Der Kauf eines gebrauchten Autos ist oft ein Glücksspiel. Besonders, wenn es sich um ein Bastlerfahrzeug handelt, bei dem man ohnehin mit einigen Überraschungen rechnen muss. Doch was, wenn sich herausstellt, dass der Kilometerstand manipuliert wurde? Ein falscher Kilometerstand kann erhebliche Auswirkungen auf den Wert und die Lebensdauer des Fahrzeugs haben und den Käufer vor große Probleme stellen. In diesem Artikel beleuchten wir die rechtliche Situation, geben Tipps zur Beweissicherung und erklären, welche Schritte Sie unternehmen können, wenn Sie Opfer eines solchen Betrugs geworden sind.
Was bedeutet „Bastlerfahrzeug” überhaupt?
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was genau ein Bastlerfahrzeug ist. In der Regel handelt es sich um ein Auto, das aufgrund seines Alters, seines Zustands oder aufgrund von Schäden als nicht mehr verkehrssicher gilt oder nur mit erheblichen Reparaturen wieder verkehrssicher gemacht werden kann. Oftmals werden diese Fahrzeuge von Privatpersonen oder Händlern zu einem reduzierten Preis angeboten, da sie primär für Hobbybastler oder als Ersatzteilspender gedacht sind. Der Verkauf erfolgt häufig unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung, da der Käufer ja bereits über den Zustand des Fahrzeugs informiert ist.
Allerdings bedeutet die Bezeichnung „Bastlerfahrzeug” nicht automatisch, dass der Verkäufer alle Karten auf den Tisch legen darf. Auch beim Verkauf eines solchen Fahrzeugs müssen bestimmte Angaben korrekt sein, insbesondere der Kilometerstand.
Der manipulierter Kilometerstand: Ein klarer Betrugsfall?
Die Manipulation des Kilometerstands ist eine Straftat und stellt in den meisten Fällen einen Betrug dar. Der Kilometerstand ist ein wesentliches Kriterium zur Bewertung des Fahrzeugzustands und -werts. Ein manipulierter Kilometerstand kann den Eindruck erwecken, dass das Fahrzeug weniger genutzt wurde als tatsächlich der Fall ist. Dies führt zu einer falschen Einschätzung des Verschleißes und der potenziellen Reparaturkosten. Selbst bei einem als „Bastlerfahrzeug” deklarierten Wagen ist die Angabe eines falschen Kilometerstandes nicht rechtens. Die Annahme, dass bei einem Bastlerauto der KM-Stand irrelevant ist, ist schlichtweg falsch.
Wie erkenne ich einen manipulierten Kilometerstand?
Die Entdeckung eines falschen Kilometerstandes ist oft nicht einfach, aber es gibt einige Anzeichen, die auf eine Manipulation hindeuten können:
* **Ungereimtheiten in den Wartungsunterlagen:** Vergleichen Sie die Kilometerstände in den Wartungsheften, Inspektionsberichten und TÜV-Berichten. Gibt es Lücken oder auffällige Sprünge?
* **Zustand des Innenraums:** Ist der Zustand des Lenkrads, der Sitze und der Pedale unverhältnismäßig abgenutzt im Vergleich zum angezeigten Kilometerstand?
* **Zustand des Motors:** Läuft der Motor unrund oder gibt es ungewöhnliche Geräusche, die auf einen höheren Verschleiß hindeuten könnten?
* **Abgleich mit Werkstätten oder Vorbesitzern:** Versuchen Sie, Informationen über die Fahrzeughistorie von Werkstätten oder Vorbesitzern zu erhalten.
* **Prüfung des Steuergeräts:** Moderne Fahrzeuge speichern den Kilometerstand oft auch im Steuergerät. Eine Fachwerkstatt kann diesen auslesen und mit dem angezeigten Wert vergleichen.
* **Spezifische Online-Dienste:** Es gibt Online-Dienste und Apps, die anhand der Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) Informationen über die Fahrzeughistorie liefern können. Diese sind allerdings oft kostenpflichtig.
Was tun, wenn der Kilometerstand manipuliert wurde? Die Beweissicherung
Der wichtigste Schritt ist die **Beweissicherung**. Sammeln Sie alle verfügbaren Informationen und Dokumente, die den Verdacht auf Manipulation erhärten. Dazu gehören:
* **Kaufvertrag:** Überprüfen Sie den Kaufvertrag auf Angaben zum Kilometerstand und eventuelle Gewährleistungsausschlüsse.
* **Wartungsunterlagen:** Sichern Sie alle Wartungshefte, Inspektionsberichte und TÜV-Berichte.
* **Zeugenaussagen:** Notieren Sie sich die Namen und Kontaktdaten von Zeugen, die beim Kauf anwesend waren oder Informationen über das Fahrzeug haben.
