Elektro-Tretroller, besser bekannt als E-Scooter, haben sich in den letzten Jahren rasant zu einem festen Bestandteil unserer urbanen Mobilität entwickelt. Sie bieten eine flexible, umweltfreundliche und oft auch spaßige Alternative zu herkömmlichen Verkehrsmitteln. Unter den zahlreichen Modellen auf dem Markt genießt Xiaomi seit jeher einen ausgezeichneten Ruf für seine Kombination aus Leistung, Design und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit der Einführung des Xiaomi Max 5 – einem E-Scooter, der oft mit einer Spitzengeschwindigkeit von 22 km/h beworben wird – stellt sich jedoch für viele Interessenten und potenzielle Käufer eine entscheidende Frage: Kann dieser Roller diese Geschwindigkeit tatsächlich erreichen, und vor allem: Ist das in Deutschland überhaupt erlaubt?
Diese Fragen sind nicht nur für Technik-Enthusiasten relevant, sondern auch für jeden, der sicher und gesetzeskonform am Straßenverkehr teilnehmen möchte. Denn die Konsequenzen des Fahrens eines nicht zugelassenen oder zu schnellen E-Scooters können weitreichend sein. In diesem umfassenden Artikel nehmen wir den Xiaomi Max 5 genau unter die Lupe, beleuchten seine technischen Spezifikationen, prüfen die beworbene Geschwindigkeit und klären detailliert die rechtliche Situation in Deutschland. Wir gehen den Mythen auf den Grund und liefern Ihnen alle Informationen, die Sie benötigen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Der Xiaomi Max 5 – Ein Überblick über den vermeintlichen Speed-König
Der Name Xiaomi steht im E-Scooter-Segment für eine solide Bauweise und innovative Features. Der Xiaomi Max 5, oft als Weiterentwicklung früherer, erfolgreicher Modelle betrachtet, verspricht Fahrern ein komfortables und leistungsstarkes Erlebnis. Typische Merkmale, die bei einem solchen Modell erwartet werden, umfassen einen robusten Rahmen, eine gute Reichweite dank effizienter Akkutechnologie, und natürlich eine angemessene Motorleistung. Hersteller und Händler bewerben das Modell oft mit einer Top-Geschwindigkeit, die geringfügig über der in Deutschland erlaubten Grenze liegt. Dies wirft unweigerlich Fragen auf, die wir im Folgenden klären werden.
Im Allgemeinen sind Xiaomi-E-Scooter bekannt für ihre Benutzerfreundlichkeit, ihr intuitives Bedienkonzept und ihre Integration in das Xiaomi-Ökosystem via App. Sie sind oft mit Luftreifen für eine bessere Federung, einem leistungsstarken Bremsensystem und einer stabilen Beleuchtung ausgestattet. Der Max 5 soll all diese positiven Eigenschaften vereinen und gleichzeitig eine attraktive Option für Pendler und Freizeitfahrer darstellen. Doch die beworbenen 22 km/h sind hier der Knackpunkt, der genauer beleuchtet werden muss, insbesondere im Hinblick auf die deutschen Verkehrsregeln.
Die Geschwindigkeitsfrage: 22 km/h – Fakt oder Fiktion?
Die Behauptung, der Xiaomi Max 5 könne 22 km/h erreichen, ist ein zentraler Punkt, der viele potenzielle Käufer anzieht. Doch ist dies eine realistische Angabe für das Modell, das für den deutschen Markt vorgesehen ist, oder handelt es sich hierbei um die ungedrosselte Version für andere Märkte? Technisch gesehen sind moderne E-Scooter durchaus in der Lage, Geschwindigkeiten von 25 km/h und mehr zu erreichen. Die Motoren sind oft leistungsstark genug, um diese Performance zu liefern, vorausgesetzt, es gibt keine künstliche Begrenzung.
