Ihre RX 5700 XT erzeugt im Spiel unnötige Volllast und Hitze? So optimieren Sie die Karte

Die AMD Radeon RX 5700 XT war bei ihrem Erscheinen eine leistungsstarke Grafikkarte, die auch heute noch in vielen Gaming-Systemen ihren Dienst verrichtet. Doch viele Besitzer klagen über dasselbe Phänomen: Die Karte erreicht in Spielen, aber auch in Menüs oder Ladebildschirmen, unnötig hohe Taktraten, volle Auslastung und damit einhergehende hohe Temperaturen sowie eine störende Lüfterlautstärke. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch ineffizient und kann die Lebensdauer der Hardware potenziell verkürzen. Keine Sorge, Sie sind nicht allein! Glücklicherweise lässt sich dieses Problem oft mit ein paar gezielten Handgriffen beheben. Dieser umfassende Guide zeigt Ihnen, wie Sie Ihre RX 5700 XT optimieren, um ein kühleres, leiseres und effizienteres Gaming-Erlebnis zu genießen, ohne dabei auf Leistung zu verzichten.

Warum erreicht meine RX 5700 XT unnötig hohe Volllast?

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es hilfreich zu verstehen, warum Ihre Grafikkarte überhaupt in diesen Zustand gerät. Die Hauptursachen sind oft:

• Unbegrenzte Bildraten (FPS): In vielen Spielen, insbesondere in Menüs oder während Ladebildschirmen, wird die Bildrate nicht begrenzt. Die Grafikkarte rendert dann Hunderte oder sogar Tausende von Bildern pro Sekunde, was zu voller Auslastung, hohen Taktraten und entsprechendem Stromverbrauch und Hitze führt. Ihr Monitor kann diese extrem hohen FPS ohnehin nicht darstellen.
• Aggressive Standardeinstellungen: Die Werkseinstellungen der GPU-Treiber sind oft darauf ausgelegt, die maximale Leistung zu liefern, ohne Rücksicht auf Effizienz oder Lautstärke.
• Überdimensionierte Spieleinstellungen: Manchmal werden Grafikeinstellungen verwendet, die über das visuell wahrnehmbare Maß hinausgehen und die GPU unnötig belasten.
• Unzureichender Gehäuse-Airflow: Auch die beste Grafikkartenkühlung kann ihre Arbeit nicht richtig verrichten, wenn die warme Luft nicht effizient aus dem Gehäuse abgeführt wird.

Die Werkzeuge: AMD Adrenalin Software

Das Herzstück unserer Optimierungsmaßnahmen ist die AMD Adrenalin Software. Diese Treiber-Suite bietet eine Vielzahl von Funktionen, um Ihre Grafikkarte zu überwachen und anzupassen. Stellen Sie sicher, dass Sie die neueste Version installiert haben, da AMD ständig Verbesserungen und Optimierungen einfließen lässt.

Schritt für Schritt zur optimierten RX 5700 XT

1. Die Magie der FPS-Begrenzung: Radeon Chill und Frame Rate Target Control

Dies ist oft der wichtigste und effektivste Schritt, um unnötige Volllast zu reduzieren. Warum sollte Ihre Grafikkarte 300 FPS rendern, wenn Ihr Monitor nur 144 Hz darstellen kann? Eine Begrenzung der Bildrate hat zahlreiche Vorteile:

• Geringere GPU-Auslastung: Die Karte muss weniger Bilder berechnen.
• Niedrigere Temperaturen: Weniger Arbeit bedeutet weniger Hitze.
• Reduzierter Stromverbrauch: Gut für die Stromrechnung und die Umwelt.
• Weniger Lüftergeräusche: Die Lüfter müssen nicht so stark aufdrehen.

Option A: Radeon Chill (Empfohlen)
Radeon Chill ist eine intelligente Funktion von AMD, die die Bildrate dynamisch an Ihre Bewegungen im Spiel anpasst. Wenn Sie sich schnell bewegen, liefert sie die maximale eingestellte FPS. Wenn Sie stillstehen oder sich langsam bewegen, reduziert sie die FPS, um Strom zu sparen und die Temperaturen zu senken. Das Ergebnis ist ein flüssiges, reaktionsschnelles Gameplay bei gleichzeitig deutlich geringerem Energieverbrauch und leiserer Betriebslautstärke.

