Der Traum vom neuen oder gebrauchten Auto kann schnell zum Albtraum werden, wenn nach dem Kauf Mängel auftauchen oder das Fahrzeug nicht der vereinbarten Ausstattung entspricht. Viele Käufer fühlen sich dann hilflos und fragen sich: „Gekauft wie gesehen – Pech gehabt?”. Die gute Nachricht ist: Das stimmt so nicht! Auch beim Autokauf haben Sie als Käufer Rechte, die Sie kennen und durchsetzen sollten. Dieser Artikel erklärt Ihnen umfassend, welche Rechte Sie haben und wie Sie vorgehen können, wenn Ihr Auto nach dem Kauf Mängel aufweist oder in einer falschen Ausführung geliefert wurde.
„Gekauft wie gesehen” – Was bedeutet das wirklich?
Oftmals findet sich in Kaufverträgen der Hinweis „gekauft wie gesehen”. Viele Verkäufer glauben, dass sie sich damit von jeglicher Haftung für Mängel freisprechen können. Das ist aber in den meisten Fällen ein Irrtum!
* **Privatverkauf:** Beim Privatverkauf kann die Haftung für Sachmängel tatsächlich ausgeschlossen werden. Allerdings gilt auch hier: Der Verkäufer darf Ihnen bekannte Mängel nicht arglistig verschweigen. Wenn er also wusste, dass die Bremsen defekt sind, Ihnen dies aber nicht mitgeteilt hat, können Sie ihn trotzdem haftbar machen. Die Klausel „gekauft wie gesehen” schützt den Verkäufer nicht vor arglistiger Täuschung.
* **Händlerverkauf:** Beim Kauf eines Autos von einem Händler sieht die Sache anders aus. Hier greift die gesetzliche Gewährleistungspflicht. Der Händler haftet für Mängel, die bereits zum Zeitpunkt der Übergabe des Fahrzeugs vorhanden waren, auch wenn sie sich erst später zeigen. Ein Haftungsausschluss ist gegenüber Verbrauchern (also Privatpersonen) grundsätzlich nicht möglich oder zumindest sehr stark eingeschränkt. Die Klausel „gekauft wie gesehen” ist bei einem Händlerverkauf daher in der Regel unwirksam.
Welche Rechte haben Sie bei Mängeln am Fahrzeug?
Wenn Ihr Auto nach dem Kauf Mängel aufweist, haben Sie verschiedene Rechte gegenüber dem Verkäufer. Diese Rechte basieren auf dem Kaufrecht und der Gewährleistungspflicht.
* **Nacherfüllung:** Ihr primäres Recht ist die Nacherfüllung. Das bedeutet, Sie können vom Verkäufer verlangen, dass er den Mangel beseitigt (Reparatur) oder Ihnen ein mangelfreies Fahrzeug liefert (Umtausch). Sie haben das Wahlrecht zwischen Reparatur und Umtausch, es sei denn, eine der beiden Optionen ist unverhältnismäßig teuer für den Verkäufer.
* **Rücktritt vom Kaufvertrag:** Wenn die Nacherfüllung fehlschlägt (z.B. die Reparatur nicht erfolgreich ist oder der Verkäufer sich weigert, den Mangel zu beheben), können Sie vom Kaufvertrag zurücktreten. Das bedeutet, Sie geben das Auto zurück und der Verkäufer muss Ihnen den Kaufpreis erstatten.
* **Minderung des Kaufpreises:** Alternativ zum Rücktritt können Sie auch eine Minderung des Kaufpreises verlangen. Das bedeutet, Sie behalten das Auto und der Verkäufer erstattet Ihnen einen Teil des Kaufpreises, der dem Wertminderung aufgrund des Mangels entspricht.
* **Schadensersatz:** In bestimmten Fällen können Sie auch Schadensersatz vom Verkäufer verlangen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn Ihnen durch den Mangel am Fahrzeug zusätzliche Kosten entstanden sind (z.B. Abschleppkosten, Mietwagenkosten).
Was tun, wenn das Auto nicht der bestellten Ausstattung entspricht?
Nicht nur Mängel, sondern auch eine falsche Ausführung des Fahrzeugs kann zu Problemen führen. Wenn Ihr Auto nicht die bestellten Extras oder Ausstattungsmerkmale hat, haben Sie ähnliche Rechte wie bei Mängeln.
