Ein Ticket für zwei? Wie Sie eine Mautstelle in Frankreich zu zweit legal durchfahren

Frankreich – das Land der Romantik, der kulinarischen Genüsse und natürlich auch der malerischen Autobahnen, der sogenannten „Autoroutes“. Viele Reisende, oft Paare oder Freunde, zieht es jährlich mit dem Auto über die Grenzen, um die vielfältigen Regionen Frankreichs zu erkunden. Doch mit der Schönheit und dem Komfort der gut ausgebauten Straßen kommt auch eine Besonderheit: die Maut. Für viele, die zum ersten Mal oder nach längerer Zeit wieder nach Frankreich reisen, stellt sich die Frage: „Ein Ticket für zwei?“ Wie funktioniert das mit der Bezahlung, wenn man zu zweit im Auto sitzt? Gibt es Besonderheiten? Und wie stellt man sicher, dass man legal und stressfrei die Mautstellen passiert?

Dieser umfassende Artikel nimmt Sie an die Hand und führt Sie detailliert durch die Welt der französischen Mautstellen. Wir klären die wichtigsten Begriffe, erläutern die verschiedenen Zahlungsmethoden, erklären die Bedeutung der Fahrspuren und geben Ihnen praktische Tipps an die Hand, damit Ihre Reise durch Frankreich so entspannt wie möglich wird. Die gute Nachricht vorab: Die Maut wird pro Fahrzeug und nicht pro Person berechnet. Das heißt, „ein Ticket für zwei“ ist eigentlich „ein Ticket für ein Auto, in dem zwei Personen sitzen“ – und das ist wesentlich einfacher, als es klingt, wenn man die Regeln kennt.

Grundlagen der französischen Maut: Was Sie wissen müssen

Bevor wir uns den Details widmen, ist es wichtig, die grundlegenden Mechanismen des Mautsystems in Frankreich zu verstehen. Frankreich verfügt über ein weitläufiges Netzwerk von gebührenpflichtigen Autobahnen, die von verschiedenen privaten Betreibergesellschaften verwaltet werden. Diese Straßen sind in der Regel hervorragend instandgehalten und ermöglichen schnelle, effiziente Reisen durch das Land.

Wie funktioniert das Mautsystem?

Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Mautsystemen:

• Das geschlossene System: Dies ist das häufigste System. Sie ziehen bei der Auffahrt auf die Autobahn ein Ticket an einer Mautstation („Péage“) und bezahlen den fälligen Betrag erst, wenn Sie die Autobahn wieder verlassen. Der Preis richtet sich nach der gefahrenen Strecke und der Kategorie Ihres Fahrzeugs.
• Das offene System: Weniger verbreitet sind Strecken mit festen Mautgebühren, bei denen Sie einen Pauschalbetrag an bestimmten Mautstellen zahlen, unabhängig davon, wie weit Sie auf dieser Teilstrecke fahren.

Fahrzeugkategorien und Mautgebühren

Die Höhe der Mautgebühren in Frankreich hängt von der Fahrzeugkategorie ab. Für die meisten Touristenfahrzeuge sind folgende Kategorien relevant:

• Kategorie 1 (Classe 1): Dies sind die meisten Pkws, Vans und SUVs mit einer Höhe unter 2 Metern und einem zulässigen Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen. Auch Anhänger unter 2 Metern Höhe fallen oft hierunter, solange die Gesamthöhe des Gespanns 2 Meter nicht übersteigt.
• Kategorie 2 (Classe 2): Fahrzeuge mit einer Höhe zwischen 2 und 3 Metern oder Fahrzeuge der Kategorie 1 mit Anhängern, die insgesamt über 2 Meter hoch sind, aber unter 3 Meter bleiben und ein zulässiges Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen haben (z.B. Wohnmobile, Vans mit hohem Dach).
• Kategorie 3 und 4: Busse, Lastwagen und Lkws mit und ohne Anhänger.
• Kategorie 5: Motorräder und Dreiräder.

Die meisten Paare oder Freunde reisen in einem Fahrzeug der Kategorie 1. Es ist wichtig, die Kategorie Ihres Fahrzeugs zu kennen, da dies die Gebühren beeinflusst und an manchen Mautspuren Größenbeschränkungen gelten können.

