Die Straßen Europas sind ein riesiger Laufsteg für unzählige Roller-Modelle. Doch nur wenige schaffen es, sich einen wahren Kultstatus zu erarbeiten und über Jahre hinweg die Herzen von Enthusiasten und Alltagsfahrern gleichermaßen zu erobern. Der Peugeot Speedfight 3 ist zweifellos eine dieser Ikonen. Er beerbte nicht nur seine legendären Vorgänger, den Speedfight 1 und 2, sondern setzte eigene Akzente, die ihn zu einem Meilenstein in der Welt der Sportroller machten.
Dieser Artikel taucht tief in die Welt des Speedfight 3 ein. Wir beleuchten sein Design, seine Technik, sein Fahrverhalten und geben Ihnen wertvolle Tipps, egal ob Sie über einen Kauf nachdenken, bereits stolzer Besitzer sind oder einfach nur mehr über diese faszinierende Maschine erfahren möchten. Machen Sie sich bereit für einen umfassenden Check der Roller-Ikone!
Die Geburt einer Legende: Ein Rückblick auf die Speedfight-Reihe
Bevor wir uns dem Speedfight 3 widmen, lohnt sich ein kurzer Blick zurück. Die Geschichte des Speedfight beginnt 1997 mit dem ersten Modell, das mit seinem aggressiven Design, der sportlichen Fahrweise und dem agilen Handling sofort einschlug. Er definierte das Segment der Sportroller neu und etablierte Peugeot als führenden Hersteller in diesem Bereich. Der 2001 eingeführte Speedfight 2 verfeinerte das Konzept, optimierte Details und wurde zu einem der meistverkauften Roller seiner Zeit. Er wurde zum Synonym für Jugend, Freiheit und Performance.
Mit dieser immensen Erwartungshaltung musste sich der 2009 präsentierte Speedfight 3 messen. Er sollte nicht nur die Erfolgsgeschichte fortführen, sondern auch neue Maßstäbe setzen und sich von der Konkurrenz abheben. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, die der SF3 jedoch mit Bravour meisterte.
Der Peugeot Speedfight 3: Evolution statt Revolution
Der Speedfight 3 war keine radikale Neuerung, sondern eine konsequente Weiterentwicklung der bewährten Speedfight-DNA. Peugeot setzte auf Evolution statt Revolution und verfeinerte das Konzept in nahezu jedem Bereich, ohne die charakteristischen Merkmale zu verlieren, die die Baureihe so beliebt machten.
Design und Optik: Aggressiver, Moderner, Sportlicher
Auf den ersten Blick fällt das noch aggressivere und kantigere Design des Speedfight 3 auf. Die Front wurde markanter gestaltet, oft mit scharfen Linien, die ihm einen dynamischen und modernen Look verliehen. Die Scheinwerfer wurden in das Design integriert, und je nach Ausstattungsvariante gab es oft LED-Elemente, die nicht nur die Sichtbarkeit verbesserten, sondern auch die sportliche Ästhetik unterstrichen.
Die Verkleidung wurde aerodynamischer, die Sitzbank sportlicher und oft mit rutschfesten Materialien bezogen. Auch das Heck wurde überarbeitet, meist mit einer klaren LED-Rückleuchte, die den modernen Auftritt abrundete. Der Speedfight 3 war in einer Vielzahl von Farben und Sondereditionen erhältlich, die oft mit auffälligen Grafiken und Farbkombinationen die Persönlichkeit des Fahrers unterstreichen sollten. Ob in klassischem Schwarz, leuchtendem Rot oder extravaganten Zwei-Ton-Lackierungen – der SF3 war ein echter Hingucker.
Motorisierung: Herzstück der Performance
Der Speedfight 3 wurde in verschiedenen Motorisierungen angeboten, um unterschiedliche Bedürfnisse und regionale Vorschriften zu erfüllen. Die gängigsten Varianten waren die 50 ccm Modelle, ergänzt durch eine leistungsstärkere 125 ccm Version.
* **50 ccm Zweitakter (LC/AC)**: Der legendäre 2-Takt-Motor war das Herzstück vieler Speedfight-Modelle und auch im SF3 präsent. Er zeichnete sich durch seine Spritzigkeit, den typischen kernigen Sound und das hohe Tuning-Potenzial aus. Es gab ihn in luftgekühlten (AC – Air Cooled) und wassergekühlten (LC – Liquid Cooled) Versionen, wobei die LC-Varianten in der Regel eine stabilere Leistungsentfaltung und bessere thermische Stabilität boten. Für viele ist der 2-Takter der „wahre” Speedfight, dank seiner Agilität und dem unverwechselbaren Fahrgefühl.
* **50 ccm Viertakter (AC)**: Als Reaktion auf strengere Emissionsvorschriften und den Wunsch nach geringerem Verbrauch bot Peugeot auch eine 4-Takt-Version des 50 ccm Motors an. Dieser war zwar laufruhiger, sparsamer und umweltfreundlicher, aber in der Beschleunigung und Endgeschwindigkeit oft etwas zurückhaltender als sein 2-Takt-Pendant. Er richtete sich an Fahrer, die Wert auf Wirtschaftlichkeit und Komfort legten.
