Du bist stolzer Besitzer eines Honey Whale E9 Max E-Scooters und liebäugelst vielleicht mit dem Gedanken, seine Leistung zu optimieren? Ob höhere Geschwindigkeit, stärkere Beschleunigung oder größere Reichweite – die Verlockung, mehr aus seinem Gefährt herauszuholen, ist groß. Doch bevor du Schraubenschlüssel und Software bemühst, ist es entscheidend, sich mit der rechtlichen Seite auseinanderzusetzen. In Deutschland und vielen anderen Ländern sind die Vorschriften für E-Scooter streng. Was auf den ersten Blick wie ein harmloses Upgrade aussieht, kann schnell weitreichende und kostspielige rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dieser Artikel beleuchtet umfassend, was du wissen musst, damit dein Tuning-Vorhaben nicht in einem Albtraum endet.
Warum der Wunsch nach Tuning so groß ist
Der Reiz, seinen E-Scooter zu tunen, entspringt oft dem Wunsch nach einem noch besseren Fahrerlebnis. Die Gründe sind vielfältig:
- Höhere Geschwindigkeit: Viele serienmäßige E-Scooter sind in Deutschland auf 20 km/h begrenzt, was einigen Fahrern nicht ausreicht.
- Mehr Leistung und Beschleunigung: Gerade an Steigungen oder bei schwereren Fahrern kann ein Plus an Power wünschenswert sein.
- Größere Reichweite: Optimierungen am Akku oder der Energieeffizienz versprechen längere Fahrten ohne Ladepause.
- Individualisierung: Der Wunsch, sich von der Masse abzuheben und ein einzigartiges Fahrzeug zu besitzen.
Besonders Modelle wie der Honey Whale E9 Max, die oft bereits ab Werk eine beeindruckende Leistung aufweisen und in manchen Märkten deutlich höhere Geschwindigkeiten als die in Deutschland erlaubten 20 km/h erreichen können, wecken diesen Wunsch noch stärker. Hier stellt sich die Frage nicht nur nach dem „Mehr”, sondern oft auch nach der grundlegenden Legalität des Fahrzeugs im deutschen Straßenverkehr.
Was bedeutet „Tuning” bei einem E-Scooter?
Tuning kann verschiedene Formen annehmen, von einfachen Software-Anpassungen bis hin zu komplexen Hardware-Modifikationen:
- Software-Tuning (Chiptuning): Dies ist oft die einfachste und beliebteste Methode. Durch das Ändern der Firmware oder der Motorsteuerung können Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgehoben, die Motorleistung erhöht oder die Beschleunigung optimiert werden. Viele E-Scooter haben eine werkseitige Begrenzung, die per Software freigeschaltet werden kann.
- Motor-Tuning: Austausch des Motors gegen ein leistungsstärkeres Modell oder Modifikation des bestehenden Motors.
- Akku-Tuning: Installation eines leistungsfähigeren Akkus für höhere Spannung oder Kapazität, was sich auf Geschwindigkeit und Reichweite auswirken kann.
- Controller-Tuning: Austausch des Controllers (Steuereinheit) gegen ein Modell, das höhere Ströme oder Spannungen verarbeiten kann und somit mehr Leistung an den Motor liefert.
- Mechanisches Tuning: Weniger verbreitet bei E-Scootern, kann aber auch Änderungen an Antriebsrädern oder anderen mechanischen Komponenten umfassen, um die Übersetzung und damit die Endgeschwindigkeit zu beeinflussen.
Jede dieser Modifikationen, insbesondere wenn sie die Leistung oder die konstruktive Höchstgeschwindigkeit verändert, hat direkte Auswirkungen auf die Zulassungsfähigkeit deines Scooters.
Der Honey Whale E9 Max: Eine Besonderheit
Bevor wir uns den allgemeinen Rechtsrahmen ansehen, ist es entscheidend, die Ausgangslage deines Honey Whale E9 Max zu verstehen. Viele Modelle dieser Marke sind bereits in ihrer Serienausführung für höhere Geschwindigkeiten (oft 40-50 km/h) und höhere Motorleistungen (oft 500W nominell, peak deutlich höher) konzipiert, als dies für E-Scooter mit Allgemeiner Betriebserlaubnis (ABE) in Deutschland zulässig ist. Das bedeutet: Dein Honey Whale E9 Max ist in der Regel – und dies muss an dieser Stelle deutlich hervorgehoben werden – bereits im Serienzustand nicht für den öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland zugelassen, wenn er die 20 km/h überschreitet und/oder keine gültige ABE besitzt. Ein „Tunebar machen” bedeutet in diesem Fall nicht nur eine Leistungssteigerung, sondern bestätigt oder verstärkt die illegale Nutzung im öffentlichen Raum.