Zwei Reisende, ein Auto – Die besten Zahlungsmethoden an französischen Mautstellen

Da die Maut pro Fahrzeug erhoben wird, ist es unerheblich, ob Sie alleine oder zu zweit im Auto sitzen. Entscheidend ist die Wahl der richtigen Zahlungsmethode. Hier sind die gängigsten und praktischsten Optionen, wenn Sie zu zweit unterwegs sind:

1. Kredit- und Debitkarten (Cartes Bancaires)

Die bei Weitem einfachste und am häufigsten genutzte Methode sind Kreditkarten und Debitkarten. Fast alle Mautspuren akzeptieren gängige Karten wie Visa und Mastercard. Achten Sie darauf, dass Ihre Karte über einen EMV-Chip verfügt (was bei modernen Karten Standard ist) und eventuell über Kontaktlos-Funktion, auch wenn meist das Einstecken und die PIN-Eingabe gefragt sind. Es ist ratsam, immer mindestens zwei verschiedene Karten dabei zu haben, falls eine nicht funktioniert.

Tipp für zwei: Der Beifahrer kann die Karte griffbereit halten und bei Bedarf einstecken, während der Fahrer sich auf das Heranfahren an die Mautstelle konzentriert. Dies ist besonders hilfreich, wenn Sie ein Fahrzeug mit Rechtslenkung fahren (z.B. aus Großbritannien), da die Kartenleser in Frankreich für Linkslenker auf der linken Seite angebracht sind. Dann kann der Beifahrer bequem das Gerät erreichen.

2. Bargeld (Espèces)

Obwohl immer mehr Mautstellen auf automatische Kartenleser umstellen, gibt es immer noch Spuren, die Bargeld (Münzen und Scheine) akzeptieren. Diese Spuren sind oft mit dem Symbol eines Münzstapels oder Geldscheinen gekennzeichnet, manchmal auch mit einer Person, die auf eine manuelle Kasse hinweist. Es ist ratsam, immer einige Münzen und kleinere Scheine (bis 20 Euro) für den Notfall dabei zu haben. Größere Scheine (50 Euro und mehr) werden an manchen Automaten nicht akzeptiert oder wechseln sehr schlecht.

Tipp für zwei: Auch hier kann der Beifahrer das Bereithalten und Einwerfen des Bargeldes übernehmen, was den Prozess beschleunigt.

3. Elektronische Mautbox (Télépéage / Liber-t)

Für Vielfahrer oder längere Aufenthalte ist die elektronische Mautbox, auch bekannt als Télépéage oder Liber-t-Badge, eine fantastische Option. Dies ist ein kleines Gerät, das an Ihrer Windschutzscheibe angebracht wird und die Mautgebühr beim Durchfahren einer speziellen Spur automatisch erfasst und abbucht. Die Vorteile liegen auf der Hand:

• Zeitersparnis: Kein Anhalten, kein Ticketziehen, kein Bezahlen. Sie können mit bis zu 30 km/h durch die speziellen „t“-Spuren fahren.
• Komfort: Kein Fensterkurbeln, kein Suchen nach Karten oder Bargeld.
• Grenzüberschreitend: Anbieter wie Bip&Go bieten Badges an, die nicht nur in Frankreich, sondern auch in Spanien, Portugal, Italien und teilweise in Deutschland (spezielle Parkhäuser) funktionieren.

Ist es das wert für einen Urlaub? Wenn Sie nur einmalig für einen kurzen Urlaub nach Frankreich fahren, lohnt sich die Anschaffung eines solchen Badges möglicherweise nicht. Wenn Sie jedoch regelmäßig oder für längere Zeiträume (z.B. mehrere Wochen oder Monate) reisen oder vorhaben, in Zukunft öfter Frankreich zu besuchen, kann sich die Investition schnell bezahlt machen. Die meisten Anbieter haben monatliche Gebühren, die nur in den Monaten anfallen, in denen der Badge genutzt wird.

