Jeder Autofahrer kennt das unangenehme Gefühl: Kurz unaufmerksam, eine falsche Lenkbewegung, und schon macht es „Rums!”. Der Bordstein wurde geküsst. In diesem Moment stellt sich die Frage: Ist es nur ein harmloser Rempler gewesen, oder hat mein Auto Schaden genommen? In diesem Artikel beleuchten wir die potenziellen Folgen eines solchen Bordsteinkontakts, geben Ihnen Tipps zur Schadensbegutachtung und erklären, wann Sie lieber einen Fachmann hinzuziehen sollten.
Die häufigsten Folgen eines Bordsteinkontakts
Ein Bordsteinkontakt kann unterschiedliche Auswirkungen haben, je nachdem, mit welcher Geschwindigkeit und welchem Winkel Ihr Fahrzeug den Bordstein berührt hat. Hier sind einige der häufigsten Schäden, die auftreten können:
- Reifenschäden: Dies ist wohl die offensichtlichste Folge. Der Reifen kann eine Beule bekommen, die Karkasse kann beschädigt werden, oder im schlimmsten Fall platzt der Reifen sogar.
- Felgenschäden: Felgen sind oft anfällig für Bordsteinkontakte. Sie können Kratzer, Dellen oder sogar Risse davontragen. Besonders Alufelgen sind hier empfindlich.
- Beschädigung der Radaufhängung: Die Radaufhängung ist ein komplexes System, das aus verschiedenen Bauteilen wie Querlenkern, Spurstangen und Stoßdämpfern besteht. Ein starker Aufprall kann diese Komponenten verbiegen oder beschädigen.
- Achsvermessung: Durch den Stoß kann sich die Achsgeometrie verändern. Das bedeutet, dass die Räder nicht mehr korrekt ausgerichtet sind, was zu erhöhtem Reifenverschleiß und einem instabilen Fahrverhalten führen kann.
- Schäden an der Karosserie: Auch die Karosserie kann in Mitleidenschaft gezogen werden, insbesondere wenn der Bordstein sehr hoch war oder der Aufprallwinkel ungünstig. Es können Kratzer, Dellen oder sogar Verformungen entstehen.
- Beschädigung der Lenkung: In seltenen Fällen kann auch die Lenkung Schaden nehmen, was sich durch ein schwergängiges oder unpräzises Lenkgefühl äußert.
Erste Schritte nach dem Bordsteinkontakt: Eine Checkliste
Nachdem Sie den Bordstein „geküsst” haben, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Ruhe bewahren: Atmen Sie tief durch und versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Panik hilft Ihnen nicht weiter.
- Sicherheit geht vor: Schalten Sie die Warnblinkanlage ein und sichern Sie die Unfallstelle, falls erforderlich.
- Erste Sichtprüfung: Steigen Sie aus und begutachten Sie Ihr Fahrzeug. Achten Sie besonders auf die Reifen, Felgen und die Karosserie im Bereich des Aufpralls.
- Fahrverhalten beobachten: Fahren Sie langsam und vorsichtig weiter (falls das Fahrzeug noch fahrtüchtig ist) und achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche, Vibrationen oder ein verändertes Lenkverhalten.
Die Sichtprüfung: Was Sie selbst erkennen können
Auch ohne Fachkenntnisse können Sie einige Schäden selbst erkennen:
- Reifen: Achten Sie auf Beulen an der Seitenwand des Reifens. Diese sind ein deutliches Zeichen für eine Beschädigung der Karkasse und erfordern einen sofortigen Reifenwechsel. Überprüfen Sie auch, ob der Reifen Luft verliert.
- Felgen: Suchen Sie nach Kratzern, Dellen oder Rissen in der Felge. Kleine Kratzer sind meist nur ein optischer Mangel, größere Beschädigungen können jedoch die Stabilität der Felge beeinträchtigen.
- Karosserie: Untersuchen Sie die Karosserie im Bereich des Aufpralls auf Kratzer, Dellen oder Verformungen.
- Geräusche: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche beim Fahren, wie z.B. Schleifgeräusche oder Klappern.
- Lenkverhalten: Fühlt sich die Lenkung schwammig an oder zieht das Fahrzeug in eine Richtung? Dies könnte ein Hinweis auf eine veränderte Achsgeometrie sein.
Wann Sie unbedingt eine Werkstatt aufsuchen sollten
Auch wenn Sie bei der ersten Sichtprüfung keine offensichtlichen Schäden feststellen konnten, sollten Sie in folgenden Fällen unbedingt eine Werkstatt aufsuchen:
- Unsicheres Fahrverhalten: Wenn sich das Fahrzeug instabil anfühlt, die Lenkung schwammig ist oder das Fahrzeug in eine Richtung zieht.
