Recalbox ist ein fantastisches Open-Source-Betriebssystem, das deinen Raspberry Pi (oder einen anderen kompatiblen Computer) in eine Retro-Gaming-Maschine verwandelt. Eines der ersten Dinge, die du nach der Installation von Recalbox tun möchtest, ist das Hinzufügen deiner Roms. In diesem Artikel führen wir dich Schritt für Schritt durch den Prozess, von der Vorbereitung deiner Roms bis hin zum Übertragen auf deinen Recalbox-Gerät.
Was sind Roms und warum sind sie wichtig?
Roms, kurz für Read-Only Memory, sind im Wesentlichen digitale Kopien von Spielkassetten oder -Discs. Recalbox emuliert verschiedene Konsolen und Arcade-Systeme, und um Spiele auf diesen Emulatoren zu spielen, benötigst du die entsprechenden Roms. Es ist wichtig zu betonen, dass du nur Roms von Spielen besitzen solltest, die du auch physisch besitzt. Das Herunterladen und Verteilen von Roms ohne die entsprechenden Rechte ist illegal.
Vorbereitung deiner Roms
Bevor du deine Roms auf Recalbox überträgst, gibt es einige Dinge zu beachten:
- Kompatibilität: Nicht alle Roms funktionieren auf allen Emulatoren. Stelle sicher, dass deine Roms mit den von Recalbox unterstützten Emulatoren kompatibel sind. Eine Liste der unterstützten Systeme und ROM-Formate findest du in der Recalbox-Dokumentation.
- Dateiformate: Recalbox unterstützt verschiedene Rom-Dateiformate, darunter .zip, .smc, .sfc, .gba, .gb, .nes und viele mehr. Es ist oft am besten, deine Roms in ZIP-Dateien zu belassen, da dies Speicherplatz spart und die Übertragung vereinfacht.
- Rom-Namen: Um sicherzustellen, dass Recalbox deine Spiele korrekt erkennt und anzeigt, solltest du dich an die empfohlene Namenskonvention halten. Diese kann von System zu System variieren. Du findest Details dazu in der Recalbox-Dokumentation oder in Online-Datenbanken wie No-Intro oder TOSEC.
- Bios-Dateien: Einige Emulatoren benötigen Bios-Dateien, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Dies sind spezielle Systemdateien, die die Hardware der emulierten Konsole simulieren. Die Recalbox-Dokumentation listet die benötigten Bios-Dateien für jeden Emulator auf. Lege diese Dateien in den entsprechenden „bios”-Ordner auf deiner Recalbox ab.
Die beste Methode, um Roms zu Recalbox hinzuzufügen
Es gibt mehrere Methoden, um Roms auf deinen Recalbox-Gerät zu übertragen. Hier sind die gängigsten Methoden:
1. Über das Netzwerk (SMB Freigabe)
Dies ist die empfohlene und einfachste Methode. Recalbox teilt automatisch einen Ordner über das Netzwerk frei, sodass du direkt von deinem Computer darauf zugreifen kannst:
- Verbinde deinen Recalbox mit dem Netzwerk: Stelle sicher, dass dein Recalbox mit dem gleichen Netzwerk wie dein Computer verbunden ist.
- Finde die Netzwerkadresse deines Recalbox: Du kannst die IP-Adresse deines Recalbox im Recalbox-Menü unter „Netzwerkeinstellungen” finden. Alternativ kannst du auch in deinem Router nach dem Gerätenamen „RECALBOX” suchen.
- Greife auf die SMB Freigabe zu:
- Windows: Öffne den Datei-Explorer und gib in die Adressleiste
\RECALBOX(oder\IP-Adresse) ein und drücke Enter. - macOS: Öffne den Finder, klicke auf „Gehe zu” und dann auf „Mit Server verbinden…”. Gib
smb://RECALBOX(odersmb://IP-Adresse) ein und klicke auf „Verbinden”. - Linux: Öffne deinen Dateimanager und gib
smb://RECALBOX(odersmb://IP-Adresse) in die Adressleiste ein und drücke Enter.
- Windows: Öffne den Datei-Explorer und gib in die Adressleiste
- Kopiere deine Roms: Du solltest nun eine Liste von Ordnern sehen, die den verschiedenen Emulatoren entsprechen (z.B. „nes”, „snes”, „gba”). Kopiere deine Roms in den entsprechenden Ordner. Beachte, dass der „roms”-Ordner der Hauptordner ist, in dem sich die Ordner für die einzelnen Systeme befinden.
- Neustart von EmulationStation: Nachdem du deine Roms kopiert hast, musst du EmulationStation (die grafische Oberfläche von Recalbox) neu starten, damit die neuen Spiele erkannt werden. Gehe im Hauptmenü von Recalbox zu „Neustarten” und wähle „EmulationStation neu starten”.