Ohne eine gültige ABE, die bescheinigt, dass das Fahrzeug den deutschen Vorschriften (insbesondere der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung – eKFV) entspricht, darf ein E-Scooter nicht auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen gefahren werden. Achte beim Kauf darauf, ob eine ABE vom Hersteller für das jeweilige Modell für den deutschen Markt existiert und ob die Spezifikationen (Geschwindigkeit, Leistung) den deutschen Anforderungen entsprechen. Ein Blick in die technischen Daten des Honey Whale E9 Max zeigt, dass es sich hierbei oft um ein Fahrzeug handelt, das primär für andere Märkte oder den Offroad-Einsatz konzipiert wurde.
Der rechtliche Rahmen in Deutschland: Was ist erlaubt?
In Deutschland fallen E-Scooter unter die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV). Diese Verordnung legt klare Regeln fest, die für die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr erfüllt sein müssen:
1. Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE)
Jeder E-Scooter, der am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen soll, benötigt eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder eine Einzelbetriebserlaubnis. Die ABE wird vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilt und bescheinigt, dass das Fahrzeug den technischen und sicherheitstechnischen Anforderungen entspricht. Ohne ABE ist die Fahrt im öffentlichen Raum tabu.
2. Höchstgeschwindigkeit
Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit darf maximal 20 km/h betragen. Diese Grenze ist absolut entscheidend. Jegliche Modifikation, die dazu führt, dass der E-Scooter schneller als 20 km/h fahren kann, führt zum Erlöschen der ABE.
3. Motorleistung
Die maximale Nenndauerleistung des Motors darf 500 Watt nicht überschreiten (bei selbstbalancierenden Fahrzeugen bis 1400 Watt). Auch hier führt eine Überschreitung zum Erlöschen der ABE.
4. Versicherungspflicht
E-Scooter sind versicherungspflichtig und benötigen ein gültiges Versicherungskennzeichen (ähnlich wie Mofas). Dieses Kennzeichen ist der Nachweis einer bestehenden Haftpflichtversicherung. Ohne Versicherungsschutz darf der Scooter nicht gefahren werden.
5. Sicherheitsausstattung
Ebenfalls vorgeschrieben sind:
- Zwei voneinander unabhängige Bremsen.
- Helle Beleuchtung (vorne und hinten).
- Seitenreflektoren.
- Klingel.
Modifikationen, die diese Sicherheitsmerkmale beeinträchtigen oder entfernen, sind ebenfalls unzulässig.
6. Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN)
Jeder zugelassene E-Scooter muss eine eindeutige FIN besitzen, die auf dem Fahrzeug angebracht ist.
7. Fahreralter
Das Mindestalter für das Führen eines E-Scooters im öffentlichen Straßenverkehr beträgt 14 Jahre. Ein Führerschein ist nicht erforderlich, solange die genannten Kriterien erfüllt sind.
Die drastischen Folgen von illegalem Tuning
Wenn du deinen Honey Whale E9 Max oder einen anderen E-Scooter über die gesetzlichen Grenzen hinaus tunest und damit im öffentlichen Straßenverkehr fährst, riskierst du massive Konsequenzen. Diese können weitaus schwerwiegender sein, als viele annehmen:
1. Erlöschen der Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE)
Jede Veränderung an der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit, der Motorleistung oder sicherheitsrelevanten Bauteilen führt zum Erlöschen der ABE. Ohne ABE ist dein E-Scooter nicht mehr zulässig im öffentlichen Straßenverkehr. Das Fahren ohne ABE stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und wird mit einem Bußgeld von 70 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet.
2. Fahren ohne Versicherungsschutz – eine Straftat!
Das Erlöschen der ABE hat eine direkte Konsequenz für deinen Versicherungsschutz. Die Versicherungspolice ist an die ABE gekoppelt. Fährt dein Scooter schneller als erlaubt, erlischt auch der Versicherungsschutz. Das Fahren ohne gültige Versicherung ist keine Kleinigkeit, sondern eine Straftat nach dem Pflichtversicherungsgesetz (§ 6 PflVersG) und wird mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet. Zudem können im Falle eines Unfalls immense Kosten auf dich zukommen, da keine Versicherung die Schäden übernimmt.
3. Fahren ohne Fahrerlaubnis (falls anwendbar)
Wird dein getunter E-Scooter als leistungsstärker eingestuft (z.B. als Kleinkraftrad), kann es sein, dass du dafür eine entsprechende Fahrerlaubnis benötigst (z.B. Klasse B oder AM). Fährst du ohne diese, begehst du die Straftat des Fahrens ohne Fahrerlaubnis (§ 21 StVG), die mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft wird. Zudem können Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot verhängt werden.
4. Beschlagnahmung des Fahrzeugs
Die Polizei ist berechtigt, getunte E-Scooter, die im öffentlichen Straßenverkehr angetroffen werden, zur Beweissicherung und zur Verhinderung weiterer Straftaten zu beschlagnahmen. Die Kosten für Abschleppen und Verwahrung trägst du.
