Die Bremsen Ihres Autos sind ein lebenswichtiges Sicherheitssystem. Funktionieren sie nicht richtig, gefährden Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Ein zentraler Bestandteil des Bremssystems sind die Bremsbeläge. Sie sind Verschleißteile und müssen regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Aber bei welcher Belagstärke ist der Wechsel wirklich notwendig? Und welche Rolle spielt die Sicherheit dabei?
Warum Bremsbeläge so wichtig sind
Bevor wir ins Detail gehen, warum die Dicke der Bremsbeläge entscheidend ist, wollen wir kurz die Funktionsweise des Bremssystems beleuchten. Wenn Sie das Bremspedal betätigen, wird ein hydraulischer Druck erzeugt. Dieser Druck wird an die Bremszangen an den Rädern weitergeleitet. Die Bremszangen drücken die Bremsbeläge gegen die Bremsscheiben (oder Bremstrommeln bei älteren Fahrzeugen). Durch die Reibung zwischen Belägen und Scheiben wird das Fahrzeug abgebremst.
Die Bremsbeläge bestehen aus einem Trägermaterial und einer Reibschicht. Diese Reibschicht wird im Laufe der Zeit durch den Bremsvorgang abgetragen. Je dünner die Reibschicht wird, desto schlechter wird die Bremsleistung. Im schlimmsten Fall kann der Belag komplett verschleißen, was zu einem direkten Kontakt zwischen dem Trägermaterial und der Bremsscheibe führt. Dies führt zu Beschädigungen an der Bremsscheibe und zu einem erheblichen Verlust der Bremswirkung.
Die kritische Belagstärke: Wann müssen Sie handeln?
Die Frage, bei welcher Belagstärke ein Wechsel der Bremsbeläge unbedingt erforderlich ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt jedoch Richtwerte, die Sie beachten sollten. Die meisten Experten empfehlen, die Beläge zu wechseln, wenn die Reibschicht auf eine Dicke von 2 bis 3 mm reduziert ist. Einige Hersteller geben sogar noch geringere Werte an, die in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs zu finden sind. Es ist ratsam, sich an die Herstellervorgaben zu halten.
Warum diese kritische Grenze? Unterhalb dieser Grenze ist die Bremsleistung deutlich reduziert. Die Gefahr einer Überhitzung der Bremse steigt, was zu einem sogenannten Fading führen kann. Fading bedeutet, dass die Bremswirkung durch die Überhitzung nachlässt oder sogar komplett ausfällt. Darüber hinaus steigt das Risiko einer Beschädigung der Bremsscheibe erheblich, was zu teuren Reparaturen führen kann.
Achtung: Die genannten 2-3 mm beziehen sich auf die reine Reibschicht des Belags. Das Trägermaterial wird dabei nicht berücksichtigt. Es ist wichtig, genau zu messen und nicht zu schätzen. Eine optische Inspektion kann zwar einen ersten Eindruck vermitteln, ist aber keine zuverlässige Methode, um die Belagstärke zu bestimmen.
Wie Sie die Bremsbelagstärke überprüfen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Belagstärke Ihrer Bremsbeläge zu überprüfen:
- Optische Inspektion: Bei vielen Fahrzeugen können Sie die Belagstärke durch die Felgen hindurch erkennen. Achten Sie darauf, ob die Reibschicht noch ausreichend dick erscheint. Diese Methode ist jedoch ungenau und nur für eine grobe Einschätzung geeignet.
- Messung mit einem Messschieber: Die genaueste Methode ist die Messung mit einem Messschieber. Dafür müssen Sie das Rad demontieren. Messen Sie dann die Dicke der Reibschicht an verschiedenen Stellen des Belags.
- Werkstattbesuch: Die sicherste und bequemste Methode ist der Besuch einer Werkstatt. Die Mechaniker verfügen über das nötige Know-how und die entsprechenden Werkzeuge, um die Belagstärke professionell zu überprüfen.
Symptome verschlissener Bremsbeläge
Neben der regelmäßigen Überprüfung der Belagstärke sollten Sie auch auf bestimmte Symptome achten, die auf verschlissene Bremsbeläge hindeuten können:
- Quietschende oder schleifende Geräusche beim Bremsen: Diese Geräusche entstehen, wenn die Verschleißanzeiger (kleine Metallstifte) am Belag die Bremsscheibe berühren. Sie sind ein deutliches Warnsignal, dass die Beläge bald gewechselt werden müssen.
- Längerer Bremsweg: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Fahrzeug länger zum Stehen kommt als üblich, kann dies an verschlissenen Bremsbelägen liegen.
- Rubbeln oder Vibrieren beim Bremsen: Dies kann auf ungleichmäßig abgenutzte Bremsbeläge oder beschädigte Bremsscheiben hindeuten.
