Der Führerschein ist in der Tasche, die Ausbildung läuft – jetzt fehlt nur noch das eigene Auto! Für viele Auszubildende ist das ein großer Traum. Doch ein neues oder auch gebrauchtes Auto kostet Geld, oft viel Geld. Eine Vario-Finanzierung kann eine Möglichkeit sein, sich diesen Traum trotz begrenztem Budget zu erfüllen. Aber ist sie wirklich die beste Option für Azubis? Wir klären auf und zeigen dir, was du bei einer Vario-Finanzierung unbedingt beachten musst.
Was ist eine Vario-Finanzierung überhaupt?
Die Vario-Finanzierung, auch bekannt als Ballonfinanzierung oder Drei-Wege-Finanzierung, ist eine spezielle Form des Autokredits. Sie zeichnet sich durch vergleichsweise niedrige monatliche Raten aus. Das klingt erstmal verlockend, insbesondere für Auszubildende mit geringem Einkommen. Der Clou liegt jedoch in der hohen Schlussrate, dem sogenannten „Ballon”.
Im Grunde schließt du einen Kredit über den Kaufpreis des Autos ab. Während der Laufzeit zahlst du monatliche Raten, die meist nur die Zinsen und einen kleinen Teil der Tilgung abdecken. Am Ende der Laufzeit stehen dir dann drei Optionen offen, daher der Name „Drei-Wege-Finanzierung”:
- Option 1: Bezahlen der Schlussrate: Du bezahlst die hohe Schlussrate und das Auto gehört dir.
- Option 2: Anschlussfinanzierung: Du nimmst einen neuen Kredit auf, um die Schlussrate zu finanzieren.
- Option 3: Rückgabe des Fahrzeugs: Du gibst das Auto an den Händler zurück.
Die Vorteile einer Vario-Finanzierung für Azubis
Auf den ersten Blick bietet die Vario-Finanzierung einige Vorteile, die sie für Auszubildende attraktiv machen:
- Niedrige monatliche Raten: Das ist der Hauptgrund, warum viele Azubis sich für diese Finanzierungsform entscheiden. Die geringe monatliche Belastung ermöglicht es, sich ein Auto zu leisten, das sonst vielleicht nicht im Budget liegen würde.
- Flexibilität: Die drei Optionen am Ende der Laufzeit bieten eine gewisse Flexibilität. Du kannst je nach deiner finanziellen Situation entscheiden, welche Option für dich am besten ist.
- Möglichkeit, ein neueres Modell zu fahren: Da die monatlichen Raten geringer sind, kann man sich eventuell ein neueres oder höherwertiges Modell leisten, als bei einem klassischen Autokredit.
Die Nachteile und Risiken einer Vario-Finanzierung
Doch Vorsicht! Die Vario-Finanzierung birgt auch einige Nachteile und Risiken, die man als Auszubildender unbedingt im Blick haben sollte:
- Hohe Schlussrate: Das ist der größte Knackpunkt. Die Schlussrate ist oft sehr hoch und kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Du musst dir sicher sein, dass du diese Summe am Ende der Laufzeit auch tatsächlich aufbringen kannst.
- Kosten der Anschlussfinanzierung: Wenn du die Schlussrate nicht bezahlen kannst und eine Anschlussfinanzierung benötigst, entstehen zusätzliche Kosten durch Zinsen und Gebühren. Dadurch kann die Gesamtfinanzierung deutlich teurer werden als ein klassischer Autokredit.
- Risiko bei Fahrzeugrückgabe: Wenn du das Auto zurückgibst, musst du darauf achten, dass es in einem guten Zustand ist. Schäden oder übermäßiger Verschleiß können zu Nachzahlungen führen. Außerdem bekommst du in der Regel nicht den vollen Restwert des Fahrzeugs erstattet.
- Hohe Zinskosten: Oft sind die Zinsen bei Vario-Finanzierungen höher als bei klassischen Autokrediten. Das liegt daran, dass der Kreditbetrag während der Laufzeit nur geringfügig getilgt wird.
- Eigentum erst nach vollständiger Bezahlung: Du bist erst nach Bezahlung der Schlussrate Eigentümer des Fahrzeugs. Bis dahin gehört es der finanzierenden Bank oder dem Händler.
