Die ultimative Kaufberatung: Auf was Sie beim Audi A4 B5 unbedingt achten müssen, um keinen Fehlkauf zu landen

Der Audi A4 B5 – eine Ikone seiner Zeit und für viele bis heute ein Traumwagen, der Eleganz, Qualität und sportliche Fahreigenschaften vereint. Zwischen 1994 und 2001 gebaut, steht er für Audis Aufstieg in die Premium-Mittelklasse und begeistert auch heute noch mit seinem zeitlosen Design und einem Fahrgefühl, das manch modernes Fahrzeug vermissen lässt. Doch wie bei jedem Gebrauchtwagen, der bereits einige Jahre und Kilometer auf dem Buckel hat, lauern auch beim A4 B5 spezifische Schwachstellen und Risiken, die einen vermeintlichen Schnäppchenkauf schnell zum finanziellen Desaster machen können. Damit Sie nicht in diese Falle tappen, haben wir diese umfassende Kaufberatung zusammengestellt, die Ihnen zeigt, worauf Sie beim Kauf eines Audi A4 B5 unbedingt achten müssen, um einen echten Fehlkauf zu vermeiden.

Warum der Audi A4 B5 immer noch eine Überlegung wert ist

Bevor wir uns den potenziellen Problemen widmen, sollten wir kurz festhalten, warum der B5 überhaupt noch eine Rolle spielt. Seine Vollverzinkung sorgt auch nach Jahrzehnten für eine erstaunliche Rostresistenz (mit Ausnahmen, die wir noch beleuchten werden). Die Materialanmutung im Innenraum übertrifft oft selbst modernere Fahrzeuge, und die Motoren, insbesondere die 1.9 TDI und einige Benziner, gelten bei entsprechender Pflege als äußerst langlebig. Ein gut erhaltener A4 B5 bietet viel Auto für relativ wenig Geld und kann bei sorgfältiger Auswahl noch viele Jahre treue Dienste leisten.

Der erste Eindruck zählt: Karosserie und Lack

Beginnen Sie Ihre Inspektion stets von außen. Der B5 ist bekannt für seine gute Rostvorsorge, doch das Alter fordert seinen Tribut. Achten Sie genau auf folgende Punkte:

• Rost: Prüfen Sie die Radläufe (besonders hinten), die Unterkanten der Türen, den Bereich um den Tankdeckel und die Heckklappe (insbesondere unter der Zierleiste oder am Scheibenrahmen). Auch die Schweller können betroffen sein, besonders wenn der Wagen unsachgemäß angehoben wurde.
• Unfallschäden: Ungleichmäßige Spaltmaße an Türen, Hauben und Kotflügeln sind ein deutliches Indiz für eine unsachgemäße Reparatur nach einem Unfall. Achten Sie auf Farbunterschiede, unsaubere Lackierungen oder Schleifspuren. Ziehen Sie die Gummidichtungen an den Türen ab und prüfen Sie die Schweißpunkte – sind sie unregelmäßig oder fehlen sie, könnte der Wagen stark beschädigt gewesen sein.
• Unterboden: Werfen Sie einen Blick unter das Fahrzeug. Rost an Bremsleitungen, Kraftstoffleitungen und am Auspuff ist nicht ungewöhnlich, sollte aber nicht extrem fortgeschritten sein.

Das Herzstück: Motor und Antrieb

Die Motorenpalette des A4 B5 ist vielfältig, und jeder Motor hat seine Eigenheiten. Hier die wichtigsten Punkte, auf die Sie achten sollten:

Benzinmotoren:

• 1.6L (74 kW/100 PS, später 75 kW/102 PS): Der kleinste Benziner ist solide, aber oft unterdimensioniert und daher hoch gedreht. Viele Exemplare leiden unter Wartungsstau. Achten Sie auf Ölverlust am Ventildeckel und unruhigen Leerlauf.
• 1.8L (92 kW/125 PS): Dieser Saugmotor gilt als robust. Typische Probleme sind leichter Ölverbrauch und manchmal ein defekter Nockenwellenversteller, der sich durch ein Rasseln oder Klackern äußert.
• 1.8T (110 kW/150 PS, später 132 kW/180 PS): Der 1.8T ist ein beliebter Motor, aber auch das größte Sorgenkind, wenn er nicht penibel gewartet wurde.
  • Turbolader: Pfeifende Geräusche, mangelnde Leistung oder blauer Rauch aus dem Auspuff deuten auf einen defekten Turbo hin. Ein Tausch ist teuer.
  • Ölschlamm: Dies ist die größte Gefahr! Verstopfte Ölleitungen zum Turbolader und in der Kurbelgehäuseentlüftung führen zu Ölschlamm im Motor, der den Turbo zerstört und im schlimmsten Fall zu Motorschäden führt. Unbedingt die Servicehistorie bezüglich Ölwechselintervallen prüfen! Nur hochwertige Öle und kurze Wechselintervalle (max. 15.000 km oder jährlich) können dem vorbeugen.
  • Ladeluftsystem: Undichtigkeiten an Schläuchen oder am Ladeluftkühler führen zu Leistungsverlust.
  • Zündspulen: Können ausfallen, was zu Motorruckeln führt.
• V6-Motoren (2.4L und 2.8L): Diese Motoren bieten viel Laufkultur. Häufige Probleme sind Undichtigkeiten an den Ventildeckeldichtungen (erkennbar an Ölspuren), was zu Ölverlust führen kann. Auch Nockenwellenverschleiß durch vernachlässigten Ölwechsel kann vorkommen, erkennbar an klackernden Geräuschen.

