ReBar auf dem AsRock X370 Pro4 aktivieren: So holen Sie das Performance-Feature auf Ihr altes Board!

In der Welt der PC-Hardware sind kleine, aber feine Optimierungen oft der Schlüssel, um die maximale Leistung aus seinen Komponenten herauszuholen. Eine solche Optimierung, die in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt hat, ist Resizable BAR, kurz ReBar. Ursprünglich ein Feature neuerer Plattformen, fragen sich viele Enthusiasten, ob es nicht doch möglich ist, diese Leistungssteigerung auch auf älteren, aber immer noch potenten Systemen zu aktivieren. Heute widmen wir uns genau dieser Frage und zeigen Ihnen, wie Sie ReBar auf Ihrem ASRock X370 Pro4 Mainboard aktivieren können, um Ihrer Hardware neues Leben einzuhauchen. Seien Sie gewarnt: Dies ist kein offizieller Weg und erfordert ein gewisses Maß an technischem Verständnis und Risikobereitschaft.

Was ist Resizable BAR (ReBar) und warum ist es so wichtig?

Bevor wir uns ins Detail stürzen, lassen Sie uns kurz klären, was Resizable BAR überhaupt ist und warum es eine so begehrte Funktion ist. Traditionell können CPUs auf den Grafikspeicher (VRAM) Ihrer Grafikkarte nur in kleinen, fest definierten Blöcken von 256 MB zugreifen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein großes Buch lesen, können aber immer nur eine Seite auf einmal anfordern und müssen jedes Mal warten, bis die nächste Seite geladen wird. Das ist ineffizient und verlangsamt den Leseprozess.

Genau hier setzt Resizable BAR an. Es ist eine optionale PCI Express-Funktion, die es der CPU ermöglicht, den gesamten Grafikspeicher der GPU auf einmal anzufordern und darauf zuzugreifen. Statt vieler kleiner Anfragen kann die CPU nun einen einzigen, großen Block anfordern, der den gesamten VRAM umfasst. Das Ergebnis? Eine deutlich effizientere Kommunikation zwischen Prozessor und Grafikkarte, die in bestimmten Anwendungen und besonders in Spielen zu spürbaren Leistungssteigerungen führen kann. NVIDIA nennt es Resizable BAR, AMD hat ein ähnliches Feature namens Smart Access Memory (SAM). Im Kern verfolgen beide das gleiche Ziel: die Beseitigung eines Kommunikationsengpasses.

Die Aktivierung von ReBar ist oft ein „kostenloses” Performance-Upgrade, das Ihnen je nach Spiel und Systemkonfiguration ein paar zusätzliche Frames pro Sekunde (FPS) bescheren kann. In manchen Titeln sind die Gewinne marginal, in anderen können sie durchaus im zweistelligen Prozentbereich liegen, was das Spielerlebnis merklich verbessern kann. Daher ist der Wunsch, dieses Feature auch auf älteren Boards zu nutzen, absolut nachvollziehbar.

Die Herausforderung: ReBar auf einem ASRock X370 Pro4

Das ASRock X370 Pro4 ist ein beliebtes und robustes Mainboard, das viele Jahre lang eine solide Basis für AMD Ryzen-Systeme der ersten und zweiten Generation bot. Doch ReBar wurde erst mit neueren Hardware-Generationen offiziell eingeführt: AMD Ryzen 3000- und 5000-CPUs in Kombination mit AMD Radeon RX 6000-Grafikkarten oder NVIDIA RTX 30- und 40-Serien-GPUs. Die Chipsätze X370 und B350 wurden von den Herstellern oft nicht offiziell für ReBar-Unterstützung vorgesehen, da sie zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung noch keine Rolle spielte.

Das bedeutet, dass Sie im Standard-BIOS Ihres ASRock X370 Pro4 keine Option finden werden, um Resizable BAR direkt zu aktivieren. Hier kommt der Community-Ansatz ins Spiel: Durch modifizierte BIOS-Versionen, die von erfahrenen Nutzern oder BIOS-Moddern erstellt wurden, können verborgene oder deaktivierte Funktionen wie ReBar freigeschaltet werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass dies ein inoffizieller Weg ist und ASRock für Schäden, die durch die Verwendung eines solchen BIOS entstehen, keine Verantwortung übernimmt.

