Carbonfaserverstärkter Kunststoff (CFK), oft einfach nur Carbon genannt, hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem exotischen Material für die Luft- und Raumfahrt sowie den Rennsport zu einer zunehmend etablierten Option im Automobilbau entwickelt. Die Kombination aus geringem Gewicht und hoher Festigkeit macht es besonders attraktiv für Hersteller, die Performance verbessern, den Kraftstoffverbrauch senken und das Handling optimieren wollen. Doch wann genau hat Ford begonnen, Carbon Teile in seinen Serienfahrzeugen zu verbauen, und welche Modelle profitierten zuerst von dieser Technologie?
Die Anfänge: Carbon im High-Performance-Bereich
Die Geschichte von Carbon im Automobilbau ist eng mit dem Streben nach Höchstleistung verbunden. Bevor Carbon im Serienbau Einzug hielt, war es vor allem im Rennsport und in exklusiven Sportwagen zu finden. Die extremen Anforderungen dieser Bereiche machten Carbon zu einem idealen Werkstoff, um Gewicht zu sparen und die Steifigkeit der Karosserie zu erhöhen.
Auch Ford hat in der Vergangenheit im Motorsport auf Carbon gesetzt. Allerdings ist die direkte Übertragung dieser Erfahrung auf Serienfahrzeuge ein komplexer Prozess. Die Kosten für die Herstellung von Carbon Teilen waren lange Zeit sehr hoch, und die Verarbeitung erforderte spezielle Expertise und Ausrüstung. Erst durch technologische Fortschritte und die Entwicklung effizienterer Fertigungsmethoden wurde Carbon für den breiteren Einsatz in Betracht gezogen.
Der Durchbruch: Ford GT – Ein Leuchtturmprojekt
Ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte von Ford und Carbon ist zweifellos der Ford GT. Die zweite Generation dieses legendären Sportwagens, vorgestellt im Jahr 2016, war nicht nur ein Statement in Sachen Design und Performance, sondern auch ein Technologieträger, der den Einsatz von Carbon in einem neuen Licht präsentierte.
Der Ford GT verfügte über eine Carbonfaser-Monocoque-Konstruktion, die für eine außergewöhnliche Steifigkeit und ein geringes Gewicht sorgte. Diese Bauweise trug maßgeblich zur Agilität und zum präzisen Handling des Fahrzeugs bei. Die Entscheidung, ein solch komplexes und teures Bauteil in Serie zu fertigen, unterstrich Fords Engagement für Innovation und ihre Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Darüber hinaus wurden auch weitere Komponenten wie Spoiler und Anbauteile aus Carbon gefertigt.
Die Produktion des Ford GT war jedoch auf eine limitierte Stückzahl beschränkt und die Technologie somit nicht für den Massenmarkt zugänglich. Der Fokus lag auf der Demonstration von Machbarkeit und der Generierung von Know-how.
Die Ausweitung: Carbon im Mustang Shelby GT500
Nach dem Erfolg des Ford GT begann Ford, den Einsatz von Carbon auch in anderen Modellen in Erwägung zu ziehen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war der Mustang Shelby GT500. Dieses High-Performance-Muscle-Car, vorgestellt im Jahr 2019, bot eine Plattform, um Carbon in einem etwas zugänglicheren Segment zu etablieren.
Der Mustang Shelby GT500 verfügte zwar nicht über ein komplettes Carbonfaser-Monocoque wie der Ford GT, aber verschiedene optionale Carbon Teile waren erhältlich, darunter Carbonfaser-Räder und ein Carbonfaser-Heckflügel. Diese Komponenten trugen nicht nur zur Gewichtsreduktion bei, sondern verbesserten auch die Aerodynamik und das Erscheinungsbild des Fahrzeugs.
Die Einführung von optionalen Carbon Teilen im Mustang Shelby GT500 war ein Zeichen dafür, dass Ford bestrebt war, die Technologie für eine breitere Kundenschicht zugänglich zu machen. Die Tatsache, dass es sich um optionale Extras handelte, ermöglichte es den Käufern, selbst zu entscheiden, ob sie bereit waren, den Aufpreis für die Vorteile von Carbon zu zahlen.
Die Zukunft: Carbon im breiteren Modellportfolio?
Die Entwicklung von Carbon im Automobilbau ist noch lange nicht abgeschlossen. Mit sinkenden Produktionskosten und neuen Fertigungstechnologien ist es wahrscheinlich, dass Carbon Teile in Zukunft in einer größeren Anzahl von Ford-Modellen zu finden sein werden.
Mögliche Anwendungsbereiche sind beispielsweise:
* Karosserieteile: Kotflügel, Motorhauben, Dächer und Heckklappen aus Carbon können das Gesamtgewicht des Fahrzeugs reduzieren und den Kraftstoffverbrauch senken.
* Innenraumkomponenten: Zierleisten, Verkleidungen und sogar Sitze aus Carbon können das sportliche Erscheinungsbild des Innenraums aufwerten.
* Fahrwerkskomponenten: Stabilisatoren, Querlenker und andere Fahrwerksteile aus Carbon können die Steifigkeit erhöhen und das Handling verbessern.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Carbon nicht in jedem Fall sinnvoll ist. Die Kosten, die Komplexität der Fertigung und die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Fahrzeugs müssen berücksichtigt werden. Ford wird daher wahrscheinlich einen differenzierten Ansatz verfolgen und Carbon Teile gezielt dort einsetzen, wo sie den größten Nutzen bringen.
Fazit: Ein langsamer, aber stetiger Einzug von Carbon bei Ford
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ford den Einsatz von Carbon im Serienbau nicht von Anfang an verfolgt hat, sondern einen schrittweisen Ansatz gewählt hat. Der Ford GT markierte einen wichtigen Wendepunkt, indem er die Machbarkeit und die Vorteile von Carbon in einem High-Performance-Fahrzeug demonstrierte. Der Mustang Shelby GT500 erweiterte den Einsatzbereich von Carbon auf ein etwas zugänglicheres Segment. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit Ford die Technologie in seinem breiteren Modellportfolio integrieren wird. Eines ist jedoch sicher: Carbon wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Automobilbau spielen, und Ford wird weiterhin daran arbeiten, die Technologie zu optimieren und für eine größere Anzahl von Kunden zugänglich zu machen.