- Aufleuchten der Bremsverschleißanzeige: Moderne Fahrzeuge sind mit einer Bremsverschleißanzeige ausgestattet, die im Cockpit aufleuchtet, wenn die Beläge verschlissen sind.
- Verlust von Bremsflüssigkeit: In einigen Fällen kann ein starker Verschleiß der Bremsbeläge zu einem Absinken des Bremsflüssigkeitsstands im Ausgleichsbehälter führen.
Was passiert, wenn man die Bremsbeläge zu lange nicht wechselt?
Das Hinauszögern des Wechsels verschlissener Bremsbeläge kann schwerwiegende Folgen haben:
- Beschädigung der Bremsscheiben: Wenn die Beläge komplett verschlissen sind und das Trägermaterial die Bremsscheibe berührt, wird die Scheibe beschädigt. Im schlimmsten Fall muss die Bremsscheibe ebenfalls ausgetauscht werden, was die Reparaturkosten erheblich erhöht.
- Verlust der Bremswirkung: Je dünner die Beläge werden, desto schlechter wird die Bremswirkung. Im Notfall kann dies zu einem längeren Bremsweg oder sogar zum kompletten Ausfall der Bremse führen.
- Gefahr für die Verkehrssicherheit: Ein Fahrzeug mit defekten Bremsen stellt eine erhebliche Gefahr für die Verkehrssicherheit dar. Sie gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.
- Höhere Reparaturkosten: Durch das Hinauszögern des Wechsels riskieren Sie Folgeschäden, die die Reparaturkosten in die Höhe treiben.
Bremsbeläge wechseln: Selber machen oder Werkstatt?
Ob Sie die Bremsbeläge selbst wechseln oder eine Werkstatt beauftragen, hängt von Ihren Fähigkeiten und Ihrem Werkzeugbestand ab. Der Wechsel der Bremsbeläge ist grundsätzlich keine Raketenwissenschaft, erfordert aber ein gewisses Maß an Fachkenntnissen und Sorgfalt. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie die Arbeit lieber einer professionellen Werkstatt überlassen.
Vorteile des Selbermachens:
- Kostenersparnis: Sie sparen die Arbeitskosten der Werkstatt.
- Flexibilität: Sie können den Wechsel selbst planen und durchführen.
Nachteile des Selbermachens:
- Zeitaufwand: Der Wechsel kann einige Stunden dauern.
- Benötigtes Werkzeug: Sie benötigen spezielles Werkzeug, wie z.B. einen Bremsenrücksteller.
- Gefahr von Fehlern: Bei unsachgemäßer Durchführung können Fehler entstehen, die die Sicherheit beeinträchtigen.
Vorteile des Werkstattbesuchs:
- Professionelle Durchführung: Die Mechaniker verfügen über das nötige Know-how und die Erfahrung, um den Wechsel fachgerecht durchzuführen.
- Zeitersparnis: Sie sparen Zeit und Mühe.
- Garantie: Auf die Reparaturleistung erhalten Sie in der Regel eine Garantie.
Nachteile des Werkstattbesuchs:
- Höhere Kosten: Sie müssen die Arbeitskosten der Werkstatt bezahlen.
- Terminvereinbarung: Sie müssen einen Termin vereinbaren und sich an die Öffnungszeiten der Werkstatt halten.
Fazit: Sicherheit geht vor!
Die regelmäßige Überprüfung der Bremsbelagstärke ist essentiell für Ihre Sicherheit. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist und die Bremswirkung nachlässt. Wechseln Sie die Bremsbeläge rechtzeitig, wenn die Reibschicht auf 2 bis 3 mm reduziert ist oder wenn Sie andere Anzeichen von Verschleiß bemerken. Investieren Sie in Ihre Sicherheit und lassen Sie Ihre Bremsen regelmäßig von einer Fachwerkstatt überprüfen. Denn im Straßenverkehr gilt: Sicherheit geht vor!
Vergessen Sie nicht, dass auch die Bremsscheiben einer regelmäßigen Kontrolle bedürfen. Bei jedem Bremsbelagwechsel sollten Sie auch den Zustand der Bremsscheiben überprüfen lassen. Sind diese beschädigt oder zu dünn, müssen auch sie ausgetauscht werden.
Zusätzlich sollte auch die Bremsflüssigkeit regelmäßig gewechselt werden, da diese hygroskopisch ist, d.h. sie zieht Wasser an. Zu viel Wasser in der Bremsflüssigkeit kann die Bremsleistung beeinträchtigen und zu Korrosion im Bremssystem führen.
Mit diesen Maßnahmen stellen Sie sicher, dass Ihr Bremssystem jederzeit optimal funktioniert und Sie sicher unterwegs sind.