Die notwendigen Voraussetzungen für ReBar auf Ihrem System

Bevor Sie überhaupt über eine BIOS-Modifikation nachdenken, müssen bestimmte Hardware-Voraussetzungen erfüllt sein:

1. CPU: Sie benötigen eine AMD Ryzen CPU der 3000er-Serie (Matisse, z.B. Ryzen 5 3600, Ryzen 7 3700X) oder der 5000er-Serie (Vermeer, z.B. Ryzen 5 5600X, Ryzen 7 5800X, Ryzen 9 5900X). Ältere Ryzen-CPUs der ersten (Summit Ridge) oder zweiten (Pinnacle Ridge) Generation unterstützen Resizable BAR nicht. Ihr ASRock X370 Pro4 ist glücklicherweise mit diesen CPUs kompatibel, vorausgesetzt, Sie haben bereits das entsprechende AGESA-Update installiert.
2. GPU: Sie benötigen eine moderne Grafikkarte, die Resizable BAR unterstützt. Das sind in der Regel:
   • NVIDIA GeForce RTX 30-Serie oder neuer (z.B. RTX 3060, RTX 3070, RTX 3080, RTX 40-Serie).
   • AMD Radeon RX 6000-Serie oder neuer (z.B. RX 6700 XT, RX 6800, RX 6900 XT, RX 7000-Serie).

   Stellen Sie sicher, dass Ihre Grafikkarte über das aktuellste VBIOS (Video BIOS) verfügt. Für NVIDIA-Karten gibt es oft ein separates Firmware-Update-Tool. AMD-Karten haben dies meist in den Treiber-Updates integriert.

3. Motherboard-BIOS: Dies ist der kritische Punkt. Ihr ASRock X370 Pro4 benötigt ein BIOS, das die Optionen „Above 4G Decoding” und „Re-Size BAR Support” freischaltet. Da diese im offiziellen ASRock-BIOS für X370 Boards nicht direkt zugänglich sind, benötigen Sie ein modifiziertes BIOS.
4. UEFI-Modus: Ihr System muss im UEFI-Modus installiert sein, nicht im Legacy-BIOS-Modus. Dies ist für ReBar zwingend erforderlich. Sie können dies in den Systeminformationen Ihres Betriebssystems überprüfen (msinfo32 unter Windows, „BIOS-Modus” oder „Systemtyp”).

Risiken und wichtige Vorbereitungen

Die Installation eines modifizierten BIOS ist nicht ohne Risiko. Bitte lesen Sie diesen Abschnitt aufmerksam:

• Garantieverlust: Durch das Flashen eines inoffiziellen BIOS erlischt in der Regel die Garantie Ihres Mainboards.
• Brick-Risiko: Ein falsch geflashtes oder beschädigtes BIOS kann Ihr Mainboard „bricken” (unbrauchbar machen). Dies kann durch Stromausfälle während des Flash-Vorgangs, inkompatible BIOS-Dateien oder Anwendungsfehler geschehen. Das ASRock X370 Pro4 verfügt über keinen Dual-BIOS-Schutz, daher ist äußerste Vorsicht geboten.
• Systeminstabilität: Ein inoffizielles BIOS kann zu Systeminstabilitäten, Bluescreens oder unerwartetem Verhalten führen.
• Virenschutz: Laden Sie BIOS-Dateien niemals von unsicheren Quellen herunter. Diese könnten Malware enthalten.

Vorbereitungen, die Sie unbedingt treffen sollten:

1. Datensicherung: Sichern Sie alle wichtigen Daten von Ihrem PC. Auch wenn der BIOS-Flash keine Daten auf Ihrer Festplatte beeinflusst, ist es immer besser, auf Nummer sicher zu gehen.
2. Stabile Stromversorgung: Stellen Sie sicher, dass Ihr PC während des gesamten Flash-Vorgangs eine stabile Stromversorgung hat. Ein Laptop-Akku oder eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) ist ideal, falls es in Ihrer Region zu Stromschwankungen kommt.
3. USB-Stick vorbereiten: Besorgen Sie sich einen zuverlässigen USB-Stick (optimalerweise 8GB oder 16GB) und formatieren Sie ihn mit dem FAT32-Dateisystem. Entfernen Sie alle anderen Dateien vom Stick, sodass nur die BIOS-Datei darauf liegt.
4. Modifiziertes BIOS finden: Dies ist der heikelste Schritt. Suchen Sie in vertrauenswürdigen Overclocking-Foren oder auf spezialisierten Hardware-Community-Seiten nach einem modifizierten BIOS für das ASRock X370 Pro4, das ReBar freischaltet. Achten Sie auf Forenbeiträge von bekannten und angesehenen Moddern. Lesen Sie Erfahrungsberichte anderer Nutzer und vergewissern Sie sich, dass die Version mit Ihrer spezifischen CPU und GPU getestet wurde. Ich kann hier keine direkte Quelle angeben, da sich diese ständig ändern und ich keine Verantwortung für externe Inhalte übernehmen kann.
5. Prüfsumme verifizieren: Wenn Sie eine modifizierte BIOS-Datei heruntergeladen haben, prüfen Sie unbedingt die Prüfsumme (z.B. SHA256) gegen die Angabe des Erstellers, um sicherzustellen, dass die Datei nicht beschädigt oder manipuliert wurde.
6. BIOS-Version beachten: Einige modifizierte BIOS-Versionen basieren auf bestimmten offiziellen BIOS-Versionen. Es kann ratsam sein, zuerst das letzte offizielle ASRock-BIOS für Ihr Board zu installieren, bevor Sie das modifizierte BIOS flashen, um die bestmögliche Kompatibilität und die aktuellste AGESA-Version zu gewährleisten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: ReBar auf dem ASRock X370 Pro4 aktivieren