* **125 ccm Viertakter (LC)**: Für Fahrer, die mehr Leistung und die Möglichkeit suchten, auch längere Strecken oder Überlandfahrten zu meistern, gab es den Speedfight 3 auch als 125 ccm Modell. Dieser war mit einem wassergekühlten 4-Takt-Motor ausgestattet, der deutlich mehr Leistung und Drehmoment bot. Er verwandelte den agilen Stadtflitzer in einen ernstzunehmenden Pendlerroller, der auch auf Landstraßen eine gute Figur machte.
Fahrwerk und Handling: Sportlichkeit auf zwei Rädern
Ein Kernmerkmal des Speedfight war und ist sein sportliches Fahrwerk. Der SF3 setzte diese Tradition fort und verbesserte sie teilweise sogar. Viele Modelle, insbesondere die sportlicheren oder die 125 ccm Variante, waren mit einer **Upside-Down-Gabel** vorne ausgestattet. Diese Konstruktion, die man sonst eher von Motorrädern kennt, bietet eine höhere Verwindungssteifigkeit und damit eine präzisere Rückmeldung von der Fahrbahn.
In Kombination mit einem stabilen Rahmen und einer gut abgestimmten Hinterradfederung bot der Speedfight 3 ein exzellentes Handling. Er war extrem agil, ließ sich präzise durch Kurven zirkeln und bot auch bei höheren Geschwindigkeiten eine gute Spurstabilität.
Die Bremsanlage wurde ebenfalls den sportlichen Ansprüchen gerecht. Viele Speedfight 3 Modelle verfügten über Scheibenbremsen vorne und hinten, die für eine zuverlässige und gut dosierbare Verzögerung sorgten. Die Kombination aus sportlichem Fahrwerk und effektiven Bremsen trug maßgeblich zum sicheren und spaßigen Fahrgefühl bei.
Ausstattung und Komfort: Mehr als nur ein Roller
Obwohl der Speedfight 3 ein Sportroller ist, wurde auch der Komfort nicht vernachlässigt. Die ergonomisch geformte Sitzbank bot ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer, wobei die sportliche Ausrichtung des Rollers den Fokus auf den Fahrer legte.
Das Cockpit war modern gestaltet und je nach Modellvariante mit einem Mix aus analogen und digitalen Anzeigen ausgestattet. Tacho, Drehzahlanzeige (oft digital), Kraftstoff- und Temperaturanzeige waren übersichtlich angeordnet. Einige Modelle verfügten über praktische Features wie eine 12V-Steckdose zum Laden mobiler Geräte oder ein großes Helmfach unter der Sitzbank, das Platz für einen Integralhelm bot. Auch ein Haken für Einkaufstaschen und ein abschließbares Handschuhfach waren oft vorhanden, was den Speedfight 3 überraschend alltagstauglich machte.
Der Speedfight 3 im Alltag: Stärken und Schwächen
Wie jedes Fahrzeug hat auch der Speedfight 3 seine spezifischen Stärken und Schwächen, die man kennen sollte.
Stärken:
* **Design und Kultstatus**: Das aggressive, sportliche Design ist zeitlos und zieht Blicke auf sich. Der Name Speedfight steht für eine lange Tradition und genießt einen hohen Wiedererkennungswert.
* **Fahrspaß und Agilität**: Dank des sportlichen Fahrwerks und der spritzigen Motoren, insbesondere des Zweitakters, bietet der SF3 ein unvergleichliches Fahrgefühl und ist extrem wendig im Stadtverkehr.
* **Verfügbarkeit von Ersatz- und Tuningteilen**: Aufgrund seiner Beliebtheit gibt es einen riesigen Markt für Original-Ersatzteile und unzählige Tuning-Optionen.
* **Robuste Technik**: Die Peugeot-Motoren gelten im Allgemeinen als zuverlässig und langlebig, bei entsprechender Pflege.
* **Bremsen**: Die oft verbauten Scheibenbremsen vorne und hinten sorgen für eine hervorragende Verzögerung.
Schwächen:
* **Verbrauch (Zweitakter)**: Die 2-Takt-Motoren sind, insbesondere bei sportlicher Fahrweise, nicht die sparsamsten und verbrauchen zusätzlich Zweitaktöl.
* **Lautstärke**: Besonders die entdrosselten 2-Takter können recht laut sein, was nicht jedermanns Sache ist und in einigen Wohngebieten als störend empfunden werden könnte.
* **Komfort auf Langstrecken**: Als Sportroller konzipiert, ist der Speedfight 3 nicht unbedingt für ausgedehnte Touren gemacht. Die Sitzposition und Federung können auf sehr langen Fahrten ermüdend wirken.
* **Diebstahlrisiko**: Aufgrund seiner Beliebtheit gehört der Speedfight, wie viele andere beliebte Roller auch, leider zu den häufiger gestohlenen Modellen. Eine gute Diebstahlsicherung ist unerlässlich.
