Die Frage, ob man mit dem Rollerschein, genauer gesagt der Führerscheinklasse AM, tatsächlich einen Traktor oder Trecker fahren darf, sorgt immer wieder für Verwirrung. Die Antwort ist überraschend komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Bauart, der Höchstgeschwindigkeit und dem Einsatz des Fahrzeugs. Dieser Artikel beleuchtet die rechtliche Situation umfassend und gibt Ihnen einen klaren Überblick.
Was ist der Führerschein AM?
Bevor wir uns der Frage nach dem Treckerfahren widmen, ist es wichtig zu verstehen, was der Führerschein AM überhaupt beinhaltet. Die Führerscheinklasse AM berechtigt zum Führen von:
- Zweirädrigen Kleinkrafträdern (Roller, Mopeds) mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 45 km/h und einer Motorleistung von nicht mehr als 4 kW (Verbrennungsmotoren) oder einer Nenndauerleistung von nicht mehr als 4 kW (Elektromotoren).
- Dreirädrigen Kleinkrafträdern mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 45 km/h und einer Motorleistung von nicht mehr als 4 kW (Verbrennungsmotoren) oder einer Nenndauerleistung von nicht mehr als 4 kW (Elektromotoren).
- Leichten vierrädrigen Kraftfahrzeugen (Quads, Microcars) mit einer Leermasse von nicht mehr als 350 kg (ohne Batterie bei Elektrofahrzeugen), einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 45 km/h und einer Motorleistung von nicht mehr als 4 kW (Verbrennungsmotoren) oder einer Nenndauerleistung von nicht mehr als 4 kW (Elektromotoren).
Das Mindestalter für den Erwerb des Führerscheins AM beträgt in Deutschland in der Regel 16 Jahre. In einigen Bundesländern kann er jedoch bereits mit 15 Jahren erworben werden.
Die Krux mit den Traktoren: Welche sind erlaubt?
Die eigentliche Frage ist nun, ob unter diese Definition auch land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschinen, also Traktoren, fallen. Und hier kommt die Überraschung: Ja, unter bestimmten Voraussetzungen ist das Fahren von Traktoren mit dem AM-Führerschein erlaubt!
Entscheidend ist hier § 6 Abs. 1 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). Dieser Paragraph regelt die Voraussetzungen für das Führen von land- und forstwirtschaftlichen Zugmaschinen mit der Klasse AM:
- Bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit: Der Traktor darf eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h haben.
- Einsatzbereich: Der Traktor muss für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden. Das bedeutet, dass er für Arbeiten in der Landwirtschaft, im Gartenbau, in der Forstwirtschaft oder ähnlichen Bereichen verwendet werden muss. Private Nutzung, beispielsweise für den Transport von Baumaterialien für das eigene Haus, ist nicht erlaubt.
- Anhänger: Mit dem AM-Führerschein dürfen an den Traktor Anhänger mitgeführt werden, sofern die zulässige Gesamtmasse des Anhängers die zulässige Gesamtmasse des Zugfahrzeugs nicht übersteigt und die Kombination aus Zugfahrzeug und Anhänger nicht schneller als 25 km/h fahren kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer einen AM-Führerschein besitzt, darf Traktoren bis 25 km/h fahren, die für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden.
Welche Führerscheinklassen sind für schnellere Traktoren erforderlich?
Für Traktoren, die schneller als 25 km/h fahren können, ist der AM-Führerschein nicht ausreichend. Hier kommen andere Führerscheinklassen ins Spiel:
- Führerscheinklasse L: Diese Klasse berechtigt zum Führen von land- oder forstwirtschaftlichen Zugmaschinen mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 40 km/h. Zudem dürfen selbstfahrende Arbeitsmaschinen und Stapler mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h gefahren werden. Das Mindestalter für den Erwerb der Klasse L beträgt 16 Jahre.
- Führerscheinklasse T: Die Klasse T ist die „Königsklasse” für Traktoren. Sie berechtigt zum Führen von land- oder forstwirtschaftlichen Zugmaschinen mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von bis zu 60 km/h. Das Mindestalter für den Erwerb der Klasse T beträgt in der Regel 16 Jahre (begleitetes Fahren) oder 18 Jahre (ohne Begleitung).
Es ist wichtig zu beachten, dass für das Führen von Traktoren mit Anhängern auch die zulässige Gesamtmasse der Kombination aus Zugfahrzeug und Anhänger eine Rolle spielt. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche Anhängerführerscheinklasse (z.B. BE oder T) erforderlich.
Die Bedeutung der land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung
Ein entscheidender Punkt ist, dass die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung des Traktors zwingend erforderlich ist, um ihn mit dem AM-Führerschein fahren zu dürfen. Was bedeutet das konkret?
Die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung umfasst alle Tätigkeiten, die im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, dem Anbau von Feldfrüchten, der Viehzucht, der Forstwirtschaft, dem Gartenbau oder ähnlichen Bereichen stehen. Beispiele hierfür sind:
- Pflügen von Feldern
- Aussaat von Saatgut
- Ernte von Feldfrüchten
- Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen
- Pflege von Weiden und Grünflächen
- Forstarbeiten (z.B. Fällen von Bäumen, Transport von Holz)
Nicht zur land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung zählen beispielsweise:
- Private Transporte (z.B. Transport von Baumaterialien für den Hausbau)
- Fahrten zu privaten Zwecken (z.B. Ausflugsfahrten)
- Kommerzielle Transporte, die nicht im Zusammenhang mit der Land- oder Forstwirtschaft stehen
Bei Verstößen gegen die Vorschriften drohen Bußgelder und im schlimmsten Fall der Entzug der Fahrerlaubnis.
Fazit: Die überraschende Antwort
Die Antwort auf die Frage, ob man mit dem Rollerschein einen Trecker fahren darf, ist also ein klares „Jein”. Mit dem AM-Führerschein dürfen Sie Traktoren fahren, die nicht schneller als 25 km/h sind und für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden. Für schnellere Traktoren benötigen Sie die Führerscheinklassen L oder T.
Es ist ratsam, sich vor dem Fahren eines Traktors genau über die geltenden Vorschriften zu informieren und im Zweifelsfall eine Fahrschule oder eine andere компетентна Stelle zu konsultieren. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen und stellen sicher, dass Sie rechtlich auf der sicheren Seite sind.
Wichtiger Hinweis
Die hier dargestellten Informationen dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine Rechtsberatung. Im Zweifelsfall sollten Sie sich immer an einen Rechtsanwalt oder eine andere kompetente Stelle wenden.