Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) ist für viele ein angstbesetzter Termin. Der Führerschein ist in Gefahr oder bereits entzogen, und die MPU ist oft die letzte Hürde, um ihn zurückzuerlangen. Umso größer ist die Anspannung nach dem Gespräch mit dem Gutachter. Sätze wie „Es sieht positiv aus, aber ich kann nichts versprechen” oder „Tendenziell positiv” lassen Betroffene oft ratlos zurück. Was bedeutet das wirklich? Ist das Glas halb voll oder halb leer? Dieser Artikel beleuchtet diese Situation genauer und gibt Ihnen wichtige Informationen und Handlungsempfehlungen.
Die MPU: Mehr als nur ein Test
Die MPU ist keine Prüfung im klassischen Sinne. Es geht nicht darum, Faktenwissen abzufragen, sondern vielmehr darum, Ihre Verhaltensänderung und Ihre Einsicht in die Problematik, die zum Führerscheinverlust geführt hat, zu beurteilen. Der Gutachter möchte feststellen, ob Sie die Ursachen für Ihr Fehlverhalten erkannt haben, ob Sie Strategien entwickelt haben, um zukünftig ähnliche Situationen zu vermeiden, und ob Sie diese Strategien auch glaubhaft umsetzen können.
Die MPU setzt sich in der Regel aus folgenden Elementen zusammen:
* **Fragebogen:** Hier werden persönliche Daten, Trinkgewohnheiten (bei Alkoholauffälligkeit), Drogenkonsum (bei Drogenauffälligkeit) und weitere relevante Informationen abgefragt.
* **Ärztliche Untersuchung:** Hier wird Ihre körperliche Gesundheit überprüft, insbesondere im Hinblick auf mögliche Folgen des Alkohol- oder Drogenmissbrauchs.
* **Psychologisches Gespräch:** Dies ist der Kern der MPU. Der Gutachter wird Ihnen Fragen zu Ihrem Delikt, Ihren Motiven, Ihren Einsichten und Ihren Verhaltensänderungen stellen.
* **Leistungstests:** Hier werden Ihre Reaktionsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit getestet.
„Es sieht positiv aus, aber…”: Die Bedeutung der Aussage
Wenn der Gutachter am Ende des Gesprächs sagt, „Es sieht positiv aus, aber ich kann nichts versprechen”, bedeutet das nicht automatisch, dass Sie durchgefallen sind. Es ist eine sehr vorsichtige Formulierung, die verschiedene Gründe haben kann:
* **Vorläufige Einschätzung:** Der Gutachter hat einen positiven Eindruck gewonnen, möchte sich aber noch nicht abschließend festlegen. Er muss das Gespräch und die Ergebnisse der anderen Testteile noch einmal Revue passieren lassen und gegebenenfalls mit anderen Gutachtern besprechen.
* **Unsicherheit bei einzelnen Aspekten:** Es gibt möglicherweise einzelne Aspekte in Ihrem Verhalten oder in Ihrer Argumentation, die den Gutachter noch nicht vollständig überzeugt haben. Vielleicht gab es Unstimmigkeiten in Ihren Aussagen, oder er hat den Eindruck, dass Sie bestimmte Dinge beschönigen.
* **Formale Gründe:** Es kann auch sein, dass der Gutachter aufgrund formaler Gründe noch keine definitive Aussage treffen kann. Beispielsweise fehlen noch Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung oder der Leistungstests.
* **Absicherung:** Gutachter sind angehalten, vorsichtig zu sein und sich nicht zu früh festzulegen. Eine positive Beurteilung hat weitreichende Konsequenzen, und der Gutachter möchte sicherstellen, dass er seine Entscheidung auch wirklich verantworten kann.
**Wichtig:** Nehmen Sie diese Aussage nicht als definitive Ablehnung hin. Sie ist lediglich ein Hinweis darauf, dass noch etwas im Unklaren ist und dass das Gutachten noch nicht fertiggestellt ist.
Was Sie jetzt tun können
Auch wenn die Wartezeit nach der MPU nervenaufreibend ist, gibt es Dinge, die Sie tun können, um die Situation zu beeinflussen:
* **Geduld bewahren:** Die Erstellung des Gutachtens kann einige Wochen dauern. Rufen Sie nicht ständig beim Institut an und drängen Sie auf eine schnelle Entscheidung. Das wirkt ungeduldig und kann einen negativen Eindruck hinterlassen.
