! Die neuesten Entwicklungen von E3D bieten nicht nur inkrementelle Verbesserungen, sondern echte Sprünge in Sachen Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und Druckqualität. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Hotends in Sekundenschnelle wechseln, ohne Werkzeuge und ohne Nachkalibrierung, oder eine deutlich robustere und einfachere Verkabelung genießen. Genau das ermöglichen die neuesten E3D-Innovationen. Ein Upgrade ist eine Investition in die Zukunft Ihres Druckers, die sich durch weniger Ausfallzeiten, präzisere Druckergebnisse und eine allgemein angenehmere Nutzungserfahrung auszahlt. Es ist auch eine Möglichkeit, Ihren E3D Toolchanger fit für neue Materialien und anspruchsvollere Projekte zu machen.
Was gibt es Neues? Die wichtigsten Upgrade-Komponenten und -Konzepte
Die Welt des 3D-Drucks bewegt sich schnell, und E3D ist stets an der Spitze. Für den Toolchanger gibt es primär zwei große Bereiche, die für ein Upgrade infrage kommen: die Hotends und die Toolboards (Werkzeugplatinen).
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Revo Hotends: Die Revolution des Hotend-Wechsels
Die größte Neuerung der letzten Jahre im E3D-Ökosystem sind die Revo Hotends. Vergessen Sie das mühsame Wechseln von Düsen mit Schraubenschlüsseln bei heißen Hotends. Mit Revo wechseln Sie Düsen werkzeuglos und kalt. Das ist nicht nur unglaublich praktisch, sondern auch sicherer und schneller. Für den Toolchanger gibt es spezielle Revo Hemera XS Toolboards, die die Revo-Technologie perfekt integrieren. Der Wechsel von einem V6-basierten System zu Revo bringt massive Vorteile in puncto Wartung und Flexibilität. Sie können in Sekundenschnelle zwischen verschiedenen Düsengrößen wechseln, um Details oder Geschwindigkeit zu optimieren, ohne eine Neukalibrierung befürchten zu müssen. -
CAN-Bus Toolboards: Vereinfachte Verkabelung und verbesserte Kommunikation
Ältere Toolchanger-Modelle verwenden oft E3D TLC Toolboards, die eine relativ komplexe Verkabelung erfordern. Die neuen Generationen, wie die Revo Hemera XS Toolboards (die Revo Hotends integrieren) oder die E3D Hemera Toolboards, setzen auf den CAN-Bus. Dieses Kommunikationsprotokoll reduziert die Anzahl der Kabel drastisch – oft auf nur vier pro Werkzeug: zwei für die Stromversorgung und zwei für den CAN-Datenbus. Das Ergebnis ist eine wesentlich sauberere und robustere Verkabelung, weniger Fehlerquellen und eine einfachere Installation. Der CAN-Bus ist zudem skalierbarer und bietet eine höhere Immunität gegenüber elektrischen Störungen, was die Zuverlässigkeit Ihres Toolchangers erheblich steigert. -
RepRapFirmware (RRF) 3.x und höher: Software-Power für Ihr Upgrade
Hardware-Upgrades gehen oft Hand in Hand mit Software-Upgrades. Die neueren E3D-Toolboards und die Revo-Hotends sind optimal auf die neuesten Versionen der RepRapFirmware (insbesondere RRF 3.x und höher) abgestimmt. Diese Firmware-Versionen bieten nicht nur Unterstützung für die neuen Hardware-Komponenten, sondern auch zahlreiche Verbesserungen wie Input Shaping, Pressure Advance und eine allgemein verbesserte Motion Control, die Ihre Druckqualität auf ein neues Niveau heben können.
