Haben Sie kürzlich Ihren treuen Intel-basierten PC durch ein glänzendes neues System mit einem AMD-Prozessor ersetzt? Dann sind Ihnen vielleicht seltsame Dinge an Ihren USB-C-Anschlüssen aufgefallen. Plötzlich ist das Übertragen von Dateien eine Qual, das Laden Ihres Smartphones dauert eine Ewigkeit und Ihre externe SSD scheint in der Zeit stehen geblieben zu sein. Keine Panik, Sie sind nicht allein! Viele Anwender berichten von dem gleichen Problem: Nach dem Wechsel von Intel zu AMD liefern die USB-C-Ports, selbst mit dem gleichen Kabel, nur noch USB 2.0 Geschwindigkeiten.
Das Problem: Mehr als nur ein Treiber
Auf den ersten Blick scheint es sich um ein einfaches Treiberproblem zu handeln. Schließlich lösen fehlerhafte oder veraltete Treiber oft unerklärliche Hardware-Fehler. Doch in diesem Fall liegt die Ursache tiefer und ist oft eine Kombination aus Faktoren, die mit der unterschiedlichen Architektur von Intel- und AMD-Mainboards zusammenhängen.
Einige der häufigsten Ursachen für dieses Phänomen sind:
- Chipsatz-Treiber: AMD-Chipsätze benötigen spezifische Treiber, um korrekt zu funktionieren. Fehlende oder fehlerhafte Treiber können zu Leistungsproblemen bei USB-C-Anschlüssen führen.
- BIOS/UEFI-Einstellungen: Bestimmte BIOS-Einstellungen können die Leistung der USB-Ports beeinträchtigen.
- USB-C-Kabel: Nicht alle USB-C-Kabel sind gleich. Einige ältere oder minderwertige Kabel unterstützen möglicherweise nur USB 2.0-Geschwindigkeiten.
- Inkompatibilität mit Gehäuse-Frontpanel-Anschlüssen: Manche Gehäuse-Frontpanel-USB-C-Anschlüsse sind nicht optimal mit bestimmten Mainboards verdrahtet und limitieren so die Geschwindigkeit.
- Stromversorgung: Unzureichende Stromversorgung des USB-C-Ports kann ebenfalls zu reduzierten Geschwindigkeiten führen. Dies ist besonders bei Geräten mit hohem Strombedarf (z.B. externe Festplatten) relevant.
Schritt-für-Schritt-Lösung: So bekommen Sie Ihre USB-C-Geschwindigkeit zurück
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich das Problem beheben. Hier sind einige Lösungsansätze, die Sie ausprobieren können:
1. Chipsatz-Treiber aktualisieren (oder neu installieren)
Der erste und wichtigste Schritt ist die Aktualisierung der AMD-Chipsatztreiber. AMD stellt regelmäßig aktualisierte Treiber auf seiner Website bereit. Gehen Sie folgendermaßen vor:
- Besuchen Sie die AMD-Support-Website: https://www.amd.com/de/support
- Wählen Sie Ihren Chipsatz aus der Liste aus (z.B. B550, X570, B650, X670 usw.).
- Laden Sie die neuesten Chipsatztreiber herunter.
- Führen Sie die heruntergeladene Datei aus, um die Treiber zu installieren.
- Starten Sie Ihren Computer neu.
Wenn Sie bereits die neuesten Treiber installiert haben, kann es helfen, diese zu deinstallieren und anschließend neu zu installieren. Dies kann mögliche Beschädigungen oder Konflikte beheben.
2. BIOS/UEFI überprüfen und konfigurieren
Manchmal können BIOS-Einstellungen die USB-Leistung beeinflussen. Starten Sie Ihren Computer neu und rufen Sie das BIOS/UEFI-Setup auf (meist durch Drücken von Entf, F2 oder F12 während des Startvorgangs). Suchen Sie nach folgenden Einstellungen:
- USB-Konfiguration: Stellen Sie sicher, dass alle USB-Ports aktiviert sind und auf den schnellsten Modus (z.B. „Gen 1”, „Gen 2”) eingestellt sind.
- XHCI-Hand-off: Diese Option sollte aktiviert sein, um sicherzustellen, dass das Betriebssystem die USB-Controller korrekt übernimmt.
