Ein unschöner Fleck unter dem Auto auf dem Garagenboden oder der Einfahrt – das lässt viele Autobesitzer zusammenzucken. Was ist das? Ist es harmlos oder ein Zeichen für einen ernsthaften Defekt? Besonders beunruhigend wird es, wenn der Verdacht auf Bremsflüssigkeit fällt. Denn ein Verlust dieser Flüssigkeit kann die Bremsleistung erheblich beeinträchtigen und somit lebensgefährlich werden. Dieser Artikel hilft Ihnen, den Fleck zu identifizieren und zu beurteilen, ob tatsächlich Bremsflüssigkeit austritt und wie Sie am besten vorgehen.
Die häufigsten Ursachen für Flecken unter dem Auto
Bevor wir uns der Bremsflüssigkeit widmen, ist es wichtig zu wissen, dass es viele verschiedene Flüssigkeiten im Auto gibt, die auslaufen können. Hier eine kurze Übersicht über die häufigsten Verdächtigen:
- Motoröl: Schwarze oder dunkelbraune, schmierige Flüssigkeit.
- Kühlwasser: Kann verschiedene Farben haben (grün, blau, rot, orange), oft süßlicher Geruch.
- Getriebeöl: Braune oder rötliche, dickflüssige Flüssigkeit mit einem stechenden Geruch.
- Scheibenwaschwasser: Meist klar oder blau gefärbt, riecht nach Reiniger.
- Kondenswasser: Klare, geruchlose Flüssigkeit, die vor allem im Sommer bei laufender Klimaanlage auftritt.
- Servolenkungsflüssigkeit: Rot oder braun, ähnlich wie Getriebeöl, aber oft dünner.
- Bremsflüssigkeit: Helle, klare bis leicht gelbliche Flüssigkeit (neu) oder dunkler (gebraucht), leicht ölig, riecht spezifisch, aber nicht stark.
Wie erkenne ich, ob es sich um Bremsflüssigkeit handelt?
Die Identifizierung der Flüssigkeit ist der erste Schritt. Achten Sie auf folgende Merkmale, um festzustellen, ob es sich um Bremsflüssigkeit handelt:
1. Farbe und Konsistenz
Bremsflüssigkeit ist in neuem Zustand meist hell, klar bis leicht gelblich. Mit der Zeit dunkelt sie jedoch nach und kann braun oder sogar schwarz werden. Die Konsistenz ist leicht ölig, aber dünnflüssiger als Motoröl oder Getriebeöl. Wenn die Flüssigkeit sehr dunkel und zäh ist, deutet dies auf eine längere Vernachlässigung des Bremsflüssigkeitswechsels hin.
2. Geruch
Der Geruch von Bremsflüssigkeit ist nicht besonders auffällig, aber charakteristisch. Er ist leicht chemisch, leicht ölig und unterscheidet sich von anderen Auto-Flüssigkeiten. Vergleichen Sie den Geruch am besten mit dem der Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter (Vorsicht: Nicht daran riechen!).
3. Position des Flecks
Wo befindet sich der Fleck unter dem Auto? Die Position kann wichtige Hinweise liefern. Bremsleitungen verlaufen entlang der Radaufhängung. Ein Fleck in der Nähe eines Rades ist also verdächtig. Auch Flecken in der Nähe des Hauptbremszylinders (meist unter dem Motorraum) oder des Bremskraftverstärkers können auf ein Leck hindeuten.
4. Bremsleistung
Das offensichtlichste Anzeichen für einen Verlust von Bremsflüssigkeit ist eine nachlassende Bremsleistung. Das Bremspedal kann sich schwammig anfühlen oder weiter durchtreten lassen als gewöhnlich. Im Extremfall kann die Bremswirkung vollständig ausfallen. Achtung: Sollten Sie eine Beeinträchtigung der Bremsleistung feststellen, fahren Sie nicht weiter und lassen Sie das Fahrzeug umgehend abschleppen!
5. Füllstand im Ausgleichsbehälter
Der Bremsflüssigkeitsstand im Ausgleichsbehälter sollte regelmäßig kontrolliert werden. Sinkt der Füllstand deutlich unter die Mindestmarkierung (MIN), deutet dies auf einen Verlust von Bremsflüssigkeit hin. Manche Fahrzeuge verfügen über eine Warnleuchte im Armaturenbrett, die bei zu niedrigem Füllstand aufleuchtet.
