E-Scooter haben sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Fortbewegungsmittel entwickelt, besonders in städtischen Gebieten. Die Verlockung, ein vermeintliches Schnäppchen auf Plattformen wie AliExpress zu ergattern, ist groß. Doch Vorsicht! Nicht jeder E-Scooter, der im Ausland günstig angeboten wird, darf auch legal auf deutschen Straßen fahren. Was aber, wenn du bereits einen E-Scooter ohne Straßenzulassung importiert hast? Dieser Artikel beleuchtet deine Optionen und hilft dir, die Situation richtig einzuschätzen.
Das böse Erwachen: Dein E-Scooter und die fehlende Straßenzulassung
Du hast dich gefreut wie ein Schneekönig, als dein neuer E-Scooter endlich ankam. Die erste Probefahrt war ein voller Erfolg. Aber dann kommt die Ernüchterung: Beim Recherchieren stellst du fest, dass dein Gefährt keine ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) oder Einzelbetriebserlaubnis besitzt, die in Deutschland zwingend erforderlich ist, um im öffentlichen Straßenverkehr genutzt werden zu dürfen. Was bedeutet das konkret?
Ein E-Scooter ohne Straßenzulassung darf in Deutschland nicht auf öffentlichen Straßen, Radwegen oder Gehwegen gefahren werden. Tust du es trotzdem, riskierst du empfindliche Bußgelder, Punkte in Flensburg und im schlimmsten Fall sogar den Verlust deines Versicherungsschutzes. Im Falle eines Unfalls kann es richtig teuer werden, da du unter Umständen für alle entstandenen Schäden selbst aufkommen musst.
Warum haben so viele E-Scooter von AliExpress keine Straßenzulassung?
Der Hauptgrund liegt in den unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen. Was in China, den USA oder anderen Ländern erlaubt ist, muss in Deutschland noch lange nicht gelten. Deutsche Gesetze für E-Scooter sind streng und umfassen unter anderem:
- Leistungsbegrenzung: Die Motorleistung darf maximal 500 Watt betragen.
- Geschwindigkeitsbegrenzung: Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 20 km/h begrenzt.
- Beleuchtung: Vorder- und Rücklicht müssen vorhanden und funktionstüchtig sein.
- Bremsen: Es müssen zwei unabhängige Bremsen vorhanden sein.
- Kennzeichenpflicht: E-Scooter benötigen ein Versicherungskennzeichen.
- ABE/Einzelbetriebserlaubnis: Der Scooter muss über eine Allgemeine Betriebserlaubnis oder eine Einzelbetriebserlaubnis verfügen.
Viele E-Scooter auf AliExpress erfüllen diese Anforderungen nicht. Oftmals sind sie leistungsstärker, schneller oder verfügen nicht über die erforderliche Ausstattung. Die Anbieter verschweigen diese Tatsachen entweder bewusst oder sind sich der deutschen Gesetze schlichtweg nicht bewusst.
Deine Optionen im Überblick: Was kannst du jetzt tun?
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht völlig hilflos. Es gibt verschiedene Optionen, die du in Betracht ziehen kannst:
1. Rückgabe des E-Scooters an den Verkäufer
Der einfachste Weg ist, den E-Scooter an den Verkäufer zurückzugeben. Prüfe die Rückgabebedingungen von AliExpress und des jeweiligen Händlers genau. In der Regel hast du ein Widerrufsrecht von 14 Tagen nach Erhalt der Ware. Nutze dieses Recht, um den E-Scooter zurückzuschicken und dein Geld zurückzufordern. Dokumentiere den Zustand des E-Scooters und die Kommunikation mit dem Verkäufer sorgfältig, um im Streitfall Beweise vorlegen zu können.
2. Umrüstung des E-Scooters (mit Risiko)
Theoretisch ist es möglich, den E-Scooter so umzurüsten, dass er den deutschen Gesetzen entspricht. Das bedeutet beispielsweise, die Motorleistung zu drosseln, die Höchstgeschwindigkeit zu begrenzen, eine Beleuchtung nachzurüsten und ggf. weitere Anpassungen vorzunehmen. Allerdings ist dieser Weg mit einigen Risiken verbunden:
- Kosten: Die Umrüstung kann teuer sein, insbesondere wenn du sie von einem Fachmann durchführen lässt.
- Garantieverlust: Durch die Umrüstung erlischt in der Regel die Garantie des Herstellers.
- Erfolg ungewiss: Selbst wenn du alle Anpassungen vornimmst, ist nicht garantiert, dass der E-Scooter anschließend eine ABE oder Einzelbetriebserlaubnis erhält.
- Technische Expertise erforderlich: Die Umrüstung erfordert technisches Know-how. Wenn du dich damit nicht auskennst, solltest du es lieber einem Fachmann überlassen.
