Der Gedanke, ein teures Auto selbst zu polieren, kann einschüchternd sein. Verständlich! Schließlich geht es um viel Geld und die Lackierung eines kostbaren Fahrzeugs. Aber keine Panik! Mit der richtigen Vorbereitung, den passenden Werkzeugen und einer gehörigen Portion Geduld kann selbst ein Anfänger sein Schmuckstück zum Glänzen bringen. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie die häufigsten Fehler vermeiden und ein professionelles Ergebnis erzielen.
Warum überhaupt selbst polieren?
Bevor wir ins Detail gehen, kurz zur Motivation. Warum sollte man sich die Mühe machen, selbst zu polieren, wenn es doch Profis gibt? Die Antwort ist einfach: Kostenersparnis und die Befriedigung, etwas selbst geschafft zu haben. Eine professionelle Politur kann schnell mehrere hundert Euro kosten. Mit dem richtigen Equipment und etwas Zeit können Sie diese Kosten deutlich reduzieren. Und ganz ehrlich: Der Stolz, wenn Ihr Auto nach der eigenen Politur in neuem Glanz erstrahlt, ist unbezahlbar.
Die Vorbereitung ist alles: Der Schlüssel zum Erfolg
Wie bei jedem Projekt ist die Vorbereitung das A und O. Eine gründliche Vorbereitung minimiert das Risiko von Fehlern und sorgt für ein besseres Ergebnis. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und gehen Sie sorgfältig vor.
1. Gründliche Reinigung: Die Basis für eine perfekte Politur
Bevor Sie überhaupt anfangen zu polieren, muss Ihr Auto porentief rein sein. Schmutz, Staub und Insektenreste können beim Polieren wie Schleifpapier wirken und Kratzer verursachen. Gehen Sie folgendermaßen vor:
- Vorwäsche: Entfernen Sie groben Schmutz mit einem Hochdruckreiniger oder einem Gartenschlauch.
- Handwäsche: Waschen Sie Ihr Auto gründlich mit einem speziellen Autoshampoo und einem weichen Schwamm oder Waschhandschuh. Verwenden Sie zwei Eimer: einen mit Seifenlauge und einen mit klarem Wasser zum Ausspülen.
- Felgenreinigung: Reinigen Sie Ihre Felgen mit einem dafür geeigneten Reiniger.
- Flugrostentferner: Entfernen Sie Flugrost mit einem speziellen Flugrostentferner.
- Kneten: Verwenden Sie eine Reinigungsknete (Clay Bar), um hartnäckige Verschmutzungen wie Baumharz oder Teer zu entfernen. Sprühen Sie die Oberfläche mit einem Gleitmittel ein, bevor Sie die Knete verwenden.
- Trocknen: Trocknen Sie Ihr Auto mit einem weichen Mikrofasertuch.
2. Die richtige Umgebung: Licht und Platz
Suchen Sie sich einen gut beleuchteten und staubfreien Ort zum Polieren. Eine Garage oder ein Carport ist ideal. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung, da das Poliermittel sonst zu schnell trocknet. Achten Sie auch auf ausreichend Platz, um sich frei um das Auto bewegen zu können.
3. Lackinspektion: Den Zustand des Lacks beurteilen
Bevor Sie mit dem Polieren beginnen, sollten Sie den Zustand des Lacks genau inspizieren. Achten Sie auf Kratzer, Swirls (feine kreisförmige Kratzer), Hologramme und andere Beschädigungen. Eine gute Beleuchtung ist hier unerlässlich. Eine LED-Arbeitsleuchte hilft, auch kleinste Defekte zu erkennen.
4. Abkleben: Schützen Sie empfindliche Bereiche
Kleben Sie alle empfindlichen Bereiche wie Gummidichtungen, Kunststoffteile, Scheinwerfer und Rückleuchten mit speziellem Abklebeband für Autolackierungen ab. So vermeiden Sie, dass Poliermittel an diese Stellen gelangt und unschöne Flecken oder Beschädigungen verursacht.
Die Wahl der richtigen Werkzeuge und Produkte
Die Wahl der richtigen Werkzeuge und Produkte ist entscheidend für ein gutes Ergebnis. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende. Investieren Sie in hochwertige Poliermaschinen, Polituren und Polierpads.
1. Poliermaschine: Exzenter oder Rotation?
Für Anfänger empfiehlt sich eine Exzenterpoliermaschine. Diese Maschinen sind einfacher zu handhaben und erzeugen weniger schnell Hologramme als Rotationspoliermaschinen. Exzenterpoliermaschinen arbeiten mit einer rotierenden und oszillierenden Bewegung, die das Risiko von Lackschäden minimiert. Eine Rotationspoliermaschine ist eher für erfahrene Anwender geeignet, da sie eine höhere Abtragsleistung hat, aber auch schwieriger zu kontrollieren ist.
2. Polierpads: Die Qual der Wahl
Es gibt eine Vielzahl von Polierpads in verschiedenen Härtegraden und Materialien. Für den Anfang benötigen Sie mindestens drei verschiedene Pads:
- Schleifpad: Für die Beseitigung tieferer Kratzer (nur bei Bedarf!).
- Polierpad: Für die Entfernung von Swirls und Hologrammen.
- Finishing-Pad: Für das Hochglanzfinish.
Die Pads sollten aus Mikrofaser oder Schaumstoff bestehen. Mikrofaserpads haben eine höhere Abtragsleistung, während Schaumstoffpads sanfter sind. Achten Sie darauf, die Pads regelmäßig zu reinigen, um Verunreinigungen zu vermeiden.