Für den deutschen Markt zugelassene E-Scooter müssen jedoch zwingend auf eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h gedrosselt sein. Dies ist eine gesetzliche Vorgabe, die durch die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) festgeschrieben ist. Das bedeutet, dass ein Modell wie der Xiaomi Max 5, wenn er für den deutschen Straßenverkehr eine Straßenzulassung erhalten soll, ab Werk auf exakt diese Geschwindigkeit begrenzt sein muss. Jegliche Angabe von 22 km/h im Zusammenhang mit einer deutschen Straßenzulassung ist daher irreführend oder bezieht sich auf eine Version ohne ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) für den öffentlichen Straßenverkehr.
In der Praxis bedeutet das: Wenn ein Xiaomi Max 5 in Deutschland legal auf öffentlichen Straßen bewegt werden soll, darf er die 20 km/h nicht überschreiten. Händler, die eine Version mit 22 km/h anbieten und gleichzeitig die Straßenzulassung betonen, sollten kritisch hinterfragt werden. Es gibt oft eine „internationale” Version, die höhere Geschwindigkeiten ermöglicht, diese ist aber ohne entsprechende Anpassung und ABE in Deutschland nicht zulässig.
Die Rechtslage in Deutschland: Was ist erlaubt und was nicht?
Die eKFV, die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung, ist das Kernstück der deutschen Gesetzgebung für E-Scooter. Sie definiert klar, welche Anforderungen ein solcher Roller erfüllen muss, um am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Die wichtigsten Punkte sind:
- Höchstgeschwindigkeit: Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit darf maximal 20 km/h betragen. Ein E-Scooter, der 22 km/h fährt, ist per Definition zu schnell für den deutschen Straßenverkehr.
- Betriebserlaubnis (ABE): Jeder E-Scooter benötigt eine Allgemeine Betriebserlaubnis oder eine Einzelbetriebserlaubnis. Diese wird nur erteilt, wenn alle technischen Anforderungen der eKFV erfüllt sind – dazu gehört auch die korrekte Drosselung der Geschwindigkeit.
- Versicherungspflicht: Wie ein Moped oder Motorroller muss jeder E-Scooter eine Haftpflichtversicherung haben, erkennbar an einem kleinen Versicherungskennzeichen am Heck. Fahren ohne gültigen Versicherungsschutz ist eine Straftat.
- Bremsen: Zwei voneinander unabhängige Bremsen sind vorgeschrieben.
- Lichtanlage: Eine fest installierte Beleuchtung vorne und hinten sowie seitliche Reflektoren sind Pflicht.
- Klingel: Eine Klingel zur Warnung anderer Verkehrsteilnehmer ist ebenfalls erforderlich.
- Mindestalter: Der Fahrer muss mindestens 14 Jahre alt sein.
Ein E-Scooter, der bauartbedingt 22 km/h erreichen kann, erfüllt somit bereits die grundlegende Anforderung an die Höchstgeschwindigkeit nicht und kann folglich keine ABE für den öffentlichen Straßenverkehr erhalten. Dies führt zu gravierenden Konsequenzen.
Die weitreichenden Konsequenzen bei Missachtung der Regeln
Wer mit einem nicht zugelassenen oder zu schnellen E-Scooter am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt, riskiert nicht nur hohe Bußgelder, sondern auch strafrechtliche Verfolgung und ernsthafte Probleme im Falle eines Unfalls. Die häufigsten Verstöße und ihre Folgen sind:
- Fahren ohne Betriebserlaubnis (§ 21 StVG): Dies ist eine Straftat, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden kann. Zudem drohen Punkte in Flensburg.
- Fahren ohne Versicherungsschutz (§ 6 PflVG): Dies ist ebenfalls eine Straftat und wird mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft. Im Falle eines Unfalls kann dies existenzbedrohend sein, da alle Kosten (Personen-, Sachschäden) vom Verursacher selbst getragen werden müssen.
- Bußgelder: Schon geringere Verstöße, wie das Fehlen einer Klingel oder falsche Beleuchtung, können zu Bußgeldern führen. Bei überhöhter Geschwindigkeit sind die Bußgelder deutlich höher.
