Wer kennt das nicht? Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, ein bisschen zu viel Gas gegeben und schon ist es passiert: Die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn wurde überschritten. Oftmals denkt man sich dann, dass es schon nicht so schlimm sein wird. Aber Vorsicht! Geschwindigkeitsüberschreitungen sind in Deutschland kein Kavaliersdelikt und können empfindliche Folgen haben. Dieser Artikel beleuchtet detailliert, welche Konsequenzen Ihnen drohen, wenn Sie auf der Autobahn zu schnell unterwegs sind, und gibt Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie sich verhalten sollten.
Die rechtliche Grundlage: Was sagt die Straßenverkehrsordnung (StVO)?
Die Straßenverkehrsordnung (StVO) regelt in Deutschland alle Aspekte des Straßenverkehrs, einschließlich der Geschwindigkeitsbegrenzungen. Grundsätzlich gilt gemäß § 3 StVO, dass Fahrzeugführer ihr Fahrzeug nur so schnell fahren dürfen, dass sie es ständig beherrschen. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten angepasst sein muss. Auf der Autobahn gibt es jedoch einige Besonderheiten.
§ 3 Abs. 3 StVO legt fest, dass auf Autobahnen (und anderen Straßen mit Fahrbahnen für eine Richtung, die durch Mittelstreifen oder sonstige bauliche Einrichtungen getrennt sind) eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h gilt, sofern keine andere Geschwindigkeitsbegrenzung angeordnet ist. Diese Richtgeschwindigkeit ist keine verbindliche Höchstgeschwindigkeit. Sie dient lediglich als Empfehlung. Das bedeutet, dass Sie grundsätzlich schneller als 130 km/h fahren dürfen, solange keine Schilder eine geringere Geschwindigkeit vorschreiben. Allerdings tragen Sie in diesem Fall eine erhöhte Verantwortung für die Sicherheit Ihres Fahrverhaltens.
Die Folgen einer Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn
Die Folgen einer Geschwindigkeitsüberschreitung hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung und ob diese innerhalb oder außerhalb geschlossener Ortschaften begangen wurde. Da wir uns hier auf die Autobahn konzentrieren, betrachten wir die Bußgelder und Strafen, die außerhalb geschlossener Ortschaften gelten:
Bußgelder
Die Höhe der Bußgelder ist im bundeseinheitlichen Bußgeldkatalog festgelegt. Hier eine Übersicht über die Bußgelder bei Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Autobahn (Stand: [Aktuelles Datum]; Änderungen sind möglich, daher immer aktuelle Informationen prüfen!):
- Bis 10 km/h zu schnell: 20 Euro
- 11 bis 15 km/h zu schnell: 40 Euro
- 16 bis 20 km/h zu schnell: 60 Euro
- 21 bis 25 km/h zu schnell: 100 Euro + 1 Punkt in Flensburg
- 26 bis 30 km/h zu schnell: 150 Euro + 1 Punkt in Flensburg
- 31 bis 40 km/h zu schnell: 200 Euro + 1 Punkt in Flensburg
- 41 bis 50 km/h zu schnell: 320 Euro + 2 Punkte in Flensburg + 1 Monat Fahrverbot
- 51 bis 60 km/h zu schnell: 480 Euro + 2 Punkte in Flensburg + 1 Monat Fahrverbot
- 61 bis 70 km/h zu schnell: 600 Euro + 2 Punkte in Flensburg + 2 Monate Fahrverbot
- Über 70 km/h zu schnell: 700 Euro + 2 Punkte in Flensburg + 3 Monate Fahrverbot
Wichtig: Die angegebenen Beträge sind Regelsätze. Bei besonderen Umständen, wie z.B. Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer oder Vorsatz, können die Bußgelder erhöht werden.
Punkte in Flensburg
Das Punktesystem in Flensburg soll Verkehrssünder erziehen und bei wiederholten Verstößen den Führerschein entziehen. Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen werden ab einer bestimmten Höhe Punkte vergeben. Wie die Tabelle oben zeigt, gibt es Punkte ab einer Überschreitung von 21 km/h.
Wer 8 Punkte erreicht hat, dem wird der Führerschein entzogen. Dieser kann dann erst nach einer Sperrfrist und einer positiven medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) wiedererlangt werden.
Fahrverbot
Ein Fahrverbot bedeutet, dass Sie für einen bestimmten Zeitraum (in der Regel 1 bis 3 Monate) kein Kraftfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr führen dürfen. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn droht ein Fahrverbot ab einer Überschreitung von 41 km/h. Das Fahrverbot wird im Führerschein vermerkt.