2. Über USB-Stick
Wenn du keinen Netzwerkzugang hast, kannst du deine Roms auch über einen USB-Stick übertragen:
- Formatiere den USB-Stick: Stelle sicher, dass der USB-Stick mit FAT32 oder exFAT formatiert ist.
- Erstelle die Ordnerstruktur: Erstelle auf dem USB-Stick einen Ordner namens „recalbox”. Innerhalb dieses Ordners erstellst du einen Ordner namens „roms”. Innerhalb des „roms”-Ordners erstellst du die Ordner für die einzelnen Emulatoren (z.B. „nes”, „snes”, „gba”).
- Kopiere deine Roms: Kopiere deine Roms in die entsprechenden Ordner auf dem USB-Stick.
- Stecke den USB-Stick in deinen Recalbox: Schalte deinen Recalbox ein und stecke den USB-Stick in einen der USB-Anschlüsse.
- Recalbox kopiert die Roms: Recalbox erkennt den USB-Stick und kopiert die Roms automatisch in die entsprechenden Ordner auf der SD-Karte. Dieser Vorgang kann einige Zeit dauern, abhängig von der Größe deiner Roms.
- Neustart von EmulationStation: Sobald der Kopiervorgang abgeschlossen ist, starte EmulationStation neu, damit die neuen Spiele erkannt werden.
3. Über SSH (Advanced)
Diese Methode ist für fortgeschrittene Benutzer geeignet, die sich mit der Kommandozeile auskennen. Du benötigst einen SSH-Client wie PuTTY (Windows) oder Terminal (macOS/Linux).
- Aktiviere SSH: Aktiviere SSH im Recalbox-Menü unter „Systemeinstellungen” -> „SSH aktivieren”.
- Verbinde dich mit Recalbox über SSH: Verwende deinen SSH-Client, um dich mit der IP-Adresse deines Recalbox zu verbinden. Der Standardbenutzername ist „root” und das Standardpasswort ist „recalboxroot”.
- Navigiere zum Rom-Ordner: Verwende den Befehl
cd /recalbox/share/roms/um zum Rom-Ordner zu navigieren. - Kopiere deine Roms: Verwende den Befehl
scp(Secure Copy) um deine Roms von deinem Computer auf den Recalbox zu kopieren. Beispiel:scp /pfad/zu/deinem/rom.zip root@IP-Adresse:/recalbox/share/roms/nes/ - Neustart von EmulationStation: Starte EmulationStation neu, damit die neuen Spiele erkannt werden.
Tipps und Tricks
- Scrape deine Spiele: Recalbox kann automatisch Informationen über deine Spiele aus dem Internet herunterladen, einschließlich Titelbilder, Beschreibungen und Videos. Dies wird als „Scraping” bezeichnet und kann die Darstellung deiner Spielebibliothek erheblich verbessern. Gehe im Hauptmenü von Recalbox zu „Spieleinstellungen” -> „Scraper” und wähle eine Scraper-Quelle aus.
- Verwende Playlists: Du kannst Playlists erstellen, um deine Spiele nach Genre, Lieblingsspielen oder anderen Kriterien zu organisieren.
- Passe das Theme an: Recalbox bietet verschiedene Themes, mit denen du das Aussehen und die Bedienung von EmulationStation anpassen kannst.
- Überprüfe die Recalbox-Dokumentation: Die offizielle Recalbox-Dokumentation ist eine wertvolle Ressource für alle Fragen und Probleme, die beim Hinzufügen von Roms oder der Verwendung von Recalbox auftreten können.
Fehlerbehebung
- Spiele werden nicht angezeigt: Stelle sicher, dass deine Roms im richtigen Ordner abgelegt sind und dass EmulationStation nach der Übertragung neu gestartet wurde. Überprüfe auch, ob die Roms das richtige Format haben und ob du möglicherweise Bios-Dateien für das entsprechende System benötigst.
- Spiel startet nicht: Überprüfe, ob die Rom-Datei beschädigt ist. Versuche, eine andere Rom-Datei für das gleiche Spiel herunterzuladen.
- Performance-Probleme: Einige Emulatoren sind ressourcenintensiver als andere. Wenn du Performance-Probleme hast, versuche, die Emulationseinstellungen anzupassen oder einen leistungsstärkeren Computer zu verwenden.
Fazit
Das Hinzufügen von Roms zu Recalbox ist ein relativ einfacher Prozess, aber es ist wichtig, die Grundlagen zu verstehen, um Probleme zu vermeiden. Mit dieser Anleitung bist du bestens gerüstet, um deine Lieblings-Retro-Spiele auf deinem Recalbox-System zu spielen. Viel Spaß beim Zocken!