Du hast Blut geleckt, die Werkstatt ist dein zweites Zuhause geworden und dein neues Projekt nimmt Gestalt an: Ein selbstgebautes Gefährt. Ob es ein Trike, ein Quad, ein Anhänger oder gar ein komplettes Auto ist – der Stolz auf die eigene Leistung ist riesig. Doch bevor du damit auf die Straße düsen kannst, kommt ein wichtiger Schritt: Die TÜV-Prüfung. Aber ab wann genau ist diese erforderlich? Und was musst du dabei beachten? Dieser ultimative Leitfaden beantwortet alle deine Fragen rund um den TÜV bei selbstgebauten Fahrzeugen.
Was ist überhaupt ein selbstgebautes Gefährt?
Bevor wir in die Details gehen, klären wir erstmal, was unter einem selbstgebauten Fahrzeug zu verstehen ist. Grundsätzlich gilt: Es handelt sich um ein Fahrzeug, das nicht von einem Hersteller im herkömmlichen Sinne produziert wurde. Das bedeutet aber nicht, dass du jedes einzelne Teil selbst herstellen musst. Vielmehr geht es darum, dass du die wesentlichen Komponenten zusammenfügst und das Fahrzeug nach deinen eigenen Vorstellungen gestaltest. Das kann bedeuten:
- Du verwendest einen bestehenden Rahmen und modifizierst ihn stark.
- Du baust das Fahrzeug komplett neu, verwendest aber zugekaufte Teile (z.B. Motor, Achsen, Bremsen).
- Du baust ein Fahrzeug aus Einzelteilen, die ursprünglich für andere Zwecke gedacht waren.
Wichtig ist, dass die Bauart maßgeblich von dir bestimmt wurde und das Fahrzeug nicht einfach nur eine Zusammenstellung von Teilen ist, die bereits eine Zulassung haben.
Wann ist eine TÜV-Prüfung Pflicht?
Die Antwort ist kurz und bündig: Grundsätzlich immer, wenn du mit deinem selbstgebauten Gefährt am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen möchtest. Das Straßenverkehrsgesetz (StVG) und die Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) schreiben vor, dass jedes Fahrzeug, das auf öffentlichen Straßen unterwegs ist, eine Zulassung benötigt. Und für die Zulassung ist in den meisten Fällen eine TÜV-Prüfung (genauer gesagt, eine Begutachtung nach §21 StVZO) erforderlich.
Es gibt zwar Ausnahmen, beispielsweise für rein landwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge auf Feldwegen, aber sobald du die Straße befährst, kommst du um den TÜV nicht herum. Auch Anhänger bedürfen häufig einer gesonderten Abnahme.
Welche Arten von Prüfungen gibt es?
Bei selbstgebauten Fahrzeugen sind in der Regel zwei Arten von Prüfungen relevant:
- Begutachtung nach §21 StVZO (Einzelbetriebserlaubnis): Diese Prüfung ist notwendig, um eine Einzelbetriebserlaubnis für dein Fahrzeug zu erhalten. Dabei wird geprüft, ob dein Fahrzeug den geltenden Sicherheitsstandards entspricht und ob es verkehrssicher ist.
- Hauptuntersuchung (HU): Die HU ist eine regelmäßige Prüfung, die alle Fahrzeuge durchlaufen müssen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin verkehrssicher sind. Sie wird in der Regel alle zwei Jahre fällig. Bei neu zugelassenen Fahrzeugen wird die erste HU oft erst nach drei Jahren fällig.
Für selbstgebaute Fahrzeuge benötigst du zuerst die Begutachtung nach §21 StVZO, um überhaupt eine Zulassung zu bekommen. Anschließend ist die HU in regelmäßigen Abständen erforderlich.
Was wird bei der TÜV-Prüfung geprüft?
Die TÜV-Prüfung für selbstgebaute Fahrzeuge ist umfassend und berücksichtigt viele Aspekte. Hier eine Übersicht der wichtigsten Punkte:
- Bremsen: Funktion, Bremswirkung, Zustand der Bremsleitungen und -beläge.
- Lenkung: Spielfreiheit, Funktion, Zustand der Lenkkomponenten.
- Beleuchtung: Funktion aller Leuchten (Scheinwerfer, Blinker, Bremsleuchten, etc.), Ausrichtung der Scheinwerfer.
- Reifen: Profiltiefe, Zustand, korrekte Dimensionen.
- Fahrwerk: Zustand der Stoßdämpfer, Federn, Achsen.