Wichtig: Bei einem erstmaligen Verstoß kann das Fahrverbot in einigen Fällen gegen eine höhere Geldbuße umgangen werden. Dies ist jedoch von der individuellen Situation und der Entscheidung der Behörde abhängig.
Weitere Konsequenzen
Neben den direkten Bußgeldern, Punkten und Fahrverboten können Geschwindigkeitsüberschreitungen auch indirekte Folgen haben:
- Erhöhte Versicherungsbeiträge: Versicherungsunternehmen können bei häufigen oder schwerwiegenden Verkehrsverstößen die Versicherungsbeiträge erhöhen.
- Berufliche Konsequenzen: Insbesondere für Berufskraftfahrer kann ein Fahrverbot den Arbeitsplatz gefährden.
- Rechtliche Konsequenzen: Bei besonders rücksichtslosem Verhalten, das zu einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer führt, kann es zu strafrechtlichen Ermittlungen wegen Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c StGB) kommen. In diesem Fall drohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen.
Was tun, wenn man geblitzt wurde?
Wenn Sie auf der Autobahn geblitzt wurden, erhalten Sie in der Regel innerhalb von zwei Wochen einen Anhörungsbogen von der Bußgeldstelle. Dieser Anhörungsbogen dient dazu, Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu dem Vorwurf zu äußern. Sie sind jedoch nicht verpflichtet, Angaben zur Sache zu machen. Sie müssen lediglich Ihre Personalien bestätigen.
Folgende Schritte sollten Sie beachten:
- Ruhe bewahren: Lassen Sie sich nicht von Panik leiten.
- Anhörungsbogen sorgfältig prüfen: Überprüfen Sie die Angaben auf dem Anhörungsbogen auf Richtigkeit (z.B. Kennzeichen, Ort, Datum, Uhrzeit).
- Rechtliche Beratung einholen: Wenn Sie unsicher sind, ob der Vorwurf berechtigt ist oder welche Konsequenzen Ihnen drohen, sollten Sie sich von einem Anwalt für Verkehrsrecht beraten lassen.
- Äußerung zum Vorwurf: Sie haben das Recht, sich zu dem Vorwurf zu äußern. Ob Sie davon Gebrauch machen, sollten Sie sorgfältig abwägen. Eine unbedachte Äußerung kann sich negativ auswirken. Im Zweifelsfall ist es ratsam, keine Angaben zur Sache zu machen.
- Einspruch einlegen: Wenn Sie der Meinung sind, dass der Vorwurf unberechtigt ist (z.B. weil das Messgerät falsch geeicht war oder ein Bedienungsfehler vorliegt), können Sie innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bußgeldbescheids Einspruch einlegen.
Wie kann man Geschwindigkeitsüberschreitungen vermeiden?
Die beste Methode, um Folgen von Geschwindigkeitsüberschreitungen zu vermeiden, ist natürlich, sich an die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Hier einige Tipps, die Ihnen dabei helfen können:
- Aufmerksam fahren: Achten Sie auf die Verkehrsschilder und die angezeigten Geschwindigkeitsbegrenzungen.
- Tempomat nutzen: Der Tempomat kann Ihnen helfen, eine konstante Geschwindigkeit zu halten und unbeabsichtigte Geschwindigkeitsüberschreitungen zu vermeiden.
- Abstand halten: Ein ausreichender Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gibt Ihnen mehr Zeit, um auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren und Ihre Geschwindigkeit anzupassen.
- Stress vermeiden: Fahren Sie entspannt und planen Sie ausreichend Zeit für Ihre Fahrt ein. Hektik und Zeitdruck können zu riskantem Fahrverhalten führen.
- Regelmäßige Pausen: Lange Fahrten können die Konzentration beeinträchtigen. Legen Sie regelmäßig Pausen ein, um sich zu erfrischen und Ihre Aufmerksamkeit wiederzuerlangen.
Fazit
Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Autobahn sind kein harmloses Vergehen und können erhebliche Folgen haben. Neben Bußgeldern, Punkten in Flensburg und Fahrverboten können auch indirekte Konsequenzen wie erhöhte Versicherungsbeiträge oder berufliche Nachteile drohen. Es ist daher ratsam, sich stets an die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und vorausschauend zu fahren. Wenn Sie geblitzt wurden, sollten Sie Ruhe bewahren, den Anhörungsbogen sorgfältig prüfen und im Zweifelsfall rechtliche Beratung in Anspruch nehmen.