So aktivieren Sie Radeon Chill:

1. Öffnen Sie die AMD Adrenalin Software.
2. Gehen Sie zum Reiter „Gaming” und dann zu „Grafik”.
3. Scrollen Sie nach unten, bis Sie „Radeon Chill” finden. Aktivieren Sie es.
4. Stellen Sie einen „Min. FPS” und einen „Max. FPS” Wert ein. Ein guter Startpunkt wäre, den Max. FPS-Wert auf die maximale Bildwiederholrate Ihres Monitors (z.B. 144 FPS) oder knapp darunter (z.B. 141-143 FPS, um Latenzen zu reduzieren, wenn Sie FreeSync/G-Sync verwenden) einzustellen. Der Min. FPS-Wert kann auf etwa die Hälfte des Max-Wertes gesetzt werden, z.B. 70-90 FPS. Experimentieren Sie hier, um Ihren Sweet Spot zu finden.

Option B: Frame Rate Target Control (FRTC)
FRTC ermöglicht eine feste Begrenzung der Bildrate in Spielen. Es ist weniger dynamisch als Radeon Chill, aber ebenfalls sehr effektiv.

So aktivieren Sie FRTC:

1. Öffnen Sie die AMD Adrenalin Software.
2. Gehen Sie zum Reiter „Gaming” und dann zu „Grafik”.
3. Scrollen Sie nach unten, bis Sie „Frame Rate Target Control” finden. Aktivieren Sie es.
4. Stellen Sie den gewünschten Max. FPS-Wert ein, idealerweise auf die Bildwiederholrate Ihres Monitors.

Option C: In-Game-FPS-Limiter oder V-Sync / FreeSync
Viele Spiele bieten auch eigene FPS-Limiter in den Grafikeinstellungen an. Diese sind oft eine gute Alternative oder Ergänzung zu den AMD-Funktionen. Wenn Sie einen FreeSync-kompatiblen Monitor besitzen, aktivieren Sie FreeSync in den Monitor- und AMD-Treiber-Einstellungen. Kombinieren Sie dies mit einem FPS-Limit, das knapp unter der maximalen FreeSync-Range Ihres Monitors liegt, um die beste Latenz und Tear-Reduktion zu erreichen.

2. Undervolting: Weniger Spannung, weniger Hitze, gleiche Leistung

Undervolting ist eine der effektivsten Methoden, um die Temperatur und den Stromverbrauch Ihrer RX 5700 XT zu senken, ohne dabei merklich Leistung zu verlieren. Grafikkarten werden ab Werk oft mit einer etwas höheren Spannung betrieben, als sie tatsächlich benötigen, um die Stabilität bei allen Chips zu gewährleisten. Indem Sie die Spannung reduzieren, die der GPU zugeführt wird, während die Taktrate gleich bleibt, erzeugen Sie weniger Abwärme.

Achtung: Undervolting erfordert Geduld und Tests. Gehen Sie schrittweise vor und testen Sie die Stabilität sorgfältig. Ein instabiles Undervolting kann zu Abstürzen oder Anzeigefehlern führen.

So undervolten Sie Ihre RX 5700 XT:

