Die Sonne scheint, die Stadt ruft, und der Gedanke, schnell und unkompliziert von A nach B zu kommen, ist verlockend. Seit ihrer Einführung haben E-Scooter die urbanen Landschaften erobert. Sie sind praktisch, umweltfreundlich und machen einfach Spaß. Doch die Freude kann schnell getrübt werden, wenn man sich nicht sicher ist, ob das eigene Modell überhaupt auf deutschen Straßen fahren darf. Eine Frage, die sich viele stellen, lautet: „Darf ich damit fahren?” Heute nehmen wir uns ein spezifisches Beispiel vor: Ist das E-Scooter-Modell e-father s20 pro in Deutschland legal?
Die Antwort auf diese Frage ist leider oft nicht so einfach, wie man es sich wünschen würde, und erfordert einen genauen Blick auf die deutsche Gesetzgebung für Elektrokleinstfahrzeuge (eKFV) und die spezifischen Eigenschaften des Rollers. Gehen wir dem auf den Grund.
Die Spielregeln in Deutschland: Was E-Scooter dürfen müssen
Deutschland hat mit der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) klare Regeln für E-Scooter geschaffen. Diese Verordnung ist Ihr Kompass, wenn es um die Legalität eines jeden E-Scooters geht. Bevor wir uns dem e-father s20 pro widmen, müssen wir die allgemeinen Anforderungen verstehen. Ein E-Scooter ist in Deutschland nur dann legal im Straßenverkehr zugelassen, wenn er folgende Kriterien erfüllt:
1. Die maximale Geschwindigkeit: Nicht schneller als 20 km/h
Dies ist die wohl bekannteste und wichtigste Regel: Ihr E-Scooter darf bauartbedingt eine Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 20 km/h erreichen. Modelle, die schneller fahren können (und sei es nur durch „Tuning” oder ohne Drosselung ab Werk), sind auf öffentlichen Straßen und Wegen nicht erlaubt.
2. Die Motorleistung: Unter 500 Watt Dauerleistung
Die Nenndauerleistung des Motors ist ebenfalls begrenzt, und zwar auf maximal 500 Watt. Kurzzeitige Spitzenleistungen dürfen zwar höher liegen (bis zu 1400 Watt), die maßgebliche Größe für die Zulassung ist jedoch die Dauernennleistung. Viele leistungsstarke E-Scooter, die man online oder im Ausland findet, überschreiten diesen Wert deutlich.
3. Bremsen: Zwei voneinander unabhängige Systeme
Sicherheit geht vor! Jeder zugelassene E-Scooter muss über zwei voneinander unabhängige Bremsen verfügen, die jeweils einzeln bedient werden können. Eine Vorder- und eine Hinterradbremse sind Standard.
4. Beleuchtung und Reflektoren: Sehen und gesehen werden
Für die Teilnahme am Straßenverkehr ist eine ordnungsgemäße Beleuchtung unerlässlich. Das bedeutet:
- Ein fest angebrachtes, weißes Frontlicht.
- Ein fest angebrachtes, rotes Rücklicht.
- Seitliche Reflektoren (gelb) oder reflektierende Elemente.
- Ein Heckreflektor (rot) und ein Frontreflektor (weiß).
Die Lichter müssen auch bei Stillstand funktionieren und dürfen nicht nur bei Fahrt aufleuchten. Abnehmbare Lampen sind nicht ausreichend.
5. Klingel oder Glocke: Andere warnen können
Ein unscheinbares, aber obligatorisches Detail: Jeder E-Scooter braucht eine Klingel oder Glocke, um sich im Bedarfsfall bemerkbar machen zu können.
6. Die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE): Das wichtigste Dokument
Dies ist der Knackpunkt für viele E-Scooter, insbesondere für Modelle, die nicht explizit für den deutschen Markt entwickelt oder zertifiziert wurden. Um in Deutschland legal zu sein, benötigt ein E-Scooter eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) oder eine Einzelbetriebserlaubnis. Die ABE ist der Nachweis, dass das Modell alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt. Ohne ABE darf der Roller nicht auf öffentlichen Wegen gefahren werden. Achten Sie auf eine kleine Plakette mit der ABE-Nummer am Scooter selbst oder in den Begleitpapieren.
7. Versicherungspflicht: Die kleine Plakette am Heck
Genau wie Mofas oder Roller unterliegen E-Scooter einer Versicherungspflicht. Sie benötigen eine spezielle Haftpflichtversicherung, deren Nachweis in Form einer Versicherungsplakette (meist grün, früher schwarz, blau oder rot, wechselt jährlich) am Heck des Scooters angebracht sein muss. Fahren ohne gültige Plakette ist eine Straftat!
