Jeder Heimwerker, Handwerker oder Bastler kennt das frustrierende Gefühl: Man steht vor einem Projekt, ist voller Tatendrang, und dann das – eine runde Schraube, die sich partout nicht bewegen will. Der Schraubenkopf ist abgenutzt, der Schraubenzieher greift nicht mehr, und die Verzweiflung steigt. Aber keine Panik! Bevor du das ganze Projekt aufgibst oder zu brachialen Methoden greifst, die mehr Schaden anrichten als nutzen, atme tief durch. Es gibt effektive und schonende Tricks, mit denen du auch hartnäckige, runde Schrauben lösen kannst. In diesem Artikel stellen wir dir drei geniale Methoden vor, die schon so manches Projekt gerettet haben und dir helfen werden, das Problem elegant zu lösen.
Das Problem: Warum werden Schrauben rund?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum Schrauben überhaupt „rund” werden. Meistens liegt es an einer Kombination aus folgenden Faktoren:
- Falsches Werkzeug: Der häufigste Grund ist die Verwendung eines falschen Schraubenziehers. Ein zu kleiner Schraubenzieher, ein falscher Schraubenziehertyp (z.B. ein Schlitzschraubenzieher in einer Kreuzschlitzschraube) oder ein abgenutzter Schraubenzieherkopf können dazu führen, dass der Schraubenzieher im Schraubenkopf durchrutscht und diesen beschädigt.
- Zu viel Kraft: Wenn man versucht, eine festsitzende Schraube mit roher Gewalt zu lösen, riskiert man, den Schraubenkopf zu verformen. Lieber mit Gefühl und den richtigen Techniken arbeiten.
- Rost und Korrosion: Gerade im Außenbereich oder in feuchten Umgebungen können Schrauben rosten. Der Rost frisst sich in das Material und erschwert das Lösen erheblich.
- Minderwertiges Material: Billige Schrauben aus minderwertigem Stahl sind anfälliger für Beschädigungen als hochwertige Schrauben.
- Falsche Drehmomenteinstellung: Bei der Verwendung von Akkuschraubern mit Drehmomentbegrenzung kann eine falsche Einstellung dazu führen, dass die Schraube überdreht und der Kopf beschädigt wird.
Trick 1: Der Gummiband-Trick – Einfach und effektiv
Dieser Trick ist erstaunlich simpel und oft überraschend wirksam, vor allem bei Schrauben, die nur leicht abgenutzt sind. Du brauchst lediglich ein breites, stabiles Gummiband. Ein breites Haushaltsgummiband oder ein Gummiband aus einem Fahrradschlauch sind ideal.
- Wähle das richtige Gummiband: Das Gummiband sollte etwas breiter als der Schraubenkopf sein.
- Platziere das Gummiband: Lege das Gummiband flach über den beschädigten Schraubenkopf. Es sollte die gesamte Aussparung des Schraubenkopfes bedecken.
- Drücke den Schraubenzieher fest auf: Setze den passenden Schraubenzieher auf das Gummiband und übe festen Druck aus. Das Gummiband füllt die Lücken zwischen Schraubenzieher und Schraubenkopf und sorgt für mehr Grip.
- Drehe vorsichtig: Versuche nun, die Schraube langsam und kontrolliert zu lösen. Vermeide ruckartige Bewegungen.
Warum funktioniert das? Das Gummiband fungiert als Füllstoff und erhöht die Reibung zwischen dem Schraubenzieher und dem beschädigten Schraubenkopf. Dadurch kann der Schraubenzieher besser greifen und die Schraube lösen.
Trick 2: Der Trick mit dem Stahlwolle/Topfreiniger – Für mehr Grip
Dieser Trick ähnelt dem Gummiband-Trick, verwendet aber ein anderes Material, um den Grip zu erhöhen. Du benötigst feine Stahlwolle (keine grobe!) oder einen sauberen, unbenutzten Topfreiniger aus Stahlwolle.
- Bereite die Stahlwolle vor: Ziehe ein kleines Stück Stahlwolle ab. Es sollte gerade so groß sein, dass es den Schraubenkopf ausfüllt.
- Platziere die Stahlwolle: Stopfe die Stahlwolle vorsichtig in den beschädigten Schraubenkopf. Achte darauf, dass die Aussparung gut gefüllt ist.
- Drücke den Schraubenzieher fest auf: Setze den passenden Schraubenzieher auf die Stahlwolle und übe festen, gleichmäßigen Druck aus.
- Drehe vorsichtig: Versuche nun, die Schraube langsam und kontrolliert zu lösen. Auch hier gilt: Vermeide ruckartige Bewegungen.
