Der Moment, in dem Sie Ihren frisch zusammengebauten oder aufgerüsteten PC zum ersten Mal starten und… nichts. Kein Bild. Nur ein dunkler Bildschirm, der Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lässt. Sie sind nicht allein! Viele PC-Bauer kennen dieses frustrierende Szenario. Gerade bei einer Kombination wie dem leistungsstarken Ryzen 5 5600, dem beliebten MSI B550-A Pro Motherboard und einer zuverlässigen NVIDIA GTX 1050 Ti (oder GT 1050) kann es, trotz der vermeintlich guten Kompatibilität, zu einem solchen „Dark Screen” kommen. Aber keine Panik! In diesem umfassenden Leitfaden gehen wir Schritt für Schritt alle möglichen Ursachen durch und zeigen Ihnen, wie Sie das Problem identifizieren und beheben können.
Ein dunkler Bildschirm bedeutet nicht zwangsläufig, dass etwas kaputt ist. Oft sind es kleine Fehler in der Verkabelung, Kompatibilitätsprobleme oder eine falsche Einstellung, die sich leicht korrigieren lassen. Nehmen Sie sich Zeit, bleiben Sie geduldig und folgen Sie unseren Anweisungen – gemeinsam finden wir den Fehler!
Die ersten Schritte: Die Grundlagen prüfen
Bevor wir uns in komplexe Fehlersuchen stürzen, beginnen wir mit den einfachsten und am häufigsten übersehenen Punkten. Sie werden überrascht sein, wie oft das Problem hier schon behoben ist.
1. Kabelcheck: Sind alle Kabel richtig angeschlossen?
* Monitor-Kabel: Ist Ihr HDMI-, DisplayPort- oder DVI-Kabel fest mit dem **Grafikkarten-Ausgang** und dem Monitor verbunden? Dies ist ein Klassiker: Viele schließen das Kabel fälschlicherweise an die Anschlüsse des Mainboards an, obwohl der Ryzen 5 5600 *keine integrierte Grafikeinheit* besitzt und somit zwingend ein Signal von der dedizierten Grafikkarte (Ihrer **GTX 1050 Ti**) benötigt. Überprüfen Sie unbedingt, dass das Kabel in der **GTX 1050 Ti** steckt!
* Monitor-Stromkabel: Ist Ihr Monitor eingeschaltet und das Stromkabel fest verbunden? Wählen Sie am Monitor den richtigen Eingang (HDMI 1, DisplayPort, etc.) aus.
* PC-Stromkabel: Ist das Netzkabel fest in der Steckdose und im Netzteil? Ist der Schalter am Netzteil auf „I” (Ein) gestellt? Testen Sie, wenn möglich, eine andere Steckdose.
2. Externe Geräte: Alles vom PC trennen
Manchmal können fehlerhafte USB-Geräte oder andere Peripheriegeräte den Startvorgang stören. Trennen Sie *alle* nicht essenziellen Geräte (Maus, Tastatur, externe Festplatten, Drucker etc.) vom PC. Versuchen Sie dann erneut zu starten. Wenn es funktioniert, schließen Sie die Geräte einzeln wieder an, um den Übeltäter zu finden.
Der Hauptverdächtige: BIOS-Kompatibilität und Flashback+
Für Systeme mit einem Ryzen 5 5600 auf einem B550-A Pro Motherboard ist dies oft die erste Anlaufstelle für einen schwarzen Bildschirm.
1. BIOS-Version: Ist Ihr B550-A Pro bereit für den Ryzen 5 5600?
Der Ryzen 5 5600 ist ein Prozessor der Zen 3-Generation. Obwohl das **MSI B550-A Pro** Motherboard von Haus aus mit Zen 3-CPUs kompatibel ist, kann es vorkommen, dass Sie ein älteres Board erwischt haben, dessen BIOS-Version zu alt ist, um den Ryzen 5 5600 korrekt zu erkennen. In diesem Fall startet der PC zwar, zeigt aber kein Bild, da das System den Prozessor nicht initialisieren kann.
2. BIOS Flashback+: Ihre Rettung ohne funktionierenden Prozessor
Glücklicherweise verfügt das **MSI B550-A Pro** über eine hervorragende Funktion namens **BIOS Flashback+**. Diese ermöglicht es Ihnen, das BIOS zu aktualisieren, *ohne dass ein kompatibler Prozessor, RAM oder eine Grafikkarte installiert sein müssen*. Das ist ideal für Ihre Situation!
So nutzen Sie BIOS Flashback+:
1. Vorbereitung: Besorgen Sie sich einen leeren USB-Stick (optimalerweise USB 2.0, max. 16 GB), den Sie im FAT32-Format formatieren.