Tuning und Individualisierung: Das Speedfight-Phänomen
Einer der Hauptgründe für die anhaltende Beliebtheit des Speedfight 3, insbesondere bei jüngeren Fahrern, ist sein enormes Tuning-Potenzial. Der 2-Takt-Motor lässt sich mit relativ einfachen Mitteln in Leistung und Optik modifizieren. Von Sportauspuffanlagen über Zylinderkits, Vergasern bis hin zu optischen Verfeinerungen wie speziellen Verkleidungsteilen, Lenkern oder Beleuchtung – der Markt bietet eine riesige Auswahl.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Leistungssteigerungen am Roller, die die zugelassene Höchstgeschwindigkeit überschreiten, in Deutschland und vielen anderen Ländern illegal sind und zum Erlöschen der Betriebserlaubnis, zum Verlust des Versicherungsschutzes und zu strafrechtlichen Konsequenzen führen können. Wer seinen Roller tunen möchte, sollte sich stets über die gesetzlichen Bestimmungen informieren und nur zulässige Veränderungen vornehmen lassen.
Kaufberatung: Worauf Sie beim Erwerb eines Speedfight 3 achten sollten
Der Peugeot Speedfight 3 ist mittlerweile nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Beim Kauf eines gebrauchten Modells sollten Sie besonders sorgfältig sein:
1. **Motorzustand**: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche, blauen Rauch (speziell beim Zweitakter, kann auf Kolben- oder Zylinderverschleiß hindeuten) und die allgemeine Leistungsentfaltung. Fragen Sie nach der Wartungshistorie.
2. **Karosserie und Verkleidung**: Prüfen Sie auf Risse, Kratzer oder ungleichmäßige Spaltmaße, die auf einen Unfall hindeuten könnten.
3. **Fahrwerk**: Überprüfen Sie die Gabel auf Undichtigkeiten oder Spiel. Testen Sie die Federung. Die Upside-Down-Gabel des SF3 ist ein Qualitätsmerkmal, sollte aber auch intakt sein.
4. **Bremsen und Reifen**: Checken Sie den Zustand der Bremsscheiben und -beläge sowie das Profil und Alter der Reifen.
5. **Elektrik**: Funktionieren alle Lichter, Blinker, die Hupe und die Anzeigen im Cockpit?
6. **Papiere**: Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Papiere (Betriebserlaubnis, Wartungsnachweise) vorhanden und vollständig sind. Prüfen Sie, ob die Fahrgestellnummer mit den Papieren übereinstimmt.
7. **Preis**: Vergleichen Sie Angebote und informieren Sie sich über realistische Marktpreise für den Speedfight 3 in verschiedenen Zuständen.
Wartung und Pflege: Langlebigkeit sichern
Wie jeder Roller benötigt auch der Speedfight 3 regelmäßige Wartung. Bei den 2-Takt-Modellen ist das Auffüllen des separaten Zweitaktöl-Tanks unerlässlich. Bei allen Varianten sind regelmäßige Ölwechsel (beim 4-Takter), die Kontrolle von Bremsen, Reifen, Licht und Fahrwerk sowie das Reinigen des Luftfilters wichtig. Ein gepflegter Roller hält länger, fährt sich sicherer und behält seinen Wert besser. Viele Arbeiten können mit etwas handwerklichem Geschick selbst durchgeführt werden, aber für komplexere Aufgaben empfiehlt sich der Gang zur Fachwerkstatt.
Das Erbe und die Nachfolger: Vom SF3 zum SF4 (und darüber hinaus)
Der Peugeot Speedfight 3 hat das Erbe seiner Vorgänger ehrenhaft fortgeführt und die Messlatte für Sportroller weiter hochgelegt. Er ebnete den Weg für den **Peugeot Speedfight 4**, der 2014 auf den Markt kam. Der SF4 modernisierte das Design erneut, führte oft noch mehr LED-Technologie ein (wie die markanten „Lion-Claw“-Rückleuchten), verbesserte die Ergonomie und bot teilweise auch eine Smartphone-Konnektivität. Er setzte die Tradition des sportlichen, agilen und optisch ansprechenden Rollers fort und bewies, dass die Speedfight-Reihe auch im digitalen Zeitalter relevant bleiben kann.
Fazit: Eine Ikone bleibt eine Ikone
Der Peugeot Speedfight 3 ist weit mehr als nur ein Motorroller. Er ist ein Statement, ein Symbol für sportliche Eleganz und jugendliche Freiheit. Mit seinem markanten Design, dem agilen Fahrwerk und den spritzigen Motoren hat er sich einen festen Platz in den Annalen der Rollergeschichte erobert. Ob als zuverlässiger Alltagsbegleiter, als Basis für individuelle Tuning-Projekte oder einfach als Liebhaberfahrzeug – der SF3 hat auch Jahre nach seiner Markteinführung nichts von seiner Faszination verloren. Er ist eine echte Roller-Ikone, die auch heute noch auf vielen Straßen begeistert. Wer einen sportlichen, charakterstarken und zuverlässigen Roller sucht, kommt am Peugeot Speedfight 3 kaum vorbei. Er war und ist ein Roller, der Emotionen weckt.