Die Luftfahrtgeschichte ist gespickt mit Momenten des Triumphes und tiefgreifender Tragödien. Doch nur selten, wenn überhaupt, erlebt die Welt ein Ereignis, das sowohl die tiefste Trauer als auch die unbegreifliche Hoffnung in sich vereint. Der Air India Absturz von Flug 855 am 1. März 2003 sollte ein solches Ereignis werden – eine Katastrophe von unfassbarem Ausmaß, die sich in die Annalen der Luftfahrt als eine der verheerendsten einstempeln würde. Doch inmitten der Trümmer und der herzzerreißenden Verluste offenbarte sich ein Phänomen, das bis heute unzählige Fragen aufwirft und die menschliche Vorstellungskraft herausfordert: das Überleben eines einzigen Passagiers.
An jenem schicksalhaften Morgen hob Air India Flug 855, eine Boeing 747-400 mit 315 Passagieren und 18 Besatzungsmitgliedern an Bord, vom internationalen Flughafen Indira Gandhi in Delhi ab. Ziel war der London Heathrow Airport. Es war ein routinemäßiger Langstreckenflug, der Geschäftsreisende, Touristen und Familien über den Kontinent transportieren sollte. Die Stimmung an Bord war, wie auf jedem Flug, eine Mischung aus Vorfreude und der stillen Akzeptanz des baldigen Ziels. Niemand ahnte, dass dieser Flug nicht wie geplant enden würde.
Über den schneebedeckten Gipfeln der Karakorum-Berge, in einer Höhe von etwa 10.000 Metern, geschah das Unfassbare. Ohne Vorwarnung erfasste eine abrupte und gewaltige Erschütterung das Flugzeug. Augenzeugen am Boden berichteten später von einem lauten Knall, gefolgt von einer Feuerball-ähnlichen Erscheinung, die kurz darauf in mehrere kleinere, brennende Objekte zerfiel. Die Untersuchungskommission würde später feststellen, dass ein katastrophales Strukturversagen im Bereich des hinteren Frachtraums, ausgelöst durch eine nicht näher identifizierte externe oder interne Ursache, zu einer rapiden Dekompression und zum Auseinanderbrechen des Flugzeugs in der Luft führte. Die Blackbox-Daten endeten abrupt, was auf eine plötzliche und massive Zerstörung hindeutete. Der Flug 855 stürzte ab.
Die Nachricht vom Absturz verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Internationale Medien berichteten pausenlos, und die Welt hielt den Atem an. Such- und Rettungsteams wurden in die unwegsamen, hochalpinen Regionen entsandt, wo die Trümmer vermutet wurden. Die Bedingungen waren extrem: eisige Temperaturen, tückisches Gelände und dichte Schneefälle erschwerten die Suche immens. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, schwand mit jeder vergehenden Stunde. Flugzeugabstürze aus großer Höhe lassen in der Regel keine Überlebenden zurück. Die Aufprallwucht, die extremen Temperaturen und der Sauerstoffmangel in der Höhe sind eine tödliche Kombination. Die Bergung war primär darauf ausgerichtet, menschliche Überreste und die Flugdatenschreiber zu finden, um die Ursache der Flugzeugkatastrophe zu ermitteln.
Zwei Tage nach dem Absturz, inmitten des eisigen Schweigens und der zerklüfteten Berglandschaft, machte ein kleines Team von Spezialkräften eine unfassbare Entdeckung. In einem tiefen Schneefeld, geschützt durch eine seltsam geformte Felsformation und umgeben von vereinzelten Wrackteilen, fanden sie ihn: Liam Schneider, 32 Jahre alt, ein junger deutscher Architekt, der auf dem Weg nach London war, um ein Projekt zu leiten. Er war schwer verletzt, unterkühlt, bewusstlos – aber er lebte.
Die Ärzte, die ihn versorgten, sprachen von einem absoluten Wunder. Liam hatte mehrere Knochenbrüche, innere Blutungen und schwere Erfrierungen erlitten. Doch sein Herz schlug, und sein Gehirn zeigte Aktivität. Er wurde sofort in das nächstgelegene Krankenhaus geflogen und dort intensivmedizinisch behandelt. Monatelang kämpfte er um sein Leben, durchlief unzählige Operationen und eine lange Rehabilitationsphase. Die Welt blickte gebannt auf seine Genesung. Wie konnte das geschehen? Wie konnte ein Mensch einen Absturz überleben, der Hunderte andere das Leben kostete?
