Die Vorstellung ist charmant: Ein entspannter Ausflug mit der Familie, ohne Parkplatzsuche, ohne Stau, einfach einsteigen und losfahren. Die S-Bahn ist für viele Familien in Deutschland eine attraktive Alternative zum Auto – sei es für den täglichen Weg zur Kita, einen Wochenendausflug in die Stadt oder den Besuch bei Oma und Opa. Doch was kostet diese Flexibilität wirklich, wenn man mit zwei Kindern unterwegs ist? Wir beleuchten detailliert, welche Ausgaben Sie einplanen sollten, von den offensichtlichen Ticketpreisen bis zu den oft unterschätzten „versteckten” Kosten, und geben Ihnen praktische Tipps an die Hand, wie Sie Ihr Familienbudget schonen können.
Die offensichtlichen Kosten: Ticketpreise und Tarifdschungel
Der erste und größte Kostenfaktor sind natürlich die Fahrkarten. Deutschland verfügt über ein komplexes Tarifsystem, das je nach Region, Verkehrsverbund und sogar Tageszeit variieren kann. Grundsätzlich lassen sich jedoch einige Muster erkennen:
Einzelfahrscheine vs. Tages- und Gruppenkarten
Die Einzelfahrt ist oft die teuerste Option, wenn Sie mehrere Strecken am Tag fahren möchten. Ein Erwachsener zahlt je nach Tarifzone und Verbund in der Regel zwischen 2,50 Euro und 4,50 Euro pro Einzelfahrt. Für zwei Erwachsene würden das bereits 5,00 Euro bis 9,00 Euro pro Strecke bedeuten. Wenn Sie nur eine kurze Strecke fahren, gibt es oft günstigere Kurzstreckentarife, aber diese sind für längere Fahrten mit Kindern selten ausreichend.
Wesentlich sinnvoller für Familien sind meist Tageskarten oder Gruppenkarten. Eine Tageskarte für eine Person kostet in der Regel zwischen 7,00 Euro und 12,00 Euro. Viele Verbünde bieten aber auch spezielle Familientageskarten oder kleine Gruppentageskarten an, die für bis zu 5 Personen (oft 2 Erwachsene und 3 Kinder oder eine beliebige Konstellation) gelten. Diese sind preislich sehr attraktiv und liegen oft zwischen 10,00 Euro und 25,00 Euro, je nach Reichweite und Gültigkeitsbereich. Ein Beispiel: Im MVV (München) kostet eine Single-Tageskarte für den Gesamtbereich (M-12) ca. 14,80 Euro, während eine Gruppen-Tageskarte (bis zu 5 Personen) für denselben Bereich bei ca. 27,80 Euro liegt. Im VBB (Berlin) kostet eine Tageskarte AB 9,90 Euro, die Kleingruppen-Tageskarte (für bis zu 5 Personen) 29,00 Euro.
Kinder fahren (manchmal) kostenlos
Eine gute Nachricht für Familien: In vielen Verkehrsverbünden fahren kleine Kinder kostenlos mit. Die Altersgrenze variiert jedoch. Oft dürfen Kinder bis 6 Jahre gratis mitfahren, manchmal sogar bis 14 Jahre, wenn sie in Begleitung eines Erwachsenen sind. Prüfen Sie unbedingt die genauen Bestimmungen Ihres lokalen Verkehrsverbundes. Wenn Ihre Kinder älter sind oder die Altersgrenze überschreiten, benötigen sie in der Regel einen eigenen Fahrschein, oft zu einem ermäßigten Kindertarif. Dieser kann 50% des Erwachsenentarifs oder einen festen ermäßigten Preis betragen. Bei zwei Kindern im schulpflichtigen Alter können diese zusätzlichen Tickets das Budget spürbar belasten.
Die Reichweite des Tickets: Zonen und Geltungsbereiche
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Geltungsbereich des Tickets. Die meisten großen Städte sind in Tarifzonen unterteilt. Je mehr Zonen Sie durchqueren, desto teurer wird das Ticket. Achten Sie darauf, ein Ticket zu wählen, das alle benötigten Zonen abdeckt. Ein Ausflug ins Grüne außerhalb der Stadtgrenzen kann schnell ein teureres Ticket erfordern, als ein Ausflug ins Stadtzentrum.
Rechenbeispiel (fiktiv, aber realistisch):
Familie Müller (2 Erwachsene, 2 Kinder unter 6 Jahren) möchte einen Tagesausflug in der Stadt machen, der mehrere S-Bahn-Fahrten beinhaltet.
Ohne Kinder: 2x Einzelfahrt = ca. 8-10 Euro pro Weg.
Mit Kind 1 unter 6: Kind fährt kostenlos.
Mit Kind 2 unter 6: Kind fährt kostenlos.
Gesamt: Wenn die Familie eine Gruppentageskarte für 2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder nutzt, kostet diese je nach Verbund ca. 15-25 Euro. Das ist oft die günstigste Option für einen Tag mit mehreren Fahrten.
