Kennst du das Gefühl? Du hast dir einen neuen Motorrad-Auspuff gekauft, den „Traumsound“-Auspuff, der dein Bike klingen lässt wie ein echtes Biest. Doch bevor du ihn montierst und die Nachbarschaft in Aufruhr versetzt, solltest du dich fragen: Ist das überhaupt legal? Die Antwort ist leider nicht immer einfach, denn das Thema Auspuffanlagen und Motorrad-Gesetze ist komplex und von vielen Faktoren abhängig. Dieser Artikel soll dir helfen, Licht ins Dunkel zu bringen und herauszufinden, ob dein neues Auspuffsystem wirklich legal ist.
Die Grundlagen: Was sagt das Gesetz?
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten strenge Vorschriften für Auspuffanlagen von Motorrädern. Diese Vorschriften dienen dem Schutz der Umwelt (Lärmbelästigung) und der Einhaltung technischer Standards. Die wichtigsten Gesetze und Verordnungen sind:
- Deutschland: Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO), insbesondere § 49 (Geräuschentwicklung) und § 19 (Änderungsabnahme).
- Österreich: Kraftfahrgesetz (KFG) und die dazugehörigen Durchführungsverordnungen.
- Schweiz: Verordnung über die technischen Anforderungen an Straßenfahrzeuge (VTS).
Im Wesentlichen regeln diese Gesetze die zulässige Lautstärke (dB), die Abgasemissionen und die technische Sicherheit der Auspuffanlage. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Frage der Betriebserlaubnis.
Die Betriebserlaubnis: Das A und O der Legalität
Jede Auspuffanlage, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz legal betrieben werden soll, benötigt eine Betriebserlaubnis. Diese wird entweder vom Hersteller der Auspuffanlage erteilt oder muss durch eine Einzelabnahme beim TÜV (Deutschland), der Landesprüfstelle (Österreich) oder dem Strassenverkehrsamt (Schweiz) erlangt werden. Es gibt verschiedene Arten von Betriebserlaubnissen:
- EG-Betriebserlaubnis (E-Prüfzeichen): Diese ist innerhalb der Europäischen Union gültig. Ein Auspuff mit E-Prüfzeichen darf in der Regel ohne weitere Eintragung in die Fahrzeugpapiere montiert werden, solange er für das entsprechende Motorradmodell zugelassen ist. Das E-Prüfzeichen besteht aus einem Kreis mit einem „E” und einer Zahl, die das ausstellende Land angibt.
- ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis): Diese ist nur in Deutschland gültig. Ein Auspuff mit ABE ist ebenfalls eintragungsfrei, solange die Auflagen in der ABE erfüllt sind.
- Einzelabnahme: Wenn die Auspuffanlage keine E-Prüfzeichen oder ABE besitzt oder wenn sie verändert wurde, ist eine Einzelabnahme erforderlich. Dabei wird die Auspuffanlage vom TÜV (oder einer vergleichbaren Prüfstelle) auf ihre technische Sicherheit und Konformität mit den Gesetzen geprüft.
Wichtig: Nur weil ein Auspuff ein E-Prüfzeichen oder eine ABE hat, bedeutet das nicht automatisch, dass er für dein Motorrad zugelassen ist. Achte unbedingt darauf, dass das Prüfzeichen oder die ABE auch für dein spezifisches Modell gilt. Dies ist in den entsprechenden Dokumenten (ABE-Heft, E-Prüfzeichen-Zertifikat) aufgeführt.
Die Lautstärke: Leise ist nicht immer schlecht
Die Lautstärke ist ein entscheidender Faktor bei der Legalität einer Auspuffanlage. Die zulässige Lautstärke ist in den Fahrzeugpapieren (Zulassungsbescheinigung Teil I, früher Fahrzeugschein) eingetragen. Diese darf durch den neuen Auspuff nicht überschritten werden. Die Lautstärke wird in Dezibel (dB) gemessen. Es gibt verschiedene Messverfahren, aber meist wird die Lautstärke bei einer bestimmten Drehzahl des Motorrads gemessen.
Achtung: Viele Auspuffanlagen werden mit dem Versprechen eines „sportlicheren Sounds” beworben. Dieser „sportlichere Sound” ist oft das Ergebnis einer höheren Lautstärke. Achte darauf, dass die Lautstärke des neuen Auspuffs die zulässigen Werte nicht überschreitet, auch wenn er ein E-Prüfzeichen oder eine ABE besitzt. Oftmals werden die Grenzwerte nämlich knapp eingehalten und können durch Verschleiß, unsachgemäße Montage oder Manipulationen überschritten werden.