3. Polituren: Von Schleifpolitur bis Hochglanzpolitur
Ähnlich wie bei den Polierpads gibt es auch bei den Polituren verschiedene Stärken. Wählen Sie die Politur passend zum Zustand des Lacks und dem gewählten Polierpad aus. Beginnen Sie immer mit der mildesten Politur und steigern Sie die Stärke nur bei Bedarf.
- Schleifpolitur: Für die Beseitigung tieferer Kratzer (nur bei Bedarf!).
- Politur: Für die Entfernung von Swirls und Hologrammen.
- Hochglanzpolitur: Für das Hochglanzfinish und die Versiegelung.
4. Mikrofasertücher: Das A und O für streifenfreie Ergebnisse
Verwenden Sie ausschließlich hochwertige Mikrofasertücher zum Abtragen der Politur und zum Reinigen der Pads. Achten Sie darauf, dass die Tücher sauber und fusselfrei sind. Am besten verwenden Sie verschiedene Tücher für verschiedene Zwecke: eines zum Abtragen der Politur, eines zum Reinigen der Pads und eines für das finale Finish.
Die Politur: Schritt für Schritt zum perfekten Ergebnis
Nachdem Sie alle Vorbereitungen getroffen und die richtigen Werkzeuge und Produkte ausgewählt haben, kann es endlich losgehen mit dem Polieren. Gehen Sie dabei systematisch vor und arbeiten Sie in kleinen Abschnitten.
1. Testspot: Die Generalprobe
Bevor Sie das ganze Auto polieren, sollten Sie an einer unauffälligen Stelle (z.B. am Heck) einen Testspot durchführen. So können Sie die Wirkung der gewählten Poliermittel und Pads testen und sicherstellen, dass Sie das gewünschte Ergebnis erzielen.
2. Das Polieren: In kleinen Schritten zum Ziel
Tragen Sie eine kleine Menge Politur auf das Polierpad auf. Verteilen Sie die Politur auf dem Lack und polieren Sie den Bereich mit der Poliermaschine. Üben Sie dabei leichten Druck aus und bewegen Sie die Maschine langsam und gleichmäßig in überlappenden Bahnen. Vermeiden Sie es, zu lange an einer Stelle zu verweilen, da dies zu Überhitzung und Lackschäden führen kann. Bearbeiten Sie jeweils einen Bereich von ca. 50 x 50 cm.
3. Abtragen der Politur: Mit sauberen Mikrofasertüchern
Nach dem Polieren tragen Sie die Politurreste mit einem sauberen Mikrofasertuch ab. Achten Sie darauf, dass keine Rückstände auf dem Lack verbleiben.
4. Finish: Der letzte Schliff für maximalen Glanz
Nachdem Sie das ganze Auto poliert haben, können Sie den Lack mit einer Hochglanzpolitur und einem Finishing-Pad veredeln. Dies sorgt für zusätzlichen Glanz und eine glatte Oberfläche. Tragen Sie die Hochglanzpolitur dünn auf und polieren Sie den Lack mit leichtem Druck. Tragen Sie die Politurreste anschließend mit einem sauberen Mikrofasertuch ab.
Die häufigsten Fehler und wie man sie vermeidet
Auch bei sorgfältiger Vorbereitung können Fehler passieren. Hier sind die häufigsten Fehler beim Polieren und wie Sie sie vermeiden können:
- Zu viel Druck: Üben Sie beim Polieren nicht zu viel Druck aus. Die Poliermaschine sollte die Arbeit machen.
- Zu wenig Politur: Verwenden Sie nicht zu wenig Politur. Der Lack sollte immer ausreichend benetzt sein.
- Zu schnelles Polieren: Bewegen Sie die Poliermaschine langsam und gleichmäßig.
- Überhitzung des Lacks: Vermeiden Sie es, zu lange an einer Stelle zu verweilen.
- Verunreinigte Pads: Reinigen Sie die Pads regelmäßig, um Verunreinigungen zu vermeiden.
- Falsche Politur/Pad-Kombination: Verwenden Sie immer die passende Politur zum gewählten Polierpad.
- Polieren in der Sonne: Polieren Sie niemals in der direkten Sonne.
Die Nachbehandlung: Lackschutz für langanhaltenden Glanz
Nach der Politur ist es wichtig, den Lack zu schützen. Eine Versiegelung oder ein Wachs schützt den Lack vor Umwelteinflüssen und sorgt für langanhaltenden Glanz.
Wachs: Wachs verleiht dem Lack einen warmen, tiefen Glanz. Es ist jedoch nicht so langlebig wie eine Versiegelung.
Versiegelung: Eine Versiegelung bietet einen längeren Schutz als Wachs und ist widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse.
Tragen Sie die Versiegelung oder das Wachs gemäß den Herstellerangaben auf. Polieren Sie den Lack nach dem Auftragen mit einem sauberen Mikrofasertuch aus.
Fazit: Mit Geduld und Sorgfalt zum perfekten Ergebnis
Das Polieren eines teuren Autos als Anfänger mag anfangs einschüchternd wirken, ist aber durchaus machbar. Mit der richtigen Vorbereitung, den passenden Werkzeugen und Produkten sowie einer gehörigen Portion Geduld können Sie ein professionelles Ergebnis erzielen. Vermeiden Sie die häufigsten Fehler und nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Belohnt werden Sie mit einem Auto, das in neuem Glanz erstrahlt und alle Blicke auf sich zieht. Und vergessen Sie nicht: Übung macht den Meister! Je öfter Sie polieren, desto besser werden Sie darin.