Die Suche nach einem Parkplatz kann in dicht besiedelten Städten oder zu Stoßzeiten zu einer echten Geduldsprobe werden. Der Druck, schnell einen Stellplatz zu finden, verleitet so manchen Autofahrer zu fragwürdigen Manövern. Eine besonders perfide und weit verbreitete Taktik ist das bewusste Parken des Autos so, dass ein Abschleppen durch die Behörden oder private Unternehmen erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. Die Intention dahinter ist klar: den Kosten und Unannehmlichkeiten eines Abschleppvorgangs entgehen. Doch dieser vermeintlich clevere „Trick” entpuppt sich in den meisten Fällen als kostspieliger Irrtum mit weitreichenden und oft drastischen rechtlichen Konsequenzen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum dieser Schuss nach hinten losgeht und welche teuren Folgen drohen.
Die Verlockung des „unabschleppbaren” Parkens: Was steckt dahinter?
Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Man parkt schnell mal eben dort, wo es eigentlich nicht erlaubt ist, in der Hoffnung, dass es schon niemand bemerken oder dass man schnell genug wieder weg sein wird. Droht jedoch die Gefahr eines Abschleppens, weil das Fahrzeug offensichtlich behindert oder im Halteverbot steht, greifen manche zu drastischeren Maßnahmen. Das Ziel: Das Fahrzeug so positionieren, dass ein herkömmliches Abschleppfahrzeug keine Chance hat, es zu verladen oder wegzuziehen. Typische Methoden hierfür sind:
- Extrem enges Parken: Das Fahrzeug wird millimetergenau an Mauern, anderen Autos, Pollern, Laternenpfählen oder Zäunen platziert. So eng, dass weder eine Rampe angelegt noch Hebevorrichtungen richtig angesetzt werden können.
- Räder einschlagen: Die Lenkung wird so eingeschlagen, dass die Räder des Fahrzeugs quer stehen oder sich unter die Karosserie drehen, was das Anheben der Räder oder das Aufrollen auf ein Abschleppbrett erschwert.
- Blockierung durch Hindernisse: Das Fahrzeug wird auf einem Bürgersteig, einer Böschung oder an einer Kante abgestellt, die das Anheben oder das Herankommen eines Abschleppfahrzeugs unmöglich macht.
- Nutzung von Engstellen: Das Auto wird in einer so engen Gasse oder Durchfahrt geparkt, dass ein Abschleppfahrzeug nicht manövrieren kann.
Die Motivation für solche Manöver ist fast immer eine Mischung aus akuter Parkplatznot, der Unkenntnis der tatsächlichen Folgen und dem Wunsch, die hohen Kosten eines Abschleppens und die damit verbundenen Bußgelder zu vermeiden. Man glaubt, schlauer zu sein als das System – ein Trugschluss, der sich als fatal erweisen kann.
Der Trugschluss der Unantastbarkeit: Warum der Trick nicht funktioniert
Die Annahme, dass ein nicht abschleppbares Fahrzeug auch nicht sanktioniert werden kann, ist ein gefährlicher Irrtum. Die Ordnungsbehörden und die Polizei sind befugt, Verkehrsstörungen zu beseitigen und die öffentliche Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen. Wenn ein klassisches Abschleppen nicht möglich ist, bedeutet das keineswegs, dass das Fahrzeug unangetastet bleibt. Im Gegenteil: Die Maßnahmen, die dann ergriffen werden, sind in der Regel wesentlich aufwendiger, langwieriger und damit für den Fahrzeughalter deutlich teurer.
Die Behörden verfügen über eine Vielzahl von Möglichkeiten und auch die rechtliche Grundlage, um ein störendes Fahrzeug zu entfernen, selbst wenn es „unabschleppbar” geparkt wurde. Dabei geht es nicht nur um die Beseitigung einer Behinderung, sondern auch um die Ahndung des ursprünglichen Parkverstoßes und der möglicherweise daraus resultierenden Gefährdung.
Die teuren Konsequenzen im Detail: Eine Kostenfalle, die sich gewaschen hat
Wer sein Auto so parkt, dass es nicht ohne Weiteres abgeschleppt werden kann, löst eine Kette von Ereignissen aus, die in den meisten Fällen erheblich teurer sind als ein regulärer Abschleppvorgang. Die vermeintliche Ersparnis verkehrt sich schnell ins Gegenteil.
1. Erhöhte Kosten für spezielle Abschleppmaßnahmen
Ist ein reguläres Abschleppen nicht möglich, müssen oft spezielle Gerätschaften oder Techniken zum Einsatz kommen. Dazu gehören:
- Kräne: Wenn das Fahrzeug so eng steht oder auf einer Kante, dass es nicht gezogen oder gehoben werden kann, kommt häufig ein Kran zum Einsatz. Die Kosten für einen Kraneinsatz sind um ein Vielfaches höher als die für ein Standard-Abschleppfahrzeug.
