Sie kommen nach Hause, freuen sich auf Ihre wohlverdiente Ruhe, und dann das: Jemand hat sein Auto auf Ihrem Motorrad-Stellplatz in der Tiefgarage geparkt! Ärgerlich, oder? Die Frage, ob Sie das dulden müssen, ist berechtigt. Dieser Artikel klärt Ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten in solch einer Situation umfassend auf.
Die Rechtslage: Was sagt das Gesetz?
Zunächst einmal: Ein zugewiesener Stellplatz, sei er für ein Auto oder ein Motorrad, ist Ihr privates Eigentum (bzw. Ihr Mietgebrauchsrecht). Niemand hat das Recht, diesen ohne Ihre Erlaubnis zu nutzen. Die Rechtsgrundlage hierfür findet sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), insbesondere im Mietrecht (§§ 535 ff. BGB) und im Sachenrecht (§§ 903 ff. BGB).
Mietrecht: Wenn Sie den Stellplatz gemietet haben, haben Sie einen Anspruch auf dessen uneingeschränkte Nutzung. Der Vermieter ist verpflichtet, Ihnen den Gebrauch des Stellplatzes während der Mietzeit zu gewährleisten. Eine unbefugte Nutzung durch Dritte stellt eine Verletzung Ihrer Mietrechte dar.
Sachenrecht: Wenn Sie den Stellplatz gekauft haben, sind Sie dessen Eigentümer. Als Eigentümer haben Sie das Recht, mit Ihrem Eigentum nach Belieben zu verfahren und andere von jeder Einwirkung auszuschließen. Auch hier gilt: Eine unbefugte Nutzung stellt eine Verletzung Ihrer Eigentumsrechte dar.
Was können Sie tun? Ihre Handlungsmöglichkeiten im Detail
Nun aber zur Praxis. Was tun, wenn sich jemand unerlaubt auf Ihrem Motorrad-Parkplatz breitgemacht hat?
1. Ruhe bewahren und Beweise sichern
Auch wenn die Situation ärgerlich ist, sollten Sie zunächst Ruhe bewahren. Handeln Sie überlegt und sichern Sie Beweise. Das bedeutet konkret:
- Machen Sie Fotos des parkenden Fahrzeugs auf Ihrem Stellplatz. Achten Sie darauf, dass das Kennzeichen und die Position des Fahrzeugs klar erkennbar sind.
- Notieren Sie sich Datum und Uhrzeit des Vorfalls.
- Wenn möglich, bitten Sie Zeugen, den Vorfall zu bestätigen.
2. Den Falschparker ausfindig machen
Bevor Sie zu härteren Maßnahmen greifen, versuchen Sie, den Falschparker zu identifizieren. Mögliche Anlaufstellen sind:
- Nachbarn: Vielleicht kennt jemand das Fahrzeug oder den Fahrer. Fragen Sie in der Hausgemeinschaft nach.
- Hausverwaltung/Vermieter: Diese können eventuell den Fahrzeughalter ermitteln, besonders wenn es sich um einen anderen Mieter oder Eigentümer im Haus handelt.
- Polizei (in Ausnahmefällen): Die Polizei wird in der Regel nur bei schwerwiegenden Behinderungen oder Schäden aktiv.
3. Direktes Gespräch suchen
Wenn Sie den Falschparker ausfindig machen konnten, suchen Sie das persönliche Gespräch. Erklären Sie freundlich, aber bestimmt, dass der Stellplatz Ihnen gehört und er/sie dort nicht parken darf. Oftmals handelt es sich um ein Missverständnis oder eine Unachtsamkeit. Ein klärendes Gespräch kann die Situation schnell und unkompliziert lösen.
4. Abmahnung aussprechen (durch Vermieter/Hausverwaltung)
Wenn das Gespräch nicht fruchtet oder Sie den Falschparker nicht erreichen, informieren Sie Ihre Hausverwaltung oder Ihren Vermieter. Diese sind in der Regel verpflichtet, gegen den Falschparker vorzugehen. Sie können eine Abmahnung aussprechen und ihm/ihr untersagen, den Stellplatz weiterhin zu nutzen. Eine Abmahnung ist ein wichtiger Schritt, bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden können.