Solltest du dich für diesen Weg entscheiden, informiere dich vorab gründlich über die erforderlichen technischen Änderungen und die Kosten. Hole dir am besten Angebote von verschiedenen Werkstätten ein und lass dich beraten. Bedenke aber, dass auch nach der Umrüstung eine Prüfung durch den TÜV oder eine andere Prüforganisation erforderlich ist, um die Straßenzulassung zu erhalten.
3. Beantragung einer Einzelbetriebserlaubnis
Eine weitere Option ist die Beantragung einer Einzelbetriebserlaubnis beim TÜV oder einer anderen Prüforganisation. Dies ist jedoch ein aufwändiger und teurer Prozess. Der E-Scooter muss dabei einer umfassenden Prüfung unterzogen werden, um sicherzustellen, dass er den deutschen Sicherheitsstandards entspricht. Die Prüfer werden unter anderem die Bremsen, die Beleuchtung, die Motorleistung und die Höchstgeschwindigkeit überprüfen.
Die Kosten für eine Einzelbetriebserlaubnis können je nach Aufwand und Prüforganisation variieren. Rechne mit mehreren hundert Euro. Zudem ist nicht garantiert, dass die Einzelbetriebserlaubnis erteilt wird, selbst wenn du alle technischen Anforderungen erfüllst. Die Prüfer haben einen gewissen Ermessensspielraum.
4. Nutzung auf Privatgelände
Die einfachste und sicherste Option ist, den E-Scooter ausschließlich auf Privatgelände zu nutzen. Hier gelten die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung nicht. Du kannst den E-Scooter also ohne Bedenken auf deinem eigenen Grundstück, in deinem Garten oder auf einem Firmengelände fahren, sofern der Eigentümer dies erlaubt. Beachte jedoch, dass du den E-Scooter nicht auf öffentlichen Wegen transportieren darfst, um zu deinem Privatgelände zu gelangen.
5. Verkauf des E-Scooters (mit Einschränkungen)
Du kannst versuchen, den E-Scooter weiterzuverkaufen. Allerdings musst du beim Verkauf ausdrücklich darauf hinweisen, dass er keine Straßenzulassung besitzt und nur auf Privatgelände genutzt werden darf. Verschweige diese Tatsache nicht, da du dich sonst strafbar machst. Der Verkaufswert wird aufgrund der fehlenden Straßenzulassung deutlich geringer sein als der ursprüngliche Kaufpreis.
Wie du den Kauf eines E-Scooters ohne Straßenzulassung vermeidest
Vorbeugen ist besser als heilen. Hier sind einige Tipps, wie du den Kauf eines E-Scooters ohne Straßenzulassung vermeidest:
- Kaufe bei seriösen Händlern: Bestelle deinen E-Scooter am besten bei einem deutschen Händler oder einem renommierten Online-Shop mit Sitz in der EU. Diese Händler sind in der Regel mit den deutschen Gesetzen vertraut und bieten nur E-Scooter mit Straßenzulassung an.
- Achte auf das CE-Zeichen: Das CE-Zeichen ist ein Hinweis darauf, dass der E-Scooter den europäischen Sicherheitsstandards entspricht. Allerdings ist das CE-Zeichen keine Garantie für eine Straßenzulassung.
- Prüfe die ABE/Einzelbetriebserlaubnis: Vor dem Kauf solltest du unbedingt prüfen, ob der E-Scooter über eine ABE oder Einzelbetriebserlaubnis verfügt. Diese Information sollte in der Produktbeschreibung angegeben sein. Im Zweifelsfall frage den Händler.
- Lies Kundenbewertungen: Informiere dich über die Erfahrungen anderer Käufer. Kundenbewertungen können dir wertvolle Hinweise auf die Qualität und die Straßenzulassung des E-Scooters geben.
- Sei skeptisch bei zu günstigen Angeboten: Wenn ein E-Scooter auffallend günstig angeboten wird, solltest du misstrauisch sein. Oftmals handelt es sich dabei um Modelle ohne Straßenzulassung oder um minderwertige Produkte.
Fazit: Informiere dich vor dem Kauf!
Der Kauf eines E-Scooters kann eine tolle Sache sein, wenn du dich vorab gründlich informierst und auf die Straßenzulassung achtest. Ein vermeintliches Schnäppchen auf Plattformen wie AliExpress kann sich schnell als teurer Fehler herausstellen, wenn der E-Scooter keine ABE oder Einzelbetriebserlaubnis besitzt. Im Zweifelsfall ist es besser, etwas mehr Geld auszugeben und ein Modell von einem seriösen Händler zu kaufen, das den deutschen Gesetzen entspricht.
Wenn du bereits einen E-Scooter ohne Straßenzulassung gekauft hast, prüfe deine Optionen sorgfältig und wäge die Vor- und Nachteile ab. Eine Rückgabe an den Verkäufer ist oft der einfachste Weg. Eine Umrüstung oder die Beantragung einer Einzelbetriebserlaubnis sind mit Kosten und Risiken verbunden. Die Nutzung auf Privatgelände ist die sicherste Option, solange du den E-Scooter nicht im öffentlichen Straßenverkehr bewegst.