Die Welt der Motorräder ist vielfältig und faszinierend, doch für Fahrer, die das Gardemaß von 192 Zentimetern oder mehr überragen, stellt sich die Bike-Wahl oft als besondere Herausforderung dar. Viele Bikes fühlen sich für großgewachsene Piloten zu gedrungen an, der Kniewinkel ist zu spitz, oder die Maschine wirkt unter dem Fahrer verloren. In dieser Kaufberatung nehmen wir zwei der aufregendsten und beliebtesten Naked Bikes unter die Lupe, die auf dem Markt sind: die brandneue Honda CB750 Hornet und die etablierte Kawasaki Z900. Beide versprechen Fahrspaß pur, doch welche ist die beste Wahl für einen 192cm Biker?
Wir tauchen tief in die Details ein, vergleichen Ergonomie, Leistung, Handling und das Gesamtpaket, um Ihnen bei Ihrer Entscheidung zu helfen. Es geht nicht nur darum, welche Maschine die höhere Sitzbank hat, sondern wie sich das gesamte Fahrerlebnis für einen großen Menschen gestaltet.
Die Kontrahenten im Überblick: Zwei Philosophien auf zwei Rädern
Bevor wir uns ins Detail stürzen, stellen wir die beiden Herausforderer kurz vor:
Die Honda CB750 Hornet: Der agile Newcomer
Die Honda CB750 Hornet, erst seit 2023 auf dem Markt, markiert die Rückkehr eines legendären Namens. Sie tritt mit einem komplett neu entwickelten, drehfreudigen 755 ccm Parallel-Twin Motor an, der 92 PS leistet. Ihr Versprechen: leichtfüßiges Handling, moderne Technik und Hondas typische Alltagstauglichkeit. Die Hornet zielt darauf ab, Fahrspaß für Einsteiger und erfahrene Biker gleichermaßen zu bieten, mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Kawasaki Z900: Der potente Platzhirsch
Die Kawasaki Z900 ist seit Jahren eine feste Größe im Segment der Naked Bikes und hat sich einen Ruf als Kraftpaket mit aggressivem Design und einem herausragenden 948 ccm Reihenvierzylinder-Motor erarbeitet. Mit 125 PS bietet sie souveräne Leistung und ein druckvolles Fahrerlebnis. Die Z900 ist bekannt für ihre Stabilität und ihr sportliches Potenzial, spricht aber auch Fahrer an, die ein Motorrad mit Charakter und Präsenz suchen.
Ergonomie im Fokus: Wo sitzt der 192cm-Fahrer am besten?
Dies ist der wohl wichtigste Abschnitt für unsere Zielgruppe. Die Ergonomie entscheidet maßgeblich über Komfort auf Langstrecken und das Vertrauen in die Maschine bei sportlicher Fahrweise.
Sitzhöhe und Kniewinkel: Der entscheidende Raum
- Honda CB750 Hornet: Die Sitzhöhe der Hornet beträgt 795 mm. Auf den ersten Blick mag das nicht besonders hoch erscheinen, aber Honda hat hier geschickt konstruiert. Die Sitzbank ist vergleichsweise schmal im Bereich des Tanks, was es ermöglicht, mit den Füßen gut auf den Boden zu kommen, ohne die Beine zu weit spreizen zu müssen. Für einen 192cm Fahrer ist der Kniewinkel überraschend komfortabel. Die Fußrasten sind nicht extrem hoch platziert, was eine entspanntere Haltung ermöglicht, ohne dass die Beine zu stark angewinkelt werden. Man sitzt „im” Bike, aber nicht eingeengt.
- Kawasaki Z900: Die Z900 bietet mit 820 mm eine höhere Standardsitzhöhe. Dies ist ein erster Pluspunkt für größere Fahrer. Der Kniewinkel ist hier ebenfalls gut durchdacht. Die Fußrasten sind sportlicher, aber nicht extrem positioniert, was eine aktive, aber immer noch angenehme Haltung fördert. Man sitzt „auf” dem Bike, was oft von großen Fahrern bevorzugt wird, da es ein Gefühl von mehr Raum vermittelt. Für 192cm-Fahrer bietet die Z900 im Allgemeinen etwas mehr Beinfreiheit und eine gestrecktere Haltung.
Lenkerposition und Reichweite: Kontrolle und Komfort
- Honda CB750 Hornet: Der Lenker der Hornet ist relativ breit und gut erreichbar. Die Sitzposition ist leicht nach vorne geneigt, aber nicht übermäßig sportlich. Für einen 192cm Fahrer ergibt sich eine natürliche Haltung, die sowohl in der Stadt als auch auf Landstraßen angenehm ist. Der Lenkeinschlag ist großzügig, was Rangieren erleichtert.
