Jeder kennt es: Man schraubt etwas fest, gibt noch einen kleinen Dreh… und plötzlich *knack* – die Schraube ist abgedreht oder das Gewinde ruiniert. „Nach fest kommt ab” ist nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern bittere Realität für Heimwerker und Profis gleichermaßen. Doch warum passiert das so oft und wie kann man es verhindern? In diesem Artikel tauchen wir tief in die Materie ein und zeigen Ihnen, wie Sie Schrauben richtig anziehen und unnötigen Ärger vermeiden.
Die Anatomie des Versagens: Warum Schrauben kaputt gehen
Bevor wir uns den richtigen Techniken widmen, müssen wir verstehen, was eigentlich schiefgeht. Das Problem liegt selten an der Schraube selbst, sondern vielmehr an einer Kombination aus Faktoren:
- Überdrehen: Das ist der Klassiker. Man wendet zu viel Kraft an, wodurch die Schraube überdehnt wird. Das Material gibt nach, das Gewinde wird beschädigt, und schließlich bricht die Schraube.
- Falsches Werkzeug: Ein abgenutzter oder unpassender Schraubendreher oder Bit kann dazu führen, dass man die Schraube nicht richtig greifen kann und abrutscht. Dadurch wird der Schraubenkopf beschädigt, und die Schraube lässt sich nicht mehr richtig anziehen oder lösen.
- Falsche Schraubenart: Die Wahl der richtigen Schraube für den jeweiligen Werkstoff ist entscheidend. Eine Holzschraube in Metall zu drehen ist genauso wenig zielführend wie eine Metallschraube in weichem Holz mit voller Kraft anzuziehen.
- Verschmutztes Gewinde: Schmutz, Rost oder andere Ablagerungen im Gewinde erhöhen den Reibungswiderstand. Dadurch benötigt man mehr Kraft zum Anziehen, was das Risiko des Überdrehens erhöht.
- Materialermüdung: Gerade bei älteren Bauteilen kann das Material der Schraube oder des Werkstücks ermüdet sein. In solchen Fällen ist Vorsicht geboten, da die Gefahr des Bruchs deutlich höher ist.
Das richtige Werkzeug: Die Basis für erfolgreiches Schrauben
Wie heißt es so schön? Wer billig kauft, kauft zweimal. Das gilt auch für Werkzeug. Investieren Sie in hochwertige Schraubendreher, Bits und Schraubenschlüssel. Achten Sie auf folgende Punkte:
- Passgenauigkeit: Der Schraubendreher oder Bit muss exakt zum Schraubenkopf passen. Vermeiden Sie Spielraum, um ein Abrutschen zu verhindern.
- Material: Chrom-Vanadium-Stahl ist ein bewährtes Material für Werkzeuge. Es ist robust und langlebig.
- Ergonomie: Ein ergonomischer Griff sorgt für einen sicheren Halt und reduziert die Ermüdung der Hand.
- Drehmomentschlüssel: Für präzise Arbeiten, bei denen ein bestimmtes Drehmoment erforderlich ist (z.B. beim Anziehen von Radmuttern am Auto), ist ein Drehmomentschlüssel unerlässlich.
Die richtige Schraube: Material und Anwendung berücksichtigen
Die Vielfalt an Schrauben ist riesig. Um die richtige Schraube auszuwählen, müssen Sie den Werkstoff des Werkstücks und die Art der Verbindung berücksichtigen:
- Holzschrauben: Haben ein grobes Gewinde und eine Spitze, um sich leicht in Holz zu drehen.
- Blechschrauben: Haben ein feines Gewinde und sind selbstschneidend. Sie eignen sich für dünne Bleche.
- Metallschrauben: Haben ein metrisches Gewinde und werden in vorgebohrte Löcher geschraubt.
- Spanplattenschrauben: Haben ein spezielles Gewinde, das sich gut in Spanplatten verankert.
- Maschinenschrauben: Werden mit Muttern verwendet, um Bauteile miteinander zu verbinden.
Achten Sie auch auf das Material der Schraube. Edelstahlschrauben sind korrosionsbeständig und eignen sich für den Außenbereich. Verzinkte Schrauben bieten einen gewissen Korrosionsschutz, sind aber weniger widerstandsfähig als Edelstahlschrauben.
Die richtige Technik: So ziehen Sie Schrauben richtig an
Nun zum wichtigsten Punkt: der richtigen Technik. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen, Schrauben richtig anzuziehen und Schäden zu vermeiden:
- Vorbereitung ist alles: Reinigen Sie das Gewinde der Schraube und des Werkstücks. Entfernen Sie Schmutz, Rost oder andere Ablagerungen.
- Richtig ansetzen: Setzen Sie den Schraubendreher oder Bit senkrecht auf den Schraubenkopf an. Üben Sie dabei leichten Druck aus, um ein Abrutschen zu verhindern.
- Gefühlvoll anziehen: Drehen Sie die Schraube zunächst mit Gefühl an. Achten Sie auf den Widerstand. Wenn er zu hoch ist, überprüfen Sie, ob die Schraube richtig sitzt und ob das Gewinde sauber ist.
- Drehmoment beachten: Wenn ein bestimmtes Drehmoment erforderlich ist, verwenden Sie einen Drehmomentschlüssel. Stellen Sie das gewünschte Drehmoment ein und ziehen Sie die Schraube an, bis der Schlüssel auslöst.
- Handfest reicht oft: In vielen Fällen reicht es aus, die Schraube handfest anzuziehen. Das bedeutet, dass Sie die Schraube so fest anziehen, wie Sie es mit der Hand ohne großen Kraftaufwand können.
- Nachziehen: Bei dynamischen Belastungen (z.B. bei Schrauben an Fahrrädern oder Autos) sollten Sie die Schrauben nach einer gewissen Zeit noch einmal nachziehen.
Spezialfälle: Was tun, wenn es knifflig wird?
Manchmal gibt es Situationen, in denen das Anziehen von Schrauben besonders knifflig ist:
- Festsitzende Schrauben: Verwenden Sie Kriechöl oder Rostlöser, um das Gewinde zu lösen. Lassen Sie das Öl einige Zeit einwirken, bevor Sie versuchen, die Schraube zu lösen.
- Beschädigte Schraubenköpfe: Verwenden Sie einen Schraubenausdreher oder einen Linksausdreher, um die Schraube zu entfernen.
- Ausgebrochene Gewinde: Verwenden Sie Gewindeeinsätze oder Reparaturhülsen, um das Gewinde zu reparieren.
Fazit: Mit Köpfchen und Gefühl zum Erfolg
Das Anziehen von Schrauben ist keine Raketenwissenschaft, erfordert aber ein gewisses Maß an Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Mit dem richtigen Werkzeug, der richtigen Schraube und der richtigen Technik können Sie das Risiko des Überdrehens oder Beschädigens minimieren und sicherstellen, dass Ihre Verbindungen halten. Denken Sie daran: „Nach fest kommt ab” muss nicht sein. Mit Köpfchen und Gefühl ziehen Sie Schrauben richtig an!