Im dichten Stadtverkehr sind sie eine alltägliche Erscheinung: die Busspuren. Oft auffällig markiert, sollen sie dem öffentlichen Nahverkehr einen zügigen und ungehinderten Fluss ermöglichen. Doch gerade in Stoßzeiten, wenn sich der Verkehr auf den regulären Fahrspuren staut, keimt bei vielen Autofahrern eine verlockende Frage auf: Darf ich diese freie Spur nutzen, um schneller nach links abzubiegen? Ist das Linksabbiegen über die Busspur eine clevere Abkürzung, die das Verkehrsrecht erlaubt, oder doch eine gefährliche und teure Falle, die mit hohen Bußgeldern und sogar Punkten in Flensburg bestraft wird?
Dieser Verkehrsmythos hält sich hartnäckig in den Köpfen vieler Verkehrsteilnehmer und führt immer wieder zu Unsicherheiten, riskanten Manövern und nicht selten zu unangenehmen Konfrontationen mit der Polizei. Wir klären in diesem Artikel umfassend, detailliert und mit Blick auf die aktuelle Rechtslage, wann das Befahren einer Busspur – insbesondere zum Linksabbiegen – erlaubt ist und wann Sie besser die Finger davonlassen sollten.
Was genau ist eine Busspur und wofür ist sie da?
Bevor wir uns dem Linksabbiegen widmen, sollten wir zunächst klären, was eine Busspur überhaupt ist. Rechtlich korrekt handelt es sich meist um einen sogenannten „Bussonderfahrstreifen“, gekennzeichnet durch das Verkehrszeichen 245.1 (ein blaues, rundes Schild mit einem weißen Bus-Piktogramm). Manchmal findet man auch die Aufschrift „BUS“ direkt auf der Fahrbahn oder eine gelbe, durchgezogene Linie, die den Sonderfahrstreifen abgrenzt.
Der Zweck dieser Spuren ist klar: Sie dienen der Bevorzugung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Das bedeutet, Busse sollen auch im Stau ungehindert vorankommen können, um Fahrpläne einzuhalten und den ÖPNV für Fahrgäste attraktiv zu machen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung des Individualverkehrs und zur Schonung der Umwelt. Um diesen Zweck zu gewährleisten, ist die Nutzung durch andere Fahrzeuge grundsätzlich untersagt.
Die eiserne Regel: Busspuren sind für Busse (und manchmal Taxen)
Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) ist hier eindeutig. Gemäß § 12 Absatz 2 StVO darf auf Fahrstreifen für den Linienverkehr (Bussonderfahrstreifen) und auf Busfahrstreifen nur der Linienverkehr fahren. Ausnahmen sind im Regelfall nur Taxen erlaubt, wenn das Zusatzzeichen „Taxen frei“ dies explizit erlaubt. Manchmal dürfen auch Fahrräder diesen Sonderstreifen benutzen, aber auch das muss ausdrücklich durch ein Zusatzschild angezeigt sein.
Das bedeutet im Klartext: Ohne eine explizite Erlaubnis durch zusätzliche Beschilderung oder Fahrbahnmarkierungen hat ein Autofahrer auf einem Bussonderfahrstreifen nichts zu suchen. Und genau hier liegt der Kern des Mythos: Die Vorstellung, man dürfe eine Busspur „nur kurz“ oder „wenn kein Bus kommt“ befahren, ist ein gefährlicher Trugschluss.
Der Mythos vom Linksabbiegen: Woher kommt die Verwirrung?
Die Verwirrung rund um das Linksabbiegen über die Busspur rührt oft von zwei Hauptfaktoren her:
- Fehlinterpretation allgemeiner Verkehrsregeln: Viele Autofahrer wissen, dass sie sich zum Linksabbiegen grundsätzlich auf der linken Spur einordnen müssen (§ 9 Abs. 1 StVO). Ist die linke Spur nun aber eine Busspur, entsteht die Annahme, dass diese Regel die Befahrungsverbote für Sonderfahrstreifen aufheben könnte. Das ist jedoch nicht der Fall.
- Seltene Ausnahmen, die zur Regel werden: Es gibt tatsächlich sehr wenige Ausnahmen, in denen eine Busspur für den Individualverkehr freigegeben ist – auch für Linksabbieger. Diese Ausnahmen sind jedoch so selten und müssen so explizit gekennzeichnet sein, dass sie nicht als allgemeingültige Regel missverstanden werden dürfen.
Die entscheidende Frage: Wann ist das Linksabbiegen über die Busspur erlaubt?
Die Antwort ist kurz und bündig: Nur und ausschließlich, wenn es ausdrücklich durch eine entsprechende Beschilderung oder Fahrbahnmarkierung erlaubt ist! Alles andere ist verboten und wird geahndet.