- Kawasaki Z900: Die Z900 hat ebenfalls einen breiten Lenker, der eine sportlichere, aber immer noch komfortable Position ermöglicht. Die Neigung nach vorne ist hier etwas ausgeprägter als bei der Hornet, was das Gefühl der Kontrolle bei höheren Geschwindigkeiten verstärkt. Größere Fahrer finden hier oft eine natürliche Armhaltung, die ein präzises Steuern ermöglicht.
Fazit Ergonomie: Die Kawasaki Z900 hat aufgrund ihrer höheren Sitzhöhe und der tendenziell gestreckteren Fahrerhaltung leichte Vorteile für den 192cm Fahrer. Sie bietet von Haus aus etwas mehr Raum. Die Hornet ist jedoch keineswegs ungeeignet; ihr schmaler Tank und die durchdachte Geometrie gleichen viel aus. Beide Bikes ermöglichen eine aufrechte bis leicht sportliche Sitzposition, die auch auf längeren Etappen bestehen kann. Ein Probesitzen (und idealerweise eine Probefahrt) ist hier unerlässlich, um das persönliche Gefühl zu validieren.
Kraft und Charakter: Motorleistung für große Kerle
Die Motorisierung ist der Puls jedes Motorrads. Für größere Fahrer ist es wichtig, dass das Bike nicht nur gut aussieht, sondern auch genug Power und Charakter hat, um das zusätzliche Gewicht souverän zu bewegen und ein beeindruckendes Fahrerlebnis zu bieten.
Honda CB750 Hornet: Der agile Drehzahlfan
Der neue 755 ccm Parallel-Twin der Hornet ist eine Offenbarung. Mit 92 PS und 75 Nm Drehmoment überzeugt er durch eine beeindruckende Drehfreudigkeit und eine lineare Leistungsentfaltung. Er liefert bereits aus dem Drehzahlkeller ordentlich Punch und dreht willig bis in hohe Regionen. Für einen 192cm Fahrer, der vielleicht ein paar Kilogramm mehr auf die Waage bringt, reicht die Leistung der Hornet völlig aus, um agil und zügig unterwegs zu sein. Sie ist kein Überflieger, aber ihre Leistung ist perfekt auf ihr geringes Gewicht abgestimmt und sorgt für überraschende Spritzigkeit. Sie macht besonders in kurvigen Abschnitten Spaß, wo ihr geringes Gewicht und die lebendige Motorcharakteristik zum Tragen kommen.
Kawasaki Z900: Das souveräne Kraftpaket
Die Kawasaki Z900 spielt in einer anderen Liga, was die reine Leistung angeht. Ihr 948 ccm Reihenvierzylinder liefert 125 PS und 98.6 Nm Drehmoment. Das sind spürbar mehr Reserven, die sich besonders auf der Autobahn oder beim Überholen bemerkbar machen. Der Vierzylinder begeistert mit einem seidenweichen Lauf und einem satten, kraftvollen Durchzug über das gesamte Drehzahlband. Für einen großen Fahrer, der Wert auf souveräne Beschleunigung und ein jederzeit präsentes Kraftgefühl legt, ist die Z900 eine ausgezeichnete Wahl. Sie vermittelt das Gefühl, immer genug Power in Reserve zu haben, egal in welcher Situation.
Fazit Motor: Die Z900 bietet eindeutig die potenziell höhere Leistungsreserve und einen unverkennbaren Vierzylinder-Sound und -Charakter. Die Hornet ist jedoch keineswegs schwach auf der Brust und überzeugt durch ihre Agilität und Lebendigkeit. Die Wahl hängt hier stark von den persönlichen Vorlieben ab: Wer das druckvolle, souveräne Gefühl eines Vierzylinders sucht, greift zur Kawa. Wer eine spritzige, drehfreudige und leichte Maschine bevorzugt, wird mit der Hornet glücklich.
Fahrwerk und Handling: Souveränität auf zwei Rädern
Die Fahreigenschaften sind essenziell für das Sicherheitsgefühl und den Fahrspaß, besonders wenn man eine größere Statur hat, die das Motorrad etwas anders belastet.