2. BIOS herunterladen: Gehen Sie auf die offizielle MSI-Website für Ihr **B550-A Pro** (msi.com -> Support -> Motherboard -> B550-A Pro). Suchen Sie den Bereich „Treiber & Downloads” oder „BIOS”. Laden Sie die neueste, stabile BIOS-Version herunter. Entpacken Sie die Datei.
3. BIOS-Datei umbenennen: Die heruntergeladene BIOS-Datei (meist eine .ROM-Datei) muss auf dem USB-Stick umbenannt werden. Die genaue Bezeichnung finden Sie in der Anleitung des Motherboards oder auf der MSI-Website (oft „MSI.ROM”). Es ist entscheidend, dass der Dateiname exakt stimmt!
4. USB-Stick vorbereiten: Kopieren Sie die umbenannte BIOS-Datei auf den USB-Stick. Stellen Sie sicher, dass keine anderen Dateien auf dem Stick sind.
5. PC vorbereiten: Schalten Sie Ihren PC komplett aus und trennen Sie ihn vom Strom. Stecken Sie den USB-Stick in den speziellen **BIOS Flashback+** USB-Port auf der Rückseite des Mainboards (dieser ist oft markiert, z.B. mit einem roten Rahmen oder einer Aufschrift „Flash BIOS”).
6. Flashback starten: Stecken Sie das Netzkabel wieder ein, aber schalten Sie den PC *nicht* normal ein. Drücken Sie stattdessen den **BIOS Flashback+** Knopf auf der Rückseite des Mainboards (oft in der Nähe des USB-Ports). Die LED neben dem Knopf sollte anfangen zu blinken.
7. Warten: Der Flashvorgang kann einige Minuten dauern. Die LED blinkt und erlischt, sobald der Vorgang abgeschlossen ist. **Schalten Sie den PC währenddessen nicht aus und entfernen Sie den USB-Stick nicht!**
8. Neustart: Entfernen Sie den USB-Stick. Jetzt können Sie versuchen, den PC normal zu starten.
Nach einem erfolgreichen BIOS-Update sollte Ihr **B550-A Pro** den **Ryzen 5 5600** erkennen und hoffentlich ein Bild ausgeben.
3. CMOS löschen: BIOS-Einstellungen zurücksetzen
Manchmal können falsche oder korrumpierte BIOS-Einstellungen einen Start verhindern. Das Zurücksetzen des CMOS (Complementary Metal-Oxide-Semiconductor) löscht alle benutzerdefinierten BIOS-Einstellungen und setzt sie auf die Werkseinstellungen zurück.
* Methode 1 (Jumper): Suchen Sie auf dem Mainboard nach einem Jumper-Paar namens „JBAT1” oder „CMOS Clear”. Schalten Sie den PC aus, ziehen Sie das Stromkabel. Überbrücken Sie die beiden Pins für 5-10 Sekunden (z.B. mit einem Schraubenzieher). Stecken Sie das Stromkabel wieder ein und versuchen Sie zu starten.
* Methode 2 (Batterie): Schalten Sie den PC aus und ziehen Sie das Stromkabel. Entfernen Sie die kleine Knopfzellenbatterie (CR2032) vom Mainboard für etwa 5-10 Minuten. Setzen Sie sie wieder ein und versuchen Sie zu starten.
Speicher (RAM): Ein häufig übersehener Störenfried
Fehlerhafter oder falsch installierter RAM ist eine sehr häufige Ursache für einen dunklen Bildschirm.
1. Korrekte Bestückung und fester Sitz
* Stellen Sie sicher, dass die RAM-Riegel fest in den Slots sitzen. Drücken Sie sie kräftig hinein, bis die Klammern an beiden Enden einrasten.
* Für Dual-Channel-Betrieb sollten Sie die RAM-Riegel in den richtigen Slots des **B550-A Pro** installieren. Konsultieren Sie das Handbuch des Mainboards – meist sind es die Slots A2 und B2 (der zweite und vierte Slot von der CPU aus gezählt).
2. Einzeltest der RAM-Riegel
* Entfernen Sie alle RAM-Riegel außer einem. Stecken Sie diesen einen Riegel in den ersten (oder primären, laut Handbuch) Slot (z.B. A2). Versuchen Sie zu starten.
* Wenn es nicht funktioniert, probieren Sie denselben Riegel in einem anderen Slot.
* Testen Sie dann den nächsten Riegel auf die gleiche Weise. So können Sie einen defekten RAM-Riegel oder einen defekten Slot identifizieren.