Wie sieht eine solche Erlaubnis aus? Hier sind die relevanten Szenarien:
1. Zusätzliche Beschilderung: Der Schlüssel zur Erlaubnis
Das A und O ist ein Zusatzzeichen unterhalb des Busspur-Schildes (Zeichen 245.1). Ein solches Zusatzzeichen könnte zum Beispiel lauten:
- „Linksabbieger frei“
- „Pkw frei zum Linksabbiegen“
- „Für den Fahrzeugverkehr freigegeben für die letzte Kreuzung“
- Ein Pfeil, der in die Linksabbiegerrichtung zeigt, kombiniert mit einem PKW-Symbol oder dem Zusatz „frei“
Diese Schilder sind jedoch äußerst selten. Kommunen richten solche Ausnahmen nur dann ein, wenn die Verkehrssituation dies zwingend erfordert und die Funktionsfähigkeit des Busverkehrs nicht beeinträchtigt wird. Das kann der Fall sein, wenn es schlicht keine andere Möglichkeit gibt, sich für einen Linksabbieger einzuordnen, oder wenn die Busspur am Ende einer Straße in eine normale Fahrspur übergeht, die dann zum Abbiegen genutzt werden kann. Ohne ein solches eindeutiges Zusatzzeichen dürfen Sie die Busspur für das Linksabbiegen nicht nutzen.
2. Fahrbahnmarkierungen und Ampelsignale
In manchen, ebenfalls seltenen Fällen, können auch spezielle Fahrbahnmarkierungen in Kombination mit Ampelsignalen eine Nutzung für Linksabbieger implizieren. Dies geschieht aber meistens nicht direkt auf einem ausgewiesenen Bussonderfahrstreifen, sondern eher dort, wo eine Busspur in eine reguläre Linksabbiegerspur übergeht oder wo ein separater Fahrstreifen für den ÖPNV nur bis zu einer bestimmten Kreuzung reicht. Wenn Sie beispielsweise eine grüne Linksabbiegerampel sehen und die Fahrbahnmarkierung eindeutig eine Fahrspur zum Linksabbiegen ohne Busspur-Kennzeichnung zulässt, ist dies natürlich erlaubt. Die Busspur selbst wird dabei aber selten in vollem Umfang für den Abbiegevorgang freigegeben.
Merke: Im Zweifel ist es immer verboten! Wenn Sie kein eindeutiges, explizites Schild sehen, das Ihnen die Nutzung der Busspur für das Linksabbiegen erlaubt, müssen Sie davon ausgehen, dass es Ihnen untersagt ist. Lieber eine Runde mehr fahren, als ein Bußgeld zu riskieren.
Die „Teure Falle“: Welche Strafen drohen?
Das unberechtigte Befahren einer Busspur ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verstoß gegen die Straßenverkehrs-Ordnung, der empfindliche Strafen nach sich zieht. Der Bußgeldkatalog sieht dafür feste Regelungen vor:
- Grundtatbestand: Für das reine unberechtigte Befahren einer Busspur droht in der Regel ein Bußgeld von 15 Euro.
- Mit Behinderung: Wenn Sie durch das Befahren der Busspur den Linienverkehr oder andere Berechtigte behindern, steigt das Bußgeld auf 30 Euro.
- Mit Gefährdung: Sollten Sie dabei andere Verkehrsteilnehmer (z.B. einen Bus oder Radfahrer auf der Busspur) gefährden, sind 35 Euro fällig.
- Mit Unfall: Kommt es gar zu einem Unfall, weil Sie die Busspur unberechtigt befahren haben, steigt das Bußgeld auf 40 Euro.
Diese Strafen mögen auf den ersten Blick gering erscheinen. Doch Achtung: Die genannten Bußgelder gelten für den Fall des reinen Befahrens. Wenn Sie die Busspur nutzen, um sich zum Linksabbiegen einzuordnen, können zusätzliche Tatbestände hinzukommen, die die Strafe erhöhen oder sogar zu Punkten in Flensburg führen können.
Denken Sie an folgende Szenarien:
- Verursachen eines Rückstaus: Wenn Sie eine Busspur nutzen, um vorzufahren, und dann am Ende blockieren, weil Sie nicht abbiegen können oder die eigentliche Linksabbiegerspur bereits voll ist, behindern Sie den nachfolgenden Busverkehr und andere Autofahrer erheblich.
- Riskantes Einordnen: Das plötzliche Wechseln von der Busspur in eine reguläre Linksabbiegerspur kann zu gefährlichen Situationen und Auffahrunfällen führen, da andere Verkehrsteilnehmer nicht mit einem solchen Manöver rechnen.
- Überfahren einer durchgezogenen Linie: Oft ist die Busspur durch eine durchgezogene gelbe Linie von der danebenliegenden Fahrspur getrennt. Das Überfahren einer solchen Linie ist ebenfalls ein Vergehen und wird zusätzlich geahndet.