1. Öffnen Sie die AMD Adrenalin Software.
2. Gehen Sie zum Reiter „Leistung” und dann zu „Abstimmung”.
3. Ändern Sie den „Abstimmungs-Steuerungstyp” von „Automatisch” auf „Manuell”.
4. Aktivieren Sie die Option „GPU abstimmen”.
5. Sie sehen nun eine Kurve mit verschiedenen P-States (Leistungsstufen). Konzentrieren Sie sich auf den höchsten P-State (P7), der die maximale Taktrate und Spannung steuert.
6. Reduzieren Sie die Spannung für P7 schrittweise. Beginnen Sie mit einer Reduzierung um 25-50 mV (z.B. von 1200 mV auf 1175 mV oder 1150 mV).
7. Klicken Sie auf „Änderungen anwenden”.
8. Testen Sie die Stabilität: Starten Sie ein anspruchsvolles Spiel oder einen Benchmark (z.B. FurMark, Heaven Benchmark, 3DMark). Spielen Sie für mindestens 30-60 Minuten. Achten Sie auf Abstürze, Grafikfehler oder andere Instabilitäten.
9. Wenn es stabil läuft, können Sie die Spannung in kleinen Schritten (z.B. 10-25 mV) weiter reduzieren und erneut testen. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis Sie die niedrigste stabile Spannung gefunden haben. Ein Wert zwischen 1050 mV und 1150 mV ist für viele RX 5700 XT Karten realistisch, aber jede Karte ist anders.
10. Sie können auch die maximale Taktrate leicht reduzieren (z.B. um 50-100 MHz), um noch mehr Effizienz zu gewinnen, falls Ihnen die Leistung ausreicht. Oftmals verlieren Sie durch diese geringe Reduzierung der Taktrate in Kombination mit Undervolting kaum spürbare FPS, aber gewinnen deutlich an Temperatur- und Lautstärke-Reduktion.

3. Anpassen der Leistungsgrenze (Power Limit)

Das Power Limit bestimmt, wie viel elektrische Leistung die Grafikkarte maximal aufnehmen darf. Eine Reduzierung dieser Grenze kann die Temperaturen und den Stromverbrauch weiter senken, allerdings auf Kosten der absoluten Spitzenleistung. Für die meisten Spieler ist der Performance-Verlust in vielen Szenarien jedoch kaum spürbar.

So passen Sie das Power Limit an:

1. Gehen Sie im Abstimmungs-Bereich der AMD Adrenalin Software zum Abschnitt „Leistungsabstimmung”.
2. Aktivieren Sie die Option „Erweitertes Steuern”.
3. Sie sehen einen Schieberegler für das „Power Limit (%)”.
4. Reduzieren Sie den Wert schrittweise, z.B. um 5% bis 10% (also auf -5% oder -10%).
5. Testen Sie die Stabilität und die Leistung in Ihren bevorzugten Spielen. Ein Wert zwischen -5% und -15% ist oft ein guter Kompromiss. Kombiniert mit Undervolting kann dies sehr effektiv sein.

4. Optimierung der Lüfterkurve

Die Standard-Lüfterkurven vieler Grafikkarten sind oft auf Leisebetrieb ausgelegt, was bei hohen Lasten zu hohen Temperaturen führen kann. Eine manuell angepasste Lüfterkurve kann die Temperaturen drastisch senken.

So optimieren Sie die Lüfterkurve:

1. Im Abstimmungs-Bereich der AMD Adrenalin Software aktivieren Sie die Option „Lüfter abstimmen”.
2. Aktivieren Sie „Erweitertes Steuern”.
3. Sie können nun manuell Punkte auf der Kurve setzen, die die Lüftergeschwindigkeit (in %) bei bestimmten Temperaturen (°C) festlegen.
4. Eine gute Strategie ist es, die Lüfter bei niedrigen Temperaturen (bis ca. 50-60°C) relativ leise zu halten (z.B. 0-30%), sie aber bei höheren Temperaturen (über 60°C) aggressiver hochdrehen zu lassen (z.B. 40% bei 60°C, 60% bei 70°C, 80% bei 80°C).
5. Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geräuschpegel und Kühlleistung. Testen Sie verschiedene Einstellungen, um die für Sie angenehmste Kurve zu finden.
6. Stellen Sie sicher, dass die „Max. Lüftergeschwindigkeit” nicht künstlich begrenzt ist.

5. Intelligente Grafikeinstellungen in Spielen

Manchmal sind es die Spieleinstellungen selbst, die die GPU unnötig belasten. Bestimmte Einstellungen haben einen großen Einfluss auf die Performance, aber einen geringen auf die visuelle Qualität.