3. Kompatibilität prüfen
Obwohl es seltener die Ursache für *gar kein Bild* ist, kann inkompatibler RAM zu Instabilitäten führen. Überprüfen Sie die QVL (Qualified Vendor List) auf der MSI-Website für Ihr **B550-A Pro**, um sicherzustellen, dass Ihr RAM-Modell offiziell unterstützt wird.
Grafikkarte (NVIDIA GTX 1050 Ti/GT 1050): Das Bild muss irgendwoher kommen
Ohne eine funktionierende Grafikkarte kann kein Bild angezeigt werden, besonders da der **Ryzen 5 5600** keine integrierte Grafikeinheit besitzt.
1. Korrekter Sitz im PCIe-Slot
* Stellen Sie sicher, dass Ihre **GTX 1050 Ti** (oder GT 1050) fest im oberen, primären PCIe x16-Slot des **B550-A Pro** sitzt. Drücken Sie sie kräftig hinein, bis die Arretierung am Ende des Slots einrastet.
* Stellen Sie sicher, dass die Stromversorgung des Mainboards (24-Pin und 8-Pin CPU) korrekt angeschlossen ist, da die Grafikkarte ihren Strom teilweise über das Mainboard bezieht. (Die meisten 1050 Ti/GT 1050 benötigen keinen zusätzlichen PCIe-Stromstecker direkt von Netzteil, aber einige Modelle können einen 6-Pin-Stecker haben – prüfen Sie dies im Zweifelsfall).
2. Zusätzliche Stromversorgung (falls benötigt)
Wie erwähnt, die meisten GTX 1050 Ti oder GT 1050 sind sparsam und beziehen ihren Strom direkt über den PCIe-Slot. Sollte Ihre spezielle Karte jedoch einen 6-Pin- oder 8-Pin-Anschluss haben, stellen Sie sicher, dass das entsprechende PCIe-Stromkabel vom Netzteil fest angeschlossen ist.
3. Test mit anderer Grafikkarte (falls vorhanden)
Wenn Sie Zugang zu einer anderen Grafikkarte haben, setzen Sie diese testweise ein. Erhalten Sie damit ein Bild, liegt das Problem wahrscheinlich bei Ihrer **GTX 1050 Ti**.
Prozessor (Ryzen 5 5600): Das Herzstück des Systems
Ein falsch sitzender oder beschädigter Prozessor führt unweigerlich zu einem Systemausfall.
1. Korrekter Sitz und keine verbogenen Pins
* Der **Ryzen 5 5600** muss korrekt im AM4-Sockel des **B550-A Pro** sitzen. Heben Sie den Verriegelungshebel, richten Sie das goldene Dreieck auf dem Prozessor mit dem Dreieck auf dem Sockel aus und lassen Sie den Prozessor vorsichtig gerade hineingleiten. Er sollte ohne Druck von selbst in den Sockel fallen. Drücken Sie dann den Hebel wieder nach unten, um ihn zu verriegeln.
* Entfernen Sie den Kühler und den Prozessor vorsichtig und überprüfen Sie die Unterseite des **Ryzen 5 5600** auf verbogene Pins. Verbogene Pins sind eine häufige Ursache für Startprobleme.
2. CPU-Stromversorgung
Stellen Sie sicher, dass das 8-Pin EPS12V (oder 4+4-Pin) CPU-Stromkabel vom Netzteil fest in den entsprechenden Anschluss des **B550-A Pro** gesteckt ist. Ohne dies erhält der Prozessor keinen Strom.
Netzteil (PSU): Die Energiequelle
Ein fehlerhaftes oder unterdimensioniertes Netzteil kann ebenfalls zu einem „Dark Screen” führen, da die Komponenten nicht ausreichend mit Strom versorgt werden.
1. Alle Stromkabel prüfen
* 24-Pin ATX-Kabel: Das breite Kabel, das das Mainboard mit Strom versorgt.
* 8-Pin EPS12V (CPU)-Kabel: Das Kabel, das den **Ryzen 5 5600** mit Strom versorgt.
* PCIe-Stromkabel (falls Ihre GTX 1050 Ti es benötigt): Falls vorhanden, das Kabel für die Grafikkarte.
* Überprüfen Sie alle Kabel auf festen Sitz sowohl am Netzteil (wenn modular) als auch an den Komponenten.
2. Ausreichende Leistung
Obwohl die Kombination **Ryzen 5 5600** und **GTX 1050 Ti** sehr energieeffizient ist und selbst ein 450W-Netzteil ausreichen sollte, kann ein sehr altes oder minderwertiges Netzteil Probleme verursachen.
