Der Kauf eines Autos ist eine große Entscheidung, oft eine der größten finanziellen Investitionen im Leben. Man verbringt Stunden mit Recherche, vergleicht Modelle, liest Testberichte und durchforstet Angebote. Endlich hat man sein Traumauto gefunden! Doch bevor man den Vertrag unterschreibt, steht die Probefahrt an. Hier lauert eine gefährliche Falle, die viele Käufer übersehen: Die Probefahrt vom Beifahrersitz aus.
Klingt erstmal harmlos, oder? Der Verkäufer fährt, erklärt die Features, während man bequem daneben sitzt und zuhört. Aber glauben Sie mir, das ist der schlechteste Weg, ein Auto kennenzulernen. Dieser Artikel erklärt, warum eine Probefahrt als Beifahrer reine Zeitverschwendung ist und wie Sie sicherstellen, dass Sie die richtige Entscheidung treffen.
Warum die Beifahrer-Probefahrt eine Katastrophe ist
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum eine Probefahrt vom Beifahrersitz aus absolut inakzeptabel ist. Hier die wichtigsten:
- Kein Gefühl für das Fahrverhalten: Der offensichtlichste Grund. Man kann ein Auto nicht wirklich beurteilen, ohne selbst am Steuer zu sitzen. Wie fühlt sich die Lenkung an? Wie reagiert das Auto auf Gas und Bremse? Wie ist die Sicht? All das bleibt verborgen, wenn man nur zuschaut.
- Keine Beurteilung der Ergonomie: Sitzt man bequem? Sind die Bedienelemente leicht erreichbar? Passt die Sitzposition? Diese Fragen lassen sich nur beantworten, wenn man selbst fährt und die Einstellungen vornimmt. Der Beifahrersitz ist dafür keine Referenz.
- Ablenkung durch den Verkäufer: Der Verkäufer ist natürlich darauf aus, das Auto im bestmöglichen Licht darzustellen. Er wird permanent reden, die Vorzüge hervorheben und mögliche Schwächen übertünchen. Das lenkt ab und verhindert, dass man sich wirklich auf das Auto konzentriert.
- Kontrollverlust: Man ist passiv und kann die Fahrsituation nicht selbst beeinflussen. Man kann zwar Anregungen geben, aber die tatsächliche Erfahrung bleibt dem Fahrer (dem Verkäufer) vorbehalten. Das ist besonders problematisch, wenn der Verkäufer einen sehr „verkaufsfreudigen” Fahrstil hat, der die wahren Eigenschaften des Autos verschleiert.
- Verzerrte Wahrnehmung der Geräusche: Als Beifahrer nimmt man die Geräusche anders wahr als am Steuer. Motorengeräusche, Windgeräusche, Fahrwerksgeräusche – all das klingt aus der Perspektive des Beifahrers oft anders.
- Keine Einschätzung des Komforts für andere Mitfahrer: Während Sie sich auf den Vordersitzen umsehen, können Sie nicht beurteilen, wie komfortabel das Auto für Mitfahrer auf der Rückbank ist. Auch das sollte in die Kaufentscheidung einfließen, besonders wenn Sie oft Mitfahrer haben.
Die richtige Probefahrt: So geht’s richtig
Wie also stellt man sicher, dass die Probefahrt wirklich aussagekräftig ist? Hier sind einige Tipps:
- Bestehen Sie darauf, selbst zu fahren: Das ist der wichtigste Punkt. Machen Sie dem Verkäufer von Anfang an klar, dass Sie das Auto selbst fahren möchten. Wenn er sich weigert, ist das ein Warnsignal. Vielleicht hat das Auto versteckte Mängel, die er vertuschen will.
- Planen Sie die Route: Wählen Sie eine Route, die typische Fahrsituationen abbildet. Fahren Sie in der Stadt, auf der Landstraße und auf der Autobahn. Testen Sie das Auto in verschiedenen Geschwindigkeitsbereichen und unter verschiedenen Bedingungen.
- Fahren Sie Ihren normalen Arbeitsweg: Wenn möglich, fahren Sie die Strecke, die Sie normalerweise zur Arbeit fahren. So können Sie am besten beurteilen, ob das Auto für Ihren Alltag geeignet ist.