5. Unterlassungsklage einreichen
Sollte der Falschparker trotz Abmahnung weiterhin auf Ihrem Stellplatz parken, bleibt Ihnen als letztes Mittel die Unterlassungsklage. Diese können Sie vor Gericht einreichen. Mit einer Unterlassungsklage können Sie den Falschparker gerichtlich verpflichten, das Parken auf Ihrem Stellplatz zu unterlassen. Die Kosten für die Klage muss in der Regel der Verlierer des Prozesses tragen.
6. Abschleppen lassen? Vorsicht!
Die Idee, das Fahrzeug einfach abschleppen zu lassen, liegt nahe. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Das Abschleppen eines Fahrzeugs von einem Privatgrundstück ist rechtlich kompliziert und kann für Sie als Auftraggeber teuer werden, wenn Sie im Unrecht sind.
Wann ist Abschleppen gerechtfertigt?
- Notfallsituation: Wenn Ihr Motorrad beispielsweise in der Tiefgarage steht und durch das parkende Auto vollständig blockiert wird und Sie es dringend benötigen.
- Gefahr im Verzug: Wenn das parkende Auto eine Gefahr darstellt, beispielsweise weil es den Fluchtweg versperrt.
- Mehrfache Abmahnungen: Wenn der Falschparker trotz mehrfacher Abmahnungen weiterhin auf Ihrem Stellplatz parkt.
Was Sie beim Abschleppen beachten sollten:
- Dokumentieren Sie die Behinderung (Fotos, Zeugen).
- Informieren Sie die Polizei (dient der Beweissicherung).
- Beaufragen Sie ein seriöses Abschleppunternehmen.
- Bewahren Sie alle Belege auf.
Achtung: Sie müssen dem Falschparker die Möglichkeit geben, sein Fahrzeug selbst zu entfernen, bevor Sie es abschleppen lassen. Außerdem müssen Sie die Kosten für das Abschleppen zunächst selbst tragen und können diese dann vom Falschparker zurückfordern. Klären Sie die Kostenübernahme im Vorfeld mit dem Abschleppunternehmen ab. Im Zweifelsfall ist es ratsamer, den Weg über die Hausverwaltung/Vermieter und gegebenenfalls eine Unterlassungsklage zu gehen.
Zusätzliche Tipps und Hinweise
- Schild anbringen: Bringen Sie ein gut sichtbares Schild an Ihrem Stellplatz an, auf dem steht, dass es sich um einen privaten Motorrad-Stellplatz handelt und unbefugtes Parken verboten ist.
- Kooperation mit der Hausverwaltung: Arbeiten Sie eng mit Ihrer Hausverwaltung zusammen. Diese kann Ihnen bei der Durchsetzung Ihrer Rechte behilflich sein.
- Rechtsschutzversicherung: Eine Rechtsschutzversicherung kann Ihnen im Falle einer Auseinandersetzung mit dem Falschparker finanzielle Sicherheit geben.
- Stellplatz absichern: Überlegen Sie, ob Sie Ihren Stellplatz baulich absichern können, beispielsweise mit einem klappbaren Sperrbügel. Allerdings ist hier die Zustimmung der Hausverwaltung/des Vermieters erforderlich.
Fazit: Bleiben Sie hartnäckig!
Das unbefugte Parken auf Ihrem Motorrad-Stellplatz ist ärgerlich und unzulässig. Sie müssen es nicht dulden. Informieren Sie sich über Ihre Rechte, dokumentieren Sie Vorfälle, suchen Sie das Gespräch und scheuen Sie sich nicht, rechtliche Schritte einzuleiten, wenn nötig. Mit Hartnäckigkeit und der richtigen Strategie können Sie sicherstellen, dass Ihr Stellplatz auch weiterhin für Ihr Motorrad frei bleibt.