5. Haftung im Unfallfall
Verursachst du mit einem illegal getunten E-Scooter einen Unfall, trägst du die volle Verantwortung. Da kein Versicherungsschutz besteht, musst du sämtliche entstandenen Schäden – Personen- und Sachschäden – aus eigener Tasche bezahlen. Das können schnell Summen in sechsstelliger Höhe werden, die deine finanzielle Existenz ruinieren können.
6. Verlust der Herstellergarantie
Jedes Tuning führt zum sofortigen Verlust der Garantie und Gewährleistung durch den Hersteller. Reparaturbedarf oder Schäden am Scooter müssen dann ebenfalls selbst bezahlt werden.
Honey Whale E9 Max: Dein spezieller Fall
Angesichts der typischen Spezifikationen des Honey Whale E9 Max, die oft weit über den in Deutschland erlaubten 20 km/h liegen, ist die Kernaussage klar: Dieses Modell ist in seiner ungedrosselten Form nicht für den öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland zugelassen. Wenn du ihn „tunebar machst”, um noch mehr Leistung herauszuholen, verschärfst du lediglich eine bereits bestehende illegale Situation. Viele Importeure bieten diese Roller in Deutschland an, weisen aber explizit darauf hin, dass sie „nicht für den Straßenverkehr zugelassen” sind und ausschließlich auf Privatgelände genutzt werden dürfen. Jedes Tuning, das du vornimmst, um die Leistung über die Herstellerangaben hinaus zu steigern, ist daher im Kontext der Straßenverkehrstauglichkeit in Deutschland irrelevant – da sie bereits im Ausgangszustand nicht gegeben ist.
Legale Alternativen und Überlegungen
Wenn du die Leistung deines Honey Whale E9 Max steigern möchtest, aber die Gesetze respektieren willst, bleiben dir im Wesentlichen zwei Optionen:
- Nutzung auf privatem Gelände: Die einzige rechtlich sichere Möglichkeit, einen getunten oder von Haus aus nicht für den Straßenverkehr zugelassenen E-Scooter zu fahren, ist die Nutzung auf privatem, abgeschlossenem Gelände (z.B. einer abgesperrten Rennstrecke, einem Privatgrundstück). Achte hierbei darauf, dass keine Gefahr für Dritte entsteht und du die Zustimmung des Eigentümers hast. Auch hier gilt: Sicherheit geht vor, trage immer Schutzkleidung.
- Recherche nach zugelassenen Alternativen: Wenn dir 20 km/h einfach zu langsam sind, gibt es andere Fahrzeugkategorien, die höhere Geschwindigkeiten erlauben. Dazu gehören zum Beispiel S-Pedelecs (bis 45 km/h, versicherungspflichtig, Helm- und Führerscheinpflicht) oder Leichtkrafträder. Diese Fahrzeuge haben jedoch andere Anforderungen an Versicherung, Fahrerlaubnis und Sicherheitsausstattung. Ein E-Scooter kann in Deutschland nicht als S-Pedelec oder Leichtkraftrad zugelassen werden.
Anstatt am Tuning zu feilen, könntest du dich auf legale Optimierungen konzentrieren, die Komfort, Sicherheit oder die Haltbarkeit verbessern, ohne die Leistung zu beeinflussen. Dazu gehören:
- Regelmäßige Wartung und Pflege.
- Verbesserung der Ergonomie (Sitz, Griffe).
- Anbau von zusätzlichem, zugelassenem Zubehör (z.B. Gepäckträger, Halterungen).
Fazit: Wissen ist Macht – und schützt vor teuren Fehlern
Der Wunsch, seinen Honey Whale E9 Max E-Scooter „tunebar zu machen”, ist verständlich. Doch die juristischen Hürden und die damit verbundenen Risiken sind enorm. Insbesondere da Modelle wie der Honey Whale E9 Max in ihrer Standardausführung oft schon nicht den deutschen Anforderungen für den öffentlichen Straßenverkehr entsprechen, ist Vorsicht geboten. Jedes Tuning über die zulässigen Grenzen hinaus führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und somit zum Verlust des Versicherungsschutzes – mit allen damit verbundenen schwerwiegenden straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen.
Informiere dich gründlich über die genauen Spezifikationen deines Modells und die lokalen Gesetze, bevor du Änderungen vornimmst. Die Sicherheit im Straßenverkehr – sowohl deine eigene als auch die anderer Verkehrsteilnehmer – sollte immer oberste Priorität haben. Sei dir bewusst: Die kurzfristige Freude an ein paar zusätzlichen km/h kann langfristig zu einem sehr hohen Preis führen. Bleibe auf der sicheren und legalen Seite!