* **Fotos:** Machen Sie Fotos vom Innenraum, dem Motor und anderen relevanten Details.
* **Gutachten:** Ein unabhängiges Gutachten kann den Verdacht auf Manipulation bestätigen und den tatsächlichen Wert des Fahrzeugs ermitteln.
Die rechtlichen Schritte
Nach der Beweissicherung sollten Sie folgende rechtliche Schritte in Erwägung ziehen:
* **Gespräch mit dem Verkäufer:** Suchen Sie das Gespräch mit dem Verkäufer und konfrontieren Sie ihn mit Ihrem Verdacht. Versuchen Sie, eine gütliche Einigung zu erzielen.
* **Anwaltliche Beratung:** Ein Anwalt für Verkehrsrecht oder Zivilrecht kann Sie über Ihre Rechte und Pflichten informieren und Ihnen bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche helfen.
* **Schriftliche Mängelanzeige:** Setzen Sie den Verkäufer schriftlich über den Mangel (manipulierter Kilometerstand) in Kenntnis und fordern Sie ihn zur Nacherfüllung auf (z.B. Minderung des Kaufpreises oder Rücknahme des Fahrzeugs).
* **Strafanzeige:** Erstatten Sie bei der Polizei Strafanzeige wegen Betrugs.
* **Zivilklage:** Wenn eine außergerichtliche Einigung nicht möglich ist, können Sie vor Gericht eine Zivilklage erheben.
Welche Ansprüche habe ich bei einem manipulierten Kilometerstand?
Ihnen stehen verschiedene Ansprüche zu, wenn Sie nachweisen können, dass der Kilometerstand manipuliert wurde:
* **Minderung des Kaufpreises:** Sie können eine Minderung des Kaufpreises verlangen, die dem Wertverlust des Fahrzeugs aufgrund des falschen Kilometerstandes entspricht.
* **Rücktritt vom Kaufvertrag:** In schwerwiegenden Fällen können Sie vom Kaufvertrag zurücktreten und die Rückerstattung des Kaufpreises verlangen.
* **Schadensersatz:** Sie können Schadensersatz für die Ihnen entstandenen Schäden verlangen, z.B. Gutachterkosten, Anwaltskosten oder Reparaturkosten.
* **Schmerzensgeld:** In besonders krassen Fällen (z.B. bei arglistiger Täuschung) kann auch ein Anspruch auf Schmerzensgeld bestehen.
Der Gewährleistungsausschluss beim Bastlerfahrzeug – Was gilt?
Wie bereits erwähnt, wird beim Verkauf eines Bastlerfahrzeugs häufig die Gewährleistung ausgeschlossen. Das bedeutet aber nicht, dass der Verkäufer für alle Mängel straffrei ist. Ein Gewährleistungsausschluss gilt nicht für Mängel, die der Verkäufer arglistig verschwiegen hat. Die Manipulation des Kilometerstands ist in der Regel eine arglistige Täuschung, so dass der Gewährleistungsausschluss in diesem Fall unwirksam ist.
Vorbeugen ist besser als Heilen: Tipps für den Gebrauchtwagenkauf
Um nicht Opfer eines Betrugs zu werden, sollten Sie beim Gebrauchtwagenkauf folgende Tipps beachten:
* **Gründliche Recherche:** Informieren Sie sich vor dem Kauf über das Fahrzeugmodell und mögliche Schwachstellen.
* **Fahrzeughistorie prüfen:** Versuchen Sie, die Fahrzeughistorie anhand der FIN zu überprüfen.
* **Probefahrt:** Machen Sie eine ausgiebige Probefahrt und achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen.
* **Unabhängige Begutachtung:** Lassen Sie das Fahrzeug vor dem Kauf von einem unabhängigen Sachverständigen begutachten.
* **Vertrag genau prüfen:** Lesen Sie den Kaufvertrag sorgfältig durch und achten Sie auf Klauseln zum Kilometerstand und zur Gewährleistung.
* **Bauchgefühl:** Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, lassen Sie lieber die Finger vom Kauf.
Fazit: Nicht alles hinnehmen!
Der Kauf eines Bastlerfahrzeugs kann eine günstige Möglichkeit sein, an ein Auto zu kommen. Doch auch hier gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ein manipulierter Kilometerstand ist kein Kavaliersdelikt und sollte nicht hingenommen werden. Sichern Sie Beweise, lassen Sie sich anwaltlich beraten und scheuen Sie sich nicht, Ihre Rechte durchzusetzen. Auch wenn der Weg steinig sein kann, lohnt es sich, gegen Betrug vorzugehen. Denn nur so können Sie verhindern, dass auch andere Käufer Opfer von unseriösen Verkäufern werden.