Tipp für zwei: Das System ist so komfortabel, dass es kaum eine Rolle spielt, ob Sie alleine oder zu zweit reisen – es macht die Durchfahrt für alle Insassen stressfrei.

Die verschiedenen Mautspuren verstehen: Eine Anleitung für Paare

Mautstellen können auf den ersten Blick verwirrend wirken, da sie mehrere Fahrspuren mit unterschiedlichen Symbolen haben. Hier ist eine einfache Erklärung, damit Sie immer die richtige Spur wählen:

• Grüner Pfeil (Flèche Verte): Diese Spur ist für alle Zahlungsmittel geöffnet – Bargeld, Kreditkarten und Télépéage. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie immer diese Spur.
• Kreditkarten-Symbol (Carte Bancaire): Diese Spur ist ausschließlich für Zahlungen mit Kredit- oder Debitkarte vorgesehen. Oft sind diese Spuren automatisiert.
• Banknoten- und/oder Münzsymbol (Espèces): Diese Spur akzeptiert Bargeld. Manchmal ist ein Mitarbeiter vor Ort (manuelle Kasse), manchmal handelt es sich um einen Automaten, der Bargeld annimmt und Wechselgeld gibt.
• „t“ (Télépéage / Liber-t): Diese speziellen Spuren sind nur für Fahrzeuge mit einer elektronischen Mautbox. Oft ist ein Geschwindigkeitslimit (z.B. 30 km/h) angegeben, was auf die schnelle, berührungslose Abwicklung hinweist. Diese Spuren sind nicht für Bar- oder Kartenzahlungen geeignet.
• Rotes „X“: Diese Spur ist geschlossen.

Was tun, wenn Sie die falsche Spur gewählt haben?
Bleiben Sie ruhig! Niemals versuchen, rückwärts zu fahren. Das ist extrem gefährlich und verboten. Wenn Sie in einer Télépéage-Spur ohne Badge gelandet sind oder Ihre Karte in einer Kartenspur nicht funktioniert, suchen Sie nach einem Hilfeknopf („Bouton d’Appel“), oft durch ein Lautsprechersymbol gekennzeichnet. Drücken Sie diesen Knopf, und ein Mitarbeiter wird Ihnen via Sprechanlage weiterhelfen. Manchmal können Sie per Kreditkarte nachzahlen, oder es wird Ihnen ein spezieller „Ticket de régularisation” ausgestellt, den Sie später online bezahlen können.

Praktische Tipps für eine reibungslose Durchfahrt zu zweit

Mit der richtigen Vorbereitung wird die Durchfahrt an jeder Mautstelle in Frankreich zum Kinderspiel, besonders wenn Sie zu zweit reisen und sich die Aufgaben teilen können:

1. Zahlungsmittel bereit halten: Egal ob Karte oder Bargeld – stellen Sie sicher, dass Ihr gewähltes Zahlungsmittel griffbereit ist, bevor Sie die Mautstelle erreichen. Das spart Zeit und reduziert Stress.
2. Wer zahlt? Aufgabenverteilung: Sprechen Sie sich ab. Der Fahrer konzentriert sich auf das sichere Heranfahren und Positionieren des Fahrzeugs. Der Beifahrer kann die Rolle des „Zahlmeisters“ übernehmen. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn das Zahlungsterminal auf der Fahrerseite ist und der Fahrer eventuell eine ungünstige Position einnehmen müsste.
3. Achtung bei Rechtslenkern: Wenn Sie aus Ländern wie Großbritannien oder Irland anreisen, ist Ihr Fahrzeug ein Rechtslenker. Die Zahlterminals an französischen Mautstellen sind für Linkslenker ausgelegt, also auf der linken Seite. Hier ist der Beifahrer Gold wert, um die Zahlung zu übernehmen. Andernfalls müssen Sie sich stark strecken oder aussteigen.
4. Fahrzeugkategorie beachten: Achten Sie auf die Höhenbegrenzungen an den Mautstellen, besonders wenn Sie mit einem höheren Fahrzeug (Wohnmobil) oder einem Dachzelt unterwegs sind. Die Kameras erfassen die Kategorie automatisch, aber es ist gut, selbst ein Auge darauf zu haben.
5. Geschwindigkeit reduzieren: Fahren Sie langsam an die Mautstelle heran. Das gibt Ihnen und Ihrem Beifahrer genügend Zeit, die richtigen Symbole zu erkennen und sich auf den Bezahlvorgang vorzubereiten.
6. Quittung aufbewahren: Für den unwahrscheinlichen Fall einer späteren Unstimmigkeit ist es immer gut, die Mautquittung („Ticket de Péage“) aufzubewahren.