Wenn Sie alle Voraussetzungen erfüllt und die Risiken verstanden haben, können Sie mit dem Flash-Vorgang beginnen. Gehen Sie äußerst sorgfältig vor!

Schritt 1: Vorbereitung des USB-Sticks

Nehmen Sie Ihren leeren, FAT32-formatierten USB-Stick. Kopieren Sie die heruntergeladene und verifizierte modifizierte BIOS-Datei direkt auf das Hauptverzeichnis des Sticks. Benennen Sie die Datei gegebenenfalls um, wie es für ASRock Instant Flash üblich ist (z.B. in „X370P4.ROM” oder ähnlich, je nach Anweisung des Modders oder ASRock-Namenskonventionen).

Schritt 2: BIOS-Flash über ASRock Instant Flash

1. PC herunterfahren: Schalten Sie Ihren PC vollständig aus.
2. USB-Stick einstecken: Stecken Sie den USB-Stick in einen USB 2.0-Port Ihres Mainboards (nicht USB 3.0/3.1, da diese manchmal Probleme beim BIOS-Flash verursachen können).
3. PC starten und ins BIOS gelangen: Schalten Sie den PC ein und drücken Sie wiederholt die DEL-Taste (Entf-Taste), um ins BIOS/UEFI zu gelangen.
4. Instant Flash aufrufen: Im BIOS navigieren Sie zum Reiter „Tools” und wählen dort „ASRock Instant Flash” aus.
5. BIOS-Datei auswählen: Instant Flash sollte nun Ihren USB-Stick erkennen und die darauf befindliche BIOS-Datei anzeigen. Wählen Sie die modifizierte BIOS-Datei aus.
6. Flash-Vorgang starten: Bestätigen Sie, dass Sie das BIOS aktualisieren möchten. Der Vorgang wird nun starten. WICHTIG: Unterbrechen Sie diesen Vorgang auf keinen Fall! Schalten Sie den PC nicht aus, ziehen Sie den USB-Stick nicht ab und starten Sie den PC nicht neu, bis der Flash-Vorgang vollständig abgeschlossen ist und Sie eine entsprechende Meldung erhalten.
7. Neustart: Nach erfolgreichem Flash wird das System neu starten. Das kann etwas länger dauern als gewohnt. Gegebenenfalls bootet der PC mehrmals neu.

Nach dem Neustart werden Sie höchstwahrscheinlich aufgefordert, die BIOS-Einstellungen zu laden. Wählen Sie hier die Option zum Laden der Standardeinstellungen (Load Optimized Defaults).

Schritt 3: BIOS-Einstellungen nach dem Flash anpassen

Nachdem Sie das modifizierte BIOS geflasht und die Standardeinstellungen geladen haben, müssen Sie die entscheidenden Optionen im BIOS aktivieren:

1. Ins BIOS booten: Starten Sie Ihren PC erneut und drücken Sie wiederholt die DEL-Taste, um ins BIOS zu gelangen.
2. Erweiterte Einstellungen: Navigieren Sie zu „Advanced” (Erweitert).
3. Above 4G Decoding aktivieren: Suchen Sie die Option „Above 4G Decoding” (manchmal unter „PCI Express Configuration” oder „Chipset Configuration”) und stellen Sie diese auf „Enabled” (Aktiviert). Dies ist eine zwingende Voraussetzung für Resizable BAR.
4. Re-Size BAR Support aktivieren: Direkt darunter (oder in einem ähnlichen Bereich) sollte nun die Option „Re-Size BAR Support” sichtbar sein. Stellen Sie diese ebenfalls auf „Enabled” (Aktiviert).
5. Speichern und Beenden: Speichern Sie die Änderungen und verlassen Sie das BIOS („Save Changes and Exit”). Ihr PC wird neu starten.