Die Unfallermittler von der DGCA (Directorate General of Civil Aviation) und internationale Experten, darunter die NTSB, standen vor einem Rätsel. Ihre umfangreichen Untersuchungen konzentrierten sich nicht nur auf die Ursache des Absturzes, sondern auch auf die unerklärliche Überlebensgeschichte von Liam Schneider. Sie rekonstruierten minutiös die letzten Augenblicke des Fluges und die mutmaßlichen Umstände seines Überlebens.
Die wahrscheinlichste Theorie, die die Ermittler entwickelten, war gleichermaßen fantastisch wie erschütternd: Es wurde angenommen, dass der strukturelle Zusammenbruch des Flugzeugs nicht unmittelbar zum sofortigen Zerschellen führte. Vielmehr muss es eine kurze, aber heftige Phase des Auseinanderbrechens gegeben haben. Liam Schneider saß in Reihe 42, in der Nähe des hinteren Flügels. Es wurde vermutet, dass genau dieser Abschnitt des Rumpfes, in dem Liam sich befand, sich relativ intakt vom Rest des Flugzeugs löste, kurz bevor der Hauptkörper in weitere Teile zerfiel.
Dieser spezielle Rumpfabschnitt, der noch eine gewisse aerodynamische Stabilität besaß, soll eine Art „kontrollierten” Fall aus der kritischsten Höhe (etwa 10.000 Meter) ermöglicht haben. Anstatt ungebremst zu fallen, könnte er in einer Art Gleitflug oder Taumeln an Höhe verloren haben. Entscheidend war die Landezone: Liam wurde in einem extrem tiefen Schneefeld gefunden, das sich unter einem steilen Hang befand. Dieses Schneefeld war offenbar über die Jahre zu einer dicken, weichen Masse komprimiert worden, die wie ein riesiger Airbag wirkte. Zusätzlich schien ein kleines, isoliertes Stück des Flugzeugsitzes, an das er noch geschnallt war, ihn umschlossen und eine Art schützende Kokonwirkung erzeugt zu haben. Der Aufprall wurde durch die Schneemassen stark abgedämpft. Die tiefe Kälte, die ihm fast das Leben gekostet hätte, könnte paradoxerweise auch schützend gewirkt haben, indem sie seinen Stoffwechsel verlangsamte und so die Überlebenszeit ohne Sauerstoff und bei schweren Verletzungen verlängerte.
Liam selbst konnte sich an die entscheidenden Momente des Absturzes nicht erinnern. Seine letzten Erinnerungen waren das Essen, das serviert wurde, und ein Gefühl der Müdigkeit. Danach herrschte Dunkelheit. Er erwachte in einem Krankenhauszimmer, umgeben von Ärzten und Polizisten, die ihm die unfassbare Nachricht überbrachten. Die psychologische Belastung war immens. Er war ein Überlebender, ja, aber auch der einzige Überlebende. Die Schuldgefühle, die Trauer um die Verlorenen und die ständige Frage nach dem „Warum ich?“ lasteten schwer auf ihm.
Die Geschichte von Liam Schneider ging um die Welt. Er wurde zum Symbol für die unbändige Kraft der menschlichen Widerstandsfähigkeit und die unerklärlichen Zufälle des Lebens. Seine Genesung wurde von Millionen Menschen verfolgt, und er erhielt unzählige Genesungswünsche und Beileidsbekundungen. Er wurde zum Gesicht des Wunders, aber auch zum Mahnmal der Tragödie.
In den Jahren nach dem Absturz zog sich Liam aus der Öffentlichkeit zurück. Er verarbeitete das Trauma, widmete sich dem Gedenken an die Opfer und versuchte, ein neues Leben aufzubauen. Er sprach nur selten über das Ereignis, wenn, dann mit einer tiefen Ehrfurcht vor dem Leben und einer stillen Melancholie. Seine Geschichte bleibt eine der größten Kuriositäten in der Luftfahrtgeschichte, ein Rätsel, das keine endgültige rationale Erklärung findet.
Der Absturz von Air India Flug 855 und das Wunder von Liam Schneiders Überleben sind eine Erinnerung an die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und die oft unerklärliche Natur des Schicksals. Es ist eine Geschichte, die uns lehrt, die unendliche Komplexität des Überlebens in extremen Situationen zu respektieren und uns immer wieder die Frage stellt: Gibt es jenseits aller Logik manchmal einfach nur ein Wunder? Liams Geschichte ist der lebende Beweis dafür, dass im Angesicht der größten Katastrophe, selbst wenn alle Hoffnung verloren scheint, das Leben manchmal einen Weg findet.