Warum funktioniert das? Die Stahlwolle ist formbar und füllt die Hohlräume im beschädigten Schraubenkopf aus. Die raue Oberfläche der Stahlwolle bietet dem Schraubenzieher zusätzlichen Halt und verhindert das Durchrutschen.
Wichtiger Hinweis: Achte darauf, dass du feine Stahlwolle verwendest, um den Schraubenkopf nicht zusätzlich zu beschädigen. Außerdem solltest du sicherstellen, dass keine Stahlwollreste im Schraubenkopf zurückbleiben, nachdem die Schraube gelöst wurde.
Trick 3: Der Hammer- und Meißel-Trick – Wenn nichts anderes hilft
Dieser Trick ist die „letzte Instanz”, wenn die anderen Methoden versagen. Er ist etwas riskanter, da er potenziell zu Beschädigungen führen kann, aber oft die einzige Möglichkeit, eine extrem festsitzende oder stark beschädigte runde Schraube zu lösen. Du benötigst einen Hammer, einen Meißel oder einen stabilen Schraubendreher mit Stahlkappe und eventuell Kriechöl.
- Sicherheit geht vor: Trage eine Schutzbrille, um dich vor herumfliegenden Metallspänen zu schützen.
- Kriechöl auftragen (optional): Wenn die Schraube verrostet ist, kann es hilfreich sein, etwas Kriechöl aufzutragen und es einige Zeit einwirken zu lassen.
- Positioniere den Meißel/Schraubendreher: Setze den Meißel oder den Schraubendreher an den Rand des Schraubenkopfes an. Versuche, einen Winkel zu finden, in dem du den Schraubenkopf in Drehrichtung (gegen den Uhrzeigersinn zum Lösen) „klopfen” kannst.
- Klopfe vorsichtig: Klopfe mit dem Hammer vorsichtig auf den Meißel oder den Schraubendreher. Das Ziel ist es, den Schraubenkopf langsam in Bewegung zu setzen.
- Kontinuierlich ansetzen und klopfen: Setze den Meißel/Schraubendreher immer wieder neu an und klopfe weiter, bis sich die Schraube löst.
Warum funktioniert das? Die Schläge mit dem Hammer übertragen Vibrationen auf die Schraube und lockern so eventuelle Rostablagerungen oder Verklemmungen. Der Meißel oder Schraubendreher dient als Hebel, um die Schraube in Drehrichtung zu bewegen.
Wichtiger Hinweis: Sei bei diesem Trick besonders vorsichtig, um die umliegenden Materialien nicht zu beschädigen. Arbeite langsam und kontrolliert. Wenn du dir unsicher bist, lass diesen Trick lieber von einem erfahrenen Handwerker durchführen.
Zusätzliche Tipps und Tricks
- Der richtige Schraubenzieher: Verwende immer den passenden Schraubenzieher für die jeweilige Schraubenart und -größe. Ein gut passender Schraubenzieher ist entscheidend, um Beschädigungen zu vermeiden.
- Druck ausüben: Übe beim Drehen des Schraubenziehers immer festen Druck in Richtung der Schraube aus. Das verhindert das Durchrutschen.
- Wärme: Manchmal kann es helfen, die Schraube oder das umgebende Material leicht zu erwärmen (z.B. mit einem Heißluftföhn). Die Wärme dehnt das Material aus und kann die Schraube lockern.
- Schlagschrauber: Ein Schlagschrauber ist ein Werkzeug, das sowohl Drehmoment als auch Schlagkraft erzeugt. Er kann sehr hilfreich sein, um festsitzende Schrauben zu lösen.
- Schraubenlöser: Es gibt spezielle Schraubenlöser-Werkzeuge, die mit verschiedenen Aufsätzen und Hebelwirkungen arbeiten, um festsitzende Schrauben zu lösen.
- Aufbohren: Wenn alle Stricke reißen, bleibt als letzte Möglichkeit das Aufbohren des Schraubenkopfes. Dies sollte jedoch nur von erfahrenen Personen durchgeführt werden, da es das Risiko birgt, das Gewinde zu beschädigen.
Fazit: Gib nicht auf!
Eine runde Schraube kann frustrierend sein, aber mit den richtigen Tricks und etwas Geduld lässt sich das Problem in den meisten Fällen lösen. Probiere die hier vorgestellten Methoden aus und taste dich langsam vor. Denke daran, dass Prävention besser ist als Heilung: Verwende immer das richtige Werkzeug, übe nicht zu viel Kraft aus und behandle deine Schrauben gut. So vermeidest du, dass sie überhaupt erst „rund” werden.
Wir hoffen, dieser Artikel hat dir geholfen! Viel Erfolg bei deinem nächsten Projekt!