Unerklärliche Grafikfehler bei Ihrer AMD R9 390? So gehen Sie dem Problem auf den Grund

Die AMD Radeon R9 390 war einst ein absolutes Kraftpaket und bietet auch heute noch in vielen Szenarien eine beachtliche Leistung. Doch wie bei jeder älteren Hardware können im Laufe der Zeit rätselhafte Probleme auftreten – insbesondere Grafikfehler. Ob flimmernde Texturen, bunte Artefakte, unerklärliche Abstürze oder gar ein schwarzer Bildschirm: Solche Phänomene können frustrierend sein und die Freude am Gaming oder der täglichen Arbeit erheblich trüben. Bevor Sie jedoch Ihre geliebte R9 390 aufgeben, sollten Sie wissen, dass viele dieser Probleme mit systematischer Fehlersuche behoben werden können.

Dieser umfassende Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch die Diagnose und Behebung von unerklärlichen Grafikfehlern bei Ihrer AMD R9 390. Wir gehen von den einfachsten Lösungen zu den komplexeren Hardware-Checks über, damit Sie dem Problem auf den Grund gehen und hoffentlich wieder ein klares Bild genießen können.

Die Symptome entschlüsseln: Was sehen Sie wirklich?

Bevor wir mit der Fehlersuche beginnen, ist es wichtig, die genauen Symptome zu identifizieren. Grafikfehler können sich auf vielfältige Weise äußern und die Art des Fehlers kann bereits einen ersten Hinweis auf die Ursache geben:

• Artefakte: Dies sind unerwünschte visuelle Störungen wie bunte Punkte, Streifen, Blöcke oder verzerrte Texturen, die besonders in Spielen oder bei grafikintensiven Anwendungen auftreten. Sie können temporär sein oder dauerhaft bestehen bleiben.
• Flimmern / Glitches: Der Bildschirm flackert, zeigt kurzzeitige Bildstörungen oder Farbveränderungen.
• Abstürze: Das System friert ein, der Bildschirm wird schwarz oder blau (Bluescreen of Death – BSOD) und Sie werden auf den Desktop zurückgeworfen oder müssen den PC neustarten. Oft mit der Fehlermeldung „Anzeigetreiber wurde wiederhergestellt” oder ähnlichem.
• Schwarzer Bildschirm: Das Bild verschwindet vollständig, oft während des Spielens oder nach einer bestimmten Zeit der Nutzung. Der PC läuft weiter, aber es kommt kein Bild mehr an.
• Leistungseinbrüche: Selbst wenn keine direkten visuellen Fehler auftreten, kann eine drastisch reduzierte Bildrate ein Anzeichen für Probleme sein.
• Kein Bild beim Start: Der PC startet, aber der Monitor bleibt schwarz, obwohl die Grafikkarte selbst und die Lüfter laufen.

Merken Sie sich genau, wann und unter welchen Umständen die Fehler auftreten. Tritt es nur in einem bestimmten Spiel auf? Nur bei hoher Last? Schon beim Booten?

Die erste Verteidigungslinie: Einfache Checks, die oft helfen

Beginnen Sie immer mit den einfachsten und offensichtlichsten Dingen. Oft liegt die Lösung näher, als man denkt.

1. Kabelverbindungen überprüfen:
   • Displaykabel: Stellen Sie sicher, dass das HDMI-, DisplayPort- oder DVI-Kabel fest an Ihrer R9 390 und Ihrem Monitor angeschlossen ist. Ein locker sitzendes Kabel kann zu Flimmern oder Aussetzern führen. Probieren Sie, wenn möglich, ein anderes Kabel aus oder einen anderen Port an der Grafikkarte oder dem Monitor.
   • Stromversorgung der Grafikkarte: Die R9 390 ist eine leistungsstarke Karte und benötigt in der Regel zwei 8-Pin-PCIe-Stromanschlüsse. Prüfen Sie, ob diese fest und korrekt in der Grafikkarte sitzen und ob die Kabel nicht beschädigt sind. Ein unzureichender oder instabiler Stromfluss ist eine häufige Ursache für Grafikfehler unter Last.
2. Monitor-Test: Um auszuschließen, dass der Monitor selbst das Problem ist, schließen Sie ihn testweise an einen anderen Computer oder eine andere Grafikkarte an. Wenn die Fehler dort nicht auftreten, können Sie den Monitor als Fehlerquelle vorerst ausschließen.
3. Physische Überprüfung der Grafikkarte:
   • Sitz im PCIe-Slot: Stellen Sie sicher, dass die Grafikkarte fest im PCIe-Slot der Hauptplatine sitzt und der Sicherungsclip eingerastet ist. Eine nicht vollständig sitzende Karte kann zu instabilem Verhalten führen.
   • Staub und Schmutz: Öffnen Sie Ihr PC-Gehäuse und inspizieren Sie die Grafikkarte und das Innere des PCs. Staubansammlungen sind der größte Feind von elektronischen Komponenten, da sie die Wärmeableitung behindern. Reinigen Sie die Lüfter der Grafikkarte und die Kühllamellen vorsichtig mit Druckluft (halten Sie die Lüfter fest, damit sie sich nicht überdrehen) und einem Pinsel.
   • Lüfterfunktion: Beobachten Sie beim Start des PCs oder unter Last, ob sich beide Lüfter Ihrer R9 390 drehen. Ein blockierter oder defekter Lüfter führt schnell zu Überhitzung.