Die „versteckten” Kosten: Mehr als nur der Fahrschein
Neben den reinen Ticketkosten gibt es eine Reihe von Ausgaben, die man leicht übersehen kann, die aber das Familienbudget belasten können:
Verpflegung unterwegs
Kinder haben immer Hunger und Durst. Auch wenn die S-Bahnfahrt nur kurz ist, ein kleiner Snack oder ein Getränk am Bahnsteig ist schnell gekauft. Ein Laugengebäck, ein Saft, eine Kugel Eis – diese kleinen Dinge summieren sich schnell. Zwei Brezeln und zwei Säfte können schon 8-10 Euro kosten. Planen Sie auch einen kleinen Notvorrat für den Rückweg ein. Wenn der Ausflug länger dauert und eine Mahlzeit unterwegs geplant ist, kommen nochmals erhebliche Kosten hinzu.
Unterhaltung und Beschäftigung
Besonders bei längeren Fahrten brauchen Kinder Beschäftigung. Ein kleines Heftchen am Kiosk, ein Spielzeug aus dem Bahnhofsladen oder das Versprechen auf eine kleine Belohnung am Zielort können schnell ins Geld gehen. Auch wenn das Smartphone oder Tablet eine Option ist, können Apps oder In-App-Käufe (ungewollt) zu Kosten führen. Besser ist es, eigene Bücher, Malutensilien oder kleine Spiele mitzunehmen.
Souvenirs und spontane Einkäufe
Ob es der kleine Ball am Bahnhof ist, das glitzernde Armband am Kiosk oder der Luftballon, der „unbedingt” mit muss – Kinder entdecken immer etwas, das sie haben möchten. Diese spontanen Einkäufe sind oft emotional getrieben und können das Tagesbudget unerwartet sprengen.
Toilettennutzung und Wickelmöglichkeiten
Nicht an jeder S-Bahn-Station gibt es kostenlose Toiletten oder Wickelmöglichkeiten. Oftmals sind diese kostenpflichtig (50 Cent bis 1 Euro pro Nutzung). Für eine Familie mit kleinen Kindern, die vielleicht mehrmals am Tag eine Toilette aufsuchen muss, können sich diese Kleinigkeiten addieren.
Parken am S-Bahnhof (P+R)
Wenn Sie mit dem Auto zum S-Bahnhof fahren, um dort auf die Bahn umzusteigen (Park & Ride), fallen eventuell Parkgebühren an. Diese sind meist günstiger als Parkgebühren in der Innenstadt, können aber dennoch 2-5 Euro pro Tag betragen.
Die „Kosten der Bequemlichkeit”
Manchmal sind es auch die kleinen Entscheidungen, die Kosten verursachen. Zum Beispiel, wenn Sie einen direkteren, aber teureren Busanschluss wählen, anstatt mit den Kindern eine kurze Strecke zu laufen. Oder wenn die Kinder nach einem langen Tag zu müde zum Laufen sind und ein Taxi für die letzte Meile genommen wird.
Clever sparen: So minimieren Sie die Ausgaben
Mit der richtigen Planung können Sie die Kosten für Ihre S-Bahn-Abenteuer mit Kindern erheblich senken. Hier sind unsere besten Tipps:
1. Das Deutschlandticket: Der Game Changer?
Seit Mai 2023 ist das Deutschlandticket (49 Euro pro Monat) eine echte Revolution für alle, die regelmäßig mit dem ÖPNV unterwegs sind. Es gilt bundesweit im Nah- und Regionalverkehr, also auch in allen S-Bahnen. Für eine Familie kann es eine enorme Ersparnis bedeuten, wenn die Eltern es ohnehin für den Arbeitsweg nutzen. Wenn beide Elternteile ein Deutschlandticket besitzen (insgesamt 98 Euro), fahren sie und ihre Kinder (je nach den individuellen Bestimmungen des Verkehrsverbundes für die Mitnahme von Kindern; oft Kinder bis 6 Jahre kostenfrei) im gesamten Bundesgebiet kostenlos. Auch wenn die Kinder über die Altersgrenze hinaus sind und ein eigenes Ticket benötigen, ist das Deutschlandticket für die Eltern oft lohnenswert, wenn mehr als zwei bis drei Tagesausflüge im Monat geplant sind, die ansonsten teure Tages- oder Gruppentickets erfordern würden.
Achtung: Das Deutschlandticket ist persönlich und nicht übertragbar. Es ist ein Abonnement, das monatlich gekündigt werden kann. Für Gelegenheitsfahrten muss man genau rechnen, ob sich zwei Deutschlandtickets für einen einmaligen Familienausflug lohnen oder ob eine regionale Gruppen-Tageskarte günstiger ist.
2. Gruppentickets und Familientickets nutzen
Wie bereits erwähnt, sind Gruppen- und Familientageskarten oft die beste Wahl für einzelne Ausflüge. Sie sind in der Regel für bis zu 5 Personen gültig, wobei Kinder oft als halbe Person oder bis zu einer bestimmten Anzahl kostenlos mitfahren dürfen. Informieren Sie sich vorab auf der Webseite Ihres lokalen Verkehrsverbundes über die genauen Konditionen. Manchmal gibt es auch spezielle Familientickets, die noch mehr Vorteile bieten.