8. Mindestalter und Fahrflächen
Das Mindestalter für das Fahren eines E-Scooters beträgt 14 Jahre. Gefahren werden darf auf Radwegen, Radfahrstreifen und, falls diese fehlen, auf der Fahrbahn. Das Fahren auf Gehwegen ist strikt verboten und wird mit Bußgeldern geahndet. Auch in Fußgängerzonen ist das Fahren in der Regel untersagt, es sei denn, es ist explizit durch Beschilderung erlaubt.
Der e-father s20 pro im Fokus: Eine genaue Betrachtung
Nun kommen wir zum Kern der Sache: dem e-father s20 pro. Ein Blick auf typische Spezifikationen von E-Scootern, die unter solchen oder ähnlichen, oft von asiatischen Herstellern stammenden Markennamen angeboten werden, zeigt ein wiederkehrendes Muster: Diese Roller werden oft mit beeindruckenden Leistungsdaten beworben, die weit über das hinausgehen, was in Deutschland erlaubt ist.
Eine schnelle Recherche nach dem „e-father s20 pro” zeigt, dass Modelle dieser Art häufig mit Motorleistungen von 600W, 800W oder sogar 1000W und Höchstgeschwindigkeiten von 30 km/h, 40 km/h oder mehr beworben werden. Sie sind oft auf Langlebigkeit, Reichweite und hohe Beschleunigung ausgelegt.
Hier liegt der entscheidende Punkt: Wenn der e-father s20 pro, wie viele seiner „Kollegen” auf dem internationalen Markt, diese Spezifikationen standardmäßig mitbringt, ist er in seiner originalen, ungedrosselten Form definitiv NICHT legal im deutschen Straßenverkehr.
Die Gründe sind offensichtlich:
- Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit: Wenn er schneller als 20 km/h fährt, ist er illegal.
- Überschreitung der Motorleistung: Bei einer Nenndauerleistung über 500 Watt ist er illegal.
- Fehlende ABE: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein solches Modell, das primär für Märkte mit weniger strengen Regulierungen konzipiert wurde, über eine deutsche Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) verfügt. Eine solche Zertifizierung ist aufwendig und teuer und wird nur für Modelle durchgeführt, die explizit für den deutschen Markt angepasst und geprüft wurden.
- Fehlende Versicherungsmöglichkeit: Ohne ABE kann auch keine Versicherung abgeschlossen werden, was das Fahren ohne Versicherungsschutz zur Folge hätte.
- Mögliche fehlende Ausstattung: Auch Details wie eine feste Beleuchtung, Klingel oder die Art der Bremsen könnten nicht den deutschen Vorschriften entsprechen.
Die Konsequenzen des illegalen Fahrens
Das Fahren eines E-Scooters ohne ABE und gültige Versicherungsplakette ist kein Kavaliersdelikt, sondern hat ernsthafte Konsequenzen:
- Straftat: Fahren ohne Pflichtversicherung ist eine Straftat nach dem Pflichtversicherungsgesetz, die mit Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr geahndet werden kann.
- Bußgelder und Punkte: Fahren ohne Betriebserlaubnis oder andere Verstöße führen zu hohen Bußgeldern und Punkten in Flensburg.
- Führerscheinprobleme: Bei jungen Fahrern kann dies die Erteilung einer Fahrerlaubnis verzögern oder beeinflussen.
- Kein Versicherungsschutz im Schadensfall: Dies ist der gefährlichste Punkt. Verursachen Sie einen Unfall mit einem illegalen Scooter, müssen Sie für alle Schäden (Personen-, Sachschäden) aus eigener Tasche aufkommen. Das kann schnell in die Zehntausende oder Hunderttausende Euro gehen und Sie ein Leben lang finanziell belasten. Ihre private Haftpflichtversicherung deckt solche Schäden explizit nicht ab.
Was tun, wenn Ihr Wunsch-Scooter (wie der e-father s20 pro) nicht legal ist?
Sie haben den e-father s20 pro oder ein ähnliches leistungsstarkes Modell ins Auge gefasst und stellen fest, dass es die deutschen Vorgaben nicht erfüllt? Das ist ein häufiges Dilemma. Hier sind Ihre Optionen:
1. Suchen Sie nach einer „Deutschland-Version” mit ABE
Einige Hersteller bieten ihre Modelle in verschiedenen Ausführungen an. Es könnte eine spezielle Version des „e-father s20 pro” geben, die für den deutschen Markt gedrosselt und mit einer ABE versehen wurde. Erkundigen Sie sich direkt beim Hersteller oder bei seriösen deutschen Händlern, ob eine solche Variante existiert. Achten Sie auf explizite Hinweise wie „Deutschland-Edition”, „eKFV-konform” oder „mit ABE”. Nur dann können Sie sicher sein.