* **Nacherfüllung:** Sie können vom Verkäufer verlangen, dass er die fehlenden Extras nachrüstet oder Ihnen ein Fahrzeug in der bestellten Ausführung liefert.
* **Rücktritt vom Kaufvertrag:** Wenn die Nacherfüllung nicht möglich ist oder der Verkäufer sich weigert, die fehlenden Extras nachzurüsten, können Sie vom Kaufvertrag zurücktreten.
* **Minderung des Kaufpreises:** Sie können auch eine Minderung des Kaufpreises verlangen, wenn die fehlenden Extras den Wert des Fahrzeugs mindern.
Wie Sie Ihre Rechte geltend machen – Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Auto Mängel aufweist oder nicht der bestellten Ausstattung entspricht, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
1. **Mangel dokumentieren:** Machen Sie Fotos oder Videos des Mangels und notieren Sie sich alle relevanten Details (z.B. wann der Mangel aufgetreten ist, wie er sich äußert).
2. **Verkäufer informieren:** Informieren Sie den Verkäufer unverzüglich schriftlich über den Mangel. Setzen Sie ihm eine angemessene Frist zur Nacherfüllung (z.B. zwei Wochen). Senden Sie das Schreiben am besten per Einschreiben, um einen Nachweis zu haben.
3. **Reparaturwerkstatt kontaktieren:** Holen Sie sich eine unabhängige Meinung von einer Reparaturwerkstatt ein. Lassen Sie sich den Mangel bestätigen und einen Kostenvoranschlag für die Reparatur erstellen.
4. **Nacherfüllungsaufforderung wiederholen:** Wenn der Verkäufer nicht innerhalb der Frist reagiert oder die Nacherfüllung ablehnt, setzen Sie ihm eine zweite, letzte Frist.
5. **Rechtliche Beratung einholen:** Wenn der Verkäufer weiterhin nicht reagiert oder die Nacherfüllung erneut ablehnt, sollten Sie sich rechtliche Beratung bei einem Anwalt für Kaufrecht einholen.
6. **Gerichtliche Schritte einleiten:** Wenn alle außergerichtlichen Versuche scheitern, bleibt Ihnen nur noch der Weg vor Gericht.
Wichtige Tipps und Hinweise
* **Beweissicherung:** Sichern Sie alle Beweise, die Ihre Ansprüche belegen können (z.B. Kaufvertrag, Fotos, Videos, Reparaturrechnungen, Schriftverkehr mit dem Verkäufer).
* **Fristen beachten:** Achten Sie auf die gesetzlichen Fristen. Die Gewährleistungsfrist beträgt in der Regel zwei Jahre ab Übergabe des Fahrzeugs. Mängel müssen Sie dem Verkäufer unverzüglich melden, nachdem Sie sie entdeckt haben.
* **Kulanz:** Versuchen Sie, mit dem Verkäufer eine einvernehmliche Lösung zu finden. Manchmal ist es möglich, eine Kulanzregelung zu vereinbaren, bei der sich beide Parteien die Kosten teilen.
* **Rechtsschutzversicherung:** Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung haben, sollten Sie diese informieren. Die Versicherung übernimmt in der Regel die Kosten für die rechtliche Beratung und die gerichtliche Vertretung.
Fazit
Auch wenn die Klausel „gekauft wie gesehen” oft den Eindruck erweckt, dass Sie als Käufer keine Rechte haben, ist das in den meisten Fällen falsch. Insbesondere beim Kauf von einem Händler haben Sie umfangreiche Rechte, die Sie kennen und durchsetzen sollten. Wenn Ihr Auto nach dem Kauf Mängel aufweist oder nicht der bestellten Ausstattung entspricht, sollten Sie den Verkäufer unverzüglich informieren und ihm eine angemessene Frist zur Nacherfüllung setzen. Wenn der Verkäufer nicht reagiert oder die Nacherfüllung ablehnt, sollten Sie sich rechtliche Beratung einholen. Mit der richtigen Strategie können Sie Ihre Rechte durchsetzen und den Traum vom perfekten Auto doch noch verwirklichen.