Honda CB750 Hornet: Leichtfüßigkeit und Agilität
Die Hornet ist mit ihren lediglich 190 kg vollgetankt erstaunlich leicht. Dies macht sich im Handling sofort bemerkbar. Sie lenkt spielerisch ein, lässt sich kinderleicht durch Kurven zirkeln und ist extrem handlich. Das Fahrwerk ist straff, aber komfortabel abgestimmt und bietet ausreichend Reserven für normale Straßenfahrten. Lediglich die Gabel ist nicht einstellbar, was für sehr sportliche Fahrer oder schwerere Piloten ein kleiner Nachteil sein könnte. Für den alltäglichen Gebrauch und den Landstraßen-Räuber ist das Fahrwerk aber absolut ausreichend und vermittelt ein hohes Maß an Vertrauen und Kontrolle, auch für einen 192cm Fahrer.
Kawasaki Z900: Stabilität und Präzision
Mit 212 kg vollgetankt ist die Z900 spürbar schwerer als die Hornet, aber immer noch sehr gut beherrschbar. Ihr Fahrwerk ist auf Stabilität und Präzision ausgelegt. Sie vermittelt ein sattes Gefühl auf der Straße und liegt satt in den Kurven. Ein großer Vorteil der Z900 ist ihr voll einstellbares Fahrwerk (Vorspannung und Zugstufendämpfung an Gabel und Federbein). Dies ermöglicht es einem 192cm Fahrer, das Fahrwerk perfekt an sein Gewicht und seine Fahrweise anzupassen, was den Komfort und die Performance erheblich verbessert. Die Bremsen sind ebenfalls sehr potent und gut dosierbar.
Fazit Fahrwerk: Die Kawasaki Z900 bietet dank ihres voll einstellbaren Fahrwerks und der inhärenten Stabilität Vorteile für den großen, gegebenenfalls schwereren Fahrer. Die Hornet punktet mit ihrer beeindruckenden Leichtfüßigkeit und Agilität, die im Alltag und auf verwinkelten Strecken viel Freude bereitet. Wer Wert auf individuelle Abstimmung legt, ist bei der Kawa besser aufgehoben.
Ausstattung und Technologie: Was bekomme ich für mein Geld?
Beide Bikes sind modern ausgestattet, es gibt aber feine Unterschiede.
- Honda CB750 Hornet: Die Hornet ist serienmäßig mit einem 5-Zoll-TFT-Display ausgestattet, das Konnektivität bietet. Sie verfügt über drei vordefinierte Fahrmodi und einen benutzerdefinierten Modus, Traktionskontrolle (HSTC) und Wheelie-Kontrolle. Ein bidirektionaler Quickshifter ist optional erhältlich. Für ihren Preis ist die Ausstattung sehr umfangreich.
- Kawasaki Z900: Die Z900 bietet ebenfalls ein 4,3-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Smartphone-Konnektivität, vier wählbare Fahrmodi (Sport, Road, Rain, Rider), dreistufige Traktionskontrolle (KTRC) und LED-Beleuchtung rundum. Ein Quickshifter ist hier ebenfalls optional. Die Ausstattung ist ebenfalls sehr modern und umfangreich, mit einem Fokus auf Performance und Sicherheit.
Beide bieten ein zeitgemäßes Paket, wobei die Hornet aufgrund ihres jüngeren Konzepts in manchen Details (größeres Display) leicht die Nase vorn haben mag, die Z900 aber mit ihren Fahrmodi und der KTRC-Traktionskontrolle auf Augenhöhe agiert.
Ästhetik und Auftreten: Wie wirkt der Biker auf dem Bike?
Die Optik spielt immer eine Rolle. Ein 192cm Fahrer möchte nicht wie ein Riese auf einem Mini-Bike wirken.
- Honda CB750 Hornet: Das Design der Hornet ist scharf, modern und aggressiv, aber dennoch kompakt. Für einen 192cm Fahrer wirkt sie nicht zu klein, aber man sieht, dass es kein riesiges Motorrad ist. Die Proportionen stimmen dennoch gut, und das Bike wirkt unter dem Fahrer agil und dynamisch.
- Kawasaki Z900: Die Z900 hat eine deutlich bulligere und muskulösere Präsenz. Ihr Sugomi-Design mit dem aggressiven Scheinwerfer und dem massiven Tank lässt sie größer und imposanter wirken. Ein 192cm Fahrer wirkt auf der Z900 proportional sehr gut aufgehoben und das Motorrad strahlt eine gewisse Dominanz aus, die gut zur Statur passt.
Fazit Optik: Die Z900 wirkt optisch präsenter und größer, was für viele 192cm Fahrer ein Vorteil sein könnte, da sie das Bike besser „ausfüllen”. Die Hornet ist aber kein Zwerg und überzeugt mit ihrer modernen, sportlichen Linie.
