Wer kennt das nicht: Man nähert sich einer Ampel, die gerade auf Gelb springt, und entscheidet sich im Bruchteil einer Sekunde, doch noch durchzufahren. Kurz darauf folgt ein helles Blitzlicht, und die Gewissheit steigt auf: Man wurde von einem Ampelblitzer erwischt. Doch wie funktionieren diese Geräte eigentlich, und was passiert nach dem „teuren Foto”? Dieser Artikel klärt umfassend auf.
Was ist ein Ampelblitzer und warum gibt es ihn?
Ein Ampelblitzer, auch Rotlichtüberwachungsanlage genannt, ist ein System zur automatischen Überwachung von Kreuzungen, um Rotlichtverstöße zu ahnden. Sie dienen primär der Verkehrssicherheit, indem sie verhindern sollen, dass Autofahrer bei Rot über die Ampel fahren und so Unfälle verursachen. Die Installation von Ampelblitzern erfolgt in der Regel an Kreuzungen, an denen es häufiger zu Unfällen aufgrund von Rotlichtverstößen kommt.
Wie funktioniert ein Ampelblitzer genau?
Die Funktionsweise eines Ampelblitzers ist komplexer, als man vielleicht denkt. Es handelt sich nicht nur um eine Kamera, die einfach Fotos schießt. Das System besteht aus mehreren Komponenten, die nahtlos zusammenarbeiten:
- Induktionsschleifen: Unter der Fahrbahn, kurz vor und hinter der Haltelinie, befinden sich Induktionsschleifen. Diese sind mit einem Steuergerät verbunden und reagieren auf Metallmassen, sprich Fahrzeuge.
- Steuergerät: Das Steuergerät ist das „Gehirn” des Systems. Es überwacht den Zustand der Ampel (Rot, Gelb, Grün) und die Signale der Induktionsschleifen.
- Kamera: Die Kamera ist für die Aufnahme der Beweisfotos zuständig. Moderne Anlagen verwenden oft digitale Kameras, die hochauflösende Bilder liefern.
- Blitzauslöser: Der Blitzauslöser sorgt für die Helligkeit, die für ein klares Foto bei Tag und Nacht erforderlich ist.
Der Ablauf einer Rotlichtüberwachung sieht typischerweise wie folgt aus:
- Die Ampel schaltet auf Rot.
- Das Steuergerät wird aktiviert und beginnt, die Induktionsschleifen zu überwachen.
- Fährt ein Fahrzeug über die erste Induktionsschleife NACHDEM die Ampel auf Rot geschaltet hat, wird der erste Blitz ausgelöst und ein Foto gemacht. Dieses Foto dient als Beweis, dass das Fahrzeug die Haltelinie bei Rot überfahren hat.
- Überfährt das Fahrzeug auch die zweite Induktionsschleife NACHDEM die Ampel auf Rot geschaltet hat, wird ein zweiter Blitz ausgelöst und ein weiteres Foto gemacht. Dieses Foto dient als Beweis, dass das Fahrzeug die gesamte Kreuzung bei Rot befahren hat.
Wichtig: Der Blitzer wird nur ausgelöst, wenn die Induktionsschleife überfahren wird, nachdem die Ampel auf Rot geschaltet hat. Ein Überfahren bei Gelb führt in der Regel nicht zu einem Blitzerfoto, es sei denn, die Ampel ist bereits während des Überfahrens auf Rot umgesprungen.
Was passiert nach dem Blitz – Der Bußgeldbescheid
Nach dem Blitzen beginnt der administrative Prozess. Die aufgenommenen Fotos werden ausgewertet, um das Kennzeichen des Fahrzeugs zu identifizieren. Anschließend wird über das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) der Halter des Fahrzeugs ermittelt. An den Halter wird dann ein Anhörungsbogen verschickt.
Der Anhörungsbogen
Der Anhörungsbogen ist kein Bußgeldbescheid! Er dient lediglich dazu, den Fahrer des Fahrzeugs zum Zeitpunkt des Verstoßes zu ermitteln. Sie haben als Halter des Fahrzeugs das Recht, Angaben zur Sache zu machen oder die Aussage zu verweigern. Wenn Sie selbst gefahren sind, sollten Sie dies angeben. Wenn Sie nicht gefahren sind, können Sie den Namen und die Adresse des tatsächlichen Fahrers angeben.