- ErP Ready: Diese Option kann den Stromverbrauch im Standby-Modus reduzieren, aber auch die USB-Leistung beeinträchtigen. Deaktivieren Sie diese Option testweise.
Speichern Sie die Änderungen und starten Sie Ihren Computer neu.
3. USB-C-Kabel testen und austauschen
Wie bereits erwähnt, sind nicht alle USB-C-Kabel gleich. Einige ältere oder minderwertige Kabel unterstützen möglicherweise nur USB 2.0-Geschwindigkeiten. Verwenden Sie ein hochwertiges USB-C-Kabel, das für USB 3.1 Gen 1, Gen 2 oder USB 3.2 zertifiziert ist. Diese Kabel sind in der Regel mit entsprechenden Logos gekennzeichnet.
Testen Sie das Kabel mit verschiedenen Geräten und an verschiedenen USB-C-Ports, um sicherzustellen, dass das Problem nicht am Kabel selbst liegt.
4. Frontpanel-Anschlüsse überprüfen
Wenn Sie einen USB-C-Anschluss am Frontpanel Ihres Gehäuses verwenden, überprüfen Sie die Verbindung zum Mainboard. Stellen Sie sicher, dass das Kabel korrekt angeschlossen ist und dass das Mainboard den Anschluss unterstützt. In einigen Fällen kann es helfen, den Frontpanel-Anschluss direkt an einen USB-C-Port auf der Rückseite des Mainboards anzuschließen, um die bestmögliche Leistung zu erzielen.
5. Stromversorgung überprüfen
Geräte mit hohem Strombedarf, wie z.B. externe Festplatten, benötigen möglicherweise mehr Strom, als der USB-C-Port liefern kann. Verwenden Sie in diesem Fall ein USB-C-Kabel mit Y-Anschluss oder ein externes Netzteil für das Gerät.
6. Windows-Energieeinstellungen
In den Windows-Energieeinstellungen kann die USB-Leistung ebenfalls beeinflusst werden. Gehen Sie zu:
- Systemsteuerung -> Hardware und Sound -> Energieoptionen
- Wählen Sie den aktiven Energiesparplan aus und klicken Sie auf „Planeinstellungen ändern”.
- Klicken Sie auf „Erweiterte Energieeinstellungen ändern”.
- Suchen Sie nach „USB-Einstellungen” und stellen Sie sicher, dass „Einstellung für selektives USB-Energiesparen” auf „Deaktiviert” gesetzt ist.
7. USB-Gerätetreiber überprüfen
Manchmal liegt das Problem nicht am USB-C-Port selbst, sondern am Treiber des angeschlossenen Geräts. Überprüfen Sie im Geräte-Manager, ob für das betroffene Gerät aktuelle Treiber installiert sind. Aktualisieren Sie die Treiber gegebenenfalls.
8. Windows neu installieren (als letzte Option)
Wenn alle anderen Schritte fehlschlagen, kann eine Neuinstallation von Windows helfen. Dies stellt sicher, dass keine Softwarekonflikte oder Beschädigungen vorliegen, die die USB-Leistung beeinträchtigen.
Zusammenfassung: Geduld und systematisches Vorgehen sind der Schlüssel
Das Problem, dass USB-C-Ports nach dem Wechsel von Intel zu AMD nur noch USB 2.0-Geschwindigkeiten liefern, kann frustrierend sein. Aber mit Geduld und einem systematischen Vorgehen lässt es sich in den meisten Fällen beheben. Beginnen Sie mit den einfachsten Lösungen, wie dem Aktualisieren der Chipsatztreiber und dem Testen verschiedener USB-C-Kabel, und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren Schritten vor, wie dem Überprüfen der BIOS-Einstellungen oder der Neuinstallation von Windows. Mit etwas Mühe bekommen Sie Ihre USB-C-Geschwindigkeit zurück und können die Vorteile Ihres neuen AMD-basierten Systems voll ausnutzen.
Denken Sie daran, dass es sich hierbei um eine allgemeine Anleitung handelt. Die spezifischen Schritte können je nach Mainboard-Hersteller und Windows-Version variieren. Konsultieren Sie im Zweifelsfall die Bedienungsanleitung Ihres Mainboards oder wenden Sie sich an den technischen Support.
Viel Erfolg bei der Fehlerbehebung!