Software im Fokus: Treiber, Betriebssystem und Co.

Softwareprobleme, insbesondere im Bereich der Treiber, sind die häufigste Ursache für unerklärliche Grafikfehler.

1. Der Treiber-Dilemma: Neuinstallation mit System

   Ein korrupter, veralteter oder inkompatibler Grafiktreiber ist oft der Hauptübeltäter. Eine einfache Deinstallation über die Systemsteuerung reicht hier nicht immer aus. Eine saubere Treiberinstallation ist der Schlüssel:

   • Display Driver Uninstaller (DDU): Laden Sie dieses kostenlose Tool herunter (z.B. von Guru3D). DDU entfernt restlos alle Spuren alter Grafikkartentreiber. Starten Sie Ihren PC im abgesicherten Modus (Windows-Taste + R, msconfig eingeben, Reiter „Start”, Haken bei „Abgesicherter Start”, Neustart). Führen Sie DDU aus und wählen Sie „GPU” und „AMD” aus, dann „Reinigen und neu starten”.
   • Neuen Treiber herunterladen: Gehen Sie nach dem Neustart direkt auf die offizielle AMD-Website und laden Sie den neuesten empfohlenen Treiber für Ihre R9 390 herunter. Achten Sie darauf, die richtige Version für Ihr Betriebssystem (z.B. Windows 10 64-Bit) zu wählen.
   • Installation: Installieren Sie den heruntergeladenen Treiber. Wählen Sie bei der Installation oft die Option „Benutzerdefinierte Installation” und dann „Neuinstallation” oder „Werksreset”, um sicherzustellen, dass alle alten Einstellungen überschrieben werden.
   • Ältere Treiber ausprobieren: Manchmal sind die allerneuesten Treiber nicht immer die stabilsten für ältere Hardware. Wenn die Probleme nach der neuesten Treiberinstallation weiterhin bestehen, wiederholen Sie den DDU-Prozess und versuchen Sie, einen etwas älteren, als stabil bekannten Treiber für die R9 390 zu installieren (suchen Sie auf der AMD-Website nach „previous drivers”).
   • Windows Update: Überprüfen Sie, ob Windows nicht automatisch einen älteren oder inkompatiblen Treiber installiert hat. Dies können Sie in den Gerätemanager-Eigenschaften Ihrer Grafikkarte überprüfen und gegebenenfalls das automatische Update für Treiber deaktivieren.
2. Betriebssystem-Integrität:
   • Systemdateien prüfen: Beschädigte Windows-Systemdateien können zu vielfältigen Problemen führen. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und führen Sie sfc /scannow aus. Starten Sie bei Bedarf danach den Befehl DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth, um Windows-Image-Probleme zu beheben.
   • Windows Updates: Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows auf dem neuesten Stand ist. Manchmal beheben Updates Kompatibilitätsprobleme.
   • Malware/Viren: Führen Sie einen vollständigen Scan mit einem aktuellen Antivirenprogramm durch. Malware kann Systemressourcen beanspruchen und zu Instabilität führen.
3. Anwendungsspezifische Probleme:

   Treten die Grafikfehler nur in einem bestimmten Spiel oder einer Anwendung auf? Dann könnte das Problem an der Anwendung selbst liegen.

   • Spieleinstellungen: Reduzieren Sie die Grafikeinstellungen im Spiel (Auflösung, Texturqualität, Schatten etc.). Wenn die Fehler verschwinden, deutet dies auf eine Überlastung der GPU oder des VRAMs hin.
   • Patches und Updates: Suchen Sie nach Updates oder Patches für das betroffene Spiel/die Anwendung.
4. Übertaktung rückgängig machen:

   Wenn Sie Ihre R9 390, Ihre CPU oder Ihren System-RAM übertaktet haben, stellen Sie alle Einstellungen auf die Standardwerte zurück. Eine instabile Übertaktung ist eine sehr häufige Ursache für Grafikfehler und Systemabstürze.