Das Motherboard (MSI B550-A Pro) und seine Helfer
Das Mainboard ist die zentrale Schaltstelle. Es bietet wichtige Hinweise auf die Fehlerursache.
1. EZ Debug LEDs: Der Schlüssel zur Diagnose
Das **MSI B550-A Pro** ist mit **EZ Debug LEDs** ausgestattet. Dies sind vier kleine LEDs auf dem Mainboard, die den Status von **CPU**, **DRAM**, **VGA** und **BOOT** anzeigen.
* Schalten Sie den PC ein und beobachten Sie die LEDs. Welche LED leuchtet oder bleibt an?
* **CPU-LED leuchtet:** Problem mit dem Prozessor (defekt, falsch installiert, BIOS-Kompatibilitätsproblem).
* **DRAM-LED leuchtet:** Problem mit dem Arbeitsspeicher (defekt, falsch installiert, Kompatibilität).
* **VGA-LED leuchtet:** Problem mit der Grafikkarte (defekt, falsch installiert, kein Strom).
* **BOOT-LED leuchtet:** Problem mit dem Boot-Gerät (Festplatte/SSD nicht erkannt, Betriebssystem fehlt).
* Die LED, die leuchtet oder als letzte anbleibt, weist auf das Problem hin. Dies ist eine der wertvollsten Diagnosetools!
2. Kurzschluss durch falsche Standoffs
Stellen Sie sicher, dass keine überschüssigen Abstandshalter (Standoffs) im PC-Gehäuse unter dem Mainboard sind, die einen Kurzschluss verursachen könnten. Nur an den Stellen, an denen auch Schrauben das Mainboard halten, sollten Abstandshalter sein.
Peripherie und Kurzschlüsse: Weniger offensichtliche Probleme
1. Minimale Konfiguration für den Start (Bench Test)
Wenn alle vorherigen Schritte fehlschlagen, bauen Sie Ihr System außerhalb des Gehäuses auf einem antistatischen Untergrund (z.B. der Mainboard-Verpackung). Schließen Sie nur die absolut notwendigen Komponenten an:
* **Motherboard (B550-A Pro)**
* **Prozessor (Ryzen 5 5600)** mit Kühler
* Ein **RAM-Riegel**
* **Grafikkarte (GTX 1050 Ti)**
* **Netzteil** (mit 24-Pin und 8-Pin CPU-Stromkabel)
* Monitor, Maus, Tastatur
Versuchen Sie, das System so zu starten (meist durch Überbrücken der Power-Pins am Front-Panel-Anschluss des Mainboards). Funktioniert es jetzt, gab es wahrscheinlich einen Kurzschluss oder ein Problem mit der Montage im Gehäuse.
2. Temperatur und Überhitzung
Ein schlecht montierter CPU-Kühler kann dazu führen, dass der Prozessor überhitzt und das System abschaltet, noch bevor ein Bild angezeigt wird. Stellen Sie sicher, dass der Kühler fest sitzt und die Wärmeleitpaste korrekt aufgetragen ist.
Wann professionelle Hilfe nötig wird
Wenn Sie alle diese Schritte durchgegangen sind und immer noch keinen Erfolg haben, könnte ein Defekt an einer der Komponenten vorliegen.
* Dokumentieren Sie alle Schritte, die Sie unternommen haben.
* Wenden Sie sich an den Händler, bei dem Sie die Komponenten gekauft haben, oder an einen professionellen PC-Techniker. Mit Ihren gesammelten Informationen kann dieser das Problem schneller eingrenzen.
Fazit: Geduld führt zum Erfolg
Ein schwarzer Bildschirm kann sehr entmutigend sein, aber in den allermeisten Fällen lässt sich das Problem mit Geduld und einer systematischen Fehlersuche lösen. Gehen Sie die Punkte dieses Leitfadens sorgfältig durch, beginnend mit den einfachen Überprüfungen und endend mit den spezifischeren Schritten wie dem **BIOS Flashback+** oder der Diagnose über die **EZ Debug LEDs**.
Ihre Kombination aus **MSI B550-A Pro**, **Ryzen 5 5600** und **GTX 1050 Ti** ist an sich sehr kompatibel und zuverlässig. Das Problem ist höchstwahrscheinlich auf eine Kleinigkeit zurückzuführen, die Sie selbst beheben können. Wir hoffen, dieser Leitfaden hat Ihnen geholfen, das „Dark Screen”-Rätsel zu lüften und Ihr System erfolgreich zum Laufen zu bringen! Viel Erfolg!