Stellen Sie sich vor: Nach 18 langen Jahren ohne Führerschein haben Sie ihn endlich wieder in den Händen. Sie haben die Prüfungen bestanden, die Auflagen erfüllt und können endlich wieder die Freiheit genießen, selbst mobil zu sein. Doch dann passiert es: Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, ein Blick auf das Navi zu viel – und plötzlich blitzt es rot. Geblitzt! Was nun? Droht jetzt erneut der Verlust des Führerscheins und schlimmer noch, die gefürchtete MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung)?
Die lange Reise zurück ans Steuer: Ein steiniger Weg
Oftmals ist der Weg zur Wiedererteilung des Führerscheins nach einer längeren Entzugszeit mit Hürden gepflastert. Ursachen für den Entzug können vielfältig sein: Alkohol- oder Drogenmissbrauch, ein zu hohes Punktekonto in Flensburg oder andere schwerwiegende Verkehrsverstöße. Die Neuerteilung ist in solchen Fällen in der Regel an bestimmte Auflagen geknüpft, wie beispielsweise den Nachweis der Fahreignung durch eine MPU, Abstinenznachweise oder die Teilnahme an verkehrspsychologischen Beratungsgesprächen.
Nach bestandener MPU, erfüllten Auflagen und bestandener Fahrprüfung ist die Erleichterung riesig. Endlich wieder selbstbestimmt unterwegs sein! Doch die Freude kann schnell getrübt werden, wenn man in eine Geschwindigkeitskontrolle gerät und geblitzt wird.
Geblitzt nach Neuerteilung: Was sind die Konsequenzen?
Die Konsequenzen für einen Geschwindigkeitsverstoß nach der Neuerteilung des Führerscheins hängen von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist vor allem:
- Die Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung: Je höher die Überschreitung, desto gravierender die Folgen.
- Die bisherige „Vorbelastung”: Auch wenn der Führerschein neu erteilt wurde, wird die Führerscheinakte nicht komplett gelöscht. Frühere Verfehlungen können, wenn auch abgeschwächt, eine Rolle spielen.
- Die Umstände des Verstoßes: War es ein einmaliger Ausrutscher oder ein grob fahrlässiges Verhalten?
Generell gilt: Bei geringfügigen Geschwindigkeitsüberschreitungen (bis ca. 20 km/h außerorts) drohen in der Regel lediglich ein Bußgeld und eventuell ein Punkt in Flensburg. Diese sind zwar ärgerlich, führen aber in der Regel nicht direkt zu einer erneuten MPU oder dem Verlust des Führerscheins. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass sich Punkte in Flensburg summieren können.
Wann droht die MPU nach einem Geschwindigkeitsverstoß?
Die Situation wird kritischer, wenn die Geschwindigkeitsüberschreitung deutlich höher ausfällt oder weitere Verstöße hinzukommen. Eine MPU kann drohen, wenn:
- Ein Fahrverbot verhängt wird: Ein Fahrverbot wird in der Regel bei schwerwiegenden Geschwindigkeitsüberschreitungen (z.B. innerorts über 31 km/h) oder bei wiederholten Verstößen innerhalb eines Jahres ausgesprochen.
- Das Punktekonto in Flensburg ansteigt: Erreicht man acht Punkte in Flensburg, wird der Führerschein entzogen. Auch wenn das Punktekonto noch nicht ausgeschöpft ist, kann die Fahrerlaubnisbehörde bei wiederholten Verstößen Zweifel an der Fahreignung äußern und eine MPU anordnen.
- Die Geschwindigkeitsüberschreitung in Zusammenhang mit früheren Verfehlungen steht: Wenn beispielsweise die Führerscheinneuerteilung aufgrund von Alkohol am Steuer erfolgte und nun ein schwerwiegender Geschwindigkeitsverstoß hinzukommt, könnte die Behörde den Verdacht hegen, dass der Betroffene sein Verhalten nicht nachhaltig geändert hat.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung, ob eine MPU angeordnet wird, immer eine Einzelfallentscheidung der Fahrerlaubnisbehörde ist. Die Behörde berücksichtigt dabei die individuellen Umstände des Falles und bewertet die Gesamtsituation.
Was tun, wenn die MPU droht?
Sollte Ihnen nach einem Geschwindigkeitsverstoß eine MPU drohen, ist es ratsam, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Ein erfahrener Verkehrspsychologe oder ein Anwalt für Verkehrsrecht kann Sie beraten und Ihnen helfen, sich optimal auf die MPU vorzubereiten.
Die Vorbereitung auf die MPU ist entscheidend für den Erfolg. Es geht darum, die Ursachen für das Fehlverhalten zu erkennen, sich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, um zukünftige Verstöße zu vermeiden. Eine gute Vorbereitung kann die Chancen, die MPU zu bestehen, deutlich erhöhen.
Folgende Schritte können hilfreich sein:
- Akteneinsicht beantragen: Fordern Sie bei der Fahrerlaubnisbehörde Akteneinsicht an, um sich einen Überblick über die vorhandenen Informationen und Bewertungen zu verschaffen.
- Beratungsgespräche bei einem Verkehrspsychologen: Ein Verkehrspsychologe kann Ihnen helfen, Ihr Verhalten zu analysieren und sich auf die psychologischen Tests und Gespräche im Rahmen der MPU vorzubereiten.
- Teilnahme an einem Vorbereitungskurs: Es gibt spezielle Vorbereitungskurse für die MPU, in denen Sie alles Wichtige über den Ablauf, die Inhalte und die Bewertungskriterien erfahren.
- Anwaltliche Beratung: Ein Anwalt für Verkehrsrecht kann Ihre Rechte und Pflichten prüfen und Sie bei der Kommunikation mit der Fahrerlaubnisbehörde unterstützen.
Prävention ist besser als Nachsorge
Der beste Weg, um eine erneute MPU nach der Neuerteilung des Führerscheins zu vermeiden, ist, sich strikt an die Verkehrsregeln zu halten. Seien Sie sich bewusst, dass Sie besonders unter Beobachtung stehen und dass jeder Verstoß Konsequenzen haben kann. Fahren Sie defensiv, vorausschauend und vermeiden Sie unnötige Risiken. Denken Sie daran, dass die Freiheit, selbst mobil zu sein, ein Privileg ist, das es zu schützen gilt.
Fazit: Ein Geschwindigkeitsverstoß nach der Neuerteilung des Führerscheins ist zwar ärgerlich, muss aber nicht zwangsläufig zu einer erneuten MPU führen. Die Entscheidung hängt von der Schwere des Verstoßes, der individuellen Situation und der Bewertung durch die Fahrerlaubnisbehörde ab. Im Zweifelsfall ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen, um die Situation richtig einzuschätzen und die bestmöglichen Schritte einzuleiten. Und vor allem: Vermeiden Sie zukünftig Verstöße, um Ihre Fahrerlaubnis nicht erneut zu gefährden.