2. Eine Einzelbetriebserlaubnis (EBE) erwirken – die teure Ausnahme
Theoretisch könnten Sie eine Einzelbetriebserlaubnis für den e-father s20 pro beantragen. Dies ist jedoch ein extrem aufwendiger, teurer und zeitraubender Prozess. Das Fahrzeug müsste umfangreiche technische Prüfungen und Gutachten durchlaufen, um die Konformität mit allen deutschen Vorschriften nachzuweisen. Die Kosten dafür übersteigen in der Regel den Wert des Rollers um ein Vielfaches und sind für Privatpersonen wirtschaftlich nicht tragbar. In der Praxis ist dies keine Option für Endverbraucher.
3. Finger weg von Tuning und illegaler Drosselung
Manche Anbieter oder inoffizielle Quellen werben mit „Drosselungen” oder „Anleitungen zur Entdrosselung”, um die Geschwindigkeit anzupassen. Von solchen Modifikationen, insbesondere wenn sie nicht von einem zertifizierten Fachbetrieb vorgenommen und neu abgenommen werden, ist dringend abzuraten. Eine illegale Manipulation führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis (falls überhaupt vorhanden) und macht den Roller wieder illegal. Zudem können solche Eingriffe die Sicherheit beeinträchtigen.
4. Alternativen in Betracht ziehen
Wenn der e-father s20 pro nicht in einer legalen Version verfügbar ist, sollten Sie sich nach Alternativen umsehen. Der Markt für legale E-Scooter in Deutschland ist riesig und bietet eine große Auswahl an Modellen von renommierten Herstellern, die alle Anforderungen der eKFV erfüllen und mit einer ABE ausgeliefert werden. So können Sie sicher sein, dass Sie sorgenfrei und legal unterwegs sind.
Worauf Sie beim Kauf eines E-Scooters achten müssen (nicht nur beim e-father s20 pro)
Die Unsicherheit rund um Modelle wie den e-father s20 pro zeigt, wie wichtig es ist, beim Kauf eines E-Scooters genau hinzuschauen. Hier ist eine Checkliste, die Ihnen hilft, eine sichere und legale Entscheidung zu treffen:
- Suchen Sie gezielt nach „Deutschland legal” oder „eKFV konform”: Seriöse Händler bewerben ihre legalen Modelle explizit mit diesen Hinweisen.
- Prüfen Sie das Vorhandensein der ABE: Fragen Sie nach der Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) oder der Konformitätserklärung des Herstellers. Die ABE-Nummer muss auf dem Scooter und/oder in den Papieren vermerkt sein. Ohne ABE: Finger weg!
- Geschwindigkeit und Leistung checken: Achten Sie auf die offiziellen Angaben zur Höchstgeschwindigkeit (max. 20 km/h) und zur Nenndauerleistung (max. 500 W).
- Sicherheitsmerkmale überprüfen: Sind zwei unabhängige Bremsen vorhanden? Ist die Beleuchtung fest installiert und eKFV-konform? Gibt es eine Klingel?
- Kaufen Sie bei renommierten Händlern: Vermeiden Sie dubiose Angebote auf internationalen Plattformen, wo die Herkunft und Legalität oft unklar sind. Ein Fachhändler in Deutschland kann Sie umfassend beraten und verkauft in der Regel nur Modelle, die auch hier zugelassen sind.
- Versicherung: Klären Sie bereits vor dem Kauf, ob das Modell versicherbar ist. Dies ist nur der Fall, wenn es eine ABE hat.
Fazit: Legalität geht vor Fahrspaß
Die Frage „Darf ich damit fahren?” ist keine Kleinigkeit, wenn es um E-Scooter in Deutschland geht. Für das Modell e-father s20 pro gilt mit hoher Wahrscheinlichkeit: Wenn es sich um die ungedrosselte Standardversion handelt, die oft mit höheren Geschwindigkeiten und Leistungen beworben wird, ist es nicht legal im deutschen Straßenverkehr.
Der fehlende Nachweis der Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) und die Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für Geschwindigkeit und Motorleistung sind die größten Hürden. Ohne ABE ist keine Versicherung möglich, und das Fahren wird zur Straftat mit weitreichenden und teuren Konsequenzen.
Bevor Sie sich für einen E-Scooter entscheiden, investieren Sie die Zeit, sich gründlich zu informieren. Ein legales Fahrzeug schützt nicht nur Sie vor Bußgeldern und rechtlichen Problemen, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer im Falle eines Unfalls. Der Fahrspaß ist am größten, wenn er mit Sicherheit und dem guten Gefühl der Legalität einhergeht. Wählen Sie daher immer ein Modell, das explizit für den deutschen Markt zugelassen ist und über eine gültige ABE verfügt.