Verifizierung: Ist ReBar aktiv?

Nach dem Neustart möchten Sie natürlich überprüfen, ob Resizable BAR nun tatsächlich aktiv ist. Hierfür gibt es mehrere Wege:

1. NVIDIA Systemsteuerung (für NVIDIA GPUs):
   • Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Desktop und wählen Sie „NVIDIA Systemsteuerung”.
   • Klicken Sie links unten auf „Systeminformationen”.
   • Im Fenster „Systeminformationen” finden Sie eine Zeile namens „Resizable BAR”. Dort sollte „Ja” stehen.
2. AMD Software (für AMD GPUs):
   • Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Desktop und wählen Sie „AMD Software: Adrenalin Edition”.
   • Gehen Sie zum Reiter „Leistung” und dann zu „Metriken”.
   • Hier sollten Sie Informationen zu Smart Access Memory finden, das als „Aktiviert” angezeigt werden sollte.
3. GPU-Z:
   • Laden Sie das kostenlose Tool GPU-Z herunter und starten Sie es.
   • Im Hauptfenster von GPU-Z, unter dem Reiter „Graphics Card”, finden Sie einen Eintrag „Resizable BAR”. Wenn dieser mit einem Häkchen versehen ist und „Enabled” anzeigt, ist ReBar erfolgreich aktiviert.

Performance-Erwartungen und mögliche Probleme

Die Leistungssteigerungen durch Resizable BAR sind nicht in jedem Spiel gleich. Während einige Titel deutlich von der effizienteren Kommunikation profitieren (z.B. Assassin’s Creed Valhalla, Cyberpunk 2077, Forza Horizon 5), zeigen andere nur marginale oder gar keine Verbesserungen. In seltenen Fällen kann ReBar sogar zu einem leichten Leistungsverlust führen. Dies ist jedoch die Ausnahme und kann oft durch Deaktivieren von ReBar im BIOS behoben werden.

Mögliche Probleme:

• Kein Boot nach Flash: Sollte Ihr System nach dem Flash nicht mehr starten, können Sie versuchen, einen CMOS-Reset durchzuführen. Schalten Sie den PC aus, ziehen Sie das Stromkabel, entfernen Sie die kleine Knopfzellenbatterie auf dem Mainboard für etwa 30 Sekunden und setzen Sie sie dann wieder ein. Alternativ können Sie die CLR_CMOS-Pins auf dem Mainboard kurzschließen (siehe Handbuch Ihres ASRock X370 Pro4).
• Instabilität: Wenn Sie nach der Aktivierung von ReBar Bluescreens oder Abstürze erleben, deaktivieren Sie ReBar testweise im BIOS. Überprüfen Sie auch, ob Sie die neuesten Grafiktreiber und ein aktuelles VBIOS für Ihre Grafikkarte installiert haben.

Fazit: Ist das ReBar-Upgrade auf dem ASRock X370 Pro4 die Mühe wert?

Die Aktivierung von Resizable BAR auf Ihrem ASRock X370 Pro4 ist zweifellos ein enthusiastisches Unterfangen. Es erfordert sorgfältige Recherche, technisches Verständnis und die Bereitschaft, bestimmte Risiken einzugehen. Für Nutzer, die bereits über eine kompatible Ryzen 3000/5000 CPU und eine ReBar-fähige Grafikkarte verfügen, bietet es jedoch die Möglichkeit, die Leistung ihres Systems kostenlos zu optimieren und das Beste aus ihrer vorhandenen Hardware herauszuholen.

Die Freude am Tüfteln und die Aussicht auf ein paar zusätzliche FPS in Ihren Lieblingsspielen können die potenziellen Risiken für viele PC-Enthusiasten überwiegen. Wenn Sie die Anleitung gewissenhaft befolgen und sich der Eigenverantwortung bewusst sind, kann Ihr „altes” ASRock X370 Pro4 Mainboard dank modifiziertem BIOS und Resizable BAR noch eine ganze Weile erfolgreich mit neueren Systemen mithalten und Ihnen ein flüssigeres Spielerlebnis bieten. Viel Erfolg beim Upgrade und genießen Sie die zusätzliche Performance!