Dieselmotoren:

• 1.9 TDI (66 kW/90 PS, 81 kW/110 PS): Die 1.9 TDI Motoren gelten als extrem robust und laufleistungsstark, oft weit über 300.000 km.
  • Turbolader: Auch hier kann der Turbo (pfeifen, Leistungsmangel) kaputtgehen, aber seltener als beim 1.8T.
  • Luftmassenmesser (LMM): Ein Defekt führt zu Leistungsverlust.
  • Einspritzdüsen: Können bei sehr hoher Laufleistung Probleme machen.
  • Tandempumpe: Kann undicht werden.

  Bei TDI-Motoren ist eine lückenlose Servicehistorie und Belege über regelmäßige Wartung besonders wichtig, da diese Fahrzeuge oft als Langstreckenläufer genutzt wurden.

Kraftübertragung: Getriebe und Quattro

• Schaltgetriebe: Testen Sie alle Gänge. Hakelige Schaltungen, mahlende Geräusche oder ein rutschender Kupplung sind Warnsignale. Achten Sie auch auf Geräusche vom Zweimassenschwungrad (Klappern im Leerlauf bei getretener Kupplung, das verschwindet, wenn die Kupplung losgelassen wird).
• Automatikgetriebe (Tiptronic): Das 5-Gang-Automatikgetriebe ist generell robust, aber die Getriebeölwechsel wurden oft vernachlässigt. Ruckeln beim Schalten, späte oder harte Schaltpunkte und verzögertes Anfahren sind Anzeichen für Probleme. Ein Getriebeölwechsel kann helfen, muss aber nicht.
• Quattro (Allradantrieb): Bei Modellen mit Quattro achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche (Jaulen, Mahlen) aus dem Bereich des Mitteldifferenzials oder der Hinterachse, besonders bei Kurvenfahrt. Ein kurzer Funktionstest auf losem Untergrund kann nicht schaden.

Der Kontakt zur Straße: Fahrwerk und Lenkung

Das Fahrwerk des Audi A4 B5, insbesondere die Mehrlenker-Vorderachse, ist berühmt-berüchtigt. Es bietet zwar ein exzellentes Fahrgefühl, ist aber auch eine der größten Schwachstellen im Alter.

• Querlenker: Die acht Querlenker an der Vorderachse sind hoch verschleißanfällig. Ein Poltern, Knacken oder Knirschen beim Überfahren von Unebenheiten, beim Lenken oder Bremsen deutet auf verschlissene Gelenke hin. Ein kompletter Satz guter Querlenker kostet mit Einbau schnell 500-1000 Euro. Dies ist ein absolutes MUSS bei der Besichtigung! Rütteln Sie am Rad, um Spiel zu erkennen.
• Stoßdämpfer und Federn: Ölverlust an den Dämpfern oder gebrochene Federn (besonders hinten) sind keine Seltenheit. Der Wagen sollte beim Einfedern nicht nachschwingen.
• Lenkung: Achten Sie auf Spiel im Lenkrad. Prüfen Sie das Lenkgetriebe auf Undichtigkeiten. Die Servolenkung sollte leichtgängig und geräuschlos arbeiten.
• Radlager: Ein lautes, geschwindigkeitsabhängiges Heulen deutet auf defekte Radlager hin.

Innenleben und Elektronik: Komfort und Tücken

Das Interieur des B5 ist qualitativ hochwertig, aber auch hier gibt es Alterserscheinungen:

• FIS-Display (Fahrerinformationssystem): Eines der häufigsten Probleme ist das berüchtigte Pixelfehler-Display im Kombiinstrument. Ausgefallene Zeilen oder Pixel machen die Anzeige unleserlich. Die Reparatur ist möglich, aber aufwendig.
• Fensterheber: Testen Sie alle Fensterheber. Defekte Mechaniken oder Motoren sind häufig.
• Klimaautomatik: Prüfen Sie die Funktion der Klimaanlage (kühlt sie?). Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche des Kompressors. Die Anzeigendisplays der Klimaautomatik können ebenfalls Pixelfehler aufweisen.
• Zentralverriegelung: Testen Sie alle Türen und die Heckklappe. Manchmal ist die Pneumatikpumpe im Kofferraum defekt.
• Sitzheizung: Oft sind die Heizmatten in den Sitzen defekt.
• Airbag-Leuchte: Leuchtet sie, ist meist der Stecker unter dem Beifahrersitz der Übeltäter, aber auch andere Defekte sind möglich.