Worauf du bei einer Vario-Finanzierung als Azubi achten solltest
Wenn du dich trotz der Risiken für eine Vario-Finanzierung entscheidest, solltest du folgende Punkte unbedingt beachten:
- Realistische Kalkulation: Rechne genau durch, ob du dir die monatlichen Raten und vor allem die Schlussrate leisten kannst. Berücksichtige dabei auch unvorhergesehene Ausgaben, wie Reparaturen oder steigende Lebenshaltungskosten.
- Vergleich verschiedener Angebote: Hole dir Angebote von verschiedenen Banken und Händlern ein und vergleiche die Zinsen, Gebühren und Konditionen. Achte dabei nicht nur auf die monatlichen Raten, sondern auch auf die Gesamtkosten der Finanzierung.
- Zustand des Fahrzeugs bei Rückgabe: Informiere dich genau über die Bedingungen für die Rückgabe des Fahrzeugs. Achte darauf, dass du das Auto pfleglich behandelst und Schäden vermeidest.
- Klare Vereinbarungen: Lies den Finanzierungsvertrag sorgfältig durch und stelle sicher, dass du alle Klauseln verstehst. Lasse dir unklare Punkte erklären, bevor du den Vertrag unterschreibst.
- Alternative Finanzierungsformen prüfen: Vergleiche die Vario-Finanzierung mit anderen Finanzierungsformen, wie z.B. einem klassischen Autokredit oder einem Privatkredit. Manchmal ist eine andere Option günstiger oder besser geeignet für deine individuelle Situation.
- Zukunftsperspektive berücksichtigen: Denke darüber nach, wie sich deine finanzielle Situation in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wird dein Einkommen steigen? Planst du größere Anschaffungen? Kannst du die Schlussrate auch dann noch bezahlen, wenn sich deine Lebensumstände ändern?
- Sondertilgungen: Kläre ab, ob Sondertilgungen möglich sind. Diese können helfen, die Kreditsumme schneller zu reduzieren und Zinskosten zu sparen.
Alternativen zur Vario-Finanzierung für Auszubildende
Bevor du dich für eine Vario-Finanzierung entscheidest, solltest du auch alternative Finanzierungsformen in Betracht ziehen:
- Klassischer Autokredit: Bei einem klassischen Autokredit zahlst du während der Laufzeit den Kreditbetrag kontinuierlich ab. Die monatlichen Raten sind höher als bei einer Vario-Finanzierung, dafür ist die Schlussrate geringer oder gar nicht vorhanden.
- Privatkredit: Ein Privatkredit von einer Bank oder einem Online-Kreditvermittler kann eine Alternative sein, wenn du keine spezielle Autofinanzierung benötigst. Die Zinsen können jedoch höher sein.
- Gebrauchtwagenkauf: Ein gebrauchtes Auto ist oft deutlich günstiger als ein Neuwagen. Achte aber auf den Zustand des Fahrzeugs und lass es vor dem Kauf von einem Fachmann überprüfen.
- Sparen: Wenn du noch etwas Zeit hast, kannst du versuchen, einen Teil des Kaufpreises anzusparen. Dadurch reduzierst du die Kreditsumme und die Zinskosten.
- Eltern oder Familie: Sprich mit deinen Eltern oder anderen Familienmitgliedern, ob sie dich finanziell unterstützen können. Vielleicht können sie dir einen zinsgünstigen Kredit geben oder sogar einen Teil des Kaufpreises schenken.
Fazit: Vario-Finanzierung – Fluch oder Segen für Azubis?
Ob eine Vario-Finanzierung für dich als Auszubildender die richtige Wahl ist, hängt von deiner individuellen Situation ab. Sie kann eine Möglichkeit sein, sich den Traum vom eigenen Auto zu erfüllen, birgt aber auch erhebliche Risiken. Eine sorgfältige Planung und Kalkulation sind unerlässlich. Vergleiche verschiedene Angebote, prüfe alternative Finanzierungsformen und lass dich im Zweifelsfall von einem unabhängigen Experten beraten. Nur so kannst du sicherstellen, dass du eine informierte Entscheidung triffst und dich nicht finanziell übernimmst. Denk daran: Ein Auto soll dir Freude bereiten und dich mobil machen – nicht in den finanziellen Ruin treiben!