Ein Auto auf 20 PS drosseln: Wann ist das sinnvoll und was sind die technischen Möglichkeiten?

In einer Welt, in der Leistung und Geschwindigkeit oft als ultimative Ziele im Automobilbau gelten, mag die Idee, ein Auto freiwillig auf gerade einmal 20 PS zu drosseln, auf den ersten Blick absurd erscheinen. Doch hinter diesem scheinbaren Widerspruch verbirgt sich eine Reihe hochrelevanter Anwendungsfälle und technischer Raffinessen. Es geht nicht immer darum, die maximale Leistung aus einem Motor herauszukitzeln, sondern manchmal darum, sie gezielt zu begrenzen – sei es aus Sicherheitsgründen, rechtlichen Vorschriften oder für spezifische Einsatzgebiete.

Dieser Artikel taucht tief in die Materie der Leistungsdrosselung ein und beleuchtet, wann ein solcher Schritt sinnvoll ist und welche technischen Möglichkeiten heute zur Verfügung stehen, um ein Fahrzeug auf diese verhältnismäßig geringe Leistung zu reduzieren. Wir werden die verschiedenen Facetten dieses Themas umfassend, detailliert und in einem menschlichen Ton beleuchten, um Ihnen ein klares Bild zu vermitteln.

Die Idee der Drosselung: Mehr als nur PS-Reduktion

Der Begriff „Drosselung” beschreibt im Kontext von Verbrennungsmotoren die absichtliche Reduzierung der maximalen Motorleistung. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen und hat oft tiefgreifende Auswirkungen auf das Fahrverhalten und die Nutzung eines Fahrzeugs. Während in der Tuning-Szene meist über Leistungssteigerung gesprochen wird, ist die Leistungsreduktion, insbesondere auf eine so niedrige Grenze wie 20 PS, ein Nischenbereich, der jedoch für bestimmte Gruppen und Anwendungen von entscheidender Bedeutung ist.

Die Wahl von 20 PS ist dabei kein Zufall. Sie lehnt sich an gängige Leistungsklassen für bestimmte Fahrzeugtypen an, insbesondere an sogenannte Leichtkraftfahrzeuge oder Mopedautos, die oft mit einem Führerschein der Klasse AM (bis 45 km/h und 4 kW / ca. 5,4 PS) oder S (früher, heute auch AM abgedeckt) gefahren werden dürfen. Auch im Bereich der Land- und Forstwirtschaft oder bei bestimmten Nutzfahrzeugen gibt es definierte Leistungsgrenzen. Moderne Anwendungen, wie die Anpassung von Fahrzeugen für Fahranfänger im Rahmen des begleiteten Fahrens (BF17), erweitern das Spektrum der Relevanz zusätzlich.

Wann ist eine Drosselung auf 20 PS sinnvoll? Anwendungsfälle und Vorteile

Die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit einer Leistungsbegrenzung auf 20 PS ergibt sich aus einer Vielzahl von Szenarien, die über den bloßen Wunsch nach geringerer Leistung hinausgehen:

1. Fahranfänger und begleitetes Fahren (BF17)

Einer der prominentesten Gründe für eine Leistungsbegrenzung könnte der Einsatz bei Fahranfängern sein. Während das begleitete Fahren ab 17 Jahren (BF17) in Deutschland keine explizite Leistungsbegrenzung für Pkw vorschreibt, können Eltern oder Fahrschulen aus Sicherheitsgründen eine solche Maßnahme in Betracht ziehen. Ein Fahrzeug mit deutlich reduzierter Leistung zwingt den Fahrer zu einem vorsichtigeren Fahrstil, minimiert das Risiko von Übermut und verringert die potenziellen Auswirkungen eines Unfalls. In manchen Ländern oder für spezifische Führerscheinklassen gibt es sogar gesetzliche Leistungsbeschränkungen für Neulinge. Eine Drosselung auf 20 PS könnte hier als Übergangslösung dienen, um den Einstieg ins Autofahren sicherer zu gestalten und die Sicherheitsaspekte in den Vordergrund zu rücken.