- Rahmen: Zustand, Festigkeit, keine Beschädigungen.
- Motor und Abgasanlage: Funktion, Geräuschentwicklung, Abgaswerte (falls relevant).
- Sicherheitseinrichtungen: Funktion der Sicherheitsgurte, Airbags (falls vorhanden).
- Geräuschmessung: Einhaltung der zulässigen Geräuschwerte.
- Konstruktion und Bauart: Übereinstimmung mit den technischen Anforderungen, Festigkeit der Verbindungen, Schutz vor Verletzungen.
Der Prüfer wird sich dein Fahrzeug sehr genau ansehen und prüfen, ob es den geltenden Vorschriften entspricht. Er wird auch darauf achten, dass keine sicherheitsrelevanten Mängel vorliegen.
Wie bereite ich mein selbstgebautes Gefährt auf die TÜV-Prüfung vor?
Eine gute Vorbereitung ist das A und O für eine erfolgreiche TÜV-Prüfung. Hier einige Tipps:
- Dokumentation: Führe während des Baus eine detaillierte Dokumentation. Notiere alle verwendeten Teile, Materialien und Arbeitsschritte. Fotos und Skizzen sind dabei sehr hilfreich.
- Technische Daten: Sammle alle relevanten technischen Daten deines Fahrzeugs (Gewicht, Abmessungen, Motorleistung, etc.).
- Gutachten und Prüfzeugnisse: Sammle alle Gutachten und Prüfzeugnisse für die verwendeten Teile (z.B. für den Motor, die Bremsen oder die Reifen).
- Funktionsprüfung: Überprüfe alle Funktionen deines Fahrzeugs gründlich (Bremsen, Lenkung, Beleuchtung, etc.).
- Sichtprüfung: Überprüfe dein Fahrzeug auf sichtbare Mängel (Risse, Beschädigungen, Rost, etc.).
- Reinigung: Reinige dein Fahrzeug gründlich, damit der Prüfer alle relevanten Stellen gut erkennen kann.
- Fachkundige Beratung: Hole dir im Vorfeld eine fachkundige Beratung ein, beispielsweise bei einem Ingenieurbüro oder einem erfahrenen TÜV-Prüfer.
Je besser du dein Fahrzeug vorbereitest, desto höher sind deine Chancen auf eine erfolgreiche Prüfung.
Welche Dokumente benötige ich für die TÜV-Prüfung?
Für die TÜV-Prüfung benötigst du folgende Dokumente:
- Personalausweis oder Reisepass
- Detaillierte Baubeschreibung
- Technische Daten des Fahrzeugs
- Gutachten und Prüfzeugnisse für die verwendeten Teile
- ggf. Nachweise über durchgeführte Reparaturen oder Änderungen
Es ist ratsam, sich im Vorfeld bei der Prüfstelle zu erkundigen, welche Dokumente genau benötigt werden.
Was passiert, wenn mein Fahrzeug die TÜV-Prüfung nicht besteht?
Wenn dein Fahrzeug die TÜV-Prüfung nicht besteht, erhältst du einen Mängelbericht. In diesem Bericht sind alle Mängel aufgeführt, die behoben werden müssen. Du hast dann in der Regel einen Monat Zeit, die Mängel zu beheben und das Fahrzeug erneut vorzuführen. Es ist wichtig, die Mängel sorgfältig zu beheben, da der Prüfer bei der Nachprüfung sehr genau hinschauen wird.
Solltest du die Mängel nicht innerhalb der Frist beheben, kann die Zulassung deines Fahrzeugs widerrufen werden.
Kosten für die TÜV-Prüfung
Die Kosten für die TÜV-Prüfung von selbstgebauten Fahrzeugen sind in der Regel höher als bei Serienfahrzeugen, da der Prüfaufwand deutlich größer ist. Die genauen Kosten hängen von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von der Art des Fahrzeugs, dem Umfang der Prüfung und der Prüfstelle. Es ist ratsam, sich im Vorfeld ein Angebot einzuholen.
Fazit
Der Weg zur Zulassung eines selbstgebauten Gefährts kann steinig sein, aber mit einer guten Vorbereitung und einer sorgfältigen Arbeitsweise ist er durchaus machbar. Informiere dich im Vorfeld gründlich, führe eine detaillierte Dokumentation und hole dir fachkundige Beratung ein. Dann steht der Fahrt mit deinem selbstgebauten Schmuckstück nichts mehr im Wege!