Hardware-Checks für Fortgeschrittene: Den wahren Übeltäter entlarven

Wenn die Software-Lösungen keine Besserung bringen, müssen wir uns der Hardware widmen. Hier wird es etwas anspruchsvoller.

1. Das Herzstück: Das Netzteil (PSU)

   Die AMD R9 390 ist berüchtigt für ihren hohen Stromverbrauch (TDP von ca. 275W, kann aber unter Last deutlich höher ausfallen). Ein unzureichendes oder alterndes Netzteil ist eine der häufigsten Ursachen für unerklärliche Grafikfehler, insbesondere unter Last.

   • Wattage: Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil ausreichend Leistung für Ihr gesamtes System liefert. Für eine R9 390 wird in der Regel ein hochwertiges Netzteil mit mindestens 750 Watt empfohlen. Wenn Sie viele andere stromhungrige Komponenten haben, kann auch mehr nötig sein.
   • Alter und Qualität: Netzteile verlieren mit der Zeit an Effizienz und Stabilität. Ein älteres oder minderwertiges Netzteil kann unter Last die benötigten Spannungen nicht stabil halten, was zu Grafikfehlern oder sofortigen Abstürzen führt.
   • Testen: Wenn Sie die Möglichkeit haben, testen Sie Ihre R9 390 mit einem anderen, bekanntermaßen leistungsstarken und stabilen Netzteil. Dies ist der beste Weg, um das Netzteil als Fehlerquelle zu bestätigen oder auszuschließen.
2. Die Temperatur im Griff: Überhitzung ist Gift

   Hohe Temperaturen sind ein Todesurteil für jede Elektronik. Eine überhitzte Grafikkarte ist ein klassischer Verursacher von Grafikfehlern, Throttling und Abstürzen.

   • Temperaturüberwachung: Installieren Sie Tools wie HWMonitor, MSI Afterburner oder GPU-Z, um die Temperaturen Ihrer GPU (Core, VRAM, Hot Spot) zu überwachen. Achten Sie besonders auf die Temperaturen unter Last (z.B. während eines Spiels). Typische sichere Temperaturen liegen unter 85°C für den GPU-Core, können aber je nach Modell auch höher gehen (bis ca. 95°C für den Hot Spot). Wenn Ihre Temperaturen schnell über 90-95°C steigen, haben Sie ein Überhitzungsproblem.
   • Reinigung: Wiederholen Sie eine gründliche Reinigung des Kühlers der Grafikkarte und stellen Sie sicher, dass der Airflow im Gehäuse optimal ist.
   • Lüftergeschwindigkeit: Überprüfen Sie, ob die Lüfter Ihrer Grafikkarte bei hohen Temperaturen ihre Geschwindigkeit erhöhen. Sie können die Lüfterkurve auch manuell mit Tools wie MSI Afterburner anpassen, um eine aggressivere Kühlung zu erzwingen.
   • Thermale Paste: Wenn die Reinigung und Lüfteroptimierung nicht helfen und die Temperaturen weiterhin hoch sind, kann es sein, dass die thermische Paste zwischen GPU-Chip und Kühler getrocknet und ineffektiv geworden ist. Das Ersetzen der Wärmeleitpaste ist eine fortgeschrittene Maßnahme, die das Zerlegen des Kühlers erfordert. Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie dies von einem Fachmann durchführen, da falsche Handhabung die Karte beschädigen kann.
3. Die Grafikkarte selbst: Wenn die GPU Mängel zeigt

   Manchmal liegt das Problem direkt an der Grafikkarte.