• Anti-Aliasing (AA): Reduzieren Sie die AA-Stärke (z.B. von MSAA 8x auf 4x oder TXAA auf FXAA). Bei hohen Auflösungen (WQHD, 4K) wird AA ohnehin weniger benötigt.
• Schattenqualität: Schatten sind oft sehr rechenintensiv. Eine Reduzierung von „Ultra” auf „Hoch” oder „Mittel” kann viele FPS freisetzen.
• Volumetrische Effekte (Rauch, Nebel): Diese sind ebenfalls oft sehr fordernd.
• Tessellation: Eine Reduzierung kann in manchen Spielen helfen.
• AMD FidelityFX/CAS: Diese Funktionen können die Bildqualität bei niedrigerer Render-Auflösung verbessern und somit Performance sparen. Probieren Sie diese aus, falls das Spiel sie unterstützt.

Experimentieren Sie mit den Einstellungen. Oft sind die Unterschiede zwischen „Ultra” und „Hoch” kaum sichtbar, die Leistungsunterschiede aber enorm.

6. Aktuelle Treiber: Das A und O

Stellen Sie sicher, dass Ihre AMD Adrenalin Software immer auf dem neuesten Stand ist. AMD veröffentlicht regelmäßig Updates, die nicht nur Performance-Verbesserungen und Bugfixes enthalten, sondern auch Optimierungen für die Energieeffizienz und Lüftersteuerung.

So aktualisieren Sie die Treiber:

1. Öffnen Sie die AMD Adrenalin Software.
2. Klicken Sie oben rechts auf das Zahnrad-Symbol für die Einstellungen.
3. Im Reiter „System” sehen Sie den Abschnitt „Software und Treiber”. Klicken Sie auf „Nach Updates suchen”.
4. Laden Sie die neueste Version herunter und installieren Sie sie. Ein sauberer Neuinstallation (Werksreset) ist oft empfehlenswert, um Konflikte zu vermeiden.

7. Gehäuse-Airflow und Kühlung

Die beste Grafikkarten-Optimierung bringt wenig, wenn die warme Luft im Gehäuse stagniert. Ein guter Gehäuse-Airflow ist entscheidend für niedrige Temperaturen.

• Lüfterkonfiguration: Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Einlass- und Auslasslüfter haben. Eine typische Konfiguration ist Einlass vorne/unten und Auslass hinten/oben.
• Staub entfernen: Reinigen Sie regelmäßig Ihre Gehäuselüfter, GPU-Lüfter und Kühlkörper von Staub. Staub wirkt wie eine Isolierschicht.
• Kabelmanagement: Ein gutes Kabelmanagement verhindert, dass Kabel den Airflow blockieren.

Überwachung und Validierung Ihrer Einstellungen

Nachdem Sie Änderungen vorgenommen haben, ist es entscheidend, deren Auswirkungen zu überprüfen. Nutzen Sie Monitoring-Tools, um die Temperaturen, Taktraten, Auslastung und Lüftergeschwindigkeit Ihrer GPU während des Spiels zu überwachen. Die AMD Adrenalin Software bietet ein integriertes Overlay (Standard: Alt+R), aber auch Tools wie HWMonitor oder MSI Afterburner sind hervorragend geeignet.

Achten Sie auf:

• GPU-Temperatur (Junction Temperature): Diese ist besonders wichtig. Ziel ist es, sie unter 90-95°C zu halten.
• GPU-Temperatur (Edge Temperature): Der Gesamtwert der GPU. Ideal sind Werte unter 80°C.
• Lüfterdrehzahl (%): Wie schnell müssen die Lüfter drehen, um die gewünschte Temperatur zu halten?
• Taktraten: Bleiben diese stabil und in Ihrem Zielbereich?
• Stromverbrauch: Hat sich dieser reduziert?

Fazit: Ein kühleres und leiseres Spielerlebnis

Die Optimierung Ihrer RX 5700 XT ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein Prozess des Ausprobierens und Feinabstimmens. Mit den hier beschriebenen Schritten – insbesondere der konsequenten FPS-Begrenzung durch Radeon Chill und dem gezielten Undervolting – können Sie Ihre Grafikkarte merklich entlasten. Das Ergebnis ist eine kühlere, leisere und energieeffizientere GPU, die Ihnen weiterhin hervorragende Gaming-Performance liefert, aber ohne unnötige Volllast und störende Hitze. Genießen Sie Ihr optimiertes Spielerlebnis!