Die Upgrade-Vorbereitung: Planung ist alles
Ein reibungsloses Upgrade beginnt mit einer sorgfältigen Vorbereitung. Nehmen Sie sich die Zeit, die folgenden Schritte zu beachten:
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Bestandsaufnahme und Recherche:
Identifizieren Sie genau, welche Komponenten Ihr Toolchanger aktuell verwendet (z.B. V6 Hotends, TLC Toolboards, welche Hemera-Version). Recherchieren Sie dann, welche spezifischen Upgrade-Kits oder Einzelteile Sie benötigen. E3D bietet oft spezifische Kits für den Toolchanger an, die den Übergang erleichtern. Prüfen Sie die Kompatibilität mit Ihrer aktuellen Mainboard-Firmware. -
Teilebeschaffung:
Bestellen Sie alle benötigten Teile. Dazu gehören in der Regel:- Revo Hemera XS Toolboards (entsprechend der Anzahl Ihrer Werkzeuge)
- Revo Hotends (passend zu den Toolboards)
- Ggf. neue Hemera XS Extruder (falls Sie von Hemera/Hemera Bowden oder anderen Extrudern upgraden)
- CAN-Bus-Kabel und Stecker (oft in den Kits enthalten, aber prüfen Sie die Länge)
- Ein CAN-HAT für Ihr Mainboard (z.B. Duet 3 Expansion Board 3 Mini 5+ oder ein CAN-Adapter für ältere Boards)
- Kabelbinder, Schrumpfschläuche, ggf. neue Schrauben
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Werkzeuge bereitlegen:
Stellen Sie sicher, dass Sie alle benötigten Werkzeuge zur Hand haben: Schraubendreher-Sets, Zangen, Seitenschneider, Abisolierzange, Multimeter, Lötstation (falls Sie Kabel selbst konfektionieren müssen), Heißluftpistole (für Schrumpfschläuche). -
Sicherung der Konfiguration:
Ganz wichtig: Bevor Sie Hardware oder Firmware ändern, sichern Sie Ihre komplette Drucker-Konfiguration! Kopieren Sie den Inhalt des „sys”-Ordners Ihrer SD-Karte auf Ihren Computer. Dies beinhaltet Ihre `config.g`, `bed.g`, `tool#.g` und alle anderen wichtigen Makros. Im Falle von Problemen können Sie so immer auf eine funktionierende Konfiguration zurückgreifen. -
Arbeitsbereich vorbereiten:
Schaffen Sie einen sauberen, gut beleuchteten Arbeitsbereich mit ausreichend Platz.
Schritt-für-Schritt-Upgrade: Von V6/TLC zu Revo/CAN
Dieser Abschnitt beschreibt den generellen Ablauf. Detaillierte, spezifische Anleitungen finden Sie immer bei E3D auf deren Dokumentationsseiten.
1. Demontage der alten Komponenten:
- Sicherheit zuerst: Schalten Sie den Drucker aus und ziehen Sie den Netzstecker! Lassen Sie alle Hotends vollständig abkühlen.
- Alte Werkzeuge entfernen: Demontieren Sie vorsichtig alle vorhandenen Werkzeuge vom Werkzeugwechselsystem.
- Kabel lösen: Trennen Sie alle Kabel von den alten Toolboards und Hotends. Machen Sie Fotos von der Verkabelung, falls Sie sich später unsicher sind. Lösen Sie die Kabelstränge vorsichtig aus den Kabelführungen.
- Toolboards und Hotends entfernen: Demontieren Sie die alten TLC Toolboards und die V6 Hotends von den Hemera-Extrudern oder den Toolplates.
2. Montage der neuen Hardware:
- Revo Hemera XS Toolboards und Revo Hotends:
Montieren Sie die neuen Revo Hemera XS Toolboards an den Toolplates. Installieren Sie dann die Revo Hotends in den Extrudern – denken Sie daran, dass dies werkzeuglos geschieht! Achten Sie auf die korrekte Ausrichtung. - CAN-Bus-Verkabelung:
Dies ist der kritischste Schritt. Der CAN-Bus wird in Reihe (Daisy-Chain) von einem Toolboard zum nächsten geschleift.- Verbinden Sie Ihr Mainboard (oder den CAN-HAT) über ein CAN-Kabel mit dem ersten Toolboard.
- Verbinden Sie das erste Toolboard mit dem zweiten, das zweite mit dem dritten usw.
- Verbinden Sie die Stromversorgungskabel (oft 24V und GND) mit den Toolboards. Diese können ebenfalls in Reihe geschaltet werden, aber achten Sie auf ausreichende Kabelquerschnitte und sichere Verbindungen.
- Beenden Sie den CAN-Bus an beiden Enden (am Mainboard und am letzten Toolboard) mit einem 120-Ohm-Terminator-Widerstand. Viele CAN-Boards haben Jumper dafür.
Verlegen Sie alle Kabel sauber und sicher in den Kabelführungen, um ein Verheddern oder Scheuern zu vermeiden. Kabelbinder sind hier Ihre besten Freunde.
- Wiederanbau der Werkzeuge:
Befestigen Sie die komplettierten Werkzeuge wieder am Werkzeugwechselsystem.
3. Firmware-Upgrade und Konfiguration:
- Firmware aktualisieren:
Verbinden Sie Ihren Drucker über USB mit Ihrem Computer. Laden Sie die neueste stabile Version der RepRapFirmware (RRF 3.x oder höher) von der Duet3D-Website herunter und flashen Sie sie auf Ihr Mainboard. Folgen Sie den Anweisungen von Duet3D/E3D genau. Dies ist ein entscheidender Schritt für die CAN-Bus-Kommunikation. - CAN-Bus einrichten:
Nach dem Firmware-Update müssen Sie den CAN-Bus in Ihrer `config.g` konfigurieren. Dies beinhaltet das Aktivieren des CAN-Moduls und das Auffinden der Toolboards. Normalerweise können Sie über einen Befehl wie `M115 Bx` die angebundenen CAN-Geräte erkennen und ihnen eindeutige Adressen zuweisen (`M950 J0 C”canfd.0:0″` oder ähnlich). E3D und Duet3D bieten hierfür spezifische Anleitungen. - Konfiguration anpassen:
Ihre alte Konfiguration ist für die neuen Komponenten nicht mehr gültig. Sie müssen die `config.g` und die `tool#.g`-Dateien anpassen.- Treiberzuweisung: Statt direkter Pin-Zuweisungen verweisen Sie nun auf die CAN-Bus-Adresse des jeweiligen Toolboards (z.B. `M569 P0.0 D2` für einen Extruder auf CAN-Bus-Adresse 0, Treibernummer 0).