- Führerschein: Wer mit einem E-Scooter ohne ABE oder Versicherung fährt, kann nicht nur seinen Führerschein verlieren (falls vorhanden), sondern auch eine Sperre für den Erwerb eines Führerscheins erhalten. Dies ist besonders relevant für junge Fahrer, die noch keinen Pkw-Führerschein besitzen.
- Haftungsrisiko: Bei einem Unfall mit einem nicht zugelassenen oder unversicherten E-Scooter erlischt der Versicherungsschutz. Das bedeutet, der Fahrer haftet persönlich und unbegrenzt für alle entstandenen Schäden, die in die Hunderttausende gehen können.
Es ist daher absolut entscheidend, dass der Xiaomi Max 5 – oder jedes andere Modell – eine gültige ABE besitzt und auf die gesetzlich vorgeschriebenen 20 km/h gedrosselt ist, bevor er im öffentlichen Raum genutzt wird.
„Drosselung” und „Entdrosselung”: Ein riskantes Spiel
Viele Hersteller liefern ihre E-Scooter für den europäischen oder internationalen Markt technisch in der Lage, höhere Geschwindigkeiten als 20 km/h zu fahren. Für Länder wie Deutschland, die eine strengere Regulierung haben, werden diese Modelle dann softwareseitig oder manchmal auch hardwareseitig gedrosselt. Dies geschieht in der Regel durch eine Begrenzung der Motorleistung oder der maximalen Drehzahl.
Leider kursieren im Internet auch Anleitungen zur „Entdrosselung” von E-Scootern. Diese Manipulationen zielen darauf ab, die werkseitige Geschwindigkeitsbegrenzung aufzuheben und die volle Leistung des Motors freizuschalten. Während dies für manche verlockend klingen mag, um die beworbenen 22 km/h oder noch mehr zu erreichen, birgt es enorme Risiken:
- Verlust der ABE: Jede technische Veränderung, die die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit beeinflusst, führt zum sofortigen Erlöschen der Allgemeinen Betriebserlaubnis. Der E-Scooter darf dann nicht mehr im öffentlichen Straßenverkehr gefahren werden.
- Verlust des Versicherungsschutzes: Ohne ABE ist auch der Versicherungsschutz hinfällig. Die Folgen wurden bereits dargelegt.
- Garantieverlust: Herstellergarantien erlöschen in der Regel, wenn Manipulationen an der Software oder Hardware vorgenommen werden.
- Sicherheitsrisiko: Die Bremsen, das Fahrwerk und die Reifen eines E-Scooters sind für eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Fährt man schneller, als es die Konstruktion vorsieht, verschlechtert sich die Bremsleistung erheblich, die Fahrstabilität leidet und das Unfallrisiko steigt drastisch.
- Technische Schäden: Eine dauerhafte Überbeanspruchung des Motors oder des Akkus kann zu vorzeitigem Verschleiß oder gar zu Defekten führen.
Es ist daher dringend davon abzuraten, einen E-Scooter zu entdrosseln. Die kurzfristige Freude an der höheren Geschwindigkeit steht in keinem Verhältnis zu den potenziellen rechtlichen, finanziellen und gesundheitlichen Risiken.
Warum diese Geschwindigkeitsbegrenzung? Sicherheit geht vor
Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h für E-Scooter ist keine willkürliche Entscheidung, sondern beruht auf fundierten Sicherheitsüberlegungen. Bei höheren Geschwindigkeiten:
- Verlängert sich der Bremsweg erheblich: Schon 2 km/h mehr können den Unterschied zwischen einem Beinahe-Unfall und einem schweren Zusammenstoß ausmachen.
- Reduziert sich die Reaktionszeit: Schnelleres Fahren lässt dem Fahrer weniger Zeit, auf unerwartete Hindernisse oder Situationen zu reagieren.
- Leiden Fahrstabilität und Kontrolle: Insbesondere auf unebenen Untergründen oder bei abrupten Lenkbewegungen kann ein zu schnelles Fahrzeug schwer zu kontrollieren sein.
