Sie kennen das vielleicht: Sie fahren entspannt auf einer Landstraße, achten auf den Verkehr und plötzlich – ein roter Blitz! Panik steigt auf, die Hände werden feucht. War ich zu schnell? Und vor allem: War das überhaupt erlaubt, wie das Blitzgerät da versteckt war?
Die Frage, ob und wie Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden dürfen, ist ein Dauerbrenner. Einerseits sollen sie die Verkehrssicherheit erhöhen und vor Rasern schützen. Andererseits entsteht oft der Eindruck, dass es den Behörden primär um Einnahmen geht. Besonders dann, wenn die Messgeräte vermeintlich „hinterlistig” platziert sind.
Was sagt das Gesetz zum Thema Geschwindigkeitsmessung?
Grundsätzlich sind Geschwindigkeitsmessungen in Deutschland erlaubt. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt den Rahmen vor, und die einzelnen Bundesländer haben ihre eigenen Richtlinien und Erlasse, die die Details regeln. Es gibt jedoch keine explizite gesetzliche Regelung, die das Verstecken von Blitzgeräten verbietet. Das bedeutet aber nicht, dass alles erlaubt ist!
Die Rechtsprechung hat im Laufe der Zeit einige Grundsätze entwickelt, die bei der Durchführung von Geschwindigkeitsmessungen beachtet werden müssen:
- Messungen müssen transparent sein: Auch wenn das Messgerät nicht offensichtlich platziert sein muss, sollte die Messung als solche erkennbar sein. Das bedeutet, dass beispielsweise Hinweisschilder auf Geschwindigkeitskontrollen in der Nähe des Messbereichs angebracht sein können (müssen aber nicht).
- Messungen müssen korrekt durchgeführt werden: Das Personal, das die Messgeräte bedient, muss entsprechend geschult sein. Die Geräte selbst müssen geeicht sein und regelmäßig gewartet werden. Fehlerhafte Messungen sind ungültig.
- Messungen dürfen nicht unverhältnismäßig sein: Die Wahl des Standorts für die Geschwindigkeitsmessung muss nachvollziehbar sein und einen Bezug zur Verkehrssicherheit haben. Sinnlose „Abzockfallen” sind nicht erlaubt.
Wo dürfen Blitzgeräte aufgestellt werden?
Die Wahl des Standorts für ein Blitzgerät ist entscheidend. Beliebte, aber auch umstrittene Orte sind:
- Innerorts: In Wohngebieten, vor Schulen und Kindergärten, an Gefahrenstellen wie unübersichtlichen Kreuzungen oder Bushaltestellen.
- Außerorts: An Landstraßen mit hoher Unfallrate, vor Ortseingängen, in Baustellenbereichen.
- Autobahnen: An Abschnitten mit Geschwindigkeitsbegrenzungen, in Tunneln, an Baustellen.
Kritisch wird es, wenn Blitzgeräte an Stellen platziert werden, die keinen erkennbaren Bezug zur Verkehrssicherheit haben. Beispielsweise, wenn sie kurz nach einem Ortsschild in einem unübersichtlichen Bereich aufgestellt werden, wo Autofahrer noch nicht wieder beschleunigt haben. Solche Fälle können den Verdacht der Abzocke nähren.
Was ist mit „Verstecken” gemeint?
Der Begriff „Verstecken” ist natürlich subjektiv. Ein Blitzgerät, das hinter einem Baum oder einer Werbetafel platziert ist, mag dem einen als versteckt erscheinen, dem anderen aber nicht. Entscheidend ist, ob die Messung als solche erkennbar ist. Ein Blitzgerät, das komplett unsichtbar gemacht wird, beispielsweise in einem Müllcontainer oder hinter einem Buswartehäuschen, dürfte in den meisten Fällen als unzulässig gelten.
Allerdings ist es auch erlaubt, mobile Blitzer in zivilen Fahrzeugen zu installieren oder sie unauffällig am Straßenrand zu positionieren. Das dient dazu, das Verhalten der Autofahrer im „Normalzustand” zu erfassen und nicht nur dann, wenn sie ein Blitzgerät erwarten.
Was tun, wenn man geblitzt wurde und Zweifel an der Rechtmäßigkeit hat?
Wenn Sie geblitzt wurden und Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Messung haben, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Ruhe bewahren: Nehmen Sie den Bußgeldbescheid entgegen und zahlen Sie nicht sofort.
- Akteneinsicht beantragen: Fordern Sie bei der Behörde Akteneinsicht an. Sie haben das Recht, die Messprotokolle und Eichscheine des Messgeräts einzusehen.
- Prüfen Sie die Messung: Überprüfen Sie die Messprotokolle auf Fehler. War das Messgerät korrekt aufgestellt? Ist das Personal ausreichend geschult? War die Eichung gültig?
- Einspruch einlegen: Wenn Sie Fehler finden oder Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Messung haben, legen Sie innerhalb der Frist (in der Regel zwei Wochen nach Erhalt des Bußgeldbescheids) Einspruch ein.
- Anwalt konsultieren: Bei komplexen Fällen oder wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie einen Anwalt für Verkehrsrecht konsultieren.
Argumente für und gegen „versteckte” Blitzgeräte
Die Debatte um „versteckte” Blitzgeräte ist komplex und polarisierend. Hier sind einige Argumente für und gegen diese Praxis:
Argumente für:
- Erhöhung der Verkehrssicherheit: „Versteckte” Blitzgeräte können dazu beitragen, dass Autofahrer auch dann die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten, wenn sie keine Kontrollen erwarten.
- Abschreckung: Die Angst, geblitzt zu werden, kann Raser dazu bringen, langsamer zu fahren.
- Erfassung des tatsächlichen Fahrverhaltens: Durch unauffällige Messungen kann das tatsächliche Fahrverhalten der Autofahrer besser erfasst werden.
Argumente gegen:
- Verdacht der Abzocke: Wenn Blitzgeräte an Stellen platziert werden, die keinen erkennbaren Bezug zur Verkehrssicherheit haben, entsteht der Verdacht, dass es den Behörden primär um Einnahmen geht.
- Vertrauensverlust: Das „Verstecken” von Blitzgeräten kann das Vertrauen der Bürger in die Behörden untergraben.
- Ablenkung: Die plötzliche Panik, geblitzt worden zu sein, kann Autofahrer ablenken und zu gefährlichen Fahrmanövern führen.
Fazit: Ein Balanceakt zwischen Verkehrssicherheit und Bürgernähe
Die Frage, ob das Verstecken von Blitzgeräten erlaubt ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Wichtig ist, dass die Messungen transparent, korrekt und verhältnismäßig sind. Die Behörden müssen ein Gleichgewicht finden zwischen der Notwendigkeit, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, und dem Bedürfnis der Bürger nach Transparenz und Fairness. Eine offene Kommunikation und der Verzicht auf reine „Abzockfallen” sind dabei entscheidend, um das Vertrauen in die Behörden zu erhalten und Akzeptanz für Geschwindigkeitskontrollen zu schaffen. Letztendlich ist die beste Prävention immer noch, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und aufmerksam am Straßenverkehr teilzunehmen.