- Zusammenstoß mit einem Bus oder Taxi: Kommt es zu einem Unfall, weil Sie unberechtigterweise auf der Busspur waren, tragen Sie in den meisten Fällen die Hauptschuld. Das bedeutet nicht nur die Bußgelder und potenzielle Punkte, sondern auch die Übernahme des Schadens und die Hochstufung Ihrer Kfz-Versicherung. Die Kosten dafür können schnell in die Tausende gehen und machen die vermeintliche „Abkürzung” zu einer extrem kostspieligen Angelegenheit.
Gerade in Großstädten sind viele Busspuren mit Kameras überwacht, und die Verkehrsüberwachung ist geschult, solche Verstöße zu erkennen und zu ahnden. Die Chance, unentdeckt zu bleiben, ist gering.
Warum die strikte Regelung sinnvoll ist: Sicherheit und Effizienz
Die strengen Regeln für Busspuren sind nicht dazu da, Autofahrer zu ärgern. Sie dienen einem übergeordneten Ziel:
- Förderung des ÖPNV: Nur wenn Busse pünktlich und zuverlässig sind, entscheiden sich Menschen für den öffentlichen Nahverkehr. Eine freie Busspur ist dafür essenziell.
- Verkehrssicherheit: Busspuren sind oft in Bereichen mit hohem Verkehrsaufkommen, vielen Fußgängern und Radfahrern. Das unerlaubte Befahren durch Individualverkehr würde zu chaotischen und gefährlichen Situationen führen. Busfahrer verlassen sich darauf, dass ihre Spur frei ist.
- Klare Regeln für alle: Eindeutige Verkehrsregeln verhindern Missverständnisse und fördern einen reibungslosen Verkehrsfluss. Grauzonen oder „Ausnahmen nach Gefühl“ wären kontraproduktiv.
So erkennen Sie eine Busspur und ihre Regeln: Ein kurzer Check
Um auf Nummer sicher zu gehen und keine teure Falle zu tappen, sollten Sie im Straßenverkehr stets auf folgende Zeichen achten:
- Verkehrszeichen: Das blaue, runde Schild mit dem weißen Bus-Piktogramm (Zeichen 245.1) kennzeichnet einen Bussonderfahrstreifen.
- Zusatzzeichen: Prüfen Sie immer, ob unter diesem Schild weitere Hinweise angebracht sind. Nur diese erlauben eine Nutzung durch andere Fahrzeuge. Achten Sie auf Formulierungen wie „Taxen frei“, „Radfahrer frei“ oder eben „Linksabbieger frei“.
- Fahrbahnmarkierung: Eine gelbe, durchgezogene Linie, die einen Fahrstreifen abgrenzt, ist ein starkes Indiz für eine Busspur. Oft ist auch das Wort „BUS“ in Großbuchstaben auf die Fahrbahn gemalt.
- Ampelsignale: Manche Kreuzungen haben spezielle Ampelsignale für Busse (ein weißer Lichtbalken oder Pfeil auf schwarzem Grund). Diese gelten nur für Busse und manchmal Taxen, nicht für den Individualverkehr.
Seien Sie besonders aufmerksam, wenn Sie in einer fremden Stadt unterwegs sind. Die Beschilderung kann regional leicht variieren, aber die Grundprinzipien der StVO sind überall gleich.
Fazit: Der Verkehrsmythos ist geklärt – Finger weg von der Busspur!
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Verkehrsmythos, dass das Linksabbiegen über die Busspur generell erlaubt sei, ist falsch. Es handelt sich in den allermeisten Fällen um eine teure und gefährliche Falle.
Die Nutzung einer Busspur für das Linksabbiegen ist grundsätzlich verboten und wird mit einem Bußgeld belegt. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen, wenn dies durch eindeutige Zusatzzeichen unter dem Busspur-Schild explizit erlaubt wird, dürfen Sie diese nutzen. Ohne eine solche unmissverständliche Kennzeichnung ist die Busspur tabu für den Individualverkehr. Wer es trotzdem tut, riskiert nicht nur empfindliche Bußgelder und möglicherweise Punkte in Flensburg, sondern auch die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer und im schlimmsten Fall einen kostspieligen Unfall.
Planen Sie Ihre Route vorausschauend, achten Sie auf die Beschilderung und halten Sie sich an die Verkehrsregeln. Das spart nicht nur Ärger und Geld, sondern trägt auch maßgeblich zur Sicherheit und Effizienz des Straßenverkehrs bei. Dem öffentlichen Nahverkehr die nötige Freifahrt zu gewähren, ist ein kleiner Beitrag, der für uns alle einen großen Nutzen hat.