2. Spezielle Fahrzeugklassen: Leichtkraftfahrzeuge und Mopedautos

Hier liegt die wohl bekannteste Anwendung: Sogenannte Leichtkraftfahrzeuge (oft auch als „Mopedautos“ oder „45-km/h-Autos“ bezeichnet) sind für den Betrieb mit geringerer Leistung konzipiert und dürfen in Deutschland bereits mit einem Führerschein der Klasse AM ab 15 Jahren (oder älteren Klassen) gefahren werden. Obwohl viele dieser Fahrzeuge von Haus aus eher geringe Leistungen aufweisen (oft nur 4 kW / 5,4 PS), gibt es auch Modelle, die auf Basis eines regulären Pkws umgebaut und auf eine höhere Leistungsgrenze innerhalb dieser Kategorie gedrosselt werden könnten. Bei 20 PS wäre man hier bereits deutlich über der AM-Klasse, könnte aber in anderen Ländern für spezifische Führerscheine oder in Nischenanwendungen relevant sein, wo eine etwas höhere Leistung als 4 kW, aber deutlich weniger als ein Standard-Pkw gewünscht ist.

3. Gewerbliche und Spezialanwendungen

Im gewerblichen Bereich findet die Leistungsbegrenzung häufig Anwendung, um spezifische Arbeitsabläufe zu optimieren oder die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Man denke an:

• Interne Werksfahrzeuge: Auf großen Firmengeländen oder in Industrieanlagen, wo Geschwindigkeit und maximale Leistung unnötig oder sogar gefährlich wären, können Fahrzeuge auf eine geringe PS-Zahl gedrosselt werden, um Schäden zu vermeiden und die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.
• Spezialfahrzeuge: Bestimmte Hoflader, Kehrmaschinen oder kleine Arbeitsmaschinen benötigen keine hohe Leistung, aber eine zuverlässige Funktionalität. Eine Drosselung kann hier auch die Lebensdauer des Motors verlängern und den Kraftstoffverbrauch im Dauerbetrieb senken.
• Schulungsfahrzeuge: Für spezielle Fahrertrainings, beispielsweise im Umgang mit bestimmten Maschinentypen, kann eine Leistungsbegrenzung sinnvoll sein, um den Lernerfolg zu sichern und Überforderungen zu vermeiden.

4. Testfahrzeuge und Prüfstände

In Forschung und Entwicklung oder bei der Kalibrierung von Messinstrumenten können Fahrzeuge gezielt auf eine bestimmte Leistung gedrosselt werden. Dies ermöglicht reproduzierbare Tests unter konstanten Bedingungen, beispielsweise zur Überprüfung von Verbrauchswerten bei geringer Last oder zur Kalibrierung von Emissionsmessgeräten. Eine exakte und reproduzierbare Leistungsdrosselung ist hier unerlässlich.

5. Rechtliche und finanzielle Gründe

Eine Drosselung kann auch Auswirkungen auf steuerliche Aspekte und die Versicherungseinstufung haben. Obwohl dies bei einer Reduzierung auf nur 20 PS für einen ehemals leistungsstärkeren Pkw in Deutschland selten zu signifikanten Vorteilen führt (Steuer hängt meist vom Hubraum ab, Versicherung von Typklasse), kann es in anderen Ländern oder bei bestimmten Fahrzeugkategorien relevant sein. Auch die Einhaltung spezifischer Zulassungsbestimmungen, etwa in Umweltschutzzonen oder für den Export in Länder mit anderen Vorschriften, kann eine Rolle spielen.

Technische Möglichkeiten der Leistungsdrosselung auf 20 PS

Die Reduzierung der Motorleistung ist heutzutage dank fortschrittlicher Technik auf verschiedene Weisen möglich. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen software- und hardwarebasierten Methoden, wobei oft eine Kombination beider Ansätze die effektivste Lösung darstellt.