- Ungewöhnliche Geräusche: Wenn Sie ungewöhnliche Geräusche beim Fahren hören.
- Sichtbare Schäden an Reifen oder Felgen: Auch wenn die Schäden vermeintlich gering sind, können sie die Sicherheit beeinträchtigen.
- Sie sind sich unsicher: Im Zweifelsfall ist es immer besser, einen Fachmann zu konsultieren.
Die Achsvermessung: Ein wichtiger Check nach dem Bordsteinkontakt
Die Achsvermessung ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die Räder Ihres Fahrzeugs korrekt ausgerichtet sind. Durch den Bordsteinkontakt kann sich die Achsgeometrie verändern, was zu folgenden Problemen führen kann:
- Erhöhter Reifenverschleiß: Falsch eingestellte Achsen führen zu ungleichmäßigem Reifenverschleiß.
- Instabiles Fahrverhalten: Das Fahrzeug kann in eine Richtung ziehen oder sich in Kurven schwammig anfühlen.
- Erhöhter Kraftstoffverbrauch: Durch den erhöhten Rollwiderstand kann sich der Kraftstoffverbrauch erhöhen.
Eine Achsvermessung in einer Werkstatt dauert in der Regel nicht lange und kostet zwischen 50 und 150 Euro. Sie ist eine sinnvolle Investition in die Sicherheit und Langlebigkeit Ihres Fahrzeugs.
Die Kosten der Reparatur: Was Sie erwarten können
Die Kosten für die Reparatur nach einem Bordsteinkontakt können stark variieren, je nachdem, welche Schäden vorliegen. Hier eine grobe Übersicht:
- Reifenwechsel: Ein neuer Reifen kostet je nach Größe und Marke zwischen 50 und 300 Euro.
- Felgenreparatur: Die Reparatur einer beschädigten Felge kostet je nach Art und Umfang des Schadens zwischen 50 und 200 Euro.
- Neue Felge: Eine neue Felge kostet je nach Material und Design zwischen 100 und 500 Euro.
- Reparatur der Radaufhängung: Die Kosten für die Reparatur der Radaufhängung können stark variieren, je nachdem, welche Bauteile betroffen sind. Eine grobe Schätzung liegt zwischen 200 und 1000 Euro.
- Achsvermessung: Eine Achsvermessung kostet zwischen 50 und 150 Euro.
- Karosseriereparatur: Die Kosten für die Karosseriereparatur hängen stark vom Umfang des Schadens ab und können von wenigen hundert bis zu mehreren tausend Euro reichen.
Es ist ratsam, sich vor der Reparatur mehrere Angebote von verschiedenen Werkstätten einzuholen, um die Preise zu vergleichen.
Versicherung: Zahlt die Versicherung bei Bordsteinkontakt?
Ob die Versicherung bei einem Bordsteinkontakt zahlt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In der Regel greift die Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung. Die Teilkasko deckt in der Regel Schäden durch höhere Gewalt ab, wie z.B. Wildunfälle. Die Vollkasko deckt auch selbstverschuldete Schäden ab. Allerdings sollten Sie bedenken, dass die Selbstbeteiligung in der Regel von Ihnen getragen werden muss und dass ein Schadenfall Ihren Schadenfreiheitsrabatt reduzieren kann. Klären Sie am besten mit Ihrer Versicherung, ob der Schaden übernommen wird und ob sich die Inanspruchnahme der Versicherung lohnt.
Vorbeugen ist besser als Heilen: Tipps zur Vermeidung von Bordsteinkontakten
Um Bordsteinkontakte zu vermeiden, können Sie folgende Tipps beherzigen:
- Achten Sie auf Ihre Umgebung: Seien Sie aufmerksam und konzentriert beim Fahren, besonders in unübersichtlichen Situationen.
- Fahren Sie langsam: Reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit, besonders beim Einparken oder Wenden.
- Nutzen Sie die Spiegel: Nutzen Sie Ihre Spiegel, um den Abstand zum Bordstein einzuschätzen.
- Parkassistenten: Nutzen Sie, falls vorhanden, die Parkassistenten Ihres Fahrzeugs.
- Üben Sie das Einparken: Übung macht den Meister. Nehmen Sie sich Zeit, um das Einparken in verschiedenen Situationen zu üben.
Ein Bordsteinkontakt ist zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen kein Weltuntergang. Durch eine sorgfältige Schadensbegutachtung und gegebenenfalls eine Reparatur in der Werkstatt können Sie sicherstellen, dass Ihr Fahrzeug wieder sicher und zuverlässig unterwegs ist. Und denken Sie daran: Vorbeugen ist immer besser als Heilen!