Die unsichtbaren Mängel: Servicehistorie und Wartung

Dies ist vielleicht der wichtigste Punkt überhaupt, um einen Fehlkauf zu vermeiden:

• Zahnriemenwechsel: Absolut entscheidend! Der Zahnriemenwechsel ist bei allen Motoren in regelmäßigen Intervallen (meist alle 90.000 bis 120.000 km oder alle 5-6 Jahre, je nach Motor) fällig. Prüfen Sie, ob dieser inklusive Wasserpumpe und Spannrollen gemacht wurde und lassen Sie sich Belege zeigen. Ist der Wechsel überfällig, kalkulieren Sie die Kosten (ca. 600-1000 Euro) oder nehmen Sie Abstand vom Kauf, da ein Riss einen Motorschaden bedeutet.
• Serviceheft und Rechnungen: Eine lückenlose Servicehistorie ist Gold wert. Lassen Sie sich alle Rechnungen zeigen, um den Wartungsstand nachzuvollziehen.
• Flüssigkeiten: Prüfen Sie den Ölstand, die Farbe des Motoröls (nicht zu schwarz), den Kühlwasserstand und die Farbe (sollte klar sein, keine Ölschlieren).
• Bereifung: Profiltiefe, Alter der Reifen und ein gleichmäßiges Abriebbild sind wichtig.
• TÜV-Berichte: Frühere TÜV-Berichte können Aufschluss über wiederkehrende Mängel geben.

Der Praxistest: Probefahrt und abschließende Kontrolle

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Probefahrt und planen Sie diese idealerweise bei kaltem Motor, um das Kaltstartverhalten zu testen.

1. Kaltstart: Der Motor sollte sofort anspringen und ruhig im Leerlauf laufen.
2. Motorgeräusche: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche (Rasseln, Klappern, Pfeifen, Heulen) aus dem Motorraum.
3. Beschleunigung: Der Motor sollte sauber hochdrehen und die volle Leistung entwickeln. Beim 1.8T und TDI auf das Ansprechverhalten des Turboladers achten.
4. Getriebe: Schalten Sie alle Gänge durch, auch den Rückwärtsgang. Bei Automatik: auf ruckfreies Schalten achten.
5. Fahrwerk: Fahren Sie über unebene Straßen, Kopfsteinpflaster und machen Sie eine Vollbremsung (wenn sicher und erlaubt), um Poltern und Vibrationen festzustellen. Lenkung bei verschiedenen Geschwindigkeiten testen.
6. Bremsen: Die Bremsen sollten kräftig und ohne Rubbeln funktionieren. Das ABS-System prüfen (ggf. kurz auf Schotter bremsen).
7. Elektronik: Testen Sie während der Fahrt alle elektrischen Funktionen, von Lichtern über Radio bis hin zur Klimaanlage.
8. Abgase: Bitten Sie jemanden, beim Kaltstart und beim Gasgeben auf die Farbe des Abgases zu achten (Blau = Öl, Schwarz = Diesel zu fett/Turbo, Weiß = Wasser).
9. Hebebühne: Idealerweise vereinbaren Sie eine Besichtigung in einer Werkstatt mit Hebebühne. Hier lassen sich Rost, Ölverluste und der Zustand des Fahrwerks am besten beurteilen.

Fazit: Mit Geduld zum Traum-A4

Der Audi A4 B5 ist ein fantastisches Auto, das auch heute noch seinen Reiz hat. Er bietet ein hohes Maß an Fahrspaß, Komfort und (bei guter Pflege) Zuverlässigkeit. Die Kehrseite ist sein Alter, das unweigerlich Verschleißteile und potenzielle Probleme mit sich bringt. Eine gründliche Prüfung, die Beachtung der genannten Schwachstellen und eine detaillierte Einsicht in die Servicehistorie sind unerlässlich, um keinen Fehlkauf zu landen.

Lassen Sie sich nicht von einem niedrigen Preis blenden. Ein scheinbar teureres Exemplar mit nachweislich guter Wartung und bereits behobenen Mängeln wird auf lange Sicht die günstigere und nervenschonendere Wahl sein. Nehmen Sie sich Zeit, besichtigen Sie mehrere Fahrzeuge und scheuen Sie sich nicht, einen unabhängigen Fachmann zur Begutachtung hinzuzuziehen. Mit dieser Kaufberatung sind Sie bestens gerüstet, um Ihren perfekten Audi A4 B5 Gebrauchtwagen zu finden und seine Qualitäten noch lange zu genießen!