3. BahnCards für längere Fahrten
Auch wenn S-Bahnen oft als Nahverkehrsmittel gelten, bedienen sie in manchen Regionen auch längere Strecken. Wenn Sie regelmäßig längere S-Bahn-Strecken oder eine Kombination aus S-Bahn und Regionalbahn fahren, könnte eine BahnCard (25, 50 oder sogar 100) eine Überlegung wert sein. Kinder bis 14 Jahre können in Begleitung eines Eltern- oder Großelternteils (der eine BahnCard besitzt) kostenlos mitreisen, wenn sie auf der BahnCard des Erwachsenen eingetragen sind. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn die Kinder die Altersgrenze für kostenloses Mitfahren im Nahverkehr bereits überschritten haben.
4. Vorausschauend planen und online kaufen
Spontane Ticketkäufe am Automaten können teurer sein oder dazu führen, dass Sie nicht die optimale Ticketoption wählen. Nutzen Sie die Apps der Verkehrsverbünde oder der Deutschen Bahn. Hier erhalten Sie oft einen besseren Überblick über die verschiedenen Tarifoptionen und können Tickets bequem von zu Hause aus kaufen, manchmal sogar mit einem kleinen Online-Rabatt.
5. Eigenverpflegung und Unterhaltung einpacken
Der einfachste Weg, die „versteckten” Kosten zu reduzieren: Packen Sie eine Tasche mit eigenen Snacks, Getränken und kleinen Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. Brote, Obst, Wasserflaschen und ein paar kleine Spielzeuge oder Bücher können viel Geld sparen und die Nerven schonen. Machen Sie es zu einem Picknick-Abenteuer!
6. Ziele mit kostenlosem Eintritt wählen
Wenn der Weg das Ziel ist, aber auch das Ziel budgetfreundlich sein soll: Planen Sie Ausflüge zu Spielplätzen, Parks, Wäldern oder öffentlichen Gärten, die keinen Eintritt kosten. Auch viele Museen bieten an bestimmten Tagen oder für Kinder kostenlosen Eintritt an. So bleibt mehr Budget für die S-Bahnfahrt selbst.
7. Stoßzeiten meiden
Wenn möglich, versuchen Sie, die Stoßzeiten (Berufsverkehr morgens und nachmittags) zu meiden. Die S-Bahnen sind dann oft überfüllt, was das Reisen mit Kindern stressiger macht und möglicherweise weniger Sitzplätze für die Familie bedeutet. Außerhalb der Spitzenzeiten ist das Reisen entspannter und komfortabler.
Praktische Tipps für die S-Bahnfahrt mit Kindern
Neben den Kosten gibt es noch andere Aspekte, die eine S-Bahnfahrt mit Kindern angenehmer gestalten:
- Vorbereitung ist alles: Erklären Sie den Kindern vorher, was passieren wird. Wo geht es hin? Wie sieht die S-Bahn aus? Was sind die Regeln?
- Sicherheit an erster Stelle: Halten Sie die Hände Ihrer Kinder am Bahnsteig und im Zug. Erklären Sie die Gefahren von sich schließenden Türen.
- Der Kinderwagen: Viele S-Bahnen bieten Mehrzweckbereiche für Kinderwagen und Fahrräder. Nutzen Sie diese. Beachten Sie, dass es an manchen Stationen keinen Aufzug gibt und Sie den Kinderwagen eventuell tragen müssen.
- Pausen einplanen: Wenn die Reise länger dauert, planen Sie kurze Pausen an größeren Bahnhöfen ein, um sich die Beine zu vertreten oder die Toilette aufzusuchen.
- Das Abenteuer nutzen: Machen Sie die Fahrt selbst zu einem Erlebnis. Zählen Sie Züge, beobachten Sie die Landschaft, spielen Sie „Ich sehe was, was du nicht siehst”.
Fazit: Ein Erlebnis, das sich lohnt – mit Weitblick
Das Reisen mit der S-Bahn und zwei Kindern muss kein kostspieliges Unterfangen sein. Während die Ticketpreise je nach Region und Fahrthäufigkeit variieren, sind es oft die kleinen, unbedachten Ausgaben, die das Budget belasten. Durch kluge Planung, die Nutzung von Gruppentickets oder dem Deutschlandticket und das Mitführen eigener Verpflegung können Sie die Ausgaben erheblich reduzieren.
Die S-Bahn bietet eine wunderbare Möglichkeit, umweltfreundlich und stressfrei neue Orte zu entdecken oder einfach den Alltag zu meistern. Mit ein wenig Vorbereitung und der Kenntnis der potenziellen Kosten steht einem entspannten Familienausflug nichts im Wege. Es ist eine Investition – nicht nur in ein Verkehrsmittel, sondern in gemeinsame Erlebnisse und unvergessliche Momente mit Ihren Kindern.
Frohes Reisen!