- Spezialfahrzeuge und -equipment: Für komplizierte Situationen gibt es spezielle Bergungsfahrzeuge, Rollen, Luftkissen oder andere Hilfsmittel, die teuer in der Miete und im Einsatz sind.
- Mehr Personal und Zeitaufwand: Komplexere Bergungen erfordern mehr geschultes Personal und nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Jeder zusätzliche Mitarbeiter und jede zusätzliche Arbeitsstunde schlägt sich in der Rechnung nieder.
Die Preisspanne für einen einfachen Abschleppvorgang liegt oft zwischen 150 und 350 Euro, je nach Stadt und Uhrzeit. Bei einem Kraneinsatz oder einer aufwendigen Bergung können die Kosten jedoch schnell in den vierstelligen Bereich steigen – von 800 Euro bis weit über 2000 Euro sind keine Seltenheit.
2. Gebühren für die „Ersatzvornahme” und „Sicherstellung”
Wenn die direkte Entfernung des Fahrzeugs nicht möglich ist, können die Behörden eine sogenannte „Ersatzvornahme” anordnen. Das bedeutet, dass die Stadt oder Gemeinde das Problem auf andere Weise löst und dem Verursacher die entstandenen Kosten in Rechnung stellt. Dies kann zum Beispiel die Anmietung eines Krans, das vorübergehende Versetzen anderer Fahrzeuge oder sogar die Demontage von Hindernissen (z.B. Poller, Zäune – natürlich nur, wenn rechtlich zulässig und erforderlich) umfassen. Auch die sogenannte „Sicherstellung” des Fahrzeugs, die bis zur Klärung der Situation andauert, ist mit täglichen Standgebühren verbunden.
3. Deutliche Bußgelder und Verwaltungskosten
Unabhängig von den Abschleppkosten wird der ursprüngliche Parkverstoß selbst geahndet. Wer beispielsweise im Halteverbot parkt oder eine Feuerwehrzufahrt blockiert, erhält ein Bußgeld. Die Höhe hängt von der Schwere des Verstoßes ab. Eine Behinderung oder gar Gefährdung Dritter erhöht das Bußgeld erheblich. Hinzu kommen Verwaltungsgebühren für die Bearbeitung des Vorgangs, die Anordnung des Abschleppens und die Geltendmachung der Kosten.
Wer Rettungswege blockiert, riskiert nicht nur hohe Bußgelder, sondern auch Punkte in Flensburg und im Extremfall sogar eine Anzeige wegen Nötigung oder der Behinderung von Rettungskräften. Letzteres kann sogar zu einer Freiheitsstrafe führen, wenn dadurch Menschenleben in Gefahr geraten.
4. Schaden am eigenen Fahrzeug
Je komplizierter eine Bergung, desto höher ist das Risiko, dass das Fahrzeug dabei beschädigt wird. Ein unsachgemäßes Anheben mit einem Kran, ein Rutschen auf Rollen oder das Hantieren in extrem engen Platzverhältnissen kann zu Kratzern, Dellen, Schäden an der Karosserie oder gar an Fahrwerk und Unterboden führen. Diese Schäden muss der Fahrzeughalter in der Regel selbst tragen, da sie eine direkte Folge seines rechtswidrigen Parkverhaltens sind.
5. Rechtliche Verwicklungen und weitere Sanktionen
Das bewusste Verhindern eines Abschleppens kann als Missachtung behördlicher Anordnungen gewertet werden. Im Falle einer gravierenden Behinderung, z.B. einer Feuerwehrzufahrt oder eines Rettungsweges, können neben den bereits erwähnten Bußgeldern und Punkten auch weitergehende rechtliche Schritte eingeleitet werden. Dazu gehören:
- Strafanzeige: Bei der Blockierung von Rettungswegen oder schwerwiegender Behinderung des Verkehrs kann eine Strafanzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr oder Nötigung die Folge sein.
- Verwaltungsrechtliche Verfahren: Die Kostenfestsetzung und Beitreibung kann langwierig sein und weitere Gebühren verursachen, falls der Halter sich weigert, zu zahlen.
- Zivilrechtliche Klagen: Sollte durch die Blockade anderen Personen ein Schaden entstehen (z.B. Lieferverzögerungen, nicht erreichter Termin, etc.), können zivilrechtliche Ansprüche auf Schadenersatz geltend gemacht werden.