* **Reflektieren Sie das Gespräch:** Gehen Sie das Gespräch mit dem Gutachter noch einmal in Ruhe durch. Gab es Stellen, an denen Sie unsicher waren oder an denen Sie das Gefühl hatten, sich nicht optimal präsentiert zu haben? Notieren Sie sich diese Punkte.
* **Suchen Sie professionelle Hilfe:** Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie das Gespräch nicht optimal vorbereitet haben oder dass es bestimmte Aspekte gibt, die Sie noch verbessern müssen, suchen Sie professionelle Hilfe. Ein Verkehrspsychologe kann Ihnen helfen, Ihre Argumentation zu verbessern und sich optimal auf eine mögliche Nachuntersuchung vorzubereiten.
* **Sammeln Sie Beweise:** Wenn Sie im Gespräch bestimmte Aussagen getroffen haben, die Sie mit Dokumenten belegen können (z.B. Teilnahme an Selbsthilfegruppen, Abstinenznachweise), sammeln Sie diese Beweise und reichen Sie sie gegebenenfalls nach. Sprechen Sie dies aber vorher mit dem MPU-Institut ab.
* **Bereiten Sie sich auf eine Nachfrage vor:** Es kann sein, dass der Gutachter noch Fragen hat oder weitere Informationen benötigt. Seien Sie darauf vorbereitet, diese Fragen ehrlich und umfassend zu beantworten.
Die Bedeutung einer guten Vorbereitung
Die beste Strategie, um Unsicherheiten nach der MPU zu vermeiden, ist eine gründliche Vorbereitung. Eine gute Vorbereitung beinhaltet:
* **Auseinandersetzung mit Ihrem Delikt:** Analysieren Sie Ihr Fehlverhalten und die Ursachen dafür. Warum ist es zu dem Vorfall gekommen? Was waren Ihre Motive?
* **Entwicklung von Vermeidungsstrategien:** Wie werden Sie zukünftig verhindern, dass Sie in ähnliche Situationen geraten? Welche Strategien haben Sie entwickelt, um Versuchungen zu widerstehen?
* **Verhaltensänderung:** Haben Sie Ihr Verhalten tatsächlich geändert? Wie zeigt sich diese Veränderung in Ihrem Alltag?
* **Glaubwürdigkeit:** Seien Sie ehrlich und authentisch. Versuchen Sie nicht, dem Gutachter etwas vorzuspielen. Er hat viel Erfahrung und wird merken, wenn Sie nicht aufrichtig sind.
* **Professionelle Beratung:** Eine professionelle Beratung durch einen Verkehrspsychologen kann Ihnen helfen, Ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und sich optimal auf das Gespräch mit dem Gutachter vorzubereiten.
Was passiert, wenn das Gutachten negativ ausfällt?
Auch wenn die Aussage des Gutachters „Es sieht positiv aus, aber…” Hoffnung macht, kann es natürlich sein, dass das Gutachten letztendlich negativ ausfällt. In diesem Fall haben Sie folgende Möglichkeiten:
* **Akzeptieren des Ergebnisses:** Sie können das Ergebnis akzeptieren und sich überlegen, ob Sie eine erneute MPU zu einem späteren Zeitpunkt in Erwägung ziehen.
* **Einspruch einlegen:** Sie können Einspruch gegen das Gutachten einlegen. Dies ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn Sie stichhaltige Gründe für Ihre Zweifel an der Richtigkeit des Gutachtens haben.
* **Zweite Meinung einholen:** Sie können eine zweite Meinung bei einem anderen MPU-Institut einholen. Dies kann Ihnen helfen, Ihre Chancen bei einer erneuten MPU besser einzuschätzen.
**Fazit:** Die Aussage „Es sieht positiv aus, aber…” nach der MPU ist kein Freifahrtschein, aber auch kein Todesurteil. Sie ist ein Signal, dass noch Unsicherheiten bestehen und dass das Gutachten noch nicht fertiggestellt ist. Bewahren Sie Geduld, reflektieren Sie das Gespräch, und suchen Sie gegebenenfalls professionelle Hilfe. Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg bei der MPU.