1. Softwarebasierte Drosselung (Elektronische Leistungsbegrenzung)

Dies ist die modernste und oft auch flexibelste Methode, besonders bei Fahrzeugen mit elektronischer Motorsteuerung:

• Motorsteuergerät (ECU) Anpassung: Das Motorsteuergerät (ECU) ist das Herzstück der Motorsteuerung. Durch eine Neuprogrammierung der Kennfelder lassen sich Parameter wie die Einspritzmenge, der Zündzeitpunkt oder der Ladedruck bei Turbomotoren gezielt reduzieren. Eine Begrenzung der maximalen Kraftstoffzufuhr oder des Luftstroms kann die Leistung drastisch senken.
• Gaspedal-Kennlinie: Die Reaktion des Motors auf das Gaspedal kann in der ECU angepasst werden. Selbst bei voll durchgetretenem Gaspedal würde der Motor dann nur noch eine begrenzte Leistungsabgabe zulassen.
• Drehzahlbegrenzung: Eine Reduzierung der maximal zulässigen Motordrehzahl ist eine einfache, aber effektive Methode, um die Höchstleistung zu begrenzen, da die maximale Leistung oft bei hohen Drehzahlen anliegt.
• Ladedruckreduzierung: Bei Turbomotoren kann der Ladedruck über die Steuerung des Wastegates oder des Bypass-Ventils reduziert werden, was direkt zu einer geringeren Füllung der Zylinder und somit zu weniger Leistung führt.

Vorteile: Relativ kostengünstig, reversibel, keine mechanischen Eingriffe notwendig.
Nachteile: Erfordert spezialisierte Software und Fachkenntnisse; bei unprofessioneller Anpassung können Motorschäden entstehen.

2. Hardwarebasierte Drosselung (Mechanische Leistungsbegrenzung)

Diese Methoden beinhalten physische Änderungen am Motor oder an dessen Peripherie:

• Ansaugtraktbegrenzung: Eine Reduzierung des Querschnitts im Ansaugtrakt (z.B. durch eine Blende oder einen Venturi-Einsatz) verringert die maximale Luftmenge, die der Motor ansaugen kann. Weniger Luft bedeutet weniger Kraftstoff und somit weniger Leistung.
• Drosselklappenbegrenzung: Bei mechanischen Drosselklappen kann ein Anschlag verbaut werden, der das vollständige Öffnen der Drosselklappe verhindert. Bei elektronischen Drosselklappen kann dies auch softwareseitig über die ECU geschehen, um den Öffnungswinkel zu begrenzen.
• Auspuffanlage: Obwohl seltener und oft mit negativen Auswirkungen auf den Motorlauf verbunden, kann auch eine Verengung im Abgassystem den Gegendruck erhöhen und die Leistung reduzieren. Dies ist jedoch weniger effizient und oft kontraproduktiv für die Motorlebensdauer.
• Kraftstoffzufuhr: Bei Dieselmotoren könnten Einspritzdüsen mit geringerem Durchsatz verwendet werden, um die maximal injizierbare Kraftstoffmenge zu begrenzen. Bei Benzinern ist dies komplexer.
• Mechanische Gaszugbegrenzung: Bei älteren Fahrzeugen mit Seilzug für das Gaspedal kann ein einfacher mechanischer Anschlag den Weg des Gaspedals begrenzen und somit die maximale Leistungsabfrage reduzieren.

Vorteile: Oft manipulationssicherer als reine Softwarelösungen, für ältere Fahrzeuge gut geeignet.
Nachteile: Weniger flexibel, kann den Motorwirkungsgrad beeinträchtigen, oft nicht reversibel ohne Austausch von Teilen.

3. Kombinierte Ansätze und spezielle Drosselsätze

Die sicherste und zuverlässigste Leistungsdrosselung wird oft durch eine Kombination aus Hard- und Software erreicht. So kann beispielsweise eine mechanische Drossel im Ansaugtrakt durch eine angepasste ECU-Software ergänzt werden, die sicherstellt, dass der Motor trotz reduzierter Luftzufuhr optimal läuft und keine Schäden nimmt. Für bestimmte Fahrzeugmodelle gibt es von spezialisierten Anbietern fertige Drosselsätze, die alle notwendigen Komponenten und eine entsprechende Genehmigung beinhalten.

