Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, ein flüchtiger Blick auf die Uhr, und schon ist es passiert: Der rote Blitz zuckt auf, und die bittere Erkenntnis folgt prompt. Sie wurden geblitzt in der Schweiz! Besonders ärgerlich wird es, wenn es nur um wenige Kilometer pro Stunde über dem erlaubten Limit geht. Was erwartet Sie also, wenn Sie innerorts 18 km/h zu schnell unterwegs waren? Dieser Artikel liefert Ihnen einen detaillierten Überblick über die drohenden Bussen in der Schweiz, Ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten.
Grundlagen des Schweizer Bussensystems
Das Schweizer Bussensystem ist bekannt für seine Präzision und Strenge. Es unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von dem in anderen Ländern. Ein wesentliches Merkmal ist die Unterscheidung zwischen Ordnungsbussen und Verzeigungen. Ordnungbussen sind für geringfügige Verkehrsdelikte vorgesehen und können direkt vor Ort oder per Post bezahlt werden. Bei schwerwiegenderen Verstössen kommt es zu einer Verzeigung, die ein formelles Strafverfahren nach sich zieht.
Die Höhe der Busse richtet sich nach verschiedenen Faktoren, darunter die Art des Vergehens (z.B. Geschwindigkeitsübertretung, Rotlichtverstoss), die Höhe der Überschreitung (bei Geschwindigkeitsübertretungen), der Ort des Vergehens (innerorts, ausserorts, Autobahn) und gegebenenfalls vorliegende Voreintragungen im Strafregister.
18 km/h zu schnell innerorts: Einordnung und Konsequenzen
Die gute Nachricht zuerst: Eine Geschwindigkeitsübertretung von 18 km/h innerorts fällt in den Bereich der Ordnungswidrigkeiten, sofern keine weiteren erschwerenden Umstände vorliegen. Das bedeutet, dass Sie in der Regel mit einer Ordnungsbusse rechnen müssen und kein Strafverfahren eingeleitet wird.
Die schlechte Nachricht: Die Busse wird dennoch empfindlich sein. Im Jahr 2024 beträgt die Ordnungsbusse für eine Geschwindigkeitsübertretung von 16-20 km/h innerorts in der Schweiz CHF 260. Beachten Sie, dass es sich hierbei um den Standardbetrag handelt. Es gibt jedoch Faktoren, die die Höhe der Busse beeinflussen können:
- Voreintragungen im Strafregister: Haben Sie in der Vergangenheit bereits ähnliche oder schwerere Verkehrsdelikte begangen, kann die Busse höher ausfallen. In manchen Fällen kann es sogar zu einer Verzeigung kommen.
- Besondere Umstände: Waren zum Zeitpunkt der Geschwindigkeitsübertretung besondere Umstände gegeben (z.B. schlechte Sichtverhältnisse, Baustelle), können diese mildernd oder erschwerend berücksichtigt werden.
- Regionale Unterschiede: Obwohl die Ordnungssbussenverordnung (OBV) landesweit gilt, können kantonale Unterschiede in der Auslegung oder Anwendung bestehen.
Der Ablauf nach dem Blitzerfoto
Was passiert, nachdem Sie geblitzt wurden? In der Regel erhalten Sie innerhalb weniger Tage oder Wochen eine Ordnungsbusse per Post. Diese enthält ein Foto Ihres Fahrzeugs, Angaben zur Geschwindigkeitsübertretung (Ort, Datum, Uhrzeit, gemessene Geschwindigkeit, erlaubte Geschwindigkeit) und die Höhe der zu zahlenden Busse.
Auf der Ordnungsbusse sind auch Informationen über Ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten vermerkt. Sie haben in der Regel 30 Tage Zeit, die Busse zu bezahlen. Mit der Bezahlung der Busse erkennen Sie die Geschwindigkeitsübertretung an und die Sache ist erledigt.
Widerspruch gegen die Ordnungsbusse: Wann ist das sinnvoll?
Nicht immer ist es ratsam, die Busse einfach zu bezahlen. Es gibt Situationen, in denen ein Widerspruch sinnvoll sein kann:
- Falsche Messung: Sie haben den Verdacht, dass die Messung fehlerhaft war (z.B. aufgrund eines technischen Defekts des Messgeräts). In diesem Fall können Sie Einsicht in die Messprotokolle verlangen.
- Falsche Identifizierung: Sie sind nicht der Fahrer des Fahrzeugs auf dem Foto oder das Kennzeichen ist falsch erfasst.
- Notstandssituation: Sie befanden sich in einer Notstandssituation, die die Geschwindigkeitsübertretung rechtfertigte (z.B. Transport einer verletzten Person).
- Unverhältnismässigkeit: Die Busse erscheint Ihnen angesichts der Umstände unverhältnismässig hoch.
Wenn Sie Widerspruch einlegen möchten, müssen Sie dies innerhalb der auf der Ordnungsbusse genannten Frist schriftlich tun. Begründen Sie Ihren Widerspruch detailliert und legen Sie gegebenenfalls Beweismittel bei. Beachten Sie, dass ein Widerspruch nicht immer erfolgreich ist und im schlimmsten Fall zu einem formellen Strafverfahren führen kann, bei dem die Kosten höher ausfallen können.
Die Rolle des Anwalts
In komplexen Fällen oder wenn Sie sich unsicher sind, ob ein Widerspruch sinnvoll ist, kann es ratsam sein, einen Anwalt für Verkehrsrecht zu konsultieren. Ein Anwalt kann Ihre Situation professionell beurteilen, Sie über Ihre Rechte aufklären und Sie bei der Einlegung eines Widerspruchs unterstützen. Die Kosten für eine anwaltliche Beratung sollten Sie jedoch im Vorfeld abklären.
Prävention: So vermeiden Sie Geschwindigkeitsübertretungen
Die beste Strategie ist natürlich, Geschwindigkeitsübertretungen von vornherein zu vermeiden. Hier einige Tipps:
- Konzentrieren Sie sich auf das Fahren: Lassen Sie sich nicht von Ihrem Handy, dem Radio oder anderen Dingen ablenken.
- Beachten Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen: Achten Sie auf die Verkehrsschilder und passen Sie Ihre Geschwindigkeit den jeweiligen Bedingungen an.
- Nutzen Sie den Tempomaten: Ein Tempomat kann Ihnen helfen, die Geschwindigkeit konstant zu halten und unbeabsichtigte Überschreitungen zu vermeiden.
- Seien Sie vorausschauend: Planen Sie Ihre Fahrten sorgfältig und kalkulieren Sie genügend Zeit ein, um unnötigen Stress und Hektik zu vermeiden.
- Regelmässige Überprüfung des Tachos: Stellen Sie sicher, dass Ihr Tacho korrekt funktioniert.
Zusammenfassung
Geblitzt in der Schweiz mit 18 km/h zu schnell innerorts bedeutet in der Regel eine Ordnungsbusse von CHF 260. Es ist wichtig, die Busse sorgfältig zu prüfen und zu entscheiden, ob ein Widerspruch sinnvoll ist. Ein Anwalt kann Ihnen in komplexen Fällen weiterhelfen. Die beste Strategie ist jedoch, Geschwindigkeitsübertretungen von vornherein zu vermeiden, um sich Ärger und Kosten zu ersparen.
Denken Sie daran: Sicherheit geht vor. Eine vorausschauende und angepasste Fahrweise schützt nicht nur Sie selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.