Was passiert bei einer Kontrolle?
Wenn du mit einem Motorrad mit einer illegalen Auspuffanlage erwischt wirst, drohen empfindliche Strafen. Diese können je nach Land und Schwere des Verstoßes variieren, aber typische Konsequenzen sind:
- Bußgeld: Die Höhe des Bußgelds hängt von der Art des Verstoßes ab. Wenn die Lautstärke zu hoch ist oder die Auspuffanlage keine Betriebserlaubnis hat, kann das Bußgeld mehrere hundert Euro betragen.
- Punkte in Flensburg (Deutschland): Bei schwerwiegenden Verstößen können auch Punkte in Flensburg vergeben werden.
- Fahrzeugstilllegung: In besonders schweren Fällen kann das Motorrad stillgelegt werden. Das bedeutet, dass du das Motorrad nicht mehr im öffentlichen Straßenverkehr bewegen darfst, bis die Mängel behoben sind.
- Erlöschen der Betriebserlaubnis des Motorrads: Wenn die Auspuffanlage die Betriebserlaubnis des Motorrads beeinträchtigt (z.B. durch erhöhte Abgasemissionen), kann die Betriebserlaubnis des gesamten Motorrads erlöschen. In diesem Fall muss das Motorrad erneut vorgeführt werden, um eine neue Betriebserlaubnis zu erhalten.
Manipulationen: Lass die Finger davon!
Viele Motorradfahrer versuchen, die Lautstärke ihrer Auspuffanlagen durch Manipulationen zu erhöhen. Dies ist jedoch nicht nur illegal, sondern auch gefährlich. Typische Manipulationen sind:
- Entfernen von DB-Killern: DB-Killer sind Einsätze in der Auspuffanlage, die die Lautstärke reduzieren. Das Entfernen von DB-Killern ist illegal und führt in der Regel zum Erlöschen der Betriebserlaubnis.
- Aufbohren der Auspuffanlage: Das Aufbohren der Auspuffanlage verändert die Strömungsverhältnisse und erhöht die Lautstärke. Auch diese Manipulation ist illegal.
- Verändern der Abgasführung: Das Verändern der Abgasführung kann zu erhöhten Abgasemissionen führen und ist ebenfalls illegal.
Wichtig: Manipulationen an der Auspuffanlage können nicht nur zu Strafen führen, sondern auch die Leistung des Motorrads beeinträchtigen und die Lebensdauer des Motors verkürzen.
Was tun, wenn der „Traumsound” nicht legal ist?
Wenn du feststellst, dass dein „Traumsound”-Auspuff nicht legal ist, hast du verschiedene Möglichkeiten:
- Zurückgeben: Wenn du den Auspuff erst kürzlich gekauft hast, kannst du ihn möglicherweise zurückgeben.
- Anpassen: In manchen Fällen ist es möglich, den Auspuff so anzupassen, dass er legal wird. Dies kann z.B. durch den Einbau eines DB-Killers oder durch eine Dämmung der Auspuffanlage geschehen. Sprich am besten mit einem Fachmann, um die Möglichkeiten zu prüfen.
- Einzelabnahme: Wenn keine andere Möglichkeit besteht, kannst du versuchen, eine Einzelabnahme für den Auspuff zu erhalten. Dies ist jedoch mit Kosten und Aufwand verbunden und es ist nicht garantiert, dass die Einzelabnahme erfolgreich ist.
- Alternativen suchen: Es gibt viele legale Auspuffanlagen mit einem guten Sound. Informiere dich gut und wähle einen Auspuff, der deinen Anforderungen entspricht und gleichzeitig legal ist.
Fazit: Legalität geht vor „Traumsound”
Der Kauf eines neuen Motorrad-Auspuffs ist eine spannende Sache. Der „Traumsound” mag verlockend sein, aber die Legalität sollte immer an erster Stelle stehen. Informiere dich gründlich über die geltenden Gesetze und Vorschriften, bevor du einen neuen Auspuff montierst. Achte auf die Betriebserlaubnis, die Lautstärke und die Abgasemissionen. Manipulationen an der Auspuffanlage sind tabu. Wenn du unsicher bist, lass dich von einem Fachmann beraten. So kannst du deinen „Traumsound” genießen, ohne Ärger mit dem Gesetz zu bekommen.