Rechtliche Aspekte, Abnahme und Zulassung

Eine Leistungsdrosselung an einem Fahrzeug, das im öffentlichen Straßenverkehr betrieben werden soll, ist kein trivialer Eingriff. Sie hat weitreichende rechtliche Konsequenzen:

• Notwendigkeit der Genehmigung: Jede Änderung der Motorleistung muss von einer anerkannten Prüforganisation (wie TÜV-Abnahme, DEKRA, GTÜ) abgenommen und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Dies geschieht in der Regel im Rahmen einer Einzelabnahme nach §21 StVZO, es sei denn, es liegt ein Teilegutachten oder eine ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) für den Drosselsatz vor.
• Erlöschen der Betriebserlaubnis: Fährt man ein gedrosseltes Fahrzeug ohne entsprechende Eintragung, erlischt die Betriebserlaubnis. Dies hat nicht nur rechtliche Konsequenzen (Bußgelder, Punkte), sondern kann auch dazu führen, dass der Versicherungsschutz entfällt.
• Versicherung und Steuern: Nach der Eintragung der Leistungsänderung können sich die Beiträge für die Kfz-Versicherung und eventuell die Kfz-Steuer ändern. Dies sollte unbedingt mit dem Versicherer und den zuständigen Behörden geklärt werden.

Es ist daher unerlässlich, sich vor einem solchen Umbau umfassend zu informieren und ausschließlich Fachbetriebe zu beauftragen, die über die notwendige Expertise und die Berechtigung zur Durchführung derartiger Änderungen verfügen.

Herausforderungen und Nachteile

Neben den genannten Vorteilen bringt die Drosselung eines Fahrzeugs auf 20 PS auch Herausforderungen und Nachteile mit sich:

• Kosten: Die Umrüstung, die notwendigen Teile und insbesondere die Abnahme und Eintragung können mit erheblichen Kosten verbunden sein.
• Verlust an Fahrdynamik: Ein Auto mit 20 PS ist nicht nur langsam in der Höchstgeschwindigkeit, sondern auch in der Beschleunigung. Überholvorgänge werden zur Geduldsprobe und erfordern eine vorausschauende Fahrweise. Sicherheitsreserven, die ein leistungsstärkeres Auto bietet (z.B. schnelles Ausweichen), fallen weg.
• Wiederverkaufswert: Ein gedrosseltes Fahrzeug kann auf dem Gebrauchtwagenmarkt schwieriger zu verkaufen sein, es sei denn, es handelt sich um eine spezielle, zertifizierte Lösung für eine klar definierte Zielgruppe (z.B. Mopedautos).
• Effizienzverlust: Eine unsaubere Drosselung kann den Wirkungsgrad des Motors negativ beeinflussen und zu einem unnötig hohen Verbrauch führen, anstatt ihn zu senken.

Fazit und Ausblick

Die Drosselung eines Autos auf 20 PS ist keineswegs eine universelle Lösung, sondern eine sehr spezifische Maßnahme, die in klar definierten Kontexten ihre volle Sinnhaftigkeit entfaltet. Ob für die erhöhte Sicherheit von Fahranfängern, die Einhaltung von Vorschriften für Leichtkraftfahrzeuge, spezialisierte gewerbliche Anwendungen oder Testzwecke – die technischen Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von hochentwickelten Software-Anpassungen bis zu robusten Hardware-Lösungen.

Entscheidend für den Erfolg und die Legalität eines solchen Vorhabens ist jedoch die fachgerechte Durchführung und die lückenlose Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen, insbesondere der TÜV-Abnahme und der Eintragung in die Fahrzeugpapiere. Wer diese Aspekte berücksichtigt, kann ein Fahrzeug mit einer bewusst reduzierten Leistung optimal und sicher einsetzen, abseits des allgemeinen Strebens nach immer mehr PS.

In Zukunft könnten solche Leistungsbegrenzungen, sei es durch On-Demand-Funktionen oder spezifische Fahrmodi, noch stärker in den Fokus rücken, um Fahrzeuge an individuelle Bedürfnisse oder gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen und so eine flexiblere und möglicherweise sicherere Mobilität zu ermöglichen.