- Steigt das Verletzungsrisiko: Die kinetische Energie nimmt quadratisch mit der Geschwindigkeit zu. Ein Unfall bei 22 km/h ist deutlich gefährlicher als bei 20 km/h.
- Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer: Fußgänger und Radfahrer können die Geschwindigkeit eines E-Scooters oft schwer einschätzen, was bei zu schnellen Rollern das Risiko von Kollisionen erhöht.
Die 20 km/h stellen einen Kompromiss dar, der eine sinnvolle Mobilität ermöglicht, ohne die Sicherheit im Straßenverkehr unverhältnismäßig zu gefährden. Dies gilt sowohl für den Fahrer des E-Scooters als auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer.
Der Konsument vor der Wahl: Was tun?
Für potenzielle Käufer des Xiaomi Max 5 oder ähnlicher Modelle, die mit attraktiven, aber potenziell irreführenden Geschwindigkeitsangaben beworben werden, ist es wichtig, die eigene Nutzung genau abzuwägen. Wenn Sie den E-Scooter ausschließlich auf Privatgelände nutzen möchten, wo die eKFV keine Anwendung findet, könnten Sie theoretisch ein ungedrosseltes Modell fahren. Doch auch hier sollte die eigene Sicherheit oberste Priorität haben.
Für die Nutzung im öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland gibt es nur einen Weg: Achten Sie darauf, ein Modell zu kaufen, das eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) besitzt und dessen bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit explizit mit 20 km/h angegeben ist. Seriöse Händler werden diese Information klar kommunizieren und können die ABE auch vorweisen.
Bevor Sie einen Kauf tätigen, stellen Sie sicher, dass der E-Scooter:
- Ein gültiges ABE-Zertifikat besitzt.
- Tatsächlich auf 20 km/h gedrosselt ist und dies auch den Angaben im ABE entspricht.
- Alle weiteren Anforderungen (Bremsen, Licht, Klingel etc.) erfüllt.
- Sie eine entsprechende Haftpflichtversicherung abschließen können und das Versicherungskennzeichen erhalten.
Vertrauen Sie nicht auf vage Angaben oder die Behauptung, man könne den Roller später „einfach drosseln” oder „eine ABE beantragen”. Einmal gekauft, kann ein E-Scooter ohne ABE oder mit zu hoher Geschwindigkeit nur schwer oder gar nicht nachträglich legalisiert werden.
Fazit: Sicherheit und Legalität gehen vor Geschwindigkeit
Der Xiaomi Max 5 mag in seiner ungedrosselten Version technisch in der Lage sein, 22 km/h oder sogar mehr zu erreichen. Für den öffentlichen Straßenverkehr in Deutschland ist diese Geschwindigkeit jedoch irrelevant und sogar illegal. Die gesetzliche Obergrenze liegt eindeutig bei 20 km/h, und jeder E-Scooter, der diese überschreitet, darf nicht auf deutschen Straßen, Radwegen oder Plätzen gefahren werden. Das Fahren eines solchen Rollers birgt enorme rechtliche und finanzielle Risiken, die von hohen Bußgeldern bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung und dem Verlust des Versicherungsschutzes reichen können.
Die eKFV und die damit verbundenen Vorschriften sind nicht dazu gedacht, den Fahrspaß zu schmälern, sondern dienen dem Schutz aller Verkehrsteilnehmer. Die Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen. Bevor Sie sich für den Kauf eines E-Scooters entscheiden, informieren Sie sich umfassend über die genauen Spezifikationen des Modells und seine Legalität im deutschen Straßenverkehr. Achten Sie auf eine gültige Straßenzulassung und eine offizielle Drosselung auf die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit.
Ein E-Scooter wie der Xiaomi Max 5 kann ein großartiges Fortbewegungsmittel sein – solange er den geltenden Gesetzen entspricht und verantwortungsbewusst genutzt wird. Verzichten Sie auf Manipulationen und Kompromisse bei der Sicherheit, denn die Folgen können weitaus schwerwiegender sein als der geringe Geschwindigkeitsvorteil.