Einsatzzweck und Alltagstauglichkeit
Wo fühlen sich die Bikes am wohlsten?
- Honda CB750 Hornet: Die Hornet ist ein echtes Allroundtalent. Ihre Leichtigkeit und Agilität machen sie zur idealen Begleiterin im Stadtverkehr und auf kurvigen Landstraßen. Auch für den täglichen Weg zur Arbeit ist sie bestens geeignet. Leichte Touren sind dank der komfortablen Ergonomie ebenfalls möglich, wobei der Windschutz (wie bei Naked Bikes üblich) begrenzt ist.
- Kawasaki Z900: Die Z900 ist ebenfalls ein vielseitiges Motorrad, das aber seine Stärken eher auf Landstraßen und bei sportlicher Gangart ausspielt. Ihre souveräne Leistung und das stabile Fahrwerk machen sie auch für schnellere Autobahnpassagen tauglich. Für den Stadtverkehr ist sie aufgrund ihres höheren Gewichts und der etwas sportlicheren Sitzposition minimal weniger handlich als die Hornet, aber immer noch sehr gut fahrbar. Auch sie bietet naturgemäß wenig Windschutz.
Preis und Unterhalt: Das Portemonnaie spricht mit
Der Preis ist oft ein entscheidender Faktor.
- Honda CB750 Hornet: Mit einem Startpreis von rund 7.800 – 8.000 Euro (stand 2024, kann variieren) ist die Hornet ein absoluter Preis-Leistungs-Knaller. Sie bietet extrem viel Motorrad für vergleichsweise wenig Geld. Auch die Unterhaltskosten dürften dank Hondas Zuverlässigkeit und dem moderaten Verbrauch des Twins überschaubar sein.
- Kawasaki Z900: Die Z900 startet bei etwa 10.400 – 10.600 Euro (stand 2024, kann variieren), was einen deutlichen Aufpreis zur Hornet bedeutet. Dafür erhält man aber auch mehr Hubraum, Leistung und ein in weiten Teilen einstellbares Fahrwerk. Die Unterhaltskosten für Versicherung, Steuer und Verbrauch können durch den größeren Motor und die höhere Leistung leicht über denen der Hornet liegen.
Fazit: Die Qual der Wahl für den großen Biker
Die Entscheidung zwischen der Honda CB750 Hornet und der Kawasaki Z900 für einen 192cm Fahrer ist kein klares Entweder-Oder, sondern hängt stark von den persönlichen Präferenzen, dem Fahrstil und dem Budget ab.
Die Honda CB750 Hornet ist die beste Wahl für Sie, wenn:
- Sie ein extrem agiles, leichtes und wendiges Motorrad suchen.
- Sie einen spritzigen, drehfreudigen Parallel-Twin-Motor bevorzugen.
- Sie ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen.
- Sie ein Motorrad für den Alltag, die Stadt und kurvige Landstraßen suchen.
- Sie mit einem fest abgestimmten, wenn auch gut funktionierenden Fahrwerk leben können.
Die Kawasaki Z900 ist die bessere Wahl für Sie, wenn:
- Sie Wert auf souveräne Leistung, ein sattes Drehmoment und den unnachahmlichen Klang eines Reihenvierzylinders legen.
- Sie ein Motorrad suchen, das auch bei höheren Geschwindigkeiten und auf der Autobahn glänzt.
- Sie von der Möglichkeit profitieren möchten, das Fahrwerk individuell an Ihr Gewicht und Ihre Fahrweise anzupassen.
- Sie ein Motorrad mit einer bulligeren Optik und größerer Präsenz bevorzugen, das Sie besser „ausfüllen”.
- Das höhere Budget für Anschaffung und Unterhalt für Sie kein Hindernis darstellt.
Beide Motorräder sind für große Biker überraschend gut geeignet, wobei die Z900 von Haus aus tendenziell etwas mehr „Platz” und Anpassungsmöglichkeiten bietet. Die Hornet überzeugt durch ihre clever konstruierte Ergonomie, die auch größere Fahrer nicht beengt. Letztendlich führt jedoch kein Weg an einer ausführlichen Probefahrt vorbei. Setzen Sie sich auf beide Maschinen, fahren Sie sie in verschiedenen Situationen und spüren Sie, welche Ihnen das bessere Gefühl vermittelt. Nur so finden Sie die wirklich beste Wahl für Ihr persönliches Motorrad-Abenteuer!