- Heizbett und Extruder-Heizungen: Die PID-Einstellungen müssen eventuell neu abgestimmt werden.
- Sensoren: Die Thermistoren der Revo Hotends sind anders als die der V6. Passen Sie die `M308`-Befehle entsprechend an (oft `T100000 B4725 C7.06e-8`).
- Lüfter: Prüfen Sie die Pin-Zuweisung der Bauteilkühlung und Hotend-Lüfter auf den neuen Toolboards.
- Z-Probing: Falls Sie einen Z-Sensor am Werkzeug haben, muss auch dessen Zuweisung überprüft werden.
E3D bietet in der Regel Beispielkonfigurationen für Toolchanger mit Revo/CAN an, die eine hervorragende Ausgangsbasis bilden.
4. Erste Tests und Kalibrierung:
- Spannungsversorgung und Kommunikation:
Schalten Sie den Drucker ein. Prüfen Sie, ob alle Toolboards korrekt erkannt werden und keine Fehler auf dem CAN-Bus vorliegen (sehen Sie im Duet Web Interface nach). - Heizungen testen:
Heizen Sie jedes Hotend einzeln auf eine niedrige Temperatur (z.B. 150 °C) und beobachten Sie die Temperaturkurve. Stellen Sie sicher, dass keine Überhitzung oder ungewöhnliches Verhalten auftritt. - Extruder testen:
Laden Sie Filament und testen Sie die Extruder. - Lüfter testen:
Schalten Sie die Hotend-Lüfter und Bauteillüfter einzeln ein und aus. - Home-Prozedur:
Führen Sie eine Home-Prozedur durch. - Werkzeug-Offsets:
Kalibrieren Sie die Werkzeug-Offsets (X, Y, Z) für jedes Werkzeug erneut. Dies ist entscheidend für eine präzise Multimaterial-Drucke. - PID-Tuning:
Führen Sie ein PID-Tuning für jedes Hotend durch, um optimale Heizleistung und Temperaturstabilität zu gewährleisten. - Bed Mesh Leveling:
Führen Sie eine neue Bettvermessung (Bed Mesh Leveling) durch.
Häufige Probleme und Tipps zur Fehlerbehebung:
* CAN-Bus-Fehler: Überprüfen Sie die Verkabelung (Polarität, lose Verbindungen), die Terminator-Widerstände und die CAN-Adressen. Ist die Firmware aktuell?
* Hotend heizt nicht oder zeigt falsche Temperatur an: Prüfen Sie die Verkabelung des Thermistors und der Heizpatrone. Stimmen die Thermistor-Parameter in `M308` mit dem Revo Hotend überein?
* Extruder funktioniert nicht: Überprüfen Sie die Stromversorgung des Toolboards und die Schrittmotor-Verkabelung. Ist der Extruder-Treiber in der Konfiguration korrekt zugewiesen?
* Werkzeug-Offsets stimmen nicht: Führen Sie die Kalibrierung der Werkzeug-Offsets sehr sorgfältig durch. Ein kleiner Fehler hier kann zu großen Problemen führen.
* E3D Dokumentation: Die Dokumentation auf der E3D-Website ist Gold wert. Nehmen Sie sich die Zeit, sie zu lesen.
* Community-Foren: Die Duet3D- und E3D-Foren sind ausgezeichnete Ressourcen, um Hilfe von erfahrenen Nutzern und Entwicklern zu erhalten.
Die Belohnung: Ein Toolchanger, besser als je zuvor
Nachdem Sie diese Schritte gemeistert haben, werden Sie einen E3D Toolchanger besitzen, der nicht nur auf dem neuesten Stand der Technik ist, sondern auch eine erheblich verbesserte Benutzererfahrung bietet. Die Vorteile der Revo Hotends mit ihrem werkzeuglosen Düsenwechsel und der robusten, vereinfachten CAN-Bus-Verkabelung werden Ihren Arbeitsablauf revolutionieren. Sie werden schneller und zuverlässiger drucken können, mit weniger Wartungsaufwand und mehr Freude am Multimaterial-3D-Druck. Ihr Toolchanger ist nun zukunftssicher und bereit für neue Herausforderungen. Genießen Sie die Vorteile Ihres „neuen” Druckers und die Freiheit, die Ihnen diese Upgrades ermöglichen!