6. Behinderung des öffentlichen Raumes – Eine ernsthafte Gefahr
Der wohl schwerwiegendste Aspekt ist die Behinderung des öffentlichen Raumes und die mögliche Gefährdung anderer. Ein falsch geparktes Fahrzeug kann:
- Rettungswege blockieren: Jede Sekunde zählt, wenn Rettungsdienste, Feuerwehr oder Notärzte zu einem Einsatz müssen. Ein blockierter Weg kann über Leben und Tod entscheiden.
- Anwohner oder Gewerbetreibende beeinträchtigen: Eine zugeparkte Einfahrt, eine blockierte Ladezone oder ein versperrter Gehweg schränkt die Bewegungsfreiheit und die Geschäftstätigkeit anderer massiv ein.
- Verkehrsfluss stören: Auch das bloße Einengen einer Fahrspur kann zu Stau, Ausweichmanövern und damit zu gefährlichen Situationen führen.
Die Gesellschaft hat ein berechtigtes Interesse daran, dass der öffentliche Raum für alle zugänglich und sicher bleibt. Das bewusste Umgehen dieser Regeln ist nicht nur egoistisch, sondern auch gefährlich.
Rechtliche Grundlagen: Kein Ausweg aus der Verantwortung
Die Grundlage für das Vorgehen der Behörden bildet primär die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO), die klar regelt, wo und wie Fahrzeuge abgestellt werden dürfen. Darüber hinaus ermöglichen polizei- und ordnungsrechtliche Bestimmungen den Behörden, bei einer Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten. Das Prinzip der „Gefahrenabwehr” ermächtigt die Behörden, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine Gefahr zu beseitigen – und dazu gehört auch die Entfernung eines Fahrzeugs, das den Verkehr oder andere Personen behindert.
Auch das Zivilrecht, insbesondere die Regelungen zur Besitzstörung (§ 862 BGB) oder zum Schadenersatz (§ 823 BGB), können zum Tragen kommen, wenn ein Fahrzeug auf einem Privatgrundstück unberechtigt abgestellt wird. Der Eigentümer des Grundstücks kann in diesem Fall selbst Maßnahmen ergreifen oder auf Kosten des Falschparkers durchführen lassen.
Praktische Beispiele und Worst-Case-Szenarien
- Der zugeparkte Rettungsweg: Ein Fahrzeug wird so dicht an einer Hauswand in einer Feuerwehrzufahrt geparkt, dass kein Kranwagen nahe genug herankommt, um es zu heben. Die Feuerwehr muss mühsam eine andere Zufahrt suchen, während ein Feuer wütet. Die Folge: Lebensgefahr für Bewohner, horrende Bußgelder, potenzielle strafrechtliche Verfolgung und alle Kosten für die aufwendige Bergung, die vielleicht erst nach dem Einsatz erfolgen kann.
- Die blockierte Tiefgaragenausfahrt: Ein Auto parkt so schräg und eng vor einer Tiefgaragenausfahrt, dass kein Auto herausfahren kann und ein Abschleppwagen ebenfalls nicht manövrieren kann. Die herbeigerufene Polizei muss einen speziellen Dienstleister mit einem Kran beauftragen. Die Anwohner der Tiefgarage sind stundenlang blockiert. Der Falschparker zahlt die enormen Kran- und Wartekosten, dazu Bußgelder und möglicherweise Schadenersatzansprüche der blockierten Anwohner.
Diese Beispiele zeigen, dass die vermeintlich clevere Strategie, ein Fahrzeug „unabschleppbar” zu machen, eine Illusion ist, die in der Realität zu massiven Problemen und erheblichen Kosten führt.
Fazit: Verantwortung übernehmen statt Kosten eskalieren lassen
Die Idee, durch cleveres Parken einem Abschleppvorgang zu entgehen, mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen. Doch die Realität zeigt: Dieser „Trick” ist nicht nur ein Schuss, der nach hinten losgeht, sondern eine regelrechte Kostenfalle, die mit hohen Gebühren, Bußgeldern und weitreichenden rechtlichen Konsequenzen verbunden ist. Die Behörden sind nicht hilflos, sondern verfügen über die Mittel und die Befugnis, auch schwierig zu entfernende Fahrzeuge auf Kosten des Halters zu beseitigen.
Es ist immer die klügere und letztlich günstigere Wahl, sich an die Parkregeln zu halten. Suchen Sie lieber ein paar Minuten länger nach einem legalen Stellplatz, nutzen Sie Parkhäuser oder öffentliche Verkehrsmittel, bevor Sie das Risiko eingehen, Ihr Fahrzeug in einer Weise abzustellen, die nicht nur Sie selbst teuer zu stehen kommt, sondern auch andere behindert oder sogar gefährdet. Verantwortungsvolles Handeln im Straßenverkehr ist nicht nur eine Frage des Rechts, sondern auch der sozialen Verantwortung.