Häufige Missverständnisse und Fallstricke

Um Ihre Reise noch angenehmer zu gestalten, hier noch einige Hinweise zu häufigen Missverständnissen:

• Mautbetrug: Versuchen Sie niemals, die Maut zu umgehen, indem Sie zu dicht auf ein vorausfahrendes Fahrzeug auffahren oder auf einer Télépéage-Spur ohne Badge durchfahren. Dies wird als Betrug gewertet und kann hohe Strafen nach sich ziehen. Die Kameras an den Mautstellen sind sehr präzise.
• Kreditkarte wird nicht akzeptiert: Manchmal werden ausländische Karten nicht akzeptiert oder es gibt technische Probleme. Haben Sie immer eine Alternative (zweite Karte, Bargeld) bereit.
• Mautstation funktioniert nicht: Wenn der Automat nicht reagiert, nutzen Sie den Hilfeknopf. Manchmal muss man das Ticket auch einfach nur fester einstecken.
• Die „Ein Ticket für zwei“-Illusion: Wie eingangs erwähnt, wird die Maut pro Fahrzeug berechnet. Es gibt keine Rabatte, wenn mehrere Personen im Auto sitzen. Der Ausdruck soll eher die gemeinsame und effiziente Bewältigung des Bezahlvorgangs beschreiben.

Zusätzliche Überlegungen für Ihre Fahrt

Mautkosten kalkulieren

Um unerwartete Kosten zu vermeiden, können Sie Ihre Mautgebühren in Frankreich im Voraus kalkulieren. Websites wie ViaMichelin oder die offiziellen Seiten der Mautbetreiber (z.B. APRR, Vinci Autoroutes) bieten Routenplaner an, die sowohl die Strecke als auch die voraussichtlichen Maut- und Benzinkosten anzeigen.

Alternative Routen – die N-Straßen

Wenn Sie Zeit haben und die Landschaft genießen möchten, können Sie auch mautfreie Alternativrouten wählen, die sogenannten „Routes Nationales“ (N-Straßen) oder „Routes Départementales“ (D-Straßen). Diese sind zwar langsamer und führen oft durch Ortschaften, bieten aber ein authentischeres Frankreich-Erlebnis und sind komplett kostenfrei. Mit einem Navi können Sie die Option „Mautstraßen vermeiden“ wählen.

Spezielle Mautgebühren

Beachten Sie, dass es neben den Autobahnmauten auch separate Gebühren für bestimmte Brücken (z.B. Viaduc de Millau) oder Tunnel (z.B. Mont-Blanc-Tunnel, Fréjus-Tunnel) geben kann, die nicht immer im Ticket des geschlossenen Autobahnsystems enthalten sind und separat zu bezahlen sind.

Fazit: Entspannt zu zweit durch Frankreichs Mautstellen

Die Maut in Frankreich mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, ist aber mit ein wenig Vorbereitung und dem richtigen Wissen einfach zu handhaben. Besonders wenn Sie zu zweit reisen, können Sie sich die Aufgaben teilen und so für eine noch entspanntere Fahrt sorgen. Ob mit Kreditkarte, Bargeld oder der praktischen Télépéage-Box – Frankreich bietet vielfältige Möglichkeiten, die Maut schnell und unkompliziert zu begleichen.

Denken Sie daran: Die richtige Spurwahl, das Bereithalten der Zahlungsmittel und eine ruhige Herangehensweise sind der Schlüssel zu einer stressfreien Durchfahrt. Genießen Sie die Fahrt auf den hervorragenden französischen Autobahnen und die wunderschöne Landschaft, die Sie zu zweit entdecken! Die Freiheit der französischen Straßen wartet auf Sie.