- Konzentrieren Sie sich auf das Fahrgefühl: Achten Sie auf die Lenkung, die Bremsen, die Beschleunigung, das Fahrwerk und die Geräusche. Fühlt sich das Auto stabil und sicher an? Ist es komfortabel? Gibt es ungewöhnliche Vibrationen oder Geräusche?
- Testen Sie alle Funktionen: Probieren Sie alle Bedienelemente aus: Radio, Klimaanlage, Navigation, Fensterheber, Spiegelverstellung, etc. Funktionieren alle einwandfrei? Sind sie leicht zu bedienen?
- Nehmen Sie sich Zeit: Eine kurze Runde um den Block reicht nicht aus. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um das Auto wirklich kennenzulernen. Eine Stunde sollte das Minimum sein.
- Fragen Sie nach einer längeren Probefahrt (über Nacht oder Wochenende): Viele Händler bieten mittlerweile an, das Auto über Nacht oder sogar übers Wochenende zu testen. Das ist die beste Möglichkeit, um das Auto im Alltag zu erleben.
- Seien Sie kritisch: Lassen Sie sich nicht vom Verkäufer blenden. Seien Sie kritisch und achten Sie auf Details. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie die richtige Entscheidung treffen.
- Machen Sie Notizen: Schreiben Sie Ihre Eindrücke auf. So können Sie sich später besser erinnern und die verschiedenen Modelle besser vergleichen.
- Nehmen Sie jemanden mit: Eine zweite Meinung kann sehr hilfreich sein. Nehmen Sie einen Freund oder Familienangehörigen mit, der Ahnung von Autos hat oder dem Sie einfach vertrauen.
- Informieren Sie sich gründlich über das Auto: Lesen Sie Testberichte, vergleichen Sie Preise und Ausstattung. Je besser Sie informiert sind, desto besser können Sie das Auto während der Probefahrt beurteilen.
- Achten Sie auf den Kilometerstand und Zustand des Autos: Stellen Sie sicher, dass der Kilometerstand mit den Angaben des Verkäufers übereinstimmt und dass das Auto in gutem Zustand ist. Untersuchen Sie das Auto gründlich auf Schäden oder Mängel.
Warnzeichen: Wenn der Verkäufer sich weigert, Sie ans Steuer zu lassen
Sollte der Verkäufer sich vehement weigern, Sie selbst fahren zu lassen, sollten Sie hellhörig werden. Das könnte ein Hinweis auf folgende Probleme sein:
- Versteckte Mängel: Der Verkäufer weiß vielleicht, dass das Auto Probleme hat, die er nicht offenlegen möchte.
- Manipulation des Kilometerstands: Der Kilometerstand könnte manipuliert worden sein.
- Unfallwagen: Das Auto könnte ein Unfallwagen sein, der schlecht repariert wurde.
- Illegale Umbauten: Das Auto könnte illegale Umbauten haben, die nicht zulässig sind.
- Der Verkäufer ist einfach unseriös: Ein seriöser Verkäufer hat kein Problem damit, Sie das Auto fahren zu lassen.
In all diesen Fällen sollten Sie von einem Kauf Abstand nehmen. Es gibt genügend andere Autos auf dem Markt, bei denen Sie eine ehrliche und transparente Probefahrt machen können.
Fazit: Die Probefahrt vom Fahrersitz ist Pflicht
Die Probefahrt ist ein entscheidender Schritt beim Autokauf. Nur wenn Sie selbst am Steuer sitzen, können Sie das Auto wirklich kennenlernen und beurteilen, ob es Ihren Bedürfnissen entspricht. Eine Probefahrt vom Beifahrersitz aus ist reine Zeitverschwendung und kann zu einer teuren Fehlentscheidung führen. Bestehen Sie auf einer Probefahrt vom Fahrersitz aus und nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um das Auto gründlich zu testen. So stellen Sie sicher, dass Sie das richtige Auto für sich finden und viel Freude damit haben.
Vergessen Sie nicht: Der Autokauf ist eine Investition in Ihre Mobilität und Lebensqualität. Treffen Sie keine überstürzten Entscheidungen und lassen Sie sich nicht von Verkäufern unter Druck setzen. Eine gründliche Probefahrt ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass Sie die richtige Wahl treffen.