Wer hat Erfahrungen mit MILES nach einem Versicherungsfall gemacht und kann berichten?

Die Welt des Carsharings hat unser Mobilitätsverhalten revolutioniert. Anstatt ein eigenes Auto zu besitzen, nutzen wir bei Bedarf einen der vielen verfügbaren Wagen – eine bequeme, flexible und oft auch kostengünstige Alternative. Unternehmen wie MILES Mobility sind zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden, doch was passiert, wenn die sorglose Fahrt ein abruptes Ende findet? Ein Unfall im Carsharing-Fahrzeug ist eine Situation, die wohl niemand erleben möchte. Doch wie läuft die Schadensabwicklung ab, welche Erfahrungen machen Nutzer im Versicherungsfall mit MILES und worauf sollte man achten? Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein und sammelt Berichte sowie wichtige Tipps, um Ihnen im Ernstfall zur Seite zu stehen.

### Carsharing und Versicherung: Die Grundlagen bei MILES

Bevor wir uns den Erfahrungsberichten widmen, ist es wichtig, die grundlegenden Versicherungsbedingungen bei MILES zu verstehen. Jedes Fahrzeug von MILES ist standardmäßig vollkaskoversichert. Das bedeutet, dass sowohl Schäden am eigenen MILES-Fahrzeug (Vollkasko) als auch Schäden an Dritten (Haftpflicht) abgedeckt sind. Der Haken: Wie bei den meisten Kaskoversicherungen gibt es eine Selbstbeteiligung. Diese liegt bei MILES in der Regel bei 500 Euro für PKW und Transporter und 1.000 Euro für Premium-Fahrzeuge (Stand der letzten Informationen, Änderungen vorbehalten).

Diese Standard-Selbstbeteiligung kann für viele überraschend hoch sein, besonders bei kleineren Schäden. Daher bietet MILES oft die Möglichkeit, die Selbstbeteiligung für einen Aufpreis pro Fahrt oder durch spezielle Tarife (z.B. Comfort/Premium) zu reduzieren. Diese Option ist ein entscheidender Faktor, der maßgeblich über die Höhe der Kosten im Schadensfall entscheidet.

### Der Ernstfall: Was tun, wenn es kracht? Sofortmaßnahmen am Unfallort

Ein Unfall ist immer eine Schocksituation. Doch gerade in solchen Momenten ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Schritte einzuleiten. Diese Sofortmaßnahmen sind entscheidend für die spätere Schadensabwicklung:

1. **Sicherheit geht vor:** Sichern Sie die Unfallstelle ab (Warnblinker, Warndreieck), leisten Sie bei Verletzungen Erste Hilfe und bringen Sie sich und andere Beteiligte in Sicherheit.
2. **Polizei rufen:** Bei Personenschäden, größeren Sachschäden, unklarer Schuldfrage oder wenn Dritte beteiligt sind, ist es ratsam, die Polizei zu rufen. In manchen Fällen ist dies sogar vorgeschrieben. Lassen Sie sich immer eine Unfallaufnahme-Bestätigung geben.
3. **Dokumentation ist alles:** Machen Sie umfassende Fotos von der Unfallstelle, den Schäden am MILES-Fahrzeug und an beteiligten Fahrzeugen oder Objekten. Fotografieren Sie die Kennzeichen aller Fahrzeuge, die Ausweise von Unfallbeteiligten und Zeugen sowie die allgemeine Umgebung. Notieren Sie Namen, Adressen und Telefonnummern von Zeugen.
4. **MILES informieren:** Melden Sie den Unfall unverzüglich! Dies kann in der Regel über die MILES-App oder die Hotline erfolgen. Teilen Sie alle wichtigen Details mit, auch wenn Sie noch nicht alle Informationen parat haben. Die schnelle Meldung ist eine vertragliche Pflicht und entscheidend für die Versicherungsleistung.

### Die Schadensmeldung bei MILES: Einblick in den Prozess

Nach der ersten Schockstarre und den Sofortmaßnahmen beginnt der eigentliche Prozess der Schadensmeldung. Hier haben Nutzer bereits erste Erfahrungen gesammelt, die aufschlussreich sind:

* **Erstmeldung:** Wie erwähnt, erfolgt diese telefonisch oder per App. MILES wird Sie nach einer detaillierten Beschreibung des Unfallhergangs, den beteiligten Parteien und den entstandenen Schäden fragen.
* **Formular und Nachweise:** In den meisten Fällen werden Sie gebeten, ein spezielles Unfallmeldeformular auszufüllen und einzureichen. Hier müssen Sie alle gesammelten Informationen – Fotos, Skizzen, Kontaktdaten – beifügen. Je präziser und vollständiger diese Angaben sind, desto reibungsloser kann die Abwicklung erfolgen.
* **Fahrzeugabholung und Begutachtung:** MILES organisiert in der Regel die Abholung des beschädigten Fahrzeugs und lässt es von einem Sachverständigen begutachten.
* **Kommunikation:** Die Kommunikation mit MILES erfolgt meist schriftlich (E-Mail) und kann, je nach Komplexität des Falles, einige Zeit in Anspruch nehmen. Hier zeigt sich oft, dass Geduld gefragt ist.