   • VRAM-Fehler: Defekter Videospeicher (VRAM) ist eine sehr häufige Ursache für spezifische Arten von Grafikartefakten. Diese äußern sich oft als wiederkehrende Muster von Blöcken, Streifen oder Texturverzerrungen, die sich mit der Zeit nicht ändern. Es gibt spezielle VRAM-Tests in Tools wie OCCT (Memory Test) oder FurMark (Burn-in-Test), die VRAM-Probleme aufdecken können.
   • GPU-Core-Fehler: Ein defekter Grafikprozessor (GPU-Core) ist seltener und führt meist zu kompletten Abstürzen, Systeminstabilität oder dem kompletten Ausfall der Karte.
   • Physische Schäden: Untersuchen Sie die Platine der Grafikkarte auf sichtbare Schäden: geschwollene Kondensatoren, verschmorte Stellen, verbogene Pins oder lose Komponenten. Solche Schäden deuten auf einen Defekt hin.
   • Test in einem anderen System: Der ultimative Test ist, Ihre R9 390 in einem anderen, funktionierenden PC zu testen. Treten die Fehler dort ebenfalls auf, ist die Grafikkarte mit hoher Wahrscheinlichkeit defekt.
4. Das Mainboard und System-RAM: Indirekte Störenfriede
   • PCIe-Slot: Probieren Sie, wenn Ihr Mainboard mehrere PCIe-Slots besitzt, die Grafikkarte in einem anderen Slot zu installieren. Ein defekter Slot kann zu Kommunikationsproblemen führen.
   • BIOS/UEFI-Einstellungen: Überprüfen Sie im BIOS/UEFI Ihres Mainboards, ob die PCIe-Einstellungen korrekt sind (z.B. PCIe Gen3/Auto). Manchmal kann eine integrierte Grafikeinheit (iGPU) im Prozessor Konflikte verursachen; stellen Sie sicher, dass die dedizierte Grafikkarte als primär eingestellt ist.
   • System-RAM: Auch wenn es nicht direkt mit der Grafikkarte zusammenhängt, können fehlerhafte Arbeitsspeicher-Module (RAM) zu allgemeiner Systeminstabilität führen, die sich indirekt in Form von Grafikfehlern äußern kann. Führen Sie einen MemTest86-Test durch (ein bootbares USB-Tool), um Ihren RAM auf Fehler zu überprüfen.

Diagnose-Tools für Profis: Tiefenanalyse der Fehler

Für eine noch tiefere Analyse können spezielle Diagnose-Tools hilfreich sein:

• Stresstests: Tools wie FurMark (Vorsicht, extrem anspruchsvoll, nur kurzzeitig anwenden!), OCCT oder der 3DMark Benchmark können die Grafikkarte extrem belasten. Wenn die Fehler nur unter Volllast auftreten, können diese Tools sie reproduzieren und Ihnen helfen, die Ursache (z.B. Überhitzung, PSU-Probleme) zu isolieren.
• System-Logs: Die Windows-Ereignisanzeige (Rechtsklick auf Start -> Ereignisanzeige) kann wertvolle Informationen liefern. Suchen Sie unter „Windows-Protokolle” -> „System” und „Anwendung” nach Fehlermeldungen, insbesondere solchen, die mit „Display” oder „Kernel-Power” zusammenhängen.
• BIOS/UEFI-Update des Mainboards: In seltenen Fällen können Inkompatibilitäten zwischen Mainboard und Grafikkarte durch ein BIOS/UEFI-Update des Mainboards behoben werden. Prüfen Sie die Website Ihres Mainboard-Herstellers für die neueste Version und Anweisungen. Gehen Sie dabei äußerst vorsichtig vor, ein fehlgeschlagenes Update kann das Mainboard unbrauchbar machen.

Wann ist es Zeit für einen Abschied?

Wenn Sie alle oben genannten Schritte sorgfältig durchgeführt haben und die Grafikfehler weiterhin bestehen, ist es wahrscheinlich, dass Ihre R9 390 einen Hardwaredefekt hat. Angesichts des Alters der Karte (Release 2015) ist eine Reparatur oft wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll oder schwierig, da Ersatzteile schwer zu finden sind.

In diesem Fall müssen Sie abwägen: Möchten Sie in eine Reparatur investieren (falls möglich) oder ist es an der Zeit, sich nach einer neueren Grafikkarte umzusehen? Eine neue Karte würde nicht nur die Probleme beheben, sondern Ihnen auch einen signifikanten Leistungsschub und Zugang zu moderneren Technologien (z.B. Raytracing, FSR) bieten.

Fazit: Mit Geduld zum klaren Bild

Die Fehlersuche bei unerklärlichen Grafikfehlern erfordert Geduld und eine systematische Herangehensweise. Indem Sie Schritt für Schritt vorgehen, von den einfachsten Software-Checks bis hin zu detaillierten Hardware-Analysen, erhöhen Sie Ihre Chancen erheblich, die Ursache des Problems zu finden und zu beheben. Ihre AMD R9 390 hat Ihnen treue Dienste geleistet, und mit etwas Glück und der richtigen Diagnose können Sie ihr vielleicht noch ein zweites Leben einhauchen. Viel Erfolg bei der Fehlersuche – möge Ihr Bildschirm bald wieder einwandfrei sein!