Der Bußgeldbescheid
Nachdem die Behörde den Fahrer ermittelt hat, wird der Bußgeldbescheid verschickt. Dieser enthält:
- Den genauen Tatvorwurf (z.B. „Rotlichtverstoß, länger als 1 Sekunde”).
- Den Bußgeldbetrag.
- Eventuelle Punkte in Flensburg.
- Eventuelle Fahrverbote.
- Eine Rechtsbehelfsbelehrung, die erklärt, wie Sie gegen den Bescheid Einspruch einlegen können.
Welche Strafen drohen bei einem Rotlichtverstoß?
Die Strafen für Rotlichtverstöße sind im Bußgeldkatalog festgelegt und hängen davon ab, wie lange die Ampel bereits Rot war, als Sie sie überfahren haben.
- Einfacher Rotlichtverstoß (Ampel war weniger als 1 Sekunde rot): 90 Euro Bußgeld, 1 Punkt in Flensburg.
- Qualifizierter Rotlichtverstoß (Ampel war länger als 1 Sekunde rot): 200 Euro Bußgeld, 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
- Rotlichtverstoß mit Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer: 320 Euro Bußgeld, 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
- Rotlichtverstoß mit Sachbeschädigung: 360 Euro Bußgeld, 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
Es ist wichtig zu beachten, dass Fahranfänger in der Probezeit bei einem Rotlichtverstoß in der Regel mit einer Verlängerung der Probezeit um zwei Jahre und der Anordnung zur Teilnahme an einem Aufbauseminar rechnen müssen.
Einspruch gegen den Bußgeldbescheid – Lohnt es sich?
Sie haben die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bußgeldbescheids Einspruch einzulegen. Ob sich ein Einspruch lohnt, hängt von den Umständen des Einzelfalls ab. Gründe für einen Einspruch können sein:
- Messfehler: Es gibt Zweifel an der korrekten Funktionsweise des Ampelblitzers oder an der korrekten Auswertung der Messdaten.
- Falsche Identifizierung: Sie sind nicht der Fahrer des Fahrzeugs oder das Kennzeichen wurde falsch erfasst.
- Notstand: Sie sind aufgrund eines medizinischen Notfalls oder einer anderen Notsituation über Rot gefahren.
- Verjährung: Der Verstoß ist bereits verjährt (in der Regel 3 Monate nach der Tat).
Ein Einspruch sollte gut begründet sein und gegebenenfalls durch Beweismittel untermauert werden. Es empfiehlt sich, vor einem Einspruch einen Anwalt für Verkehrsrecht zu konsultieren, um die Erfolgsaussichten abzuklären.
Wie kann man Rotlichtverstöße vermeiden?
Die beste Strategie, um Rotlichtverstöße und damit verbundene Bußgelder, Punkte und Fahrverbote zu vermeiden, ist einfach: Seien Sie aufmerksam, fahren Sie vorausschauend und halten Sie sich an die Verkehrsregeln. Insbesondere sollten Sie:
- Sich rechtzeitig auf Ampeln konzentrieren und das Tempo reduzieren, wenn die Ampel auf Gelb schaltet.
- Sich nicht von anderen Verkehrsteilnehmern unter Druck setzen lassen, noch schnell über die Ampel zu fahren.
- Bei unklaren Situationen (z.B. schlechte Sicht) lieber anhalten, als ein Risiko einzugehen.
Denken Sie daran: Ein Rotlichtverstoß kann nicht nur teuer sein, sondern auch schwere Unfälle verursachen. Ihre Sicherheit und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer sollte immer oberste Priorität haben.
Fazit
Ampelblitzer sind ein wichtiger Bestandteil der Verkehrssicherheit. Sie überwachen Rotlichtverstöße und tragen dazu bei, Unfälle zu verhindern. Wer von einem Ampelblitzer erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Es ist daher ratsam, sich an die Verkehrsregeln zu halten und aufmerksam zu fahren. Im Falle eines Bußgeldbescheids sollten Sie Ihre Rechte kennen und gegebenenfalls Einspruch einlegen.