### Die Kostenfalle: Selbstbeteiligung und weitere Gebühren

Dies ist der Punkt, an dem viele Nutzer mit MILES im Versicherungsfall die größte Überraschung erleben. Die Kosten können sich nicht nur auf die reine Selbstbeteiligung beschränken:

* **Die Selbstbeteiligung:** Ist der Unfall selbstverschuldet oder kann kein Dritter für den Schaden herangezogen werden, wird Ihnen die Selbstbeteiligung in Rechnung gestellt. Bei einem Schaden unterhalb der Selbstbeteiligungshöhe (z.B. ein Kratzer für 300 Euro und eine Selbstbeteiligung von 500 Euro) müssen Sie nur den tatsächlichen Schadenbetrag zahlen.
* **Bearbeitungsgebühren:** Einige Nutzer berichten von zusätzlichen Bearbeitungsgebühren, die MILES für den Aufwand der Schadensabwicklung erhebt. Diese können je nach Anbieter und Fall variieren und sollten in den AGB oder dem Preismodell transparent ausgewiesen sein.
* **Abschleppkosten/Gutachterkosten:** In komplexeren Fällen oder bei Totalschäden können auch Abschleppkosten oder die Kosten für einen Sachverständigen anfallen. Bei klarer Schuld des Unfallgegners sollten diese Kosten jedoch von dessen Versicherung übernommen werden.
* **Reinigungskosten/Verwaltungsaufwand:** Obwohl seltener im direkten Versicherungsfall, können auch Kosten für eine außerordentliche Reinigung oder ein erhöhter Verwaltungsaufwand (z.B. bei Falschparken nach Unfall) entstehen.

**Wichtig:** Wenn der Unfallgegner klar die Schuld trägt, sollten Sie im Idealfall keine Kosten tragen müssen. Die Versicherung des Unfallgegners tritt dann für alle Schäden ein. Allerdings kann es vorkommen, dass MILES zunächst die Selbstbeteiligung von Ihnen einfordert und diese erst nach erfolgreicher Abwicklung mit der gegnerischen Versicherung zurückerstattet. Dies ist ein häufiger Kritikpunkt und kann für Nutzer finanziell belastend sein.

### Erfahrungsberichte aus der MILES-Community: Licht und Schatten

Die Erfahrungen der Nutzer mit MILES im Versicherungsfall sind vielfältig und reichen von reibungsloser Abwicklung bis hin zu frustrierenden Auseinandersetzungen. Hier sind einige typische Szenarien und Herausforderungen:

1. **Der kleine Parkrempler ohne Fremdbeteiligung:**
* **Erfahrung:** Oft der häufigste Fall. Ein kleiner Kratzer beim Einparken. Nutzer, die keine reduzierte Selbstbeteiligung hatten, mussten die volle Summe zahlen, selbst wenn der Schaden weit darunter lag. Die Kommunikation war hier oft geradlinig, aber die Überraschung über die Höhe der Kosten bei vermeintlich geringem Schaden war groß.
* **Herausforderung:** Die Bewertung des Schadens durch MILES kann als intransparent empfunden werden. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie die Reparaturkosten genau zustande kommen.

2. **Unfall mit Fremdbeteiligung und klarer Schuld des anderen:**
* **Erfahrung:** Grundsätzlich positiv, da die Kosten letztlich vom Verursacher getragen werden. Allerdings berichten einige Nutzer von einer langen Wartezeit, bis die Schadensabwicklung abgeschlossen war und ggf. eingezogene Selbstbeteiligungen zurückerstattet wurden. MILES fungiert hier als Vermittler zwischen Ihnen und der gegnerischen Versicherung.
* **Herausforderung:** Der Prozess kann sich ziehen. MILES kann zunächst auf der Zahlung der Selbstbeteiligung bestehen, um das eigene Risiko zu minimieren, auch wenn die Schuldfrage klar ist. Die Rückerstattung kann Wochen oder Monate dauern.

3. **Größerer Unfall mit eigener Schuld:**
* **Erfahrung:** Hier zeigt sich der Wert einer reduzierten Selbstbeteiligung. Wer diese Option gewählt hatte, sparte im Ernstfall viel Geld. Ohne diese Option kann es schnell sehr teuer werden. Die Abwicklung selbst verlief in der Regel standardisiert, aber für den Nutzer oft emotional und finanziell belastend.
* **Herausforderung:** Die Akzeptanz der hohen Kosten. Es ist wichtig, die AGBs bezüglich der Versicherung und Selbstbeteiligung vorab genau zu kennen.