6. Test mit Wasser
Ein einfacher Test kann helfen, Bremsflüssigkeit von anderen Flüssigkeiten zu unterscheiden: Geben Sie etwas Wasser auf den Fleck. Bremsflüssigkeit vermischt sich mit Wasser, während Öl abperlt.
Woher kommt der Bremsflüssigkeitsverlust? Mögliche Ursachen
Wenn Sie Bremsflüssigkeit unter Ihrem Auto entdeckt haben, ist es wichtig, die Ursache des Lecks zu finden. Hier sind einige der häufigsten Gründe:
- Undichte Bremsleitungen: Korrosion oder Beschädigung der Bremsleitungen kann zu Lecks führen. Besonders gefährdet sind ältere Fahrzeuge.
- Defekte Bremsschläuche: Die flexiblen Bremsschläuche können mit der Zeit porös werden und reißen.
- Undichte Radbremszylinder: An den Radbremszylindern (bei Trommelbremsen) können Dichtungen undicht werden.
- Undichte Bremssättel: Auch an den Bremssätteln (bei Scheibenbremsen) können Dichtungen versagen und Bremsflüssigkeit austreten.
- Defekter Hauptbremszylinder: Der Hauptbremszylinder ist das Herzstück des Bremssystems. Interne Lecks können hier zu einem Verlust von Bremsflüssigkeit führen.
- Undichter Bremskraftverstärker: In seltenen Fällen kann auch der Bremskraftverstärker undicht werden.
- Undichter Ausgleichsbehälter: Der Ausgleichsbehälter selbst kann Risse oder Beschädigungen aufweisen.
Was tun bei Bremsflüssigkeitsverlust?
Ein Verlust von Bremsflüssigkeit ist kein Kavaliersdelikt. Er kann die Bremsleistung erheblich beeinträchtigen und somit lebensgefährlich sein. Gehen Sie daher wie folgt vor:
- Fahren Sie nicht weiter: Wenn Sie eine Beeinträchtigung der Bremsleistung feststellen, fahren Sie nicht weiter. Lassen Sie das Fahrzeug umgehend abschleppen.
- Suchen Sie eine Werkstatt auf: Lassen Sie das Bremssystem von einer Fachwerkstatt überprüfen und reparieren.
- Füllen Sie keine Bremsflüssigkeit nach: Das Nachfüllen von Bremsflüssigkeit ist keine dauerhafte Lösung. Es behebt nicht die Ursache des Lecks.
- Überprüfen Sie regelmäßig den Bremsflüssigkeitsstand: Kontrollieren Sie den Bremsflüssigkeitsstand regelmäßig, um ein Leck frühzeitig zu erkennen.
- Lassen Sie die Bremsflüssigkeit regelmäßig wechseln: Bremsflüssigkeit zieht Wasser an, was ihre Bremsleistung beeinträchtigt. Lassen Sie sie daher regelmäßig (alle zwei Jahre) wechseln.
Bremsflüssigkeitswechsel: Warum er so wichtig ist
Der regelmäßige Bremsflüssigkeitswechsel ist ein wichtiger Bestandteil der Wartung Ihres Fahrzeugs. Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, sie zieht Wasser aus der Umgebung an. Dieses Wasser kann zu Korrosion im Bremssystem führen und den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit senken. Ein niedriger Siedepunkt kann bei starker Beanspruchung der Bremsen (z.B. bei Bergabfahrten) dazu führen, dass sich Dampfblasen bilden. Diese Dampfblasen sind komprimierbar und beeinträchtigen die Bremsleistung erheblich (Dampfblasenbildung). Ein regelmäßiger Bremsflüssigkeitswechsel verhindert diese Probleme und sorgt für eine zuverlässige Funktion der Bremsen.
Fazit
Ein Fleck unter dem Auto sollte immer ernst genommen werden. Wenn Sie vermuten, dass es sich um Bremsflüssigkeit handelt, überprüfen Sie die Farbe, Konsistenz, Geruch und Position des Flecks. Achten Sie auf Veränderungen der Bremsleistung und kontrollieren Sie den Bremsflüssigkeitsstand im Ausgleichsbehälter. Bei Verdacht auf Bremsflüssigkeitsverlust suchen Sie umgehend eine Fachwerkstatt auf. Vernachlässigen Sie nicht den regelmäßigen Bremsflüssigkeitswechsel, um die Sicherheit Ihres Fahrzeugs zu gewährleisten.