Die Sonne brennt vom Himmel, das Thermometer klettert unaufhaltsam nach oben – und Sie stehen an der Tankstelle, um Ihr Auto aufzutanken. Viele Autofahrer haben die Angewohnheit, den Tank bis zum Anschlag zu füllen. Doch ist das bei extremer Hitze wirklich eine gute Idee? Dieser Artikel beleuchtet die potenziellen Gefahren des Volltankens bei hohen Temperaturen und zeigt Ihnen, wie Sie unnötige Risiken vermeiden können.
Warum Volltanken eine Gewohnheit ist
Bevor wir uns den Risiken widmen, betrachten wir kurz, warum so viele Menschen ihren Tank gerne bis zum Maximum füllen. Es gibt verschiedene Gründe:
- Weniger Tankstopps: Ein voller Tank bedeutet natürlich, dass Sie seltener tanken müssen. Das spart Zeit und vermeidet möglicherweise lästige Umwege.
- Angst vor leeren Tank: Viele Autofahrer haben eine Art „Reichweitenangst”. Sie fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, dass sie eine große Distanz zurücklegen können, ohne sich Gedanken über den Benzinstand machen zu müssen.
- „Es ist ja eh egal”: Manche denken sich, dass es keinen Unterschied macht, ob sie 30 oder 50 Liter tanken. Wenn sie schon mal an der Tankstelle sind, füllen sie lieber gleich voll.
- Gewohnheit: Oft ist es einfach eine unbewusste Gewohnheit, die man sich über Jahre hinweg angeeignet hat.
Die Physik hinter der Gefahr: Ausdehnung bei Hitze
Der springende Punkt, warum Volltanken bei Hitze problematisch sein kann, ist die thermische Ausdehnung von Flüssigkeiten. Benzin ist eine Flüssigkeit, und wie alle Flüssigkeiten dehnt es sich bei Erwärmung aus. Stellen Sie sich vor, Sie füllen Ihren Tank bis zum allerletzten Tropfen auf. Was passiert, wenn die Temperatur steigt?
Das Benzin im Tank dehnt sich aus. Da der Tank bereits voll ist, hat das Benzin keinen Platz mehr, um sich auszubreiten. Dieser Druck kann mehrere negative Konsequenzen haben:
- Überlauf: Das Benzin kann durch den Tankdeckel oder die Entlüftungsventile austreten. Das ist nicht nur eine Verschwendung, sondern auch eine erhebliche Umweltbelastung. Zudem entstehen unschöne Flecken auf Ihrem Lack.
- Beschädigung des Tanksystems: In extremen Fällen kann der Druck im Tank das Tanksystem beschädigen. Dies kann zu Rissen oder Verformungen führen, was teure Reparaturen nach sich zieht.
- Brandgefahr: Auslaufendes Benzin ist hochentzündlich. Ein kleiner Funke, beispielsweise durch statische Elektrizität, kann genügen, um einen Brand auszulösen.
Moderne Tanksysteme: Nicht narrensicher!
Viele moderne Autos verfügen über Tanksysteme, die mit Überdruckventilen und Aktivkohlefiltern ausgestattet sind, um Benzindämpfe aufzufangen und wieder dem Verbrennungsprozess zuzuführen. Diese Systeme sollen verhindern, dass Benzindämpfe in die Umwelt gelangen und den Druck im Tank regulieren. Aber auch diese Systeme haben ihre Grenzen.
Bei extremer Hitze und einem randvollen Tank kann die Menge des ausgedehnten Benzins die Kapazität des Systems überfordern. Insbesondere bei älteren Fahrzeugen oder Fahrzeugen mit einem defekten oder veralteten System kann es dann zu den oben genannten Problemen kommen.
Weitere Risiken und Nachteile des Volltankens
Neben der thermischen Ausdehnung gibt es noch weitere Gründe, die gegen das Volltanken sprechen, unabhängig von der Temperatur:
- Zusätzliches Gewicht: Ein voller Tank bedeutet zusätzliches Gewicht. Das Gewicht erhöht den Kraftstoffverbrauch und beeinträchtigt die Fahrdynamik. Insbesondere bei kleinen oder leistungsschwachen Autos kann sich das bemerkbar machen.
- Unnötige Kosten: Tanken Sie mehr als Sie benötigen, tragen Sie unnötiges Gewicht mit sich herum und verbrauchen mehr Kraftstoff. Auf Dauer summiert sich das.
- Umweltbelastung: Ein höherer Kraftstoffverbrauch bedeutet auch höhere Emissionen. Volltanken trägt somit indirekt zur Umweltbelastung bei.
Wie Sie richtig tanken: Tipps für heiße Tage
Was können Sie also tun, um die Risiken des Volltankens bei Hitze zu vermeiden?
- Nicht bis zum Anschlag füllen: Tanken Sie nicht, bis der Zapfhahn automatisch stoppt. Lassen Sie etwas Platz im Tank, damit sich das Benzin ausdehnen kann. Eine Faustregel ist, den Tank nicht über 90% zu füllen.
- Früh morgens oder spät abends tanken: Die Temperaturen sind in den frühen Morgenstunden oder späten Abendstunden in der Regel niedriger. Das reduziert die Ausdehnung des Benzins.
- Tankdeckel prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Tankdeckel richtig schließt und nicht beschädigt ist. Ein defekter Tankdeckel kann dazu führen, dass Benzindämpfe oder flüssiges Benzin austreten.
- Fahrzeug regelmäßig warten: Lassen Sie Ihr Fahrzeug regelmäßig warten, um sicherzustellen, dass das Tanksystem einwandfrei funktioniert.
- Anzeige beachten: Achten Sie auf die Tankanzeige und planen Sie Ihre Tankstopps entsprechend. Es ist besser, öfter kleinere Mengen zu tanken als einmal vollzutanken und unnötige Risiken einzugehen.
- Notfallplan: Sollte doch einmal Benzin auslaufen, entfernen Sie sich sofort vom Fahrzeug und rufen Sie die Feuerwehr.
Volltanken bei Elektroautos?
Die hier beschriebenen Risiken gelten hauptsächlich für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Bei Elektroautos entfällt dieses Problem, da sie keinen Kraftstofftank haben. Allerdings sollte man auch bei Elektroautos auf die Batterie achten. Extreme Hitze kann die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigen. Daher ist es ratsam, das Auto möglichst im Schatten zu parken und die Batterie nicht unnötig zu belasten (z.B. durch schnelles Laden bei hohen Temperaturen).
Fazit: Lieber etwas weniger tanken
Volltanken mag auf den ersten Blick bequem erscheinen, birgt aber bei großer Hitze unnötige Risiken. Die thermische Ausdehnung des Benzins kann zu Überlauf, Schäden am Tanksystem und sogar zu Brandgefahr führen. Tanken Sie daher lieber etwas weniger, um diese Risiken zu vermeiden. Achten Sie auf die Temperatur, den Zustand Ihres Fahrzeugs und die Füllmenge des Tanks. So kommen Sie sicher und entspannt durch den Sommer!