4. **Schaden, der bereits vor der Fahrt bestand und nicht gemeldet wurde:**
* **Erfahrung:** Dies ist wohl das frustrierendste Szenario. Ein Nutzer entdeckt einen Vorschaden nicht, startet die Fahrt und wird später von MILES für diesen Schaden zur Kasse gebeten. Ohne eigene Dokumentation des Fahrzeugzustands vor Fahrtantritt ist es nahezu unmöglich, die eigene Unschuld zu beweisen.
* **Herausforderung:** Beweispflicht des Nutzers. MILES geht davon aus, dass der letzte Nutzer für den Schaden verantwortlich ist, wenn kein Vorschaden gemeldet wurde. Dies unterstreicht die enorme Wichtigkeit der Fahrzeugprüfung vor jeder Fahrt.

**Allgemeine Kritikpunkte:**

* **Intransparenz:** Nutzer bemängeln oft eine mangelnde Transparenz bei der Kostenaufstellung und der Schadenbewertung. Detailierte Gutachten oder Rechnungen werden nicht immer proaktiv zur Verfügung gestellt.
* **Kommunikation:** Die Bearbeitung kann lange dauern, und die Kommunikation seitens MILES wird manchmal als standardisiert oder zögerlich empfunden.
* **Beweispflicht:** Obwohl MILES als Unternehmen eine gewisse Beweispflicht hat, liegt die Last, die eigene Unschuld zu beweisen (z.B. bei Vorschäden), oft beim Nutzer.

### Prävention und Absicherung: Tipps für MILES-Nutzer

Aus den gesammelten Erfahrungen lassen sich wertvolle Ratschläge ableiten, um im Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein oder diesen sogar zu vermeiden:

1. **Fahrzeugkontrolle vor Fahrtbeginn:** Nehmen Sie sich immer ein paar Minuten Zeit, um das MILES-Fahrzeug vor Fahrtantritt zu kontrollieren. Machen Sie Fotos von allen Seiten, insbesondere von offensichtlichen Schäden. Melden Sie jeden noch so kleinen Kratzer über die App, bevor Sie die Fahrt beginnen. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Dies ist Ihr wichtigster Schutzschild gegen ungerechtfertigte Forderungen.
2. **Reduzierung der Selbstbeteiligung prüfen:** Wägen Sie ab, ob sich die Kosten für eine Reduzierung der Selbstbeteiligung lohnen. Bei häufiger Nutzung oder Unsicherheit kann diese Investition im Ernstfall viel Ärger und Geld sparen.
3. **Unfall-Dokumentation:** Bewahren Sie alle Belege, Fotos und Notizen im Falle eines Unfalls sorgfältig auf. Je mehr Sie dokumentieren, desto besser sind Ihre Chancen, Ihre Position darzulegen.
4. **Kommunikation schriftlich festhalten:** Versuchen Sie, die Kommunikation mit MILES so weit wie möglich schriftlich (E-Mail) zu führen, um einen Nachweis über alle Absprachen und Informationen zu haben.
5. **Rechtsschutzversicherung:** Eine private Rechtsschutzversicherung kann Gold wert sein, falls es zu Streitigkeiten mit MILES oder der gegnerischen Versicherung kommt. Prüfen Sie, ob und in welchem Umfang Carsharing-Unfälle abgedeckt sind.
6. **AGB genau lesen:** Machen Sie sich mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) von MILES vertraut, insbesondere mit den Passagen zur Versicherung, Schadensabwicklung und den Pflichten des Nutzers.

### Fazit: Vorbereitung ist der Schlüssel zur entspannten Carsharing-Nutzung

Die Nutzung von Carsharing-Diensten wie MILES bietet enorme Vorteile. Doch wie bei jeder Mobilitätsform gibt es auch Risiken, insbesondere im Falle eines Unfalls. Die Erfahrungen vieler Nutzer zeigen, dass die Schadensabwicklung mit MILES zwar grundsätzlich funktioniert, aber auch Tücken bergen kann – insbesondere in Bezug auf die Transparenz der Kosten, die Dauer der Bearbeitung und die Beweispflicht des Nutzers.

Der Schlüssel zu einer möglichst stressfreien Abwicklung liegt in der **Vorbereitung** und **Sorgfalt**. Wer das Fahrzeug vor jeder Fahrt gründlich prüft, Schäden meldet und im Falle eines Unfalls umfassend dokumentiert, schafft die beste Grundlage, um ungerechtfertigten Forderungen entgegenzuwirken und den Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten. Eine reduzierte Selbstbeteiligung kann zusätzlichen Seelenfrieden verschaffen. Mit diesem Wissen und den gesammelten Tipps können